Asylgesetzgebung: Muss sie angepasst werden?
10.11.2015 um 18:52@Gwyddion
SPIEGEL ONLINE: …die Flüchtlinge vor allem als Problem zu betrachten scheinen. Warum sehen eigentlich so wenige Politiker und Ökonomen die Chancen, die die Zuwanderung junger Menschen in eine alternde Gesellschaft bietet?
Sinn: Ja, die Altersstruktur dieser Menschen ist tatsächlich genau richtig. Viele von ihnen sind Anfang oder Mitte 20. Und wir brauchen natürlich Immigration in Deutschland, um mit der demografischen Krise fertig zu werden. Die Generation der Babyboomer ist jetzt um die 50 Jahre alt. In 15 Jahren will sie von Kindern, die sie gar nicht hat, eine auskömmliche Rente haben. Die wird sie nicht bekommen. Wir brauchen also dringend Zuwanderung. Aber, und das ist der entscheidende Punkt: Wir brauchen Zuwanderer, die wir uns selbst aussuchen, die qualifiziert sind und den Staat mitfinanzieren. Die meisten Flüchtlinge, die derzeit kommen, genügen diesen Kriterien nicht. Sie sind leider gerade keine Facharbeiter.
SPIEGEL ONLINE: In einer Situation, in der die Menschen vor Bomben, Folter und Verfolgung fliehen, funktioniert das mit dem Aussuchen nun mal nicht.
Sinn: Stimmt, deswegen sollte man das humanitäre Thema nicht mit dem wirtschaftlichen vermengen. Wir müssen Menschen, die verfolgt werden, aus humanitären Gründen aufnehmen und dürfen nicht fragen, was sie uns kosten. Aber bei denen, die nach unseren Gesetzen kein Bleiberecht haben, sollten wir uns genau überlegen, wen wir hier aus ökonomischen Gründen haben wollen.
SPIEGEL ONLINE: Deutschland braucht also ein echtes Zuwanderungsrecht?
Sinn: Ja, die SPD hat das lange gefordert. Nach kanadischem Muster.
SPIEGEL ONLINE: Die meisten Flüchtlinge stammen derzeit aber nun mal aus Krisengebieten, müssen also auch nach Ihrer Interpretation aufgenommen werden. Viele von ihnen sind jung. Sie könnten doch gut in Deutschland ausgebildet werden und unseren Arbeitsmarkt bereichern.
Sinn: Sicher. Man muss diejenigen, die da sind, in den Arbeitsmarkt integrieren und viele davon auch erst mal gut ausbilden. Und zwar selbst dann, wenn sie später zurückgeschickt werden. Es darf keinerlei Beschäftigungsverbot geben.
SPIEGEL ONLINE: Das gibt es aber bisher noch. Asylbewerber dürfen in den ersten drei Monaten in Deutschland nicht arbeiten.
Sinn: Dieses Beschäftigungsverbot ist falsch. Wenn die jungen Männer monatelang in den Lagern aufeinanderhocken und nicht arbeiten dürfen, drehen sie durch. Das kann doch gar nicht gut gehen. Die einzige Chance, die wir haben, ist es, diese Leute schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
SPIEGEL ONLINE: Wie genau könnte das aussehen?
Sinn: Die deutsche Wirtschaft boomt. Es gibt also Möglichkeiten, die Menschen in Jobs zu bringen. Nur eines ist klar: Wenn viele Geringqualifizierte auf den Arbeitsmarkt drängen, wird das die Löhne am unteren Rande drücken.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/hans-werner-sinn-zur-fluechtlingskrise-kritik-an-merkel-a-1061993.html
Und der Mann ist ja wohl alles andere als ein Linker. :D
Gwyddion schrieb:Und da immer wieder zum Thema Flüchtlinge dieser Fachkräftemangel propagiert wird, erlaube ich mir auch darauf hinzuweisen das dies einfach Humbug ist. Vlt. in einigen Sparten. Nun zu erwarten das unsere hausgemachten Fachkraftmangel-Probleme durch die Flüchtlinge gelöst werden, ist schlichtweg naiv rsp. weit an der Realität vorbei. Es wird uns Glauben gemacht, aber eine Grundlage sehe ich dafür nicht.Hierzu ein interessantes Interview mit Hans-Werner Sinn, der das offenbatrt ein ganz kleines bisschen optimistischer sieht, Auszug:
Ich rede auch nicht davon das uns die Flüchtlinge die Arbeitsplätze wegnehmen... aber es wird für Teile der Wirtschaft ein Grund sein die Gehälter nach unten zu korrigieren.. denn wenn die Flüchtlinge endlich arbeiten dürfen, werden auf die 600.000 freie Stellen natürlich mehr potentielle Interessenten fallen. Angebot - Nachfrage.
SPIEGEL ONLINE: …die Flüchtlinge vor allem als Problem zu betrachten scheinen. Warum sehen eigentlich so wenige Politiker und Ökonomen die Chancen, die die Zuwanderung junger Menschen in eine alternde Gesellschaft bietet?
Sinn: Ja, die Altersstruktur dieser Menschen ist tatsächlich genau richtig. Viele von ihnen sind Anfang oder Mitte 20. Und wir brauchen natürlich Immigration in Deutschland, um mit der demografischen Krise fertig zu werden. Die Generation der Babyboomer ist jetzt um die 50 Jahre alt. In 15 Jahren will sie von Kindern, die sie gar nicht hat, eine auskömmliche Rente haben. Die wird sie nicht bekommen. Wir brauchen also dringend Zuwanderung. Aber, und das ist der entscheidende Punkt: Wir brauchen Zuwanderer, die wir uns selbst aussuchen, die qualifiziert sind und den Staat mitfinanzieren. Die meisten Flüchtlinge, die derzeit kommen, genügen diesen Kriterien nicht. Sie sind leider gerade keine Facharbeiter.
SPIEGEL ONLINE: In einer Situation, in der die Menschen vor Bomben, Folter und Verfolgung fliehen, funktioniert das mit dem Aussuchen nun mal nicht.
Sinn: Stimmt, deswegen sollte man das humanitäre Thema nicht mit dem wirtschaftlichen vermengen. Wir müssen Menschen, die verfolgt werden, aus humanitären Gründen aufnehmen und dürfen nicht fragen, was sie uns kosten. Aber bei denen, die nach unseren Gesetzen kein Bleiberecht haben, sollten wir uns genau überlegen, wen wir hier aus ökonomischen Gründen haben wollen.
SPIEGEL ONLINE: Deutschland braucht also ein echtes Zuwanderungsrecht?
Sinn: Ja, die SPD hat das lange gefordert. Nach kanadischem Muster.
SPIEGEL ONLINE: Die meisten Flüchtlinge stammen derzeit aber nun mal aus Krisengebieten, müssen also auch nach Ihrer Interpretation aufgenommen werden. Viele von ihnen sind jung. Sie könnten doch gut in Deutschland ausgebildet werden und unseren Arbeitsmarkt bereichern.
Sinn: Sicher. Man muss diejenigen, die da sind, in den Arbeitsmarkt integrieren und viele davon auch erst mal gut ausbilden. Und zwar selbst dann, wenn sie später zurückgeschickt werden. Es darf keinerlei Beschäftigungsverbot geben.
SPIEGEL ONLINE: Das gibt es aber bisher noch. Asylbewerber dürfen in den ersten drei Monaten in Deutschland nicht arbeiten.
Sinn: Dieses Beschäftigungsverbot ist falsch. Wenn die jungen Männer monatelang in den Lagern aufeinanderhocken und nicht arbeiten dürfen, drehen sie durch. Das kann doch gar nicht gut gehen. Die einzige Chance, die wir haben, ist es, diese Leute schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
SPIEGEL ONLINE: Wie genau könnte das aussehen?
Sinn: Die deutsche Wirtschaft boomt. Es gibt also Möglichkeiten, die Menschen in Jobs zu bringen. Nur eines ist klar: Wenn viele Geringqualifizierte auf den Arbeitsmarkt drängen, wird das die Löhne am unteren Rande drücken.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/hans-werner-sinn-zur-fluechtlingskrise-kritik-an-merkel-a-1061993.html
Und der Mann ist ja wohl alles andere als ein Linker. :D