Abahatschi schrieb:Ich hätte mir erhofft Du gehst darauf ein - ich finde die Darstellung (auch im Artikel) etwas falsch, deswegen:
Richtig ist Asylbewerber (AsylbLG) bekommen weniger, aber das ist der falsche Vergleich.
Inwiefern ist die Darstellung falsch?
Der Artikel basierte auf den diffusen Behauptungen:,,Die Flüchtlinge bekommen alles und wir nichts" und:,,Da kriegt eine Familie mit 4 einfach so 3000€ monatlich".
Dann haben die Verfasser des Artikels offenbar mal recherchiert und geschaut, ob das stimmt.
Dabei kam heraus:
Die Leistungen für Asylbewerber richten sich nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Sie liegen mit 318 Euro pro Monat für einen Erwachsenen unter dem Niveau des Arbeitslosengelds II. Das von Ohse erwähnte Beispiel hat der Landkreis ebenfalls berechnet: Eine Flüchtlingsfamilie mit vier Kindern im Alter von 4, 7, 15 und 16 Jahren bekommt monatlich 1644 Euro staatliche Unterstützung. Einer vergleichbaren deutschen Familie stehen 1886 Euro zur Verfügung.Ich hab zwar seit der Grundschule keine 1 mehr in Mathe gehabt, aber 1644€ sind weit entfernt von den beanstandeten, angeblichen 3000€ netto für's Nichtstun, welche die Asylanten abzocken sollen.
Was man sich zusätzlich vor Augen führen muss, sind die unterschiedlichen Startsituationen für anerkannte Flüchtlinge und für Asylbewerber gegenüber deutschen Arbeitslosen.
Ich denke jetzt mal, die wenigsten dt. Arbeitslosen gehen direkt von der Schule in Hartz4.
Sie haben einen gewissen Erwerbshintergrund.
Es ist bedauerlich, wenn sie ihre Arbeit verlieren, das wünsche ich auch keinem.
Damit sie nicht völlig ins Nichts fallen, gibt es ein soziales Netz, dass den Fall etwas auffängt. Aber das Netz ist halt auch nur da, um grundlegende Dinge zu sichern und nicht den Erhalt des gleichen Lebensstandards, wie bei einer voll erwerbstätigen, sogar gutverdienenden Person. Von daher halte ich es für logisch, dass der Staat erstmal sagt:,,Du musst zusehen, dass du auf eigenen Beinen stehst. Nur wenn es nicht mehr geht, kümmert sich die Gemeinschaft um dich."
Die meisten einheimischen Deutschen kommen nicht aus Kriegs- und Verfolgungssituationen im Gegensatz zu echten, anerkannten Flüchtlingen. Sie haben einen gewissen Besitz, sie kommen aus einer vergleichsweise ruhigen und stabilen Situation in die Situation Arbeitslosigkeit und der Sozialhilfen.
Das ist nicht schön, keine Frage.
Aber das muss man auch mal ganz klar sagen: es ist ein Unterschied, ob gerade bei dir die Assad- oder IS-Schergen angeklopft haben, um dich ,,zum Gespräch zu bitten" und du gerade noch so weggekommen bist oder ob du gerade deinen Job als Verkäufer bei Karstadt verloren hast.
Abahatschi schrieb:- Erstausstattung: die anerkannten Migranten bekommen eine neue Waschmaschine, wer von ALG 1 ins ALGII wechseln dürfen sich eine ansparen wenn sie eine Neue brauchen.
Was sind denn anerkannte Migranten?
Du meinst wohl Leute, denen der Flüchtlingsstatus nach einem ordentlichen Verfahren zuerkannt wurde. Migranten sind keine Flüchtlinge.
Wenn diese ehemaligen Asylbewerber und nach Abschluss des Verfahrens anerkannten Flüchtlinge in eine eigene Wohnung ziehen, dann haben sie in der Regel erstmal ,,nichts". Du hast in einer Flüchtlingsunterkunft nicht lauter eigenes Gerät zur Verfügung, also Waschmaschinen etc.
Du brauchst die Sachen aber - jedenfalls sofern keine Badewanne vorhanden ist - auch in der neuen Wohnung.
Saubere und heile Kleidung und andere Dinge verbessern den psychologischen Zustand, das fördert theoretisch verschiedene Faktoren rund um Integration. Man findet eher Anschluss an die Gesellschaft, wenn man sauber und gepflegt auftreten kann, statt schmutzig und stinkend. Man geht selbst anders an Lern- und Integrationsaufgaben heran.
Es ist im Interesse der deutschen Gesellschaft, auf einem gewissen Niveau eine Erstausttattung zu geben, es ist vernünftig und fördert, richtig vermittelt, Integration.
Die deutschen Arbeitslosen starten normalerweise nicht bei 0 oder?
Sprich sie besitzen schon eine Auswahl Klamotten, Waschmaschine, Herd oder Kühlschrank. Dann besteht auch eigentlich kein Grund, ihnen bei Umzug eine ganz neue Ausstattung zu geben.
Abahatschi schrieb:- wer aus einer Flüchtlingsunterkunft in eine Wohnung zieht, wird bevorzugt behandelt, nicht so bei jemand der aus einer Sozialwohnung in eine anderen Sozialwohnung ziehen muss/soll, auch wenn er das seit langer Zeit beantragt hat und auf der Liste ganz oben steht.
Worin diese Vorzugsbehandlung besteht, weiß ich nicht. Ich weiß aber sehr wohl, dass Vermieter häufg ablehnen, wenn die Bewerber einen unsicheren Aufenthaltsstatus und/oder niedriges, möglicherweise unsicheres Einkommen haben. Genauso gibt es Beobachtungen und Studien, die belegen, dass Ausländer/Asylbewerber/Flüchtlinge eher reserviert behandelt werden, wenn es um die Vergabe einer Wohnung geht.
Ich mache Vermietern nicht zum Vorwurf, dass sie sicher sein wollen, ihre Miete zu bekommen, ihre Wohnung sauber und funktionsfähig halten wollen und dergleichen.
Aber eine bevorzugte Behandlung von Flüchtlingen oder auch schon Asylbewerbern kann ich nicht erkennen.
Die Arge/das Sozialamt zahlt sowohl bei Einheimischen als auch Flüchtlingen/Asylbewerbern die Wohnung, solange die Bedingungen stimmen.
Und wiederum: es ist vernünftig, wenn die Leute nicht zu lange in den Flüchtlingsunterkünften hocken.
Es hindert die Integration in die deutsche Gesellschaft, ständig nur mit ,,seinesgleichen" zusammen zu sein. Enge und Überbelegung erhöhen den Streß. Gerade in Massenunterkünften ist ein Lernen schwer möglich, Stichwort Lärm. Ob es nun Sprache oder berufliche Fähigkeiten sind. Bewältigung von psychischen Schäden durch Fluchtgründe oder auf der Flucht kann in Massenunterkünften schwieriger geschehen, als an einem ruhigen Rückzugsort.
Abahatschi schrieb:- ich müsste das noch recherchieren, deswegen unter Vorbehalt: angeblich sind manche Jobcenter knauserig mit Ausbildungsgutscheinen, aber für Deutschkursen sei immer Geld aus Sondertöpfen da...das kommt auch nicht gut an.
Das ist alles sachlich gesehen logisch und nachvollziehbar von der Gesetzgebung her, aber ALGII sind schon benachteiligt gegenüber der Gesellschaft und dann muss man verstehen dass sie sich aufregen. Es ist etwas zu billig zu sagen sie würden sich über die Falschen ärgern.
Kannst du natürlich untersuchen, ob das stimmt. Bis jetzt klingt das für mich wie ein Gerücht, ähnlich dem Gerücht:,,Die Ausländer kriegen alles geschenkt/X-tausend Euro".
Meiner Praxiserfahrung zufolge ist bei den Deutschkursen das Gegenteil der Fall - es FEHLTEN in den vergangenen Jahren in großem Umfang alle möglichen Bestandteile. Räumlichkeiten, Personal, Material, Kurse, Zugang zu Kursen.
Ich persönlich kann also nicht bestätigen, dass man so freigiebig mit Deutschkursen wäre.
Mit deinem letzten Satz triffst du es doch auch selbst wieder richtig: einheimische Hartzer werden, wenn sie denn benachteiligt werden, von der
deutschen Gesellschaft benachteiligt. Nicht von den Asylbewerbern und anerkannten Flüchtlingen. Die haben damit gar nichts zu tun.
Die falsche Erwartung ist, dass Hartz4-Empfänger automatisch mehr bekämen, wenn es keine Asylbewerber/Flüchtlinge gäbe.
Dieser angenommene Automatismus existiert nicht. Es gäbe auch völlig ohne Asylbewerber/Flüchtlinge noch X andere Möglichkeiten, Geld auszugeben, ohne dass Hartzer finanziell besser dastünden. Vielleicht würde das Geld auch zur stärkeren Straßensanierung verwendet.
Oder um Polizei und Feuerwehr besser auszustatten. Oder kulturelle Angebote. Oder...
Daher sage ich weiterhin: anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber sind die falsche Adresse für Ärger von einheimischen Armen.