Russland das Buhland... aber warum?

Die nächste widersprüchliche Meldung aus dem Kreml.
Eben was die vielen Ausweisungen der russ. Diplomaten betrifft in den westlichen Ländern. Medwedew meint, sie sind sinnlos und gehen ins Leere.

Medwedew will harte Reaktion auf Ausweisungen

Der frühere russische Präsident, Dmitri Medwedew, kündigt eine harte Reaktion auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus westlichen Ländern an. „Es wird symmetrisch und destruktiv für die bilateralen Beziehungen sein“, so der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates in seinem Telegram-Kanal. Die Ausweisung von Diplomaten als Druckmittel sei eine Gepflogenheit, die „sinnlos“ sei und „ins Leere“ führe.

Quelle: https://orf.at/live/5140-Gouverneur-Russen-halten-keine-Gebiete-mehr-in-Sumy/

Also warum will Medwedew harte Reaktionen wenn solche Druckmittel eh sinnlos und ins Leere führen? Da würd es ja dann gar nix zum Aufregen geben, wenn er Recht hätte, oder? Bei solcher Wortwahl kann man sich aber schon fragen, ob die Leere nicht wo anders vorherrscht, nämlich im Kopf der solchen Unsinn spricht/schreibt?

Jetzt maschieren sie heim, soviele unzählige Diplomaten. Nix is mehr mit Händeschütteln und "das Buffet ist eröffnet" der Wichtigmacher-Botschaftsparty. Jetzt heisst es daheim kämpfen um mögliche Nähe zu Meister Putin, schaun was dort vom Tisch fällt, dass man es erwischt. Bei der Menge was an russ. Diplomaten heim müssen kann man sich schon fragen, wo die alle unter kommen wollen? Da sind jetzt dann die Ellbogen gefragt.

Doverex schrieb:Also warum will Medwedew harte Reaktionen wenn solche Druckmittel eh sinnlos und ins Leere führen? Da würd es ja dann gar nix zum Aufregen geben, wenn er Recht hätte, oder?

@Doverex

Ich verstehe was er sagen will so:

„Es wird symmetrisch und destruktiv für die bilateralen Beziehungen sein“:
Bedeutung: symmetrisch: Was ihr mit unseren Diplomaten macht, machen wir mit euren.
Destruktiv: Wir reden nicht mehr miteinander

"Die Ausweisung von Diplomaten als Druckmittel sei eine Gepflogenheit, die „sinnlos“ sei und „ins Leere“ führe".
Bedeutung: Albern, was ihr macht. Das kratzt uns nicht.

MarinaG. schrieb:irgendwer hatte hier irgendwo (ich finde das jetzt nicht mehr) geschrieben: Putin pokert nicht, er spielt Schach.
Ich muss gestehen, dass ich, rein intuitiv, einen ähnlichen Eindruck habe.

Stimmt aber nicht, denn beim Schach kann man nicht lügen. Also eine denkbar ungeignete Vorlage für Wladimir Putin.

In der Vergangenheit hatte ich immer mehr Befürchtungen über Putins Nachfolger, als über ihn selbst. Sein Nachfolger wird eines Tages die Machtfülle erben, die Putin im Präsidentenamt vereinigt hat, und wer weiß, wie er damit umgehen würde. Bei Putin selbst hatte ich weniger Sorgen gehabt, weil er mir, auch wenn ich ihn als Feind betrachtete, immer sehr rational erschien. Einer, der seine Schritte wohl durchdenkt und mithin auch die möglichen Konsequenzen. Einer, der die Schraube langsam anzieht, um sich einen Vorteil zu sichern, aber nie überdreht, so dass man im Westen zur Ansicht gelangen könnte, er hätte unwiderbringlich eine rote Linie überschritten. Einer, der nicht offen, also militärisch, gegen die NATO vorgeht, sondern, indem er die Spalter unterstützt. Einen Orban, eine LePen, einen Trump, die Brexiteers und wahrscheinlich auch die PiS in Polen. Einer der stattdessen seine Troll-Armeen losschickt, und seine Novichok Attentäter.

Beim Schach muss man die Züge seines Gegners einplanen. Dieser Angriff auf die Ukraine fällt da völlig aus dem Rahmen.

Quiron schrieb:Beim Schach muss man die Züge seines Gegners einplanen. Dieser Angriff auf die Ukraine fällt da völlig aus dem Rahmen.

@Quiron

Interessante Überlegungen.
Was sagst du zu dem Einwand, dass Putin die Schachzüge seines Gegners eingeplant hat?
Er hat sich die Züge nur anders vorgestellt, dachte, sein Gegner gibt auf.

Schachspielen bedeutet ja nicht automatisch, dass man gewinnt.

@Quiron


Nichts was Putin getan hat ist wirklich auf seinem mist gewachsen. In prinzip war alles alte sowjetische schule, nur etwas angepasst.

Nur war der westen mittlerweile einfach unfassbar naiv geworden.

Und mal ganz ehrlich wie konnte man das alles nicht kommen sehn?

Tschetschenien, Politische Morde, Notstandsgesetze nach Beslan, Georgien, Syrien, diese propagadashow über apokalypse und atomwaffen usw

Vielleicht liegt es daran das ich putin nie ausstehen konnte und gelinde gesagt kein fan russlands bin. Aber mir war immer klar was für ein despot er ist und es irgendwann richtig knallt.

frauZimt schrieb:Was sagst du zu dem Einwand, dass Putin die Schachzüge seines Gegners eingeplant hat?
Er hat sich die Züge nur anders vorgestellt, dachte, sein Gegner gibt auf.

Ein Schachspieler muss sich auf die Züge seines Gegners vorbereiten, auch wenn der nicht den Zug macht, den man sich erhofft hat. Putin hatte keinen Plan B in der Tasche für den Fall, dass sein Enthauptungsschlag gegen Kiew und Selenskyi misslingt. Die russische Armee hat es in der Folge ja noch nicht einmal geschafft, Selenskyi den Saft abzudrehen, so dass der munter weiter aus seinem Bunker die Moral der Ukrainer stützen konnte, und auch den Westen hinter sich vereinigt hat.

Die Schwere der Sanktionen hat er auch nicht vorausgesehen und keine Gegenmaßnahmen entwickelt. Putin ist so dämlich, Deutschland und anderen Ländern trotzdem weiter Gas zu liefern, obwohl er die Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusamenhang in Europa in größte Schwierigkeiten bringen könnte. Für Geld, mit dem er kurzfristig kaum etwas anfangen kann. Stattdessen gibt er Robert Habeck Zeit, Deutschland nach und nach aus der Abhängigkei zu befreien.

Und jetzt, nach fünf Wochen kommt er darauf, seine Kräfte vielleicht im Osten zu versammeln, um wenigstens den Donbass zu sichern.

@robert-capa

robert-capa schrieb:Nichts was Putin getan hat ist wirklich auf seinem mist gewachsen. In prinzip war alles alte sowjetische schule, nur etwas angepasst.

So mag es Putin beim KGB gelernt haben, aber die Werkzeuge zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Maß einzusetzen, muss er immer noch selbst entscheiden.

robert-capa schrieb:Tschetschenien, Politische Morde, Notstandsgesetze nach Beslan, Georgien, Syrien, diese propagadashow über apokalypse und atomwaffen usw

Das meinte ich, mit die "Schraube langsam anziehen".

Ein Gastbeitrag in der staatlichen russischen Nachrichtenagentur „Ria Novosti“ ruft unter dem Stichwort "Entnazifizierung"
zur Vernichtung der Ukraine auf. Ich zitiere kurz. Lest den Artikel.

Der Artikel trägt den Titel „Was mit der Ukraine passieren muss“.

Darüber hinaus fordert (der Autor), solche zehntausenden Menschen zu bestrafen und zu töten, die sich an der Verteidigung der Ukraine während des Kriegs beteiligen.

...Der Artikel liegt .... auf Regierungslinie. Worin er klarer als bisherige offizielle Aussagen der Putin-Regierung ist,
sind die Folgen und konkreten Maßnahmen, die diese "Entnazifizierung" erfordert.

In dem Artikel heißt es unter anderem in Bezug auf die Ukraine ...:

„Die Entnazifizierung ist notwendig, wenn ein bedeutender Teil des Volkes - höchstwahrscheinlich die Mehrheit - von der nationalsozialistischen Politik beherrscht und in sie hineingezogen wurde. Das heißt, wenn die Hypothese „das Volk ist gut - die Regierung ist schlecht“ nicht funktioniert. Die Anerkennung dieser Tatsache ist die Grundlage der Entnazifizierungspolitik, aller ihrer Maßnahmen, und die Tatsache selbst ist ihr Gegenstand.“

..„Neben den oben genannten (Anm.: die Streitkräfte) ist jedoch auch ein erheblicher Teil der Massen, die passive Nazis, Komplizen des Nazismus sind, schuldig. Sie haben die Naziregierung unterstützt und geduldet. Die gerechte Bestrafung dieses Teils der Bevölkerung ist nur möglich, wenn man die unvermeidlichen Härten eines gerechten Krieges gegen das Nazisystem erträgt, der so vorsichtig und umsichtig wie möglich gegenüber der Zivilbevölkerung geführt wird.

Die weitere Entnazifizierung dieser Bevölkerungsmasse besteht in der Umerziehung, die durch ideologische Repression (Unterdrückung) der nationalsozialistischen Gesinnung und strenge Zensur erreicht wird: nicht nur im politischen Bereich, sondern notwendigerweise auch im Bereich der Kultur und der Erziehung.“

„Die Entnazifizierung kann nur vom Sieger durchgeführt werden, was (1) seine absolute Kontrolle über den Entnazifizierungsprozess und (2) die Macht, diese Kontrolle zu gewährleisten, voraussetzt. In dieser Hinsicht kann ein entnazifiziertes Land nicht souverän sein... Der Name „Ukraine“ kann offensichtlich nicht als Titel eines vollständig entnazifizierten Staatsgebildes in einem vom Naziregime befreiten Gebiet beibehalten werden.“

Der Artikel wurde (Stand Montagmittag) mehr als 300.000 mal angeklickt. Ria Novosti publizierte kürzlich wohl versehentlich einen Artikel, der den russischen Sieg feierte und wahrscheinlich eine der Ziele Russlands in der Ukraine offenbarte.

... CNN-Reporter Neil Hauer sieht in dem Beitrag von Ria Novosti „eine vollumfängliche Genozid-Rhetorik“ in russischen Staatsmedien.
...

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/gastbeitrag-bei-ria-novosti-russische-nachrichtenagentur-ruft-zur-vernichtung-der-ukraine-auf/28226232.html