paxito schrieb:Ich zitierte Stoltenberg und den Chef von Rheinmetall, deren Einschätzung ich teile. Dieser Krieg wird noch sehr lange dauern,
Man muss dazu aber sagen, dass die diese beiden Herren, schon allein aufgrund ihrer jeweiligen Position, gar nicht zu 100% objektiv sein können und ihre Aussagen deshalb auch im Zusammenhang gewertet werden müssen.
Papperger ist in allererster Linie ein Unternehmer, der Gewinn erwirtschaften will.
Soll heißen, er will Aufträge und zwar so viele wie möglich.
Ich will nicht so weit gehen, zu behaupten, dass es ihm egal ist, an wen er verkauft. Aber sein primärer Beweggrund ist ganz sicher nicht eine moralische Verpflichtung gegenüber der Ukraine. Ich würde ihn dsbzgl eher in der selben Kategorie wie den belgischen Waffenhändler, der für seine alten Leo-1 nun 500.000€ das Stück verlangt, sehen. Sprich, Umsatz (Gewinn) ist sein eigentliches Motiv.
Kurzum: Würde er von einem kurzen Krieg sprechen, wäre dies schlecht für's Geschäft.
Dazu kommt auch noch, dass seine Äußerung der Gegenprobe nicht standhält:
Sollte er tatsächlich von einem langen Krieg ausgehen, wieso nutzt er dann die Produktionskapazitäten nur zu 2/3 aus und folgt nicht stattdessen der von Pistorius geäußerten Empfehlung, alles bereits auf Maximum hochzufahren?
Würde der Krieg, wie von Papperger "prognostiziert", tatsächlich noch sehr lange dauern, würde Rheinmetall das vorproduzierte Zeugs ja dann zwangsläufig anschließend auch mit Kusshand loswerden. Da widerspricht er sich also im Grunde.
Nehmen wir jetzt noch die geplante Panther-Fabrik in der Ukraine:
Laut Papperger braucht die Ukraine 600 Kampfpanzer um den Krieg zu gewinnen. Wieso wird dann nicht stattdessen eine Leo-2-Fabrik geplant?
Könnte es sein, dass man den Panther auf dem Markt etablieren möchte, um somit die Entwicklungskosten wieder reinzubekommen?
Ohne eine derartige Produkt-Puschung bliebe der Panther vmtl eher ein Ladenhüter.
Drum taugt Papperger mMn nicht als Referenz, was die Dauer des Krieges anbelangt.
Stoltenberg hingegen hat die primäre Aufgabe die NATO bestmöglich zu stärken, zukunftssicher aufzustellen, und dabei auch noch alle Mitgliedsstaaten, ihren Möglichkeiten entsprechend, mitzuziehen.
Er kann also (öffentlich) gar nicht von einem kurzen Krieg ausgehen, denn das hätte zur Folge, dass die "Zeitenwende" einschläft und diverse Länder sich zurücklehnen. Diese Einschätzung muss also so gesehen werden, dass er verhindern will, dass die Bemühungen nachlassen.
Daneben will Stoltenberg der Ukraine aber auch tatsächlich helfen, ganz ohne wirtschaftliche Interessen, denn sie bekämpft (schwächt) nunmal den gemeinsamen Feind. Langfristig sieht Stoltenberg die Ukraine außerdem ja auch als NATO-Mitglied.
Kurzum: Stoltenbergs Äußerung ist ein Worst-case-Szenario, was nicht zwangsläufig dem zu erwartenden Kriegsverlauf entspricht.