Wie war die DDR?

@Hoffmann


Ja, das ist alles richtig. Das größte Problem war aber -bezüglich auf die Idee des Sozialismus -, dass man ganz einfach das Volk belogen und ihm eine schöne heile Welt vorgekaukelt hat.
Frage mich manchmal, was daraus geworden wäre, hätte man zu den Schwächen gestanden und versucht das Volk davon zu überzeugen gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten?
Anfangs , also kurz nachem Krieg bzw. der Gründung der DDR, funktionierte das ja auch noch.

Allerdings spielte natürlich die SU bei der ganzen Sache die Hauptrolle.

martialis schrieb:Das größte Problem war aber -bezüglich auf die Idee des Sozialismus -, dass man ganz einfach das Volk belogen und ihm eine schöne heile Welt vorgekaukelt hat.

Die Idee war ja die Utopie, also das Endziel Kommunismus mit Sozialismus als "gesetzmäßige" Zwischen-Etappe, die bereits als "kommunistisch" klassifiziert wurde. Dass auf dem Weg zum Kommunismus Schwierigkeiten zu überwinden waren, ergab sich ebenfalls "gesetzmäßig" aus der Konkurrenz-Situation mit dem Kapitalismus, der als "Klassenfeind" herausgestellt wurde. Und da der Sozialismus dem Kapitalismus ein Dorn im Auge war, ergab sich daraus, dass er den Sozialismus permanent stören und unterwandern musste, um das "Rad der Geschichte" zurückzudrehen.

Mit dieser simplen Marxismus-Variante hatte man den zentralen Mythos, aus dem heraus sich die bekannten Unzulänglichkeiten legitimierten: Der Klassengegner ist schuld, wenn der Aufbau des Kommunismus stockt und stottert, aber immerhin ist man bereits eine geschichtliche Epoche weiter als der Westen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Sozialismus im Weltmaßstab gesiegt hat.

Bis dahin ist jeder an seinem Arbeitsplatz ein Kämpfer für die "Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen". Die gängige Parole war: "Mein Arbeitsplatz - mein Kampfplatz für den Frieden" - und diese Phrase zog sich durch bis in die Endphase der DDR. Noch am 11. Oktober 1989, als sich das Politbüro an das Volk mit einer Erklärung zum Dialog wandte, erschien dieser Satz als Schluss-Satz. Eine Woche später war Honecker abgesetzt und Krenz verkündete die "Wende" ...

@martialis

martialis schrieb: hätte man zu den Schwächen gestanden und versucht das Volk davon zu überzeugen gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten?

ein solches eingeständnis wäre niemals erlaubt worden.
dazu noch die Milliarden kredite aus der damaligen BRD, welche
man ja eher vom "grossen Bruder" erwartet hätte.

Deutschland teilen, war keine gute sache!

Hoffmann schrieb:Die Idee war ja die Utopie, also das Endziel Kommunismus mit Sozialismus als "gesetzmäßige" Zwischen-Etappe,

gottseidank unmöglich!

@Alienpenis

Alienpenis schrieb:ein solches eingeständnis wäre niemals erlaubt worden.

Dazu gab es das Totschlag-Argument: "Keine Fehlerdiskussion!" Fehler sollten "im Voranschreiten" überwunden werden. Kritische Reflektionen hätten sich kontraproduktiv auf die Führung ausgewirkt, wie man am 17. Juni 1953 und im Zuge der "Entstalinisierung" 1956 erfahren musste.

Ab der Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes im November 1956 gab es keine öffentlichen Fehler-Debatten mehr. Ulbricht und nach ihm Honecker war unantastbar, denn der Chef der SED verkörperte das Prinzip, das politisch umgesetzt wurde.

Fehler konnten über "Eingaben" angesprochen werden - und je nach Wohlwollen der damit befassten Funktionäre wurden diese mal zügig, mal weniger zügig beseitigt (falls die dazu notwendigen Mittel über die Plankommission bereitgestellt wurden). Aber öffentlich über die Medien war bezüglich auftretender Diskrepanzen "Funkstille" - stattdessen Berichte über übererfüllte Pläne ...

Alienpenis schrieb:dazu noch die Milliarden kredite aus der damaligen BRD,

Die Strauß-Kredite von 1983 wurden als "aktive Friedenspolitik" verstanden, weil zu dieser Zeit zwischen Ost und West gerade tiefste Eiszeit herrschte. Immerhin wurden damit die Selbstschuss-Anlagen an der Grenze abmontiert.

Alienpenis schrieb:welche man ja eher vom "grossen Bruder" erwartet hätte.

Nee, von dort kam nur Öl und Gas zum Weltmarktpreis gegen Devisen, die man vorher selber erwirtschaften musste.

Alienpenis schrieb:gottseidank unmöglich!

Ja, aber die Idee von einer Gesellschaft, in der es gerecht zugeht, hatte schon einige Verführungskraft. Anderenfalls wäre die Utopie über rund 150 Jahre hinweg nicht lebendig geblieben.

@Hoffmann
Das ist nicht ganz richtig, am Anfang bekam die DDR Rohoel zum Bruderpreis ohne Devisenverechnung, aber auch der Udssr platzte irgendwann der Kragen als eben Ostberlin jenes an die Brd fuer harte Devisen weiterverkaufte. Man muss auch bedenken das es zu der Zeit im gamzen Osten steil bergab ging, technologisch, wirtschaftlich un politisch.

@babykecks

Kann es sein, dass das im Zusammenhang mit der Ölkrise 1973 geschehen ist?

Mit dem Osten ging es spätestens zum Ende der 1970er Jahre spürbar bergab. Nach meiner Erinnerung war der harte Winter 1978/79 ein deutlicher Einschnitt. Danach hat sich die DDR nie wieder richtig erholt, weil alles auf Verschleiß gefahren wurde.

Die Polen-Krise ab August 1980 verschärfte diesen Trend, weil man nun noch dem östlichen Nachbarn zu Hilfe kommen musste, um ihn bündnispolitisch bei der Stange zu halten (Ich kann mich noch an Hilfspakete nach Polen zu Weihnachten 1981 erinnern - also kurz nach der Ausrufung des Kriegsrechts).

Hoffmann schrieb:Ich kann mich noch an Hilfspakete nach Polen zu Weihnachten 1981 erinnern - also kurz nach der Ausrufung des Kriegsrechts).

:D Ja, ich weiß noch - wir mußten/sollten damals bei der Zeitung - wenn ich mich nicht irre - Weihnachtspäckchen zusammen stellen und obendrein noch Geld spenden :D .
Ich wurde blöd angemacht, weil ich mich geweigert habe, soviel zu spenden, wie da auf der Liste schon für mich "ausgefüllt" war :D . Päckchen hab ich garnicht gepackt :D .

@Thalassa

Ganz wichtig war für die Oberen natürlich der Hinweis, keine persönlichen Daten mitzuteilen - man hätte ja sonst vielleicht Informationen aus erster Hand über Solidarnosc bekommen können ... :D

Na ja, und das Päckchen war ein billiger Schuhkarton, wo wir ein paar ausrangierte Spielsachen reingepackt hatten, die schon lange in irgendeiner Ecke herumlagen. Die Polen sollten sehen, dass es uns auch nicht so besonders ging. Und da die Polen in der DDR ohnehin nicht gerade gut angesehen waren, gab man sich da auch nicht besonders Mühe.

@Hoffmann

:D Ich hab kein Paket gepackt :D ! Ich hab mich geweigert :D , schon wegen diesem polnischen Papst und seiner permanenten Einmischrei in "weltliche" Dinge :D ...

@Thalassa

Ich ging damals noch in die Schule, und da wurde "abgehakt" ...

@Hoffmann

Hoffmann schrieb: und da wurde "abgehakt" ...

Bei uns in der Redaktion auch - bloß bei mir nicht :D

@Thalassa

Oha, ein Privilegierter ... :D

@Hoffmann

Ooooooooooooh, frag nicht, was ich da für "böse" Blicke geerntet habe :D , zumal ich ja nicht nur kein Päckchen mitgebracht habe, sondern mich auch geweigert habe, mindestens die 50! Mark zu spenden :D ...

Wisst ihr was mich an der Berichterstattung der heutigen zeit stört? Das es immer so dargestellt hat als wäre der Mauerbau eine Folge der wirtschaftlichen Niedergangs auf die Strasse, wegen Mangelwirtschaft(die in anderen Odstblockstaaten war die wesentlich schlimmer). Ich hab mich letztens mirt einer Unterhalten die damals mit demonstrierte. Sie sagte das sie damaöls nicht wegen fehlender Konsumgüter auf die Strasse gegangen sind, sondern wegen der fehlenden Freiheit im System. Es gab unter ihnen sogar viele die auch keinen Kapitalismus wollten.

@Flatterwesen

Flatterwesen schrieb:Es gab unter ihnen sogar viele die auch keinen Kapitalismus wollten.

Ja, es ging anfangs tatsächlich nur darum, die DDR etwas freier und weltoffener zu machen, da gings überhaupt nicht um Wiedervereinigung bzw ein Deutschland .
Das will jetzt aber keiner mehr wahrhaben und wissen ;) .

@Thalassa

Dafür gab es dann bestimmt zum Jahresabschluss keine Prämie.

@Flatterwesen

Du meinst bestimmt die Demonstrationen, die zum Mauerfall geführt haben. Ja, da ging es insbesondere um die Freiheiten bzw. das fehlen derselben, das ist richtig. Als ich damals im Oktober mit in Leipzig demonstrierte gab es ein Plakat, auf dem "Reise- , Presse- , Meinungsfreiheit" stand. Das traf so ziemlich den Kern, um den es ging - und natürlich "Neues Forum zulassen!"

@Hoffmann

Prämien gabs bei uns sowieso nicht - nur manche sind die Dienstleiter raufgefallen, und andere eben nicht :D .

@Thalassa

Aha, dann war das also so etwas wie eine Warteschleife - oder ein Abstellgleis ...

@Hoffmann

Nöööööööö, das nicht, aber die Pöstchen in der Chefetage, bis runter zum Ressort- bzw Abteilungsleiter, wurden natürlich auch nur unter gewissen Voraussetzungen verteilt ;) - wobei es ja bei uns keine Parteiaufträge oder ähnliches gab, wie bei so manch anderer Zeitung oder Einrichtung :) .

@Thalassa

Was?! Es fand keine politisch-ideologische Anleitung des Redaktionskollektivs statt? Was war denn das für ein Hort reaktionären Denkens? Wo war denn da die Partei? Du weißt ja, wo ein Genosse ist, da ist es vorbei ... äh, da ist die Partei! :D