roadcaptain schrieb:Der jetzige Zustand der Bundeswehr ist doch nicht von heute auf morgen entstanden sondern er ist das Produkt einer langen Entwicklung, an der schon die Leute, die in den 70igern zur Bundeswehr gekommen sind und die heute zwischen 60 und 70 Jahre alt sind maßgeblich beteiligt waren.
Die Entwicklungen in der Bundeswehr werden vor allem politisch gesteuert, da die BW eine Parlamentsarmee ist.
Die Herren Generäle sind in dem Fall ausführendes Element und ich höre durch die Bank weg keinen, der mit der derzeitigen Situation zufrieden ist.
Das bezieht sich in diesem Fall auf die personelle und materielle Situation.
roadcaptain schrieb:Was ist denn heute die Motivation, zur Bundeswehr zu gehen und evtl. dabei bleiben zu wollen?
Ein krisensicherer Arbeitsplatz, der durchaus interessant ist sowie sehr gute weiterbildungschancen auch nach der Bundeswehr sowie ein recht gutes Gehalt.
roadcaptain schrieb:Ich weis nicht, ob es hierher gehört, aber wenn ich heute Soldaten in Uniform in der Öffentlichkeit sehe, so hätte sich damals keiner getraut, zum Antreten morgens und mittags zu erscheinen
Ich hab ja schon vorher gelesen, bei was für einem Verein du warst.
Und da kann man sagen, dass da ganz klar differenziert wird:
Bei der Infanterie findet man seit jeher nicht Deutschlands geistige Elite. Das sind die Leute, die ohne nachzudenken aus dem Marder springen, während jeder normaldenkende die Rübe unten lässt.
Diese Leute müssen etwas straffer geführt werden als andere, ich habe das im Einsatz selber erlebt, wenn sie nicht permanent beschäftigt werden und sei es mit dummfick, dann machen sie Mist.
Was du auf Messen triffst, sind Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung, Lebenserfahrung und vor allem Diensterfahrung, denn sie sollen den Leuten ja was sagen können und nicht nur aus der AGA berichten. Diese Leute putzen nicht alle drei Minuten ihre Schuhe. Und ja, die haben einen kleinen Diener an, weil er angenehmer zu tragen ist und es wird sicherlich genehmigt sein. Viel besser als den großen vollzuschwitzen... sieht nämlich auch kacke aus.
Wir haben in unserer Kompanie Leute, die haben seit einem Jahr ihre Stiefel nicht mehr geputzt, aber weißt du was? Die machen ihren Job und das gut.
Im Übigen sind es Uffze und Stuffze. Das ist die Abkürzung für Unteroffizier und Stabsunteroffizier, es gibt keine Ünteroffiziere. Sollte man als ehemaliger SaZ2 eigentlich wissen.
roadcaptain schrieb:Ich fand die geforderte Diziplin damals schon etwas überzogen, aber heute wäre etwas mehr schon gut um das Ansehen der Bundeswehr wieder herzustellen. Im Büro läuft man ja auch nicht mit ungeputzen Schuhen herum und vor allem beim Standdienst auf einer Messe wird von zivilen Unternehmen Wert auf ein gepflegtes Äußeres gelegt. Warum ist das bei Soldaten nicht mehr nötig?
Ansehen wiederherzustellen? Das Ansehen war noch nie gut, zu keiner Zeit. Da gibt es nichts wiederherzustellen. Höchstens etwas herzustellen.
Aber ganz ehrlich? Das wird nicht durch Schuhe putzen und irgendwelche schicken Anzüge oder geputzte Autos hergestellt.
Sicher muss ein vernünftiges Erscheinungsbilld in die Öffentlichkeit getragen werden, aber ich sehe da eher mal andere Probleme.
Und ich sag's nochmal, viel wichtiger ist, dass wir unseren Job machen und das können wir nur, wenn man uns auch das Material gibt.
Wenn bei uns in der Kompanie ein Uffz angeschissen und dummgefickt wird, weil seine Schuhe Scheiße aussehen, dann muss der Gruppenführer immer daran denken, dass er spätestens im Einsatz auf ihn angewiesen ist und dann kann man als Gruppenführer ziemlich schnell gegen die Wand laufen.
Bei uns ist deswegen die Hierarchie auch eher niedrig gehalten, Mannschafter haben wir fast gar nicht.