Negev
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Der Osten - zwischen Licht und Schatten
14.12.2018 um 21:13Wie fange ich diese Diskussion bloß an? Schon ein entsprechenden - passenden - Titel zu vergeben, fällt mir irgendwie schwer. Einerseits will ich das Thema beim Namen nennen - andererseits sind mir diese Klischees echt zuwider, die auch über die Medien noch immer verbreitet werden. Klischees weil Menschen kategorisiert werden. Dabei sind wir, bis auf die Tatsache das wir Individuen sind, uns allen doch ziemlich ähnlich.
Ich bin in Ostdeutschland unterwegs. Jetzt hab ich es benannt... Ostdeutschland.
Ich bin noch relativ Jung. Die Mauer hab ich nicht mehr mitbekommen. Ich war viel zu Jung - um mich für politische belange zu interessieren. Wie Alt hätte man als "Wessi" sein müssen, um Deutschland als geteilt wahrzunehmen? 10 Jahre, 12 Jahre, 14? Bei einem Ostdeutschen Kind mag diese Zeit noch einprägsamer gewesen sein. Weshalb? Das will ich jetzt mal versuchen zu umreißen.
Ich bin also in Ostdeutschland unterwegs. Dresden ist schnell über die A4 zu erreichen. Mir fallen zuerst die Plattenbauten auf. Einige sehen sehr gepflegt aus - in einigen anderen Plattenbauten würde ich kein Fuß rein setzen wollen. Selten sehe ich Leerstand. Im Gegenteil! Die Stadt ist belebt. Mich als "Turi" zieht es natürlich in die Altstadt. Der Platz um die Frauenkirche präsentiert sich mir wie eine Freilichtbühne - wie ein Kunstwerk. "Blühende Landschaften" ein Zitat, welches doch hängen geblieben ist, schoss mir durch den Kopf. Dresden ist eine Stadt, die anderen westdeutschen Städten mehr als nur das Wasser reichen kann. "Hier will ich sein." Dresden ist vielfältig, bunt, lebendig, schön. Ja, es gibt vereinzelnd Leerstand und es gibt Ecken, die nicht schön sind und es gibt noch die ein oder andere Lücke.
Von Dresden geprägt, bin ich nach Zwickau und in das Umland.
Filmriss
Okay, ganz so schlimm schaut es nicht mehr aus. Aber viel fehlt nicht. Insgesamt sehe ich sehr sehr viel Licht aber auch sehr sehr viel Schatten. Der Leerstand in Zwickau selbst ist "gewaltig" offiziell sind es über 11%! Nun ist das nur eine Zahl. Ehrlich gesagt konnte ich mir diese nicht vorstellen. Was heißt das aber? Man geht an neun Häuser vorbei und das zehnte Haus steht Leer. Der Leerstand zeigt sind vielfältig und reicht von "Hier könnte man einziehen" bis zu "okay, hier wurde das Haus dem Verfall preisgegeben". Natürlich ist "jedes zehnte Haus" natürlich auch wieder eine Aussage: in Wahrheit sind ganze Straßenzüge Verfallen. In manchen Immobilien leben tatsächlich Menschen - in anderen nicht. Hie und da wird gebaut aber es müsste so viel mehr gemacht werden.
Werdau - nahe Zwickau... ein Bild des Elends... nein, wirklich so stell ich mir Länder wie Polen vor. Werdau ist eine Kleinstadt mit 23 Tausend Einwohnern. Nein, ich habe niemand in Elend gesehen. Mich als "Wessi" hat etwas schockiert. Zwickau hätte mich darauf vorbereiten können. Aber das, was ich in Werdau gesehn hab, war nochmal eine Stufe drüber. Ganze Straßenzüge standen leer. Gebäude, die stark baufällig waren - fast schon Ruinen. Zahllose Geschäfte wurden aufgegeben - gefühlt die Hälfte. Ich hab den traurigsten Weihnachtmarkt gesehn...
Fast 30 Jahre nach der Wende und mir gefriert das Blut in den Adern. Wie konnten es die Menschen dort nur aushalten? Gar nicht. Deswegen haben sie Protestiert. Wie können sie es jetzt aushalten? Gar nicht. Deswegen wählen sie die AfD. Mal im Ernst. Mich wundert es nicht, wenn man sich in solchen vernachlässigten Regionen radikalisiert.
Ich hab dieses Thema "Licht und Schatten" genannt. Zwischen all der Tristesse gibt es Inseln, wie die Welt in Ordnung ist. Die Zwicker Innenstadt ist schön hergerichtet, es wird gebaut und Saniert. Zwischen den Leerständen entstehen kleine Häuschen - schön gebaut, schön anzusehen. Letzten Endes verschlug es mich auch in eine Neubausiedlung.
So reist man von Insel zu Insel und - sofern man kann - blendet das "Elend" einfach aus.
Zum Schluss möchte ich noch einen Abschnitt aus einer Zeitung Zitieren - der diesen Eindruck noch immer gut beschreibt:
Ich bin in Ostdeutschland unterwegs. Jetzt hab ich es benannt... Ostdeutschland.
Ich bin noch relativ Jung. Die Mauer hab ich nicht mehr mitbekommen. Ich war viel zu Jung - um mich für politische belange zu interessieren. Wie Alt hätte man als "Wessi" sein müssen, um Deutschland als geteilt wahrzunehmen? 10 Jahre, 12 Jahre, 14? Bei einem Ostdeutschen Kind mag diese Zeit noch einprägsamer gewesen sein. Weshalb? Das will ich jetzt mal versuchen zu umreißen.
Ich bin also in Ostdeutschland unterwegs. Dresden ist schnell über die A4 zu erreichen. Mir fallen zuerst die Plattenbauten auf. Einige sehen sehr gepflegt aus - in einigen anderen Plattenbauten würde ich kein Fuß rein setzen wollen. Selten sehe ich Leerstand. Im Gegenteil! Die Stadt ist belebt. Mich als "Turi" zieht es natürlich in die Altstadt. Der Platz um die Frauenkirche präsentiert sich mir wie eine Freilichtbühne - wie ein Kunstwerk. "Blühende Landschaften" ein Zitat, welches doch hängen geblieben ist, schoss mir durch den Kopf. Dresden ist eine Stadt, die anderen westdeutschen Städten mehr als nur das Wasser reichen kann. "Hier will ich sein." Dresden ist vielfältig, bunt, lebendig, schön. Ja, es gibt vereinzelnd Leerstand und es gibt Ecken, die nicht schön sind und es gibt noch die ein oder andere Lücke.
Von Dresden geprägt, bin ich nach Zwickau und in das Umland.
Filmriss
Die Erfurter Altstadt vor und nach der Wende
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Okay, ganz so schlimm schaut es nicht mehr aus. Aber viel fehlt nicht. Insgesamt sehe ich sehr sehr viel Licht aber auch sehr sehr viel Schatten. Der Leerstand in Zwickau selbst ist "gewaltig" offiziell sind es über 11%! Nun ist das nur eine Zahl. Ehrlich gesagt konnte ich mir diese nicht vorstellen. Was heißt das aber? Man geht an neun Häuser vorbei und das zehnte Haus steht Leer. Der Leerstand zeigt sind vielfältig und reicht von "Hier könnte man einziehen" bis zu "okay, hier wurde das Haus dem Verfall preisgegeben". Natürlich ist "jedes zehnte Haus" natürlich auch wieder eine Aussage: in Wahrheit sind ganze Straßenzüge Verfallen. In manchen Immobilien leben tatsächlich Menschen - in anderen nicht. Hie und da wird gebaut aber es müsste so viel mehr gemacht werden.
Werdau - nahe Zwickau... ein Bild des Elends... nein, wirklich so stell ich mir Länder wie Polen vor. Werdau ist eine Kleinstadt mit 23 Tausend Einwohnern. Nein, ich habe niemand in Elend gesehen. Mich als "Wessi" hat etwas schockiert. Zwickau hätte mich darauf vorbereiten können. Aber das, was ich in Werdau gesehn hab, war nochmal eine Stufe drüber. Ganze Straßenzüge standen leer. Gebäude, die stark baufällig waren - fast schon Ruinen. Zahllose Geschäfte wurden aufgegeben - gefühlt die Hälfte. Ich hab den traurigsten Weihnachtmarkt gesehn...
Fast 30 Jahre nach der Wende und mir gefriert das Blut in den Adern. Wie konnten es die Menschen dort nur aushalten? Gar nicht. Deswegen haben sie Protestiert. Wie können sie es jetzt aushalten? Gar nicht. Deswegen wählen sie die AfD. Mal im Ernst. Mich wundert es nicht, wenn man sich in solchen vernachlässigten Regionen radikalisiert.
Ich hab dieses Thema "Licht und Schatten" genannt. Zwischen all der Tristesse gibt es Inseln, wie die Welt in Ordnung ist. Die Zwicker Innenstadt ist schön hergerichtet, es wird gebaut und Saniert. Zwischen den Leerständen entstehen kleine Häuschen - schön gebaut, schön anzusehen. Letzten Endes verschlug es mich auch in eine Neubausiedlung.
So reist man von Insel zu Insel und - sofern man kann - blendet das "Elend" einfach aus.
Zum Schluss möchte ich noch einen Abschnitt aus einer Zeitung Zitieren - der diesen Eindruck noch immer gut beschreibt:
„Vierzig Jahre Sozialismus haben vollendet, was alliierten Bomberverbänden gegen das Dritte Reich nur zum Teil gelang: die Zerstörung wertvoller alter Wohnviertel. Die einst Mächtigen der DDR haben das Antlitz ihres hochgelobten Landes, das ein Hort der neuen Menschenklasse sein sollte, bis zur Groteske verfallen lassen“, schreibt Kruse in seinen Erinnerungen. Oder wie es die DDR-Bürger in Abwandlung einer Parole der Friedensbewegung sagten: „Ruinen schaffen ohne Waffen“.Noch eine Frage: wie kann man ganze Landschaften veröden lassen?
Quelle: https://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article134181514/Ost-Deutschland-war-ein-geschundenes-und-verfallenes-Land.html