Röhrich schrieb:cejar schrieb:
Aus moralischer Sicht, geschenkt, wäre ich bei Dir. Aber wie genau hat eine Pipeline die Sicherheit gefährdet?
Seit dem Kriegsbeginn mit der Ukraine 2014 haben wir uns weiter in die Abhängigkeit begeben, von 35% auf über 55% vom russischen Gas.
Trotz mehrfacher Versuche ist es dir nicht gelungen, zu belegen, inwiefern der Bau von Nord Stream 2 die Sicherheit gefährdet hat.
Durch Nord Stream 2 ist nicht ein Kubikmeter Gas geflossen, die Abhängigkeit von 55% ist also ganz ohne diese Pipeline zustande gekommen.
Ja, richtig, man hätte auch ein Flüssiggas-Terminal bauen müssen, dass es nicht geschehen ist, war ein Fehler, aber keiner, der sich auf Nord Stream 2 zurückführen lässt.
Deine Behauptung, man hätte den Anteil von russischem Gas durch Nord Stream 2 erhöht, lässt sich jetzt nicht mehr belegen. Es bleibt also eine Behauptung ohne Beweise.
Tatsächlich ist Nord Stream 2 erst einmal nur eine Pipeline. Wieviel Gas man dadurch bezieht kann man dann immer noch der sicherheitspolitischen Lage anpassen. Aber Nord Stream 2 sollte vor allem die Abhängigkeit von der Yamal-Pipeline beenden. Die führt durch Länder wie Tschechien, Polen, Ukraine und Gott bewahre Weißrussland. Was man von Lukaschenko zu halten hat, wissen wir alle, welchen Weg die Ukraine noch gegangen wäre vor dem Krieg war auch unsicher (und ist es mehr denn je) und dass Polen mit der PiS-Partei ein Rechtsstaatproblem hat, sollte auch bekannt sein. Vom guten Willen dieser Länder soll Deutschland also abhängig bleiben? Etwas inkonsequent, wenn man gleichzeitig die Unabhängigkeit von Russland als Gefahr hochhält.
Was die Solidarität zu sogenannten Partnerländern betrifft, kann ich folgendes beisteuern. Schon einmal etwas vom "Reverse Flow" gehört?
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/europas-gasversorgung-in-aller-stille-1.3031452-2Sie protestieren heftig gegen das Projekt, mit dem Moskau und Berlin sie umgehen wollen. Dabei geht es indes - anders als bei früheren Gasstreits 2005 und 2009 - nicht mehr in erster Linie um die Versorgungssicherheit. Kiew ist nicht länger damit erpressbar, dass 40 Millionen ukrainische Bürger frieren, wenn Moskau den Hahn zudreht. Seit dem vergangenen Jahr kauft die Ukraine kein Gas mehr vom großen Nachbarn, sondern erwirbt es in Westeuropa, im sogenannten reverse flow. Was nicht heißt, dass es sich nicht letztlich um russisches Gas handelt. Es kommt jetzt nur aus der anderen Richtung.
Da schau her: Die Ostseepipelines sorgen sogar dafür, dass die Ukraine weniger von der Willkür Russlands anhängig ist. Redundanz zahlt sich hier aus.
Doch alle Projekte eint eines: Wird die zweite Ostsee-Leitung fertig, gelangen neue Mengen auf den europäischen Markt - teure Flüssiggas-Terminals und lange Leitungen zum Kaspischen Meer könnten dann unwirtschaftlich werden. Letztlich würde dies die Stellung Gazproms auf dem europäischen Markt vergrößern. Und damit auch die wechselseitige Abhängigkeit.
Kann es vielleicht sein, dass weniger die Sicherheitspolitik bei den Protesten der Ostseenrainer eine Rolle spielt, als vielmehr die Furcht, dass sich ihre Flüssiggasterminals nicht mehr amortisieren? Dabei sollten die doch in erster Linie die eigene Energieversorung sicherstellen, und nicht ein Goldesel sein, oder? Nun gut, diese Furcht hat sich durch den Krieg in der Ukraine erst einmal erledigt. Ist es am Ende vorstellbar, dass sich an gewisser Stelle klammheimliche Freude breit gemacht hat, als Putin seinen Krieg begonnen hat?
Nun, wie auch immer: Nord Stream 2 ist kein sicherheitspolitisches Problem, nie gewesen. 55% Abhängigkeit ohne Alternativen sind es, seien es nun Schröder oder Gabriel oder Steinmeier, oder die Berater von Merkel, die das zu verantworten haben.