Russland das Buhland... aber warum?

ich habe gestern (26.03.) um 19:00 die Heute-Nachrichten im ZDF gesehen und mir ist
ganz krass aufgefallen, dass durchgehend nicht von Lwiw die Rede war, sondern von Lemberg.
Ist das hier jemandem aufgefallen?

In den ersten Kriegstagen wurde im TV "Lemberg" gesagt, aber man stellte dann schnell und überall auf
Lwiw um.
In den Kommentarspalten der Welt fragten dann einige User, was das soll. Warum sagen sie nicht Lemberg?
Die Antwort: Weil die Stadt nicht mehr Lemberg heisst.

In den Heute-Nachrichten gestern sprach die Moderatorin die Stadt "Lemberg" aus und der Reporter vor Ort in Polen sagte auch Lemberg.

Es gab also eine Absprache und mich würde interessieren, was dahinter steckt.
Hab heute noch kein ZDF gesehen-

@frauZimt

In den Nachrichten, die ich bezogen habe, wobei hierunter auch ARD und ZDF fallen, aber auch Sat1 oder RTL, war bei Berichten über Lwiw auch immer von Lwiw die Rede. Bisher habe ich das Wort Lemberg kein einziges Mal in den Nachrichten gehört. Vermutlichen wissen diese Reporter, von denen du sprichst nicht wie sie Lwiw aussprechen sollen und sagen deshalb Lemberg?

frauZimt schrieb:Die Antwort: Weil die Stadt nicht mehr Lemberg heisst.

Natürlich heißt sie Lemberg... auf Deutsch. Es gibt viele Städte die unterschiedlich klingende Namen in verschiedenen Sprachen haben.

Sagen die Moderatoren Kiew oder sagen sie Kyjiw?

Quiron schrieb:Sagen die Moderatoren Kiew oder sagen sie Kyjiw

Und die Ukrainer bestehen darauf ein v am Ende zu nehmen, das w ist russisch.

Schnapspraline schrieb:Vermutlichen wissen diese Reporter, von denen du sprichst nicht wie sie Lwiw aussprechen sollen und sagen deshalb Lemberg?

Auf Polnisch heißt der Ort z.B. auch Lwow, das wird ähnlich ausgesprochen wie auf russisch, möglicherweise spricht man da vor Ort sicherheitshalber den alten Namen aus, um nicht aus Versehen für einen Russen gehalten zu werden.

Röhrich schrieb:Und die Ukrainer bestehen darauf ein v am Ende zu nehmen, das w ist russisch.

Oh, müssten die Moderatoren dann sogar Lviv sagen, weil Lwiw eine russische Provokation wäre? Im Ernst, die Schreibweise ist dann wieder eine andere Baustelle.

Quiron schrieb:Oh, müssten die Moderatoren dann sogar Lviv sagen, weil Lwiw eine russische Provokation wäre? Im Ernst, die Schreibweise ist dann wieder eine andere Baustelle.

In Großbritannien haben verschiedene Hersteller von Tiefkühlprodukten das dort beliebte Cordon-Bleu-ähnliche Produkt Chicken Kiev umbennant zu Chicken Kyiv weil da schon Boykottforderungen auftauchten :D Es gibt solche Leute :D

https://www.independent.co.uk/life-style/food-and-drink/sainsburys-chicken-kiev-kyiv-russia-ukraine-b2028661.html

Ich würde in solche Namensgeschichten nicht zu viel reinterpretieren, da gibt's eben jetzt im ZDF eine interne Anweisung oder eine Änderung der Datenbank, warum auch immer. Vermutlich, weil man keinesfalls aus Versehen irgend ein politisches Statement machen möchte.

Das gab's ja vor Kurzem erst mit dem Land, das jahrzehntelang völlig unproblematisch als Weißrussland bekannt und benannt wurde, das hieß auch auf einmal offiziell Belarus in den Nachrichten, und eine Zeitlang wurde Lukaschenko plötzlich überall Lukaschenka genannt, das hat man mittlerweile auch wieder fallen lassen.

Manchmal sind das wohl auch einfach nur irgendwelche Moden in den jeweiligen Redaktionen.

In Russland denkt man jetzt über den Anschluss der Donezk Volskrepublik an Russland nach

Die Staatsduma hat in der DVR ein Referendum über den Beitritt zur Russischen Föderation zugelassen
Abgeordneter der Staatsduma Borodai: Ein Referendum über den Beitritt der DVR zu Russland ist nach vollständiger Befreiung der Republik möglich

https://iz.ru/1311239/2022-03-27/v-gosdume-dopustili-provedenie-referenduma-v-dnr-o-prisoedinenii-k-rf

parabol schrieb:In Russland denkt man jetzt über den Anschluss der Donezk Volskrepublik an Russland nach

Das ist aber auch nur als Durchhalteparole für die Russen gedacht. Aktuell ist im Osten keine Veränderung des Grenzverlaufs zu sehen. Bis auf dem Süden mir Mariupol sehen die aktuellen Bilder eher nach einem Rückzug aus. Die Ukrainer erobern teilweise die Fahrzeuge.

Sehr ruhig heute alles.
Gerade von russischer Seite seit gestern eigentlich schon. Nur mal vereinzelt etwas von Peskow und dann noch nichtmal drohend.
Was ist da los?
Ruhe vor dem Sturm?!

SvenLE schrieb:Das ist aber auch nur als Durchhalteparole für die Russen gedacht. Aktuell ist im Osten keine Veränderung des Grenzverlaufs zu sehen.

Das würde den Krieg aber gravierend verändern.
Denn wenn Russland die Gebiete als russische ansieht, wären ukrainische Angriffe dann Angriffe auf Russland.
Hört sich vielleicht erst einmal harmlos an aber da hängt dann ein riesiger Rattenschwanz dran.
Und Russland könnte dann seinem Volk erzählen, die Ukraine würden den Krieg gegen Russland führen, so wird aus eine Spezial Operation dann offiziell ein Krieg. Diesen hätten dann aber die Ukrainer begonnen.

Seridan schrieb:Sehr ruhig heute alles.
...
Was ist da los?

Vielleicht:

Die russischen Angreifer in der Ukraine versuchen sich nach ukrainischer Beobachtung wegen ihrer schweren Verluste umzugruppieren. Deshalb seien auch viele russische Verbände in Belarus in Bewegung, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Bericht mit. Ziel sei, geschrumpfte Verbände abzulösen, Nachschub an Lebensmitteln, Treibstoff und Munition zu liefern sowie verwundete und kranke Soldaten abzutransportieren.

Quelle:
https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-Russen-ersetzen-dezimierte-Verbaende-article23227520.html

Schnapspraline schrieb:In den Nachrichten, die ich bezogen habe, wobei hierunter auch ARD und ZDF fallen, aber auch Sat1 oder RTL, war bei Berichten über Lwiw auch immer von Lwiw die Rede. Bisher habe ich das Wort Lemberg kein einziges Mal in den Nachrichten gehört. Vermutlichen wissen diese Reporter, von denen du sprichst nicht wie sie Lwiw aussprechen sollen und sagen deshalb Lemberg?

@Schnapspraline
dachte ich bisher auch, bis ich gestern Abend um 19:00 HEUTE sah.

Die Moderatorin spricht in 01.05 von Lemberg und der Journalist vor Ort bei 04.15 auch.
Es gibt also eine Absprache. Wäre ja auch sinnlos, die Moderatorin Lwiw sagen zu lassen und den
Reporter vor Ort Lemberg. Da kämen viele Zuschauer nicht mehr mit.
Ich bin jetzt neugierig, wie die Heute-Redaktion weiter verfährt.

Dass die Reporter nicht wissen, wie man Liw ausspricht, schließe ich aus. die Moderatorin im Studio ist versiert
und der Reporter vor Ort ist vor Ort.

Hier ist der link:
01.05 und 04.15

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-19-uhr/heute-19-uhr-vom-26-maerz-2022-100.html (Archiv-Version vom 28.03.2022)

Die Versorgung wird immer mehr zum Problem für Russland.
Am Anfang stockte diese, nun kommt sie zum Erliegen. Vermutlich müssen Munition, Artilleriegeschosse, Raketen und vieles aus viel weiteren Regionen Russlands heran geschafft werden.
Die Verluste an Versorgungs Fahrzeugen sind auch nicht unerheblich.

~150.000 Mann müssen erst einmal täglich was zu essen, trinken haben.
Dann das ganze militärische Material.
Da müssen riesige Tonnagen tag täglich bewegt werden.

Röhrich schrieb:Das würde den Krieg aber gravierend verändern.
Denn wenn Russland die Gebiete als russische ansieht, wären ukrainische Angriffe dann Angriffe auf Russland.
Hört sich vielleicht erst einmal harmlos an aber da hängt dann ein riesiger Rattenschwanz dran.
Und Russland könnte dann seinem Volk erzählen, die Ukraine würden den Krieg gegen Russland führen, so wird aus eine Spezial Operation dann offiziell ein Krieg. Diesen hätten dann aber die Ukrainer begonnen.

@Röhrich
Das ist von dir strategisch gedacht.
Wobei so ein "Anschluss" ja nicht rechtens wäre. Aber die russische Seite würde natürlich so tun,
als hätten mit dem Landraub endlich wieder Recht hergestellt.

Röhrich schrieb:Das würde den Krieg aber gravierend verändern.

Die Frage ist ja dann auch wie die russische Bevölkerung darauf reagieren wird.
Vermutlich nur Wunschdenken, aber wenn man sich damit quasi einen Krieg ins eigene Land holt könnte dies evtl. auch nochmals einen Umschwung in der Bevölkerung bewirken.

frauZimt schrieb:Wobei so ein "Anschluss" ja nicht rechtens wäre. Aber die russische Seite würde natürlich so tun,
als hätten mit dem Landraub endlich wieder Recht hergestellt.

Das hat Hitler 1938 ganz ähnlich gemacht. Setze mal "Putin" statt "Hitler" und "Russen" statt "Deutsche und Österreicher" ein. Nur damals hat die Appeasement-Politik es ihm erlaubt.

Verlauf

20. Feb. 1938: Hitler macht in einer Reichstagsrede klar, dass er das Selbstbestimmungsrecht der im Ausland lebenden Deutschen (Sudeten & Österreicher) durchsetzen wird, was einer Forderung nach einer Eingliederung in das Deutsche Reich gleichkommt

März 1938: Österreich wird in das Deutsche Reich eingegliedert
Der Anschluss Österreichs führt im Sudetenland zu Demonstrationen mit der Parole „Heim ins Reich“

24. Apr. 1938: Henlein verkündet das Karlsbader Programm, das u.a. Autonomie & Wiedergutmachung für die Sudetendeutschen fordert

Weitere Minderheiten in der CSR übernehmen Henleins Forderungen
Präsident Benes lehnt Henleins Forderungen ab

21. Mai 1938: Teilmobilmachung in der CSR

Ab Juni 1938: Auf Vorschlag Görings stellen Polen & Ungarn Gebietsforderungen an die Tschechoslowakei

Aug. 1938: 750‘000 Soldaten der Wehrmacht werden offiziell zu Manövern an die tschechische Grenze verlegt

12. Sep. 1938: Hitler sagt in einer Reichstagsrede, dass er der Unterdrückung von „Volksgenossen“ in der CSR nicht länger zusehen werden Nach Hitlers Reichstagsrede bricht ein sudetendeutscher Aufstand aus

15. Sep. 1938: Hitler fordert bei einem Treffen auf dem Berghof vom britischen Premier Chamberlain den Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland

21. Sep. Die CSR akzeptiert einen anglo-französischen Plan zur Abtretung des Sudetenlandes

22. – 24. Sep. 1938: Hitler lehnt bei einem Treffen mit Chamberlain in Godesberg den Teilungsplan für die CSR ab & fordert die komplette Aufteilung der CSR

23. Sep. 1938: Allgemeine Mobilmachung der tschechoslowakischen Streitkräfte

26. Sep. 1938: Teilmobilmachung der französischen Streitkräfte

29. – 30. Sep. 1938: Daladier (Frankreich), Chamberlain (UK), Mussolini (Italien) & Hitler (Deutschland) einigen sich im Münchner Abkommen auf die deutsche Annexion des Sudetenlandes

01. Okt. 1938: Die Wehrmacht marschiert in das Sudetenland ein

Quelle: http://www.geschichte-in-5.de/index.php/17-weimarer-republik-ns-zeit/134-sudetenkrise-muenchner-abkommen

Was aber auch nicht als Folge verheimlicht werden soll:

Polen & Ungarn annektieren tschechoslowakische Gebiete

frauZimt schrieb:aufgefallen, dass durchgehend nicht von Lwiw die Rede war, sondern von Lemberg

Hummm, ich hoffe mal dass das nur Zufall ist.

Denn sonst haette die Verwendung des deutschen Ortsnamens glatt ein Geschmaeckle, und das zur Unzeit.
Denn ein gewisser Joachim Freiherr von der Leyen war um 1942 Kreishauptmann in Lemberg, zu einem Zeitpunkt an dem schlimme Dinge dort passiert sind und an die mas besser nicht gross erinnert.

Wikipedia: Lwiw

Es war zwar ein Vorfahre von Usulas Ehemann, also nicht von ihr selbst, aber ich verstehe nicht, warum die Medien jetzt anstatt Lviv Lemberg benutzen.
Es besteht keine Notwendigkeit und ist sehr unelegant, vor allem weil Putin ja staendig von der Entnazifizierung posaunt.

Sehr unverstaendlich. Hoffe es ist keine Absicht dahinter.

Seridan schrieb:Die Frage ist ja dann auch wie die russische Bevölkerung darauf reagieren wird.
Vermutlich nur Wunschdenken, aber wenn man sich damit quasi einen Krieg ins eigene Land holt könnte dies evtl. auch nochmals einen Umschwung in der Bevölkerung bewirken.

Wie die Bevölkerung darauf reagiert, da hat Putin die Weichen ja weiter gestellt, dass es da kaum Abweichungen geben kann.
Die Bevölkerung kann dann eingezogen werden, das Land unter Kriegsrecht gestellt.
Bedeutet Wehrpflichtige und Reservisten werden nicht mehr illegal in den Krieg geschickt, sondern es ist ihre Pflicht.

Für den Krieg hätte das schon gravierende Änderung zur Folge.

17:09 Uhr
Gespräche in den kommenden Tagen in der Türkei

Vertreter der ukrainischen und der russischen Delegation werden in den kommenden Tagen Gespräche führen. Das teilte die ukrainische Seite mit. Den Angaben zufolge sollen die Verhandlungen in der Türkei stattfinden. Gesprächsrunden sind danach bis einschließlich Mittwoch geplant

Quelle: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-sonntag-113.html#UN-Mindestens-1119-getoetete-Zivilisten-seit-Kriegsausbruch

Hm, warum nun nicht mehr online (so war es in den letzten Verhandlungsrunden).
Werden bedeutende Verhandlungsergebnisse erwartet, so wie es dir Türkei angedeutet hatte?