@kofi Ich habe nie daran gedacht das Du migrantische wurzeln haben könntest, ich bemesse der Herkunft auch keinerlei Bedeutung zu, aber natürlich hast Du sicherlich andere Erfahrungen gemacht wie ich, ein anderes Denken was ja dann auch kulturell verwurzelt ist, durch wertekonforme Erziehung geprägt.
Der typische Deutsche, den gibt es wohl nicht daher kann ich Dir die letzte Frage schon nicht beantworten. Ich habe - und würde mich auch niemals an den Bahnhof stellen und klatschen wenn Flüchtlinge ankommen. Es sind doch keine Zootiere die man bewundert, oder deren Leistung man beklatschen sollte. Sie haben sicherlich schweres durchgemacht und wollen erst mal zur Ruhe kommen. Daran gedacht das dies Erwartungen hervorgerufen hat habe ich noch nicht mal gedacht. Mir waren die Klatscher suspekt. Was ich toll fand war das zum Beispiel Essen und Trinken gebracht wurde, auch Spielzeug für die Kleinen. Das war gastfreundlich und gehörte sich so. Peinlich fand ich nur das dies privat organisiert werden musste das dies nicht vom Bund aus organisiert wurde.
Den Erdogan Thread habe ich nie gelesen, werde ich wohl mal nachholen. Mein Schwiegersohn, heute 24, verheiratet mit meiner Tochter 22 hat auch durch seine Großeltern türkische Wurzeln. Beide Großelternpaare und auch die Eltern sind strikte Erdogangegner, sind seit zig Jahren in der Gülenbewegung aktiv. Von daher habe ich mich diesem Thema nie gestellt, kann teilweise auch der Theorie folgen das er den Putsch selber inszeniert hat, aber da bin ich nicht sattelfest, habe keine ausreichenden Informationen um mir eine Meinung erlauben zu können.
Angela Merkel hat, auch nur nach meiner Meinung, in der "Flüchtlingskrise" erstmals ihre eigene Überzeugung über die Interessen ihrer Wähler und vor allem ihre Parteiinteressen gestellt. Das war mutig und dafür hat sie meinen Respekt. Das sie die Asylbewerber aufgenommen hat kritisiere ich nicht. Was ich und sehr viele andere aber kritisieren ist der Umgang mit den Personen. Das war so kopflos das es auch keines Kommentars bedarf. Sie hat eine Anweisung gegeben und die Ausführenden (Innenminister) vollkommen im Regen stehen lassen. Ich bin mir sicher das in der Partei einige unterwegs waren und sind die das normale Chaos noch vergrößerten um Merkel eins auszuwischen. Ich meine jetzt ausdrücklich nicht Seehofer und Konsorten sondern auf der Ebene darunter, Staatssekretäre die es einfach mit Dienst nach Vorschrift quittierten, nicht die nötige Arbeit aufwendeten um den Zuzug geregelt vonstatten gehen zu lassen. Dies und nur dies hat zu einem Klima geführt das bei einem Teil der Bevölkerung erster Unmut aufkam. Der Unmut steigerte sich immer mehr je offensichtlicher wurde das die beteiligten Behörden immer überforderter wurden. Es war halt Chaos, und das verträgt der durchschnittliche Deutsche nicht. Es verträgt sich nicht mit unserem Staatsempfinden.
Jedem normal denkenden ist doch auch klar das der/die Ankommende nicht sofort alles weiß wie es in Deutschland ablaufen soll, was erwartet wird. Da kommt der erste, vielleicht auch typisch deutsche Fehler. Es werden keine todo Listen angefertigt, es wird erst wochenlang diskutiert was wichtig ist, was man ankommenden zumuten kann. In meinen Augen viel. Man muss ihnen nur klar sagen was man erwartet. Das sie nicht straffällig werden sollen versteht sich doch von selbst. In keinem Land darf man morden und vergewaltigen, stehlen auch nicht. Das muss man nicht erklären das versteht sich von selbst. Aber das Frauen zum Beispiel hier die gleichen Rechte haben, sie mit Respekt zu behandeln sind, das ist nicht in allen Kulturen üblich, das kann man in die Liste mit aufnehmen. ... Es ist so viel, ich kann jeder Thema nur anreißen, auch das was ich schreibe wird sicherlich wieder von vielen als falsch empfunden.
Die Deutschen haben ein ganz großes Problem, warum vieles nur halb rüberkommt. Sie verbieten sich den Nationalstolz, der aber für ein Zusammenleben unheimlich wichtig ist. Nur wenn ich auf vieles stolz bin arbeite ich mit, möchte Teil des Ganzen sein. Dann kann ich auch Werte positiv vermitteln, muss nicht heimlich darauf hoffen das der andere es so versteht. Wir können doch stolz darauf sein das wir ein Land mit einer sehr guten sozialen Absicherung sind. Aber auch erklären das jeder der vom Sozialstaat partizipieren will sich nach besten Wissen und Gewissen einbringen muss. Neid ist auch ein Thema, den gibt es in anderen Ländern kaum. Dort gönnt man denen die ein Ferrari fahren den. Hier muss man sich fast dafür schämen das man einen hat.
Jetzt werde ich wieder einen Shitstorm ernten ... Ich bin auch der Meinung das diejenigen die am meisten verteilen wollen in Deutschland diejenigen sind die am wenigsten dazu beitragen das es etwas zu verteilen gibt.
Ich bin glücklich in Deutschland geboren zu sein, stolz auf die Errungenschaften die Deutschland zu dem gemacht hat was es ist. Stolz auf den immer noch nicht ausreichenden, aber guten Sozialstaat und stolz darauf in einem Land zu leben das besonders Schutzbedürftigen Schutz und Unterhalt gewähren kann. Aber aus dem gleichen Grund muss ich doch darauf achten das nur Berechtigte Schutz erhalten, denn ansonsten können wir die Sozialleistungen nicht mehr für sie, sondern auch nicht mehr für unsere Bedürftigen zahlen. Das ist wirklich so einfach wie bei Lieschen Müller, ich darf nicht mehr ausgeben als ich einnehme sonst geht es schief.
So erst mal Pause .... das war schon viel zu weit abgeschweift, aber hat Deine Frage noch nicht mal zur hälfte beantwortet. Ich hoffe das ich zwischendurch immer mal was erhellendes schreibe. Aber frage bitte auch konkret wenn ich mich missverständlich ausdrücke oder Du etwas nicht verstehst.