Anarchismus und Anarchosyndikalismus
01.04.2017 um 14:21Bruderchorge schrieb:Warum schließen sich nicht mal ein paar dieser Freunde zusammen und probieren es aus, damit es realitätsnah ist, sollten es schon so zwischen 100 und 1000 Personen sein (von denen sich viele nicht kennen) die dann für ein oder 2 Jahre sich irgendwo autonom und autark eine Existenz gründen nach ihren Vorstellungen, das ganze dann ordentlich dokumentieren und der Welt anschließend präsentieren.Genau so wie man das damals mit der Sozialdemokratie gemacht hat, als man gegen den Faschismus und Leninismus angekämpft und nach einer Alternative gesucht hat, ne?
Fedaykin schrieb:Wow das ist ja fast sowas wie ein Gesellschaftsorndung basierend auf Gesetzen und coJa, genau, du hast es kappiert! Scheint mir fast so, als wärst du der Meinung, dass eine andere Form der Gesellschaft alles verändern würde.
Der größte Unterschied zwischen unserer festen Sozialdemokratie und dem Anarchismus ist, dass die Menschen nicht nur zur Wahl wirklich Einfluss haben. Anstelle eines Systems, das mit Gewaltandrohung (Exekutive) versucht Gesetze durchzusetzen, die vielleicht gar nicht im Interesse der Menschen sind, sind es Gemeinschaften, die mit dem Vorteil der Kooperation locken. Wer nicht kooperieren möchte, der hat dann die Freiheit unter Verzicht auf die Vorteile seinen eigenen Weg zu gehen oder seine eigene Gemeinschaft zu gründen.
Vielleicht bildet sich ja auch eine Gruppe mit einer Art repräsentativen Demokratie heraus, aber diese ist dann freiwillig.
Vielleicht gibt es dann eine Gruppe, die trotzdem Steuern sammelt, aber jeder kann für sich entscheiden, ob die Vorteile, die diese Gruppe bietet auch zu seinem Vorteil sind.
Fedaykin schrieb:Doch, ist es, unabhänig davon ob der Staat auch Instrumente unterhält. Vor allem tuts du so als wären Staat und seine Einwohner etwas getrenntes, das ist falsch.Als Staat bezeiche ich hier den Staatsapparat, welcher bei uns getrennt von den Einwohnern betrachtet werden kann, da man Einfluss fast nur zur Wahl hat (man kann mit Politikern reden und die bestechen, aber die Macht liegt bei den Gewählten und nicht beim Volk).
Ich habe dir geschrieben, dass Staat im Kontext der Anarchie nicht das gleiche ist, wie Staat im Volksmund. Und trotzdem benutzt du deine Definition um meine Aussage zu widerlegen, was keinen Sinn ergibt.
Staat (ugs. bzw. nichtfachspr. auch Land) ist ein mehrdeutiger Begriff verschiedener Sozial- und Staatswissenschaften. Im weitesten Sinn bezeichnet er eine politische Ordnung, in der einer bestimmten Gruppe, Organisation oder Institution eine privilegierte Stellung zukommt – nach Ansicht einiger bei der Ausübung von (politischer) Macht; nach Ansicht anderer hinsichtlich sowohl der Entfaltung des Einzelnen als auch der Gesellschaft.
(Quelle: Wiki)
Da ich dir jetzt erklärt habe, was ich unter "Staat" verstehe (nämlich eine bestimmte Gruppe, Organisation oder Institution, der durch Ausübung von Macht unter Gewaltandrohung eine priviligierte Stellung zukommt) brauchen wir diese Definitionsdiskussion nicht mehr.
Fedaykin schrieb:Wer redet von einer einzelnen Person? Und Basisdemokratisch ist so eine hübsche Sache. Blöd wenn man zur Minderheit gehört..Ich. Wenn ich nachschaue, wem das Land auf dem ich stehe, gehört, ist das meistens eine Person.
Fedaykin schrieb:Wenn aber allen alles Gehört wie kann es dann einen Konflikt bzgl der Nutzung geben?Durch natürliche Gegebenheiten? Am Beispiel des Brunnens: Wenn du gerade Wasser holst, dann steht er mir nicht zur verfügung. Kollektives Eigentum schaltet keine physikalischen Gesetze aus.
Fedaykin schrieb:Sprich wer zuerst Pflanzt hat dann das Recht am Land? Oder darf der nächste dann einfach den Salat rausrupfen und die Kartoffeln einpflanzen.Das darf jeder. Nur wenn das hin und her geht hat man weder Salat noch Kartoffeln. Deshalb kann man sich zum Beispiel darauf einigen, dass man hier nur Salat anbaut. Dann hilfst du mit, bekommst was von der Ernte oder suchst dir ein anderes Stück Land. Oder noch besser, du guckst, ob jemand schon das anbaut, was du anbauen möchtest und hilfst ihm, um die Effektivität zu steigern.
Fedaykin schrieb:Wer bestimmt denn dann wieder was Recht ist? Und wieder hätten wir ein Pseudobesitzverhältnis geschaffen.Nein. Aber du kannst dich zum Beispiel einer Gruppe von Kartoffelbauern anschließen. Diese hat vielleicht eine Absprache mit der Gruppe von Salatbauern, dass die Kartoffelbauern auch was vom Salat abbekommen oder man sich gegenseitig bei der Ernte hilft, im Gegenzug dazu, dass man sich auf die Ländereien einigt, auf denen jeweils Kartoffeln und Salat angebaut werden. Und wenn eine Einzelperson, die der Gruppe nicht angehört vorbeikommt und eine Salatpflanze gegen eine Kartoffelpflanze austauscht, dann kann sie das machen. Ist halt nicht sehr intelligent, aber die Freiheit hat jeder.
Fedaykin schrieb:Und wer setzt das Prinzip durch. Und wo ist der große Wurf zum Heute wo die Persönliche Freiheit dort aufhört wo sie andere Einschränkt.Wenn sich der Kartoffelbauer da hinsetzt und das Land blockiert, dann schränkt er die Freiheit der anderen ein, es zu nutzen. So einfach ist das. Entweder man einigt sich auf die Nutzung, oder es steht jedem Frei etwas zu ändern.
Eigentumsansprüche in der heutigen Zeit sind übrigens auch nur eine Absprache. Diese wird durch ein Machtungleichgewicht erzwungen, aber dass sie umgangen werden kann sah man bei Revolutionen zu Hauf.
Fedaykin schrieb:So so Verträge, und schon gibt es ja auch wieder Rechte, und Richter, und quasie Besitz, wenn vielleicht auch de jure kein Eigentum.Jain. Wenn du es schaffst dich mit allen zu einigen, dass etwas nur von dir genutzt werden darf, dann ist das effektiv sowas wie Besitz, aber sobald auch nur einer nicht einverstanden ist, hast du kein Recht, es für dich zu beanspruchen. Das ist der Grundsatz des Anarchismus, so wie hier der Besitzanspruch ein Grundsatz ist.
Fedaykin schrieb:Und schon bräuchte man LEute die achte das Rechte eingehalten werden, und wow wir haben ja fast sowas wie einen Staat. Einen Gesellschaftsvertrag, Regelungen uva.Jeder ist dazu angehalten zu schauen, dass niemand die Rechte eines anderen verletzt. Wenn jemand von anderen klaut oder sich an keine Absprachen hält, die er trifft, dann haben alle anderen die Möglichkeit Zusammenarbeit mit ihm zu verweigern. Dann muss er sich halt selbst ernähren und kann nicht von den Vorteilen der Kooperation profitieren.
Fedaykin schrieb:Tja bei deinen Brunnen Beispiel haben wir zb das PRoblem das bei Begrenzten Ressourcen der Markt einfach bestimmt hat wer wieviel Brauchte. Wenn sich die Mehrheit jetzt darauf einigt das einer eben nicht das Wasser aus dem Brunnen bekommt was er zb für den Garten braucht weil sie ihn nicht leiden können, dann steht er da..Das ist ja nicht möglich. In einer Anarchie kannst du ja niemandem solche Ressourcen vorenthalten. Was die gemeinschaft machen kann ist, dass sie sagt, dass sie für den einen Bauern kein neues Smartphone herstellen, wenn er den Brunnen nutzt. Dann kann sich der einzelne frei entscheiden, ob es ihm Wert ist, den Brunnen zu nutzen.
Fedaykin schrieb:Ich sehe erhlich gesagt den Vorteil nicht. Alles geregelt wie heute, nur wesentlich Komplizierter.Der Punkt ist, dass es bei uns einen Staatsapparat gibt, der das Potenzial hat, Menschen zu unterdrücken. Wenn plötzlich wieder Homosexualität verboten wird, dann hat man hier keine Überlebenschance. In der Anarchie kann man dich zwar für sowas aus einer Gruppe ausschließen, aber du hast die Freiheit dich noch selbst um Essen zu kümmern und eine eigene Gruppe zu gründen, in der man sich hilft.
Du scheinst bei all dem zu vergessen, dass der Vorteil, den eine Gesellschaft heute mit sich bringt genug Ansporn ist, zu kooperieren. Der wichtige Unterschied ist aber, dass der Zwang wegfällt zu kooperieren. Wer hier keine Steuern bezahlt, aber dennnoch Leistungen aus Steuermitteln nutzt, macht sich strafbar und wird vielleicht sogar dafür eingesperrt. In einer Anarchie würde er einfach die Leistungen aus Steuermitteln verlieren. Ist dann sein Problem, wenn das für ihn nachteilig ist.