Ich entsinne mich (ist natürlich jetzt Erinnerung) die ersten Artikel gelesen zu haben, wo "schlicht" von einer Enthauptung in einem Vorort gesprochen wurde, dass ein Täter angeschossen oder erschossen wurde, dass die Leute das Gebiet meiden mögen und dass Antiterroreinheiten zugeschaltet wurden.
In meinem Kopf war schon bei der Schlagzeile "Enthauptung" relativ klar, welcher Ursprung das wohl sein musste und es wurde bestätigt. In kurz darauf nachfolgenden Artikeln wurden dann die Allahu Ackbar-Rufe erwähnt. Okay soweit.
Ich sehe da eine Zwickmühle. Wenn anfangs eine Tat unklar ist, sollte man auch nur weitergeben, was bekannt ist. Das muss also nicht immer ein redaktionelles Rumdrucksen sein wenn keine bestätigten Infos haben.
Andererseits: WENN es redaktionelles Rumdrucksen ist, ist das absolut töricht, da rumzutänzeln. Wieso denn?
Ich erwarte bei klaren Indizien (muss nicht der erste Artikel sein der sofort kurz nach der Tat veröffentlicht wird), dass:
- Linksextremismus
- Rechtsextremismus
- Islamismus
- Sonstiges (Amoklauf, psychische Instabiliät, etc)
klar benannt werden. Ich kann etwas sachlich und klar benennen oder eben die Mutmaßung in den Raum stellen, wenn es dafür Anhaltspunkte gibt. Alles normal, ohne Emotionalität oder eigene Interpretation.
Das Schlimmste was mitunter passieren kann ist, den medienweiten Eindruck (also nicht nur beschränkt auf wenige Zeitungen die ggf. ideologisch-politisch auch anders ihre Schwerpunkte setzen, man es quasi dadurch fast schon 'verzeihen' kann) zu etablieren, man würde kritische Themen vermeiden wollen. Das treibt im worst-case noch mehr Leute in Extremismen, einerseits die die daran anstoß finden und indirekt und abstrakt jene, die durch runterspielen und geringeres Tätigwerden in Gesellschaft und Politik nicht davon abgehalten werden, sich dem entsprechenden Extremismus anzuschließen oder abzurutschen.
Die meisten - bis auf die, die es meist betrifft - haben kein Problem, Rechtsextremismus als das derzeitige Problem zu beschreiben und zu benennen, das uns im politischen Sinne derzeit neben anderen gesellschaftlichen Themen (Klima, etc) antreibt. Das ist wichtig und gut.
Ich verstehe aber nicht, wieso dann manche (ob / wenn manche Medien, sowie Individuen) ein Problem damit haben, islamistische Taten oder Probleme zu benennen, wenn sie auftreten oder sich abzeichnen. Man hat mit der Klassifizierung "Islamismus" / "islamistisch" schon eine Kategorie geschaffen, die das in weiten Teilen von der Religion(sausübung unter normalen Umständen) trennt und sich auf Jihadismus usw. bezieht.
Diesem und dem anderen Umstand geschuldet, dass nicht nur Rechtsextremisten sondern auch Islamisten die Verfassung aushebeln wollen, möge man dann auch bitte sinngemäß "Feuer frei!" geben.
Aber es zeigt sich eben in jedem Fall, was passiert, wenn eine Extremismusform ob hier oder sonstwo überhand gewinnt: Man kann sie nicht mehr wirklich leugnen. Und sollte es dann auch nicht. In Frankreich könnte es scheinbar der Islamismus sein, hier derzeit eher Rechtsextremismus.
Wir haben zwar derzeit unsere eigenen Probleme was Extremismus angeht, ich hoffe aber, dass uns "französische Verhältnisse" erspart bleiben. Damit meine ich perspektivisch auch das, was noch kommen mag.