Kurzzusammenfassung: Ich eruiere, dass aus meiner Sicht Memes und Humor ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden sind und nicht mehr wegzudenken sind auch wenn einzelne Personen diese ablehnen oder es anders sehen mögen. Partiell fußt das auf eigenen Erfahrungen und Beobachtungen
Füchschen schrieb:Freytag-Loringhoven: Die Erfahrungen zeigen, dass Debunking, also das schnelle Entlarven von Desinformation, durchaus Wirkung zeigt. Allerdings wird es immer schwerer, damit diejenigen zu erreichen, die sich nur noch in ihren eigenen, selbst bestätigenden Blasen bewegen. Vielleicht sollten wir wie die Gegenseite nicht nur auf die Köpfe der Menschen zielen, sondern auch auf ihre Emotionen. Manchmal funktioniert Humor besser als ein belehrend wirkender Aufklärungston. Das Katzenfoto von Taylor Swift ist ein perfektes Beispiel.
Quelle: https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/russlands-hybride-kriegsfuehrung-der-kreml-stuft-deutschland-als-leichte-beute-ein-a-6bd9e17b-239d-4873-b469-0abbf6823d6b?utm_source=pocket-newtab-de-de
Humor und Memes sind - auch wenn auch teils hier manche meinen, sie seinen in Gänze in einem ernsten Krieg unangemessen - definitiv ein gutes Wirkmittel im Informationsraum. Das schreibe ich nicht nur weil ich ggf. durch eigenes Wirken damit im Informationsraum in NAFO und unabhängig davon Präferenzen und Effekte eruiert habe, sondern weil ich über viele viele Jahre vor allem auch parallel oder vielmehr eher einen kritischen aber noch sachlichen Austausch mit dem "Gegenüber" im Netz probiert habe.
Fazit: Es ist mühselig und in der Regel erreichst du diese Leute selbst bei bester Bemühung nicht. Das heißt nicht, dass man lieber stumpf beleidigen sollte aber man muss sich bei endlicher Zeit irgendwann fragen, welcher Zweck-Mittel-Einsatz hier dienlicher ist. Endlose Kreisdebatten mit Schwurblern (stark vereinfacht ausgedrückt) bringen dir halt auch nix. Sie bringen dem Gegenüber nix. Und sie bringen Dritten die das ggf. lesen nicht, je nach Länge/Intensität. Gerade ellenlange Diskussionen veraberiten die meisten die später darauf stoßen nicht mehr wirklich. Weil Zeitmanagement / Aufkmerksamkeitsspanne heute anders als vor was weiß ich wie vielen Jahren.
Gerade als der Krieg dann begann und sich als Beispiel diese NAFO formierte und auf gewisse Formate im Schwerpunkt gesetzt hat, hat man gemerkt, dass das in Teilen einer gewissen Social-Media-Gesellschaft oder Netzgemeinschaft gut ankommt. Sind wir mal ehrlich: Viele "Netizens" (Netzbewohner) haben sich ggf. vorher nicht schon mit Osteuropaexperten und Vorträgen in Tiefe befasst. Als der Krieg anfing war man vielleicht in variablem Level sensibilisiert oder pro UA oder sogar auf der Kippe und unentschieden.
Memes oder humoristische Formate der Art folgen im Grunde dem Prinzip, dass Bilder mehr als 1000 Worte sagen. Sie sind schnell aufgefasst und verarbeitet und bringten oft durch ihre humoristische oder teils auch partiell spitzbübische-kontroverse Art Kernpunkte schnell rüber, wo es ein langer Text ggf. nicht so effektiv bei gewissen Zielgruppen kann. Wer jetzt wissenschaftlich gelernt und gearbeitet hat, hat aucht mit komplexen und akademischen Texten jetzt weniger Berührungsängste aber ein Großteil im Netz springt eher auf andere Formate und Ansprachen an.
Und Memes schaffen es sowohl im eigenen Dunstkreis als auch ggü. Dritten Punkte oft in Summe oder auf Dauer besser rüberzubringen oder vlt. auch verhärtete eigene Ansichtspunkte aufzubrechen. Eine Andekdote werde ich dazu nie vergessen: Es wurde mal jemand der sich etwas pro-russisch oder konträr auf Twitter äußerte von NAFO bzw. pro-Ukraine-Akteuren mit Memes zugespammt. Davon ab, dass vielleicht keine sachlich-glorreiche aber dennoch einfach verdaubare Gegenrede generiert wurde und gewisse Punkte nicht unkritisch stehen gelassen wurden, fing er an einen Clip aufzunehmen indem er durch seinen Tweet scrollt und alle Reaktionen und Memes zeigt. Er regte sich in dem kurzen Clip erst über das ganze Gespamme auf, wunderte sich warum das so viele seien und wo die alle herkommen würden, nahm am Ende aber auch die Memes wahr und musste am Ende selbst über einige lachen. Er hat sich also irgendwie aufgeregt, aber wurde dennoch auf der emotionalen Schiene positiv zum Lachen gebracht. Vom argumentativen Gegenüber sogar. Ich glaube, das kann bei manchen die selbst auf einer kritischen gegenüberliegenden oder unentschlossenen Seite stehen auf Dauer irgendwo Einfluss generieren. Abstrakt, wie gesagt. Andere finden es an sich nervig oder nicht gewinnbringend. Aber wenn du manche nicht mehr sachlich erreichen kannst, dann halt ggf. über Emotionen.
Es gibt sogar laufende Studien dazu und zu "Gruppen-Identität" und was diese verstärkt und löst mit Verweis auf Extremismus. Ich lauschte mal nem groben Vortrag und da war der Tenor, dass gerade irritierende und teils auf eher emotional laufender Schiene und negative Erfahrungen in solchen Gruppen am Ende langsam wie ein rollender Stein auch in eine steigende (Selbst-)Kritik dem gegenüber münden kann. Und da kann man dann mit Emotionen ggf. eher ansetzen oder Leute erreichen.
Anyway, die alte bzw. pur seriöse Art alá "Ich möcht mit dir reden, lass uns diskutieren" ist gut und wichtig aber nicht mehr alleine zielführend oder effektiv.
Nur stumpf Memes posten ist meines Erachtens aber auch oft dröge oder nicht so wirksam. Die beste Kombination für so manchen Austausch oder manche Kommentierung ist meines Erachtens eine Kombination kurzer sachlicher oder zusammenfassender Punkte, gern auch humoristisch, begleitet ggf. von visualisierten Bildinhalten oder Memes. Also quasi bissel sachlich-informativ-kritisch aber auch humoristisch unterfüttert. Man sieht auch, dass besonders ikonische Memes schnell um die Welt gehen, auch medial aufgegriffen werden können. Ein langer wissenschaftlicher Sachtext ist auch in gewissen Bereichen wichtig aber sind wir ehrlich, das tun sich viel weniger Leute an. Sie können als anstrengend empfunden werden. Memes fassen Punkte zwar ggf. unterkomplex aber doch prägnant zusammen aber verbinden diese mit Humor mit positiven oder - je nachdem - hinterfragenden Konnotationen.
Last but not least ist es auch irgendwie gut, wenn man über sein imperialistisch-desinformatives Gegenüber einfach nur noch lachen kann. Und andere animiert, mitzulachen.
Gerade bei Propagandisten und Kremlpolitikern und -fans mit offenkundigen Minderwertigkeitskomplexen.
Memes und Humor an sich sind halt einfach im Informationsraum auch gerade in dem Bereich nicht mehr wegzudenken, finde ich. Auch wenn sie allgemein oder individuell je nach Form und Typ nicht jede Person ansprechen.