Realo schrieb:Freiheit, Gleichheit (naja, immerhin vor dem Gesetz), Brüderlichkeit (Solidarität, eine langsam einschlafende Tugend, längst wieder durch Egozentrik ersetzt), Menschrechte/Grundrechte, teilweise von Humanismus geprägte Sozialität (inzwischen mehr vom Ellbogenkapitalismus geprägt), Sozialstaatlichkeit, Demokratie etc. - sind alles europäisch-amerikanische Errungenschaften, für die die Leute u.a. die Bastille erstürmt und den amerikanischen Bürgerkrieg ausgefochten haben.
Und Deutschland gehört nicht zu Europa, hatte also damit gar nichts zu tun?
Diese Behauptung ist nicht haltbar.
In jedem Fall gibst du damit mindestens die Existenz von Kultur, genauer von europäischer Kultur zu.
Realo schrieb:Da gibt es wohl nur die Sekundärtugenden Fleiß (Webers protestantisches Arbeitsethos), Pünktlichkeit, Sauberkeit, und leider auch die weniger tugendhaften "Tugenden" Obrigkeitshörigkeit und Kadavergehorsam, die uns zwei Weltkriege beschert haben.
Das sind distinktive Kennzeichen, ja. Und Fleiß, Pünktlichkeit und Sauberkeit sind doch positiv.
Was du abschätzig Kadavergehorsam und Obrigkeitshörigkeit nennst, ist dagegen kein spezifisches Kennzeichen.
Realo schrieb:Ansonsten noch: Trachtenlook (gottseidank nur noch auf Volksfesten), Blasmusik, Schweinsbraten, Kartoffeln und Sauerkraut (weshalb wir im Ausland teils als Kartoffel, teils als Kraut bezeichnet werden). Aber auch mit den Sekundärtugenden sind wir nicht mehr Weltmeister - fleißiger sind die Ostasiaten, und was die diversen "Küchen" betrifft, können es Franzosen, Italiener, Griechen aber locker mit uns aufnehmen. Viele Deutsche gehen "zum Griechen" essen, aber welcher Grieche geht "deutsch" essen?
Mal zum Thema Trachten: viele Länder haben traditionelle Kleidung. Das kann man nicht leugnen, auch wenn nicht jeder Bewohner des Landes jederzeit die traditionelle Kleidung trägt. Trotzdem würde keiner bestreiten, dass sie zur Kultur dazu gehört.
Auch Lederhosen und Dirndl gehören zur dt. Kultur.
Du MUSST sie trotzdem nicht tragen, keine Sorge.
Schweinebraten, Kartoffeln und Kraut - ja, das ist auch typischer Teil der dt. Küche und der dt. Kultur.
Wie Curries mit Thailand und Indien verbunden sind, Köttbullar mit Schweden...und wie jedes Land und jede Kultur so seine besonderen Gerichte hat. Auch das spricht für die Existenz deutscher Kultur.
,,Weltmeister" muss man auch nicht in etwas sein, es geht um die Identifikation von Kulturbestandteilen.
Was Griechen von deutschen Restaurants und Gerichten halten, weiß ich nicht. Aber es steht ihnen doch frei, wenn sie es wollen, in ein Restaurant zu gehen, wo es dt. Hausmannskost gibt oder Wildschweinbraten.
Realo schrieb:Da Kultur nicht unbedingt immer was Positives sein muss, dürften typisch deutsche Untugenden auch Fremdendistanz (um mal Fremdenfeindlichkeit als Steigerungsform außen vor zu lassen), zwischenmenschliche Kälte, latenter Alltagsrassismus und das scheinbar nie klein zu kriegende Herrenmenschentum gehören, sehr weit verbreitet auch die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Menschen, an deren Erscheinungsform und Lebendsweise man was auszusetzen hat. Positiv wäre zu nennen ein breites Spektrum an Hilfsbereitschaft von der freiwilligen Feuerwehr bis zur Flüchtlingshilfe und hohe Spendenbereitschaft für karitative, gemeinnützige und umweltschützende Einrichtungen. Auch hab ich eine erstaunliche bürgerliche Soforthilfe bei meinem letzten schweren Fahrradunfall erlebt, die mir wahrscheinlich mein Bein gerettet hat. Aber ob Letzteres rein deutsch ist oder nicht allerorten so, weiß ich nicht zu sagen, weil ich da keine Vergleichsmöglichkeit hab.
Achso...also bei den ,,Untugenden" bist du dir sicher, dass die typisch deutsch sind, aber bei den Tugenden meinst du, das sei nichts besonderes, sowas gäbe es doch auf der ganzen Welt selbstverständlich?
Oder wie muss man das verstehen? Finde ich etwas unfair, Kulturbestandteile nur in Bezug auf negative Punkte anzuerkennen, aber positive Kennzeichen als selbstverständlich praktisch abzuqualifizieren.
Nur so ein Tipp am Rande: nein, die positiv von dir genannten Dinge sind
nicht weltweit in gleichem Maße selbstverständlich.
Realo schrieb:Sie bezieht sich allein auf die abstoßenden "Tugenden" (Untugenden), insbesondere auf die widerlichste, nämlich das Herrenmenschentum.
So ein Blödsinn. Tut mir Leid, andere Worte hab ich dafür nicht.
Wie kommst du auf ,,Herrenmenschentum"? Das ist mir vollkommen unbegreiflich.
Realo schrieb:sondern auf die typisch deutschen Sekundärtugenden, die uns weltweit einigermaßen verhasst machen.
Again, Blödsinn. Deutschland ist nicht weltweit verhasst.
Realo schrieb:Zudem ist der Leitkulturgedanke ein Kernelement der von Huntington beschriebenen "Clash of civilizations" (Kampf der Kulturen);
Ah, jetzt kommt noch das Namedropping, man will ja zeigen, das man gebildet ist
:DRealo schrieb:wir machen es auf unsere Art dann nur, als Gegengewicht, den Islamisten nach, die versuchen, islamische Kultur aggressiv und kriegerisch zu verbreiten.
Nun, wir hacken niemandem den Kopf ab, weil er einem anderen Glauben angehört.
Wir missionieren nicht in aller Welt nach dem Motto:,,Glaub was ich glaub oder du bist tot". Wir streben nicht nach der Unterjochung und Ausrottung aller Ungläubigen. Frauen sind bei uns gleichberechtigt. Wir haben Demokratie statt einem knapp hinter Allah kommenden Möchtegernkalifen.
Ja, ich lebe lieber im modernen, säkularen Deutschland, statt in einem islamistischen Loch.
Auf das, was islamistische Fanatiker in den letzten Jahrzehnten so alles verzapft haben, kann ich verzichten.
Jetzt komm bloß nicht wieder mit dem peinlichen Geheule, das habe alles gar nichts mit Islam zu tun. Doch, hat es.
Genauso, wie der Kindesmissbrauch katholischer Priester auch die Christen was angeht.
Wir können nicht einfach sagen:,,Ist doch nicht unser Problem...". Die Moslems können es auch nicht.
Realo schrieb:Nein, wie schon dargelegt, sie fördert nicht Integration, sondern Anpassung. Integration kann nur eine flexible Schmelzkultur fördern. Leitkultur bedeutet schon vom Namen her eine verschiedene Augenhöhe: "Wir bestimmen, ihr folgt gehorsam oder verschwindet." Leitwölfe und die gehorsame Schafsherde. Das Zusammenleben mit Menschen aus anderen Kulturen muss sich anders gestalten, und dies auf gleicher Augenhöhe.
Du mal ganz banal gesagt: wir waren zuerst hier.
Nach diesem Prinzip läuft es weltweit, in jedem Land. Die Einheimischen bestimmen zuerst die Regeln des Zusammenlebens.
Nicht die Zuwanderer. Wenn ich nach Japan gehe, kann ich mich da nicht hinstellen und sagen:,,So Jungs, ich will genau so leben, wie in meinem deutschen Dorf! Mir doch schietegal, wie es bei euch so läuft!"
Sorry, dass ich das so direkt sage, aber du machst nichts weiter, als ausgelutschte Parolen der politischen Linken und Alternativen rauszukloppen.
-> ,,Deutsche Kultur gibt's gar nicht und wenn, ist sie voll blöd..."
-> ,,alle Deutschen sind Nazis..." [,,Herrenmenschen"]
-> ,,Leitkultur ist total ausländerfeindlich und rassistisch, alle Menschen haben sich auch so von selbst lieb..."
Realo schrieb:Schönes Beispiel. In Deutschland kannst du dich als Marokkaner nicht einfach mit an irgendeinen Stammtisch setzen, da heißt es: "Was willst du denn hier? Geh zurück in dein Rifgebirge und hüte Schafe."
Doch, kannst du. Sofern du dich nicht einfach zu einer Gruppe Rechtsradikaler setzt.
Das würde ich auch als Deutscher schon nicht machen, weil ich für solche Leute nichts übrig habe.
Du fragst höflich und vernünftig, wenn du die anderne Leute noch nicht kennst, ob du dich zusetzen darfst und fertig.
Oh aber ich vergaß...in deinem Deutschland gibt's ja ausschließlich stramme Nazis
:DRealo schrieb:Allenfalls wie er sich unterzuordnen hat. Kennenlernen, wie das Zusammenleben funktioniert, kann er nur indirekt, weil er von den Einheimischen ja nicht aufgenommen, sondern stets ausgegliedert wird/bleibt. Also abgelehnt aufgrund seiner "Andersartigkeit" bzw. "Fremdheit". Dabei muss es gar nicht immer gleich zu "Jagdszenen aus Niederbayern" (heute eher aus Sachsen) kommen.
Mein Gott...ist das so schwer zu begreifen? Ich weiß nicht, ob ich mich kaputtlachen soll oder sonstwas
:DMan ordnet sich AUCH unter, wenn man in ein völlig fremdes Land zieht. Ob freiwillig oder gezwungen.
Was ist da eigentlich so fucking schlimm dran? Ist nur der Ort lebenswert, wo man sich maximal selbst ausleben kann ohne Rücksicht auf sämtliche Mitmenschen?
Erwartest du echt, dass der afghanische Asylbewerber, der bisher nichts anderes kannte, als sein Bergdorf, so ganz locker flockig von selbst weiß, wie das Zusammenleben in München oder Unterhaching funktioniert?
Der alltägliche Umgang zwischen Männern und Frauen? Mülltrennung? Vereinswesen? Verhältnis von Polizei und Bürgern?
Welche Hintergründe dies und jenes Volksfest hat?
Für mich leidest du schlicht unter reinem Deutschhass. Muss schwer sein, in diesem furchtbaren Land zu existieren.
Mein Beileid.