cejar schrieb:Was mich ein bisschen nervt ist dieses dauerhafte Resilenz-Gelaber von jemandem, der nie in der Bundeswehr gedient hat. Kannst Du Dir vorstellen, das etliche hier im Thread MGs geschossen, Handgranaten geworden und ABC-Aberwehrausrüstung getragen haben und dabei festgestellt haben, das man weder von den Waffen getroffen, noch die Ausrüstung jemals brauchen will? Im Gegensatz zu Dir habe ich die Ausbildung und werde sie auch nutzen, wenn es sein muss - aber wir können eben alles dafür tun, das es niemals sein wird.
Wann ist der Irrglaube entstanden, ich würde es geil finden wenn wir alle kollektiv ran müssen wie die Ukrainer um im Graben oder den Straßen zu leiden, zu kämpfen, zu bluten? Weil das dein Subtext aussagt, zumindest deute ich es so. Das Gegenteil ist der Fall: Ich will, dass wir als Gesellschaft insgesamt resilient und befähigt sind. Das heißt übrigens auch Katastrophenschutz, KRITIS, Mindset, etc. pp und nicht nur rein militärisch, aber besonders auch da.
Dann nervt es dich halt. Ja, warum eigentlich? Weil ich will, dass wir wehrhafter sind? Was nervt dich daran?
Der Sinn ist, dass wir so befähigt sind, dass ein feindlicher Akteur das im Rahmen seiner Analysen auch bemerkt und eine Wahrscheinlichkeit für bewaffnete Konflikte zu unserem Nachteil weitaus geringer, im Idealfall gänzlich negiert wird weil das Ergebnis ist: "Lohnt sich nicht, nicht mal bisschen Zündeln am Rande der Allianz". Weil wir und alle anderen Partner und Verbündeten in Summe so stark sind, dass es sich einfach nicht für opportunistische Angreifer lohnt.
Und deswegen biste dann genervt? Ja gut, ich mein, die Alternative wäre im worst-case, dass wir nicht nur als Land sondern Bund in Europa nicht stark genug sind und nicht genug präventiv abschrecken, dass du dann auch im worst-case wieder das alte Gerödel anziehen darfst. Ich weiß jetzt nicht, was die bessere Alternative ist.
Wahnsinn, wie man noch sinngemäß getreten und belächelt oder verachtet wird, wenn man mehrfach und eindringlich warnend auf den Plan tritt und (eigentlich schon zu spät, das hätte vor vielen Jahren einsetzen müssen) auf die Gefahren und gewisse Notwendigkeiten hinweist. Aber wenn du oder andere die so argumentieren sich besser fühlen, wenn sie noch auf Mahner argumentativ eindreschen und von jenen genervt sind, weil vielleicht die vormals heile Blase mehr als zuvor ins Wanken gerät, ja gut, macht ihr mal.
Ja mein Gott, ich wünschte wir müssten kollektiv auch nicht mehr Gelder und Pflichten oder Zwänge auf uns nehmen müssen. Es wäre schöner, wenn wir den Kopf in den Sand stecken können weil alles dufte ist. Aber augenscheinlich sind die relativ ruhigen Zeiten jetzt erst mal vorbei.
Jo, ich hatte noch keine Lochkoppel an und Szenarien gegen "Rotland" erlebt und auf Pappscheiben geschossen. Nein, ich war nicht im akuten Einsatz wo es mehr als nur Theorie ist, schoß nicht auf andere und wurde nicht beschossen, hatte niemanden im Krieg verloren. Ja und? Weiß ich deshalb nicht, wie schrecklich Krieg ist? Sah ich doch regelmäßig.
Aber ich diene anderweitig, gehe perspektivisch in die Reserve und darf ich dann als Bürger nicht auch optimalen Schutz und gesellschaftliches Interesse verlangen? Muss ich erst selbst Feuerwehrmann oder Polizist oder Rettungssanitäter gewesen sein, wenn ich optimale Ausstattung und Befähigung für Blaulichtorganisationen fordere? Muss ich im Katschutz gewesen sein, wenn der besser beachtet und ausgerüstet werden soll? Muss ich Chefkoch gewesen sein wenn ich halbwegs gescheites Essen im Restaurant erwarte?
Muss jeder Sicherheitsforscher der Problematiken von einer anderen Ebene beachtet und mahnt vorher beim Bund gewesen sein und AGA durchlaufen haben?
"HAM SE DENN ÜBERHAUPT JEDIENT?!" als Meme-Reaktion. Ne, militärisch zumindest (noch) nicht. Ist mein Argument jetzt magisch weniger legitim? Man weiß es nicht
:DAls Anmerkung: Es sind hier thematisch diverse Backgrounds legitim, nicht nur ein rein militärischer.
Um künftigen Missverständnissen vorzubeugen ist es eigentlich simpel, was ich mir als Idealvorstellung wünsche:Wir schrecken als Gesellschaft besser ab indem wir unsere Gesellschaft divers (in mehreren Themengebieten) befähigen und wehrfähiger im Sinne der Verteidigung werden. Die Schritte sind komplexer als die Kurzzusammenfassung, aber im Grunde ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es geht nicht darum aktiv provokativ dem Kreml oder Russland mit irgendwas zu drohen, das ist schließlich ja der Habitus des Kreml und nicht unser Weg. Es geht darum in gewisse Bereiche mehr zu investieren und ein Interesse zu steigern, sei es der Kat-Schutz, ein Ehrenamt, die Bundeswehr, politische Maßnahmen zum Schutz von KRITIS, und und und.
Bin ich jetzt wirklich der Böse? Weil ich in nicht all diesen Bereichen selbst einen Vorlauf habe? Ich bin mit mir zumindest im Reinen weil ich aus meiner Sicht etwaige Probleme erkannt habe(n will) und auch im mir verfügbaren (Zeit-)Rahmen versuche selbst dazu beizutragen. Was ich genau mach(t)e schreib ich hier aus gewissen Erwägungen nicht rein, aber perspektivisch versuche ich das noch durch ein Wirken in der Reserve zu ergänzen. Nicht weil ich irgendwie geil darauf wäre ran zu müssen. Sondern um abstrakt einen Beitrag zu leisten und sollte es doch soweit kommen, dann befähigter zu sein.
Ich tue im Rahmen meiner Möglichkeiten also was ich kann und bin mit mir im Reinen. Wenn das wem, weil ich bis dato keinen akuten BW-Vorlauf hatte, nicht passt: Ja gut, dann ist das so.
Nichts für Ungut wenn das jetzt auf manche bissig oder pikiert wirkt aber ja, mich nervt so was wiederum halt dann. Das erwarte ich von mir aus vom argumentativen Gegenüber, das auch eindeutig Kreml-affin oder konträr ist. Nicht von jemandem, der vom Warnen genervt scheint aber dann zugleich betont, im Zweifel sinngemäß Gewehr bei Fuß zu stehen - auch wenn ich hoffe, dass es nie soweit kommt, aber sind wir nicht eigentlich auf der selben Seite, grob gesehen?
Naja, was solls. Kein böses Blut am Ende, wenns halt manche nervt, nervt es halt manche. Ich finde unabhängig davon, dass uns fordernde Zeiten entgegenstehen und wir aus dem partiell noch anhaltenden Mindset der "Friedensdividende" rauskommen müssen. Zum Eigen- und Bündnisschutz. Damits hoffentlich nicht noch mehr knallt.