Warum hat Russland niemals Jugoslawien überfallen?

Ich hatte gerade eine Diskussion mit einem Freund, warum Russland niemals Jugoslawien überfallen hatte.

Zuerst hatte ich damit argumentiert, dass in Jugoslawien wohl jedermann irgendeine alte Rostflinte daheim herumliegen hätte und auch nur zu gerne bereit sei, diese auch einzusetzen. Jedoch hatte dies Russland bei Afghanistan eher weniger gestört...

Ebenso das Argument, dass der Balkan schwierig zu erobern sei ist nicht ganz haltbar. Auch die Slowakei, Bulgarien und Siebenbürgen in Rumänien können verhältnismäßig alpin werden.

Wirklich verbrüdert waren die beiden Kommunisten/Sozialisten ja auch nicht... und selbst wenn hätte dies nicht viel bedeutet, immerhin wären Russland und China einmal fast in einen Krieg geschlittert.

Strategisch wäre Jugoslawien wohl ganz praktisch gewesen. Zugang zur Adria, Kontrolle der Landverkehrswege zw. Europa und dem NATO-Staat Türkei und praktisch voller Überblick über das Schwarze Meer.

Was hat sie damals davon abgehalten?

Vielleicht die Lage? Was soll Russland da, grenzt ja nicht mal was an.

Wann sollte das denn Gewesen sein? Im Kalten Krieg? Joguslawien war neutral und somit recht nützlich.

@Bonnie


Warschauer Pakt FTW! Hab die Sache mit Russland wohl etwas zu einfach gehalten und hätt SU schreiben sollen...

@Fedaykin
Als würde Russland das echt stören...

@soulhunter
Ja, SU macht mehr Sinn ;)

Wahrscheinlich war das eher der Grund :

Der designierte amerikanische Botschafter in Jugoslawien, George W. Allen erklärte am 29. Dezember 1949, dass die USA im Falle eines Angriffs auf Jugoslawien nicht neutral bleiben würden. Bis zu Stalins Tod 1953 beschränkte sich der Konflikt mit der KPJ auf einen politischen Stellungskrieg.[4]

Wikipedia: Titoismus

@Luminarah
Das ist schon ein Argument, wenn ich auch nicht ganz verstehe warum dessen Wort noch so lange seine Geltung bewahrt hat...
Ebenso dass allein das ausgereicht hat.

@soulhunter
Hier ist auch noch ein intetressanter Artikel dazu :

http://www.zeit.de/1962/41/jugoslawiens-neue-aussenpolitik

Es hat dann irgendwann wieder eine Annäherung der beiden Staaten begonnen.

@Luminarah
Zudem hat, wie ich gerade lese auch die Ukraine von den USA und Großbritannien es vertraglich zugesichert bekommen im Falle einer Missachtung der Souveränität einzuschreiten:

Wikipedia: Budapester Memorandum

http://www.tagesspiegel.de/meinung/krim-atomwaffen-sicherheitsgarantien-der-verzicht-auf-atomwaffen-raecht-sich/9575786.html

Russland hat das jetz aber nicht sonderlich beeindruckt...

@soulhunter

soulhunter schrieb:lese auch die Ukraine von den USA und Großbritannien es vertraglich zugesichert bekommen i

Das ist richtig . Da wird aber darüber gestritten ,inwieweit das zur militärischen Hilfe verpflichtet..


Im Falle Jugoslawiens gab es seit Chrustschov wieder eine Annäherung

http://www.zeit.de/1963/35/brueder-und-nicht-mehr-feindlich


Und danach hat Tito eine geschickte Politik zwischen den Blöcken betrieben. Stalin wiederum hatte wegen Tito kein Inteteresse auf einen Konflikt mit den USA ,die waren auch 1947 noch nicht so weit mit der eigenen Atombombe und nach Stalins Tod näherten sich beide Staaten wieder an.

Wie hat schon Charles de Gaulle gesagt?

„

Zwischen Staaten gibt es keine Freundschaft, sondern nur Interessen.

“

Was war also das Interesse der SU, Jugoslawien als freien Staat sein zu lassen? Nur weil Tito jetzt etwas netter war?

Bzgl. der Ukraine ist die Sache für mich ein klarer Vertragsbruch. Das ukrainische Atomarsenal wurde ja nicht einfach so abgegeben, sondern quasi gegen Souveränität eingetauscht.

Würde Russland sich auch so verhalten, wenn die Ukraine ein paar von den glühenden Bömbchen hätte?

weil sich niemand wirklich für den balkan intressiert...

Als würde Russland das echt stören...
t

Durchaus, Joguslawien hätte mehr Ärger als Strategischen Nutzen gebracht. Man hätte wohl mehr Aufstände zu erwarten gehabt als zb in Ungarn oder Tschechien.

Würde Russland sich auch so verhalten, wenn die Ukraine ein paar von den glühenden Bömbchen hättet

Nein, und mancher in der Ukraine bedauert das wohl, allerdings wäre die LAge dann bestimmt brisanter, weil die Ukraine schon lange relativ unstabil ist.

In Jugoslawien gibt es nichts, was geschichtlich mit den Russen zu tun haben könnte. Keine Ethnie, keine Sprache, wenig geostrategischer Nutzen.

Russland ist groß genug/ war groß genug.

Wie gesagt es hätte nur eine Reaktion des Westens aufgerufen.

Jugoslawien hatte für den Warschauer Pakt durchaus einen strategischen Wert: der direkte Zugang zur Adria und dem Mittelmeer.
Gegen eine Intervention sprach nicht nur die Beistandserklärung des Westens, sondern auch kampferprobte Partisanen. Tito Befreiungsarmee hat ab 1942 (bis Kriegsende) erfolgeich deutsche Truppen gebunden.

Volkarmee in Zahlen:
de.m.wikipedia.org/wiki/Jugoslawische_Volksarmee

Der Antikommunist Tito hatte ja die Sowjetunion ganz schön provoziert und eine Invasion von Stalins Truppen wäre da durchaus verständlich gewesen. Vielleicht wollte Tito das sogar erreichen, um sich dann absetzen zu können in die USA oder so, und der Kommunismus wäre dann ganz schön diskreditiert. Stalin hat aber nichts gemacht und Tito konnte später ein Regime aufbauen, das in etwa mit dem von Franco in Spanien vergleichbar sein dürfte, mit dem Unterschied, dass man sich als Kommunisten tarnt.

Tito war ein Antikommunist? In diesem Forum liest man ja einiges, aber das toppt so ziemlich alles.

Tito hatte seine eigene Variante des Kommunismus:

Wikipedia: Titoismus