Der hybride Krieg Russlands gegen die Ukraine
25.07.2024 um 14:44Füchschen schrieb:Russland wird es nie und nimmer schaffen, ein Crowdfunding auszulösen.Fairerweise muss man sagen, dass das partiell nicht ganz zutrifft. Ich habe auf Twitter (wo an sich schon viel abgeht obwohl es nur eine Plattform ist, aber IMO eine der wichtigeren im Info-Raum) slebst schon über Querverweise gesehen wie kritisch Leute Berichte von russischen Einheiten teilten, die selbst quasi crowdfunding anfragten.
Anders rum: Es gibt auch bei russischen Einheiten Aufrufe usw für Spenden. Primär aber eher in den russischen Raum gerichtet oder ggf. den BRICS-Raum. Zudem gibts sicher auch vereinzelt Sachspenden aus der russischen Bevölkerung die eher hinter dem Krieg bzw. den Truppen steht.
Mein Eindruck ist aber: Das haben gewisse russische Einheiten wenn überhaupt erst mit erheblicher Verzögerung aufgenommen bzw. fast schon eher die Ukraine/den Westen kopiert. Ich entsinne mich dass de-facto hier crowdfunding für die Ukraine zügig und zeitnah nach dem Krieg in unterschiedlichen Bereichen losging. Wenn man zynisch sein will zählen sogar schon die ersten internationalen Freiwilligen binnen der ersten Wochen als ne Art "crowdfunding". Ich selbst kann bestätigen dass meine ersten Schritte Ende Mai/Anfang Juni 2022 erfolgten als ich über ne "NAFO"-Kampagne für Schutzausstattung oder Hilfsmittel spendete, was direkt an irgendwelche Bereiche oder Einheiten ging. Zu dem Zeitpunkt ungefähr ging das dann in gewissen Bereichen richtig los oder wurde dann spürbar, spätestens, weil sich vernetzende Akteure aus der bzw. den Zivilgesellschaften diese Aktionen hochgefahren haben und sich teils auch gegenseitig motiviert haben. In der Form und Masse und aus der Motivation heraus glaube ich, ist das in Russland gar nicht vergleichbar/verbreitet gewesen.
Gerade international. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass man sich vermutlich in den meisten westlichen Nationen als ausländischer Unterstützer dann etwa für Russland strafbar machen würde da Hilfsgelder in dem Kontext hinzusenden :D
Ich denke es ist auch dem Umstand geschuldet, dass da international viel Hilfe auch von Ottonormal kam, dass man halt verstand worum es ging, und dass man imperialistische Angriffskriege (die angeblichen Gründe wegen NATO-Erweiterung oder Nazis in Kiew, sind wir mal ehrlich, waren eher Feigenblatt-Ausreden, so dünn dass man fast durchgucken kann) ablehnte bzw. als destruktives Relikt vergangener Tage sah. Auch wenn gerade im Netz die Propagandabots und harten konträren Kremlfans sehr lautstark auftreten glaube ich, dass eine breite Masse in den westlichen und sonstigen internationalen helfenden Gesellschaften verstanden hat worum es geht, auch wenn man die meist nicht in Summe auf Social Media wahrnimmt weil sie da halt nicht ihren Schwerpunkt haben.
Ich glaube man muss auch ein bisschen durch oder ein besonderer engagierter Menschenschlag sein um sich, wie andere (ich auch, zeitweise), aktiv gegen manche Desinformation wiederkehrend und häufig zu stellen. Weil sind wir ehrlich, und deswegen macht es Ottonormal vermutlich auch nicht oder tut lieber anderweitig mit Spenden usw. helfen:
Es ist anstrengend. Man muss etwas abgestumpft oder engagiert/idealistisch sein weil du gerade im aktiven Diskurs, ob der nun mit Satire und Memes oder ernst und mit versuchten Sachdiskussionen (hab alles schon probiert) geführt wird...
... gegen Wände ansprichst. Meist. Taubenschach im Faktor 10000. Du wirst gerade im Kriegsthema immer wieder mit eher schlechten Nachrichten oder hämischen Meldungen der "Gegenseite" konfrontiert. Schön ist das an sich nicht wirklich. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und es ist eher wichtig, nicht ein direktes ideologisches oder politisches Gegenüber zu erreichen oder zu manch Einsicht zu bringen weil die meisten verloren sind und alles abprallen lassen was gegen ihr enges Weltbild spricht. Sondern wichtig ist dann eher abstrakt, Leute zu erreichen die mitlesen und ggf. noch unsicher sind oder die sonst ohne Gegenrede ggf. zeitnah propagandistische Punkte die aber falsch oder verzerrt sind übernommen hätten und dann quasi an einen eigenen point of no return kommen. Es ist quasi eine sehr abstrakte Präventionsarbeit, nebst reaktiver Arbeit, wenn man so will.
Was ich sagen will ist: Es ist für viele zeitaufwändig und anstrengend und tut auf Dauer vermutlich auch mental oder seelisch nicht zwingend gut. Das beobachtete ich bei mir und anderen.
Aber: Es ist und bleibt verdammt wichtig. Es müssen genug Freiwillige machen. Wir können nicht in Debatten auf Eben der Gesellschaft und Politik nicht ständig von Resilienz gegen Desinformation reden und auf die staatliche Lösung warten, die es in perfekter Form in unserer Gesellschaftsform glaube ich eh nie wirklich geben kann. Wir müssen selbst aufstehen, resilienter werden, medienkompetenter werden um falsche unlautere Einflüsse zu erkennen.
Meines Erachtens gehört da aber auch zu, selbst mal aktiv gegen so was zu kommentieren. Anders rum: Dass Leute das immer wieder tun gibt die notwendige Gegenrede und erzeugt im Desinformationswirrwarr ein gewisses Gegengewicht, die Möglichkeit einer Abwägung für unbedarfte Dritte, ein bisschen mehr Informationssicherheit, wenn konkret und objektiv etwa Fake News von Hinz und Kunz selbst widerlegt werden mit Quellen und stichhaltigen Argumenten.
So abgedroschen das klingt und nein, das ist kein Aufruf dass jede Person die im Netz rumturnt jetzt aktiv den Diskurs oder so suchen soll mit dem Gegenüber, aber: Gesellschaftliche Resilienz startet mit jedem einzelnen, jeder einzelnen in dieser. Die besten sind die, die gar nicht erst komplett abdriften und mit denen muss man sich später dann nicht anderweitig rumschlagen :D