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Wie war die DDR?

2.308 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: DDR, Gefängnis, Humanismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie war die DDR?

23.06.2016 um 17:08
@Jedimindtricks
@Fedaykin
und an allem was schief ging war der Westen schuld !


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Vltor ehemaliges Mitglied

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Wie war die DDR?

23.06.2016 um 17:38
@querdenkerSZ

Stimmt ja auch. Honecker kam aus dem Westen.
Case closed.


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Wie war die DDR?

23.06.2016 um 17:58
@Vltor @schrauber2
@Norddeutscher

Danke für die Infos.
Ich kenne ähnliches aus der SFRJ.

Leute hatten zwar arbeit, aber nichts zu tun. :)

Übrigens kann "nichtstun" ebenso krank machen wie stress und überarbeitung.


Allgemein kann man sagen die DDR funktionierte nur wegen der SED Diktatur und den Milliard aus Moskau. Das Prestigeprojekt musste unbedingt erhalten werden ...

Auch die SFRJ hielt sich nur durch Milliarden aus Washington.


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Vltor ehemaliges Mitglied

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Wie war die DDR?

23.06.2016 um 19:25
@evilparasit
Zitat von evilparasitevilparasit schrieb:und den Milliard aus Moskau.
Die Sowjets haben wohl eher mehr Geld aus der DDR rausgesaugt, als sie aus der DDR direkt oder indirekt erhalten haben. Wäre nicht so schlecht um die DDR bestellt gewesen, wenn die Sowjets nicht alles zerstört oder mitgenommen hätten, was nicht niet u. nagelfest war. Naja, die selbe Aktion haben sie auch in der Mandschurai und wahrscheinlich im begrenzten Maß auch in Osteuropa abgezogen. War ne beliebte Strategie um mögliche aufkommende Rivalen ökonomisch in die Schranken zu weisen. In diesem Fall eben Deutschland und Rotchina.


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Wie war die DDR?

24.06.2016 um 03:42
@Vltor
Da übersiehst Du allerdings die in ihrer Dimension kaum fassbaren Verheerungen, die der faschistische deutsche Überfall in der Sowjetunion und speziell in Russland hinterließ. Im letzten Jahr wurden dort als verständliche Reaktion auf die auch durch die BRD verhängten/mitgetragenen Sanktionen Forderungen laut, an Deutschland nochmals Reparationsforderungen in Höhe von 3 bis 4 Billionen € zu stellen. Als Begründung dafür äußerte ein Dumaabgeordneter: "Deutschland hat für die sechs Millionen Opfer des Holocaust Entschädigungen gezahlt aber hat die 27 Millionen getöteten sowjetischen Bürger ignoriert. Es hat im Grunde nichts für die Welle der Zerstörung gezahlt, die es während des Zweiten Weltkriegs anrichtete".
Der Chef des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Wladimir Komojedow, sagte, die Verluste hätten die Sowjetunion auf Jahrzehnte hinaus geschädigt. "Ohne den Krieg würden in Russland heute 300 bis 400 Millionen Menschen leben (statt 143 Millionen). Auch das Wirtschaftsniveau wäre anders", betonte er. (Qelle: focus 3.2.15)

Wie die bisherigen Reparationsleistungen verliefen, ist bei Wikipedia nachzulesen:
Das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 hatte vorgesehen, dass jede Besatzungsmacht ihre Reparationsansprüche durch Demontagen und Sachlieferungen aus ihrer eigenen Besatzungszone befriedigen sollte. Da die Sowjetunion die größten Kriegsschäden erlitten hatte, erhielt sie das Recht zugestanden, Reparationen auch aus den anderen Zonen zu erhalten. Hieran entzündete sich bald Streit: Da die Sowjetunion sich weigerte, diese Lieferungen mit Lebensmittellieferungen aus ihrer Zone zu vergüten, beendete der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay am 25. Mai 1946 die Lieferungen auf Reparationskonto aus der amerikanischen Zone an die Sowjetunion. Die beiden anderen Westmächte schlossen sich diesem Vorgehen an.[3] Mit dem Beginn des Kalten Krieges schränkten zuerst die westlichen Alliierten die Demontagen ein und verschoben ihre Reparationsforderungen bis zum Abschluss eines Friedensvertrages. Da der Zwei-plus-Vier-Vertrag 1990 im Einvernehmen aller Vertragsparteien „anstelle eines Friedensvertrages“ geschlossen wurde, kam es auch später zu keinen weiteren Reparationszahlungen.

Die Reparationsleistungen der späteren DDR an die Sowjetunion geschahen bis 1948 hauptsächlich durch Demontage von Industriebetrieben. Davon betroffen waren 2.000 bis 2.400 der wichtigsten und bestausgerüsteten Betriebe innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Bis März 1947 wurden zudem 11.800 km Eisenbahnschienen demontiert und in die SU verbracht. Damit wurde das Schienennetz bezogen auf den Stand von 1938 um 48 % reduziert. Der Substanzverlust an industriellen und infrastrukturellen Kapazitäten durch die Demontagen betrug insgesamt rund 30 % der 1944 auf diesem Gebiet vorhandenen Fonds. Ab Juni 1946 (SMAD-Befehl Nr. 167) begann sich die Form der Reparationen von Demontagen auf Entnahmen aus laufender Produktion im Rahmen der Sowjetischen Aktiengesellschaften zu verlagern. Diese Entnahmen aus laufender Produktion betrugen zwischen 1946 und 1953 jährlich zwischen 48,0 und 12,9 % (durchschnittlich 22 %) des Bruttosozialprodukts.[4] [...]

Als die Reparationen 1953 für beendet erklärt wurden, hatte die SBZ/DDR die höchsten im 20. Jahrhundert bekanntgewordenen Reparationsleistungen erbracht.[6] Die Reparationen der DDR betrugen insgesamt 99,1 Mrd. DM (zu Preisen von 1953) – die der Bundesrepublik Deutschland demgegenüber 2,1 Mrd. DM (zu Preisen von 1953). Die DDR/SBZ trug damit 97–98 % der Reparationslast Gesamtdeutschlands – pro Person also das 130-fache
Wikipedia: Reparationen


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Wie war die DDR?

24.06.2016 um 08:25
@Sidonie29
Wahrhaft ergreifend.
Die Deutschen, du weisst schon, die mit dem faschistischen Überfall, kamen aus ganz Deutschland, da waren die Bewohner des späteren DDR-Gebietes genauso beteiligt wie andere Deutsche.
Ich mag mich ja täuschen, aber bei dir klingt es so als hätten die Einwohner der DDR für etwas büssen müssen, mit dem sie überhaupt nicht zu tun hatten.
Aber das wäre ja völliger Humbug, gelle?

Hat also Mütterchen Russland mehr Reparationszahlungen aus ihrer Besatzungszone gezogen als die anderen Besatzungsmächte.
Wessen "Schuld" soll das sein?
Russland durfte sich ja auch bei den anderen Besatzungszonen bedienen, warum hat das nicht geklappt?
Steht im von dir verlinkten Artikel:
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Da die Sowjetunion die größten Kriegsschäden erlitten hatte, erhielt sie das Recht zugestanden, Reparationen auch aus den anderen Zonen zu erhalten. Hieran entzündete sich bald Streit: Da die Sowjetunion sich weigerte, diese Lieferungen mit Lebensmittellieferungen aus ihrer Zone zu vergüten, beendete der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay am 25. Mai 1946 die Lieferungen auf Reparationskonto aus der amerikanischen Zone an die Sowjetunion.
Mütterchen Russland ging es anscheinend mehr darum den Besiegten auszubluten, an humanitärer Hilfe war Russland anscheinend völlig desinteressiert.
Wessen Schuld ist das?

Nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang aber auch, dass im Zuge der Einheit erhebliche Gelder von West nach Ost flossen und noch fliessen.
Aufbauhilfen etwa 300 Milliarden, Übernahme der DDR Verbindlichkeiten, Rentenzahlungen und...und...und...
Kann man hier nachlesen Wikipedia: Kosten der deutschen Einheit
Jahr für Jahr fliessen demnach weitere 100 Milliarden in die "neuen deutschen Länder".
Aber ich versteh schon, es jammert sich gleich viel plakativer, wenn man das alles ausblendet bzw. nicht berichtet.


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24.06.2016 um 16:45
@Heide_witzka
Um mal mit Deinem letzten Absatz anzufangen: Wenn ich von etwas nicht wirklich Ahnung habe, versuche ich mich aus der Diskussion rauszuhalten oder zumindest nicht einfach nachzuplappern, was da irgendwo erzählt/behauptet wird.
Habe da eben den interessante Artikel des renommierten Ökonomen Siegfried Wenzel entdeckt, an dem schon der Titel wie die Faust aufs Auge passt: Antwort an die Jammer-Wessis. Steht in aller Kürze eigentlch alles drin, was zum Thema "Kosten der Einhet" gesagt werden muss. Viel Vergnügen beim Lesen!
http://www.sopos.org/aufsaetze/42347de5838d4/1.phtml (Archiv-Version vom 23.09.2015)

Gelesen hast Du offenbar nichts von dem Material, das ich zuvor über die von uns Deutschen angerichteten unvorstellbaren Verheerungen in der Sowjetunion verlinkt hatte. Deine Unterstellung, dass es "Mütterchen Russland" darum ging, die Besiegten auszubluten, ist bereits unter diesem Gesichtspunkt derart deplatziert, um nicht deutlichere Worte zu gebrauchen, dass es förmlich wehtut. Und von wegen - man hätte uns keine humanitäre Hilfe geleistet. Sogar zu einer Zeit, als in der UdSSR noch viele Menschen bitteren Hunger litten, schickte dieser Staat riesige Mengen Weizen zur Versorgung der Bevölkerung in die SZB. Auch daran wurde neulich ganz zu Recht von einem Dumaabgeordneten erinnert.
Aber ich bin es wirklich leid, mich ständig mit derart gehässigen Vorurteilen/Beschuldigungen von Leuten auseinanderzusetzen, die damals vermutlich noch nicht mal geboren waren. Wir haben es anders erlebt, und Punkt.
Tja, und warum hat es nicht geklappt, dass die UdSSR Reparationsleistungen aus den anderen Besatzungszonen erhielt? Findest Du die in dem o. g. Zitat verwendete Begründung denn tatsächlich logisch? Ich nicht. Wieso sollte die Sowjetunion die ihr lt. Jalta usw. aus den westlichen Besatzungszonen Deutschlands zustehenden Reparationsleistungen in irgendeiner Form vergüten, und noch dazu ausgerechnet mit Lebensmittellieferungen aus der UdSSR oder der SBZ in den grausamen Nachkriegs-Hungerjahren? Diese Forderung war - wenn sie tatsächlich erhoben wurde - doch der Gipfel aller Unverschämtheit/primitiven Stimmungsmache des Westens.
Oder kannst Du sie mir vielleicht anders erklären? Ich habe die Formulierung nämlich extra für Dich zitiert, wusste doch, dass Du sie aufs Korn nimmst.
Ansonsten einen schönen Abend noch!
Bei mir reichen die verbliebenen Kraftreserven allenfalls dazu, den nächstenTextbeitrag aus der Spurensicherung zu kommentieren. Diesmal geht es um Otto Pfeng, den früheren Oberbausleiter der Berliner Stalinallee. Interessanter Mensch.


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Wie war die DDR?

24.06.2016 um 16:52
@Sidonie29
Du glaubst doch nicht ernsthaft dass sich hier jemand den subjektiv ausgesuchten Textwürste reinzieht. :D

Versuch doch mal sachlich gegen die in Wikipedia genannten Kosten zu diskutieren.
Wo liegen denn die Fehler?
Oder hast du gar keine gefunden?

Falls du das nicht schaffst sonder ruhig weiter deine Textwürste ab, aber wunder dich nicht, wenn sie keine sonderliche Resonanz finden.


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24.06.2016 um 17:54
@Heide_witzka
Na wenn Dir weiter nichts einfällt ... Immerhin "Textwürste" ist Klasse. Eigene Erfindung? Kompliment! :D


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24.06.2016 um 17:56
@Sidonie29
Vielen Dank.
Gerade von dir freut es mich besonders. :D


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24.06.2016 um 19:28
So, bei Wüstenklima - mein Außenthermometer zeigt 31,3° - zum Tagesabschluss wenigstens noch ein Kurzkommentar, vielleicht aber auch eine Textwurst - zum Spurensicherungsbeitrag "Wege in die DDR" von Otto Pfeng, als ehemaliger Oberbauleiter der Berliner Stalinallee eine der zentralen Figuren des Geschehens vom 16./17. Juni 1953.
Seine Erinnerungen wurden von mir am 16.6.16 in meinem Blog verankert, sie stehen derzeit auf S. 3, der von ihm gezeichnete Orientierungsplan zu seiner damaligen Baustelle auf S. 11.
Es hatte mich auch bei ihm allerhand Zeit, krimiinalistischen Spürsinn und vor allem Ausdauer gekostet, ihn noch 45 Jahre nach den Ereignissen ausfindig zu machen. Aber dann marschierte ich nach längerer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln - denn einen PKW hatte ich bei meiner "Spurensicherung" nicht zur Verfügung - doch endlich mit schmerzenden Arthrose-Knien eine Chaussee entlang, die zu seinem in irgendeinem Berliner Vorort gelegenen Haus führte. Ich wurde sehr freundlich empfangen und fand offene Ohren für das Anliegen unserer Autorengemeinschaft. In den Folgemonaten war mir Otto Pfeng ein wichtiger Helfer bei meinen Nachrecherchen zum Eisensee-Report, bestätigte schließlich dessen Authentiziität im Vorspann des Buches und fertigte dafür auch eine Skizze der damaligen Baustelle Stalinallee an. Wir verstanden uns sehr gut. Ich besuchte ihn ein weiteres Mal, und er stattete mir einen Gegenbesuch ab. Ohne dass ich das zum Thema machte, war mir allerdings an seiner Haltung einiges unklar. An seiner Ehrlichkeit und moralischen Integrität hatte ich keinerlei Zweifel. Wie allen Mitgliedern unserer Autorengemeinschaft ging es ihm darum, den politisch motivierten Legenden und Lügen über die Juniereignisse nicht das Feld zu überlassen, sondern das wahre Geschehen in den Vordergrund zu rücken. Andererseits nahm er die jährlichen Einladungen als Ehrengast der offiziellen Gedenkfeirlichkeiten an, wo genau das Gegenteil zelebriert wurde und erhielt sogar irgendeine Auszeichnung - nach meiner Erinnerung die Verdenstmedaille der Bundesrepublik. Offenbar sah er im Gegensatz zu mir darin keinen Widerspruch zu seiner Mitarbeit an unseren Büchern. Er wollte sich offenkundig nicht eindeutig positionieren. Diese Haltung findet sich auch in seinem Text "Wege in die DDR". Für ihn war es kein (selbst gewählter) Weg, sondern ein Geschehen, das ohne sein Zutun über ihn kam. Besser verständlich wird das durch seine dem Jahr 1949 voran gegangene Laufbahn. Für mich keine Frage, dass er eigentlich seit jeher lieber in der BRD oder Westberlin gelebt hätte und die deutsche Einheit sehr begrüßte. Aber einige freundliche Illusionen hat er danach wohl doch verloren. Das letzte Mal hörte ich von ihm nach einem längeren TV-Interview, das er in lauterer Zeitzeugenmanier und voll Vertrauen in die Fairness der beteiligten Journalisten gegeben hatte. Um danach bei Ausstrahlung des Interviews zu erleben, wie diese seine Aussagen in einer Art und Weise zurechtgeschnippelt hatten, dass dabei das ganze Gegenteil herauskam. Ich höre ihn heute noch schimpfen.
Wie geagt: Ein interessanter, sympathischer Mensch. Er wird/würde in diesem Jahr 100 Jahr alt.
Aber wahrscheinlich lebt er längst nicht mehr.


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Wie war die DDR?

26.06.2016 um 16:13
Der Weg des späteren Prof. Dr. habil. Eike Robert Kopf in die DDR verlief ebenfalls ohne sein eigenes Zutun, denn er war 1949 erst 9 Jahre alt, und die kinderreiche Familie des Landarbeiters Kopf lebte seit jeher in Bollstedt, das 6 km östlich vor Mühlhausen/Thüringen liegt. Aus ärmsten Verhältnissen stammend, waren ihm die spätere Laufbahn und sein internationales Renommee als Wissenschaftler nicht an der Wiege gesungen worden. Sein Lebensbericht erscheint außergewöhnlich und ist dennoch typisch für sehr viele Jugendliche der SBZ/DDR.
Er selbst schreibt:
Ich habe nichts Außergewöhnliches zu berichten, schon gar nichts Heldenhaftes oder Vorbildliches. Ich will nur zeigen, daß die antifaschistisch-demokratische Ordnung in der Sowjetischen Besatzungszone Tausenden Kindern wie mir aus bescheidenen Verhältnissen eine vielseitige Entwicklung ermöglichte.
SeinenText zu "Wege in die DDR" habe ich am 16.6.16 in meinen Blog eingesetzt, er steht derzeit auf S. 2.
Ich verlinke ihn und seine Fortsetzung aus "Leben in der DDR" unten stehend trotzdem nochmals, weil ich mir wünsche, dass beide auch wirklich gelesen werden, und zwar im Zusammenhang.
Das ist keine Zumutung, denn Eike Kopf schreibt sehr flüssig/interessant und stets mit wachem Blick auf Verhältnisse und Menschen, die er kennen lernte. Während sein Vater wie die Masse der deutschen Bevölkerung der Nazipropaganda auf den Leim gegangen und auch nach Kriegsende zunächst schwer davon abzubringen war, erinnert er sich an den Eindruck, den die erste Aktion der Roten Armee in Bollstedt hinterließ:
Anfang Juli 1945 zogen die amerikanischen Truppen ab, und die Rote Armee besetzte die in Jalta beschlossene Besatzungszone, zu der Thüringen gehörte. Das bedeutete für uns zuerst, daß von den sowjetischen Soldaten in der großen Scheune und im Hof unseres Hauses eine Herde unterwegs eingesammelter versprengter Kühe untergebracht wurde und mein Vater den Auftrag erhielt, die Tiere zu versorgen und zu melken, damit die armen Kinder des Dorfes jeden Tag kostenlos Milch erhalten konnten. Dieses praktische, auf die Sicherung des Lebens der werktätigen Massen orientierte Verhalten von Einheiten der Roten Armee paßte so gar nicht in das meinem Vater bis zum Kriegsende eingebleute Bild vom „barbarischen bolschewistischen Untermenschen“ und verursachte Nachdenken.
Die Nachkriegszeit waren denoch auch für ihn und seine Familie derart hart, dass mancher das heute sicher kaum noch glauben kann. Auch deshalb halte ich den Text für sehr wichtig.
Erst viele Jahre später habe ich begriffen, daß diese schweren Jahre eine gute Vorbereitung auf das weitere Leben waren, weil ich in dieser Zeit ausdauernd zu arbeiten und bescheiden zu leben beigebracht bekommen habe. Ich kann also mit Fug und Recht sagen: Mein Weg in die DDR war zugleich mein Weg ins Leben. Es war, obwohl es angesichts der skizzierten Vorgänge nicht so zu sein schien, ein Weg, der dennoch nach dem 8. Mai 1945 sozialgeschichtlich neu auf deutschem Boden, charakteristisch für die sowjetisch besetzte Zone, war und weiter werden sollte.
Lesen unter
http://www.spurensicherung.org/texte/Band1/kopf.htm#top

Der nachfolgende verlinkte Text stammt, wie bereits erwähnt, aus dem Spurensicherungs-Band "Leben in der DDR". Er beschreibt den weiteren Weg und "Aufstieg" von Eike Kopf im Hochschulwesen der DDR.
Viel wichtiger ist mir allerdings, dass man sich an seiner selbstlosen und unermüdlichen Einsatzbereitschaft zum Wohle der Allgemeinheit und des Einzelnen ein Blld von den Menschen machen kann, die es ihm zu Abertausenden gleichtaten und auf deren Andenken - denn die meisten leben nicht mehr - heute nur mit Verachtung geschaut wird. Denn das waren ja - Pfui über sie! - Sozialisten, Kommunisten und/oder SED-Mitglieder: rettungslos indokriniert, angepasst, hirnverbrannt, skrupellos etc.
Ich habe ja nun die Zeit zumindest ab 1934 bewusst erlebt und kann nur sagen: Was da heutzutage an bösartigen Verleumdungen der DDR und ihrer aktivsten, besten Bürger sogar von offizieller Seite in die Welt gesetzt wird, erinnert mich immer mehr an die Antibolschewismus-Indoktrination, der ich als Kind/Jugendliche ausgeliefert war.

Aber bitte lest und urteilt selbst!
http://www.spurensicherung.org/texte/Band3/kopf.htm#top

Abschließend schreibt Eike Kopf:
Wenige Wochen nach dem Beitritt der DDR zur BRD, kurz vor Weihnachten 1990, wurde allen Mitarbeitern der Bereiche Pädagogik/Psychologie, Polytechnik sowie Sozialwissenschaften - wo inzwischen schon acht hilfsbereite Kollegen aus den alten Bundesländern arbeiteten! - eröffnet, daß ihnen zum 31.12.1990 gekündigt werde. Wir hatten die Möglichkeit, ab 1. Januar 1991 in die „Warteschleife“ zu gehen. Man bekäme Gehalt bis zum Ende des Studienjahres, solle sich jedoch umgehend beim Arbeitsamt um neue Arbeit bemühen. Es gelte Hausverbot für das Gelände der PH. Da es jedoch in den Weihnachtsferien nicht möglich sein werde, etwa 100 Lehrkräfte aus den alten Bundesländern zu beschaffen, könne man sich auch bereit erklären, die begonnene Ausbildung bis zum Ende des laufenden Studienjahres mit abzusichern. Ich entschied mich für die letztgenannte Variante auch deshalb, weil ich die Räumlichkeiten, Bibliothek usw. der PH in dieser Zeit noch für die MEGA-Forschung nutzen wollte. Aber mit dieser Entscheidung hatte ich, wie mir dann bei Abgabe der Arbeitspapiere erklärt wurde, meine Kündigung beantragt.

So war ich ab Oktober 1991, zum ersten Mal in meinem Leben - und zwar in der BRD - mit der hinter vorgehaltener Hand gemachten Ankündigung arbeitslos, daß ich nie wieder in einer deutschen Schule oder Hochschule unterrichten dürfe. Ich wurde, wie Tausende andere Angehörige der Intelligenz der DDR, mit meinen 50 Jahren sozusagen lebendig zu den Toten geworfen. Seitdem bin ich - trotz Anpassungsfortbildung zum Bürogehilfen („Firmen- und Verwaltungsassistent“) - Arbeitslosenhilfeempfänger. Auch deshalb war ich froh, auf Einladung der Volksrepublik China ab September 1997 ein Jahr lang in Beijing arbeiten zu können.

Ich habe nach meiner Kindheit vor allem versucht, für solche Menschen dazusein, die Unterstützung brauchten. Den Möglichkeiten entsprechend mehr zu geben als zu nehmen, war die Richtschnur meines Handelns. Ich grüße auf diesem Wege alle, mit denen ich Strecken dieses Weges zusammen gehen konnte und wünsche ihnen und ihren Kindern den Umständen entsprechend viel Gutes!

So habe ich die DDR erlebt. Sie war meine Heimat mit ihren Städten und Dörfern und den Bäumen im Wald und den Vögeln und den Fischen im Fluß, wie es in einem unserer schönen Kinderlieder heißt. Die DDR - das war aber auch ich als Mitgestalter unseres Lebens. Ich war ihr Staatsbürger und selbst ein Teil des Staates. Ich war mitverantwortlich für die Mehrung und Sicherung der materiellen Lebensgrundlagen und die Bildung des werktätigen Volkes. Ich hatte wenigstens das Glück, jahrelang in einer sozialistischen Gesellschaft zu leben. Wie viele Gleichgesinnte, die dafür gekämpft haben oder kämpfen, konnten und können das nicht von sich behaupten! Im Vergleich zu diesen reichhaltigen Jahren sind Visionen, etwa die von Goethes Faust vom „freien Volk auf freiem Grunde“, blaß.
Bis Ende 1993 waren etwa 6 500 hoch qualifizierte DDR-Wissenschaftler entlassen. Die Akademie der Wissenschaften der DDR mit 12 000 Mitarbeitern wurde am 31. Dezember 1991 geschlossen. Alle Mitarbeiter wurden entlassen. In Sachsen mussten etwa 80 Prozent der 1989/90 beschäftigten Hochschullehrer "durch Abwicklung oder wegen persönlicher Nichteignung" ausscheiden. Wie viele davon danach ihrem Leben ein Ende setzten, ist stastistisch nicht erfasst.

Bereits 2003 waren 48 Prozent der Professoren an Universitäten, bei den Juristen gar 90 Prozent, "Westimport." Ein besonderes Kapitel der Abrechnung mit der DDR-Intelligenz stellten die "Strafrenten" und die Ausgrenzung von Hochschullehrern aus dem wissenschaftlichen Leben und Publikationsorganen dar.

Der damalige Vorsitzende des Wissenschaftsrats Professor Dr. Simon zog 1995 aus den Ergebnissen der "Abwicklung" ein erstaunliches Fazit:
"Am Ende errichteten die beidseitigen Vereinigungsgewinnler im Osten die Universität der Zukunft: sie gleicht der maroden Universität des Westens wie ein Ei dem anderen. Und obendrein sind beide Eier faul." Welcher Deutsche hat Nutzen von "faulen Eiern"? Wer braucht sie?
Zu meiner großen Genugtuung hat zumindest Eike Kopf mittlerweile einen neuen wissenschaftlichen Arbeitsplatz in der Volksrepublik China gefunden. Er wird hoch geachtet und kann ungestört weiterhin Forschungen betreiben sowie publizieren.


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27.06.2016 um 09:40
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Wieso sollte die Sowjetunion die ihr lt. Jalta usw. aus den westlichen Besatzungszonen Deutschlands zustehenden Reparationsleistungen in irgendeiner Form vergüten, und noch dazu ausgerechnet mit Lebensmittellieferungen aus der UdSSR oder der SBZ in den grausamen Nachkriegs-Hungerjahren? Diese Forderung war - wenn sie tatsächlich erhoben wurde - doch der Gipfel aller Unverschämtheit/primitiven Stimmungsmache des Westens.
Weil das im Potsdamer Abkommen so vereinbart wurde. In Jalta wurden gar keine konkreten Beschlüsse hinsichtlich der Reparationen gefasst, außer, dass Deutschland Reparartionen zu leisten habe.

Entgegen Deiner immer wieder vorgebrachten These, wonach derjenige nicht mitreden könne/dürfe, der damals nicht dabei war, gibt es Geschichtsbücher, in denen man alles nachlesen kann.

Oder man konsultiert gleich die Primärquelle (Hervorhebung von mir):
IV.
Reparationen aus Deutschland

In Übereinstimmung mit der Entscheidung der Krim-Konferenz, wonach Deutschland gezwungen werden soll, in größtmöglichem Ausmaß für die Verluste und die Leiden, die es den Vereinten Nationen verursacht hat, und wofür das deutsche Volk der Verantwortung nicht entgehen kann, Ausgleich zu schaffen, wurde folgende Übereinkunft über Reparationen erreicht:
1. Die Reparationsansprüche der UdSSR sollen durch Entnahmen aus der von der UdSSR besetzten Zone in Deutschland und durch angemessene deutsche Auslandsguthaben befriedigt werden.

2. Die UdSSR wird die Reparationsansprüche Polens aus ihrem eigenen Anteil an den Reparationen befriedigen.

3. Die Reparationsansprüche der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreiches und der anderen zu Reparationsforderungen berechtigten Länder würden aus den westlichen Zonen und den entsprechenden deutschen Auslandsguthaben befriedigt werden.

4. In Ergänzung der Reparationen, die die UdSSR aus ihrer eigenen Besatzungszone erhält, wird die UdSSR zusätzlich aus den westlichen Zonen erhalten:
a) 15 % derjenigen verwendungsfähigen und vollständigen industriellen Ausrüstung, vor allem der metallurgischen, chemischen und Maschinen erzeugenden Industrien, soweit sie für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig und aus den westlichen Zonen Deutschlands zu entnehmen sind, im Austausch für einen entsprechenden Wert an Nahrungsmitteln, Kohle, Kali, Zink, Holz, Tonprodukten, Petroleumprodukten und anderen Waren, nach Vereinbarung.
b) 10 % derjenigen industriellen Ausrüstung, die für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig ist und aus den westlichen Zonen zu entnehmen und auf Reparationskonto an die Sowjetregierung zu übertragen ist ohne Bezahlung oder Gegenleistung irgendwelcher Art.
Die Entnahmen der Ausrüstung, wie sie oben in a) und b) vorgesehen sind, sollen gleichzeitig erfolgen.

5. Der Umfang der aus den westlichen Zonen zu entnehmenden Ausrüstung, der auf Reparationskonto geht, muß spätestens innerhalb sechs Monaten von jetzt ab bestimmt sein.

6. Die Entnahme der industriellen Ausrüstung soll so bald wie möglich beginnen und innerhalb von zwei Jahren, gerechnet vom Zeitpunkt der in § 5 spezifizierten Bestimmung, abgeschlossen sein. Die Auslieferung der in § 4 a) genannten Produkte soll so schnell wie möglich beginnen, und zwar in durch Vereinbarung bedingten Teillieferungen seitens der Sowjetunion, und innerhalb von fünf Jahren von dem erwähnten Datum ab erfolgen. Die Bestimmung des Umfanges und der Art der industriellen Ausrüstung, die für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig ist und der Reparation unterliegt, soll durch den Kontrollrat gemäß den Richtlinien erfolgen, die von der alliierten Kontrollkommission für Reparationen, unter Beteiligung Frankreichs, festgelegt sind, wobei die endgültige Entscheidung durch den Kommandierenden der Zone getroffen wird, aus der die Ausrüstung entnommen werden soll.

7. Vor der Festlegung des Gesamtumfanges der der Entnahme unterworfenen Ausrüstung sollen Vorschußlieferungen solcher Ausrüstung erfolgen, die als zur Auslieferung verfügbar bestimmt werden in Übereinstimmung mit dem Verfahren, das im letzten Satz des § 6 vorgesehen ist.

8. Die Sowjetregierung verzichtet auf alle Ansprüche bezüglich der Reparationen aus Anteilen an deutschen Unternehmungen, die in den westlichen Besatzungszonen in Deutschland gelegen sind. Das gleiche gilt für deutsche Auslandsguthaben in allen Ländern, mit Ausnahme der weiter unten in § 9 gekennzeichneten Fälle.

9. Die Regierungen der USA und des Vereinigten Königreichs verzichten auf ihre Ansprüche im Hinblick auf Reparationen hinsichtlich der Anteile an deutschen Unternehmungen, die in der östlichen Besatzungszone in Deutschland gelegen sind. Das gleiche gilt für deutsche Auslandsguthaben in Bulgarien, Finnland, Ungarn, Rumänien und Ostösterreich.

10. Die Sowjetregierung erhebt keine Ansprüche auf das von den alliierten Truppen in Deutschland erbeutete Gold.
http://www.documentarchiv.de/in/1945/potsdamer-abkommen.html

Herr Dschugaschwili hat dieses Abkommen auch unterschrieben. Aber vielleicht hielt er es damals schon wie heute Messi, und er hat alles blind unterschrieben, was ihm vorgelegt wurde.


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Wie war die DDR?

27.06.2016 um 12:20
Bezüglich der Reparationen sollte man die Gebietsverluste im Osten und die Westverschiebung Polens nicht komplett unter den Tisch fallen lassen. Dadurch hat die Sowjetunion ein Gebiet erhalten was etwa 60-70% der Fläche der DDR hatte.


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Wie war die DDR?

27.06.2016 um 14:29
@SKlikerklaker
Ja danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast. Total widersinnig bleibt es trotzdem, einem schwer zerstörten Staat für die ihm zustehenden Reparationen Gegenleistungen abzuverlangen. Noch dazu in Lebensmitteln, während Millionen seiner Bürger hungerten. Was man beispielsweise von denen der USA/Großbritanniens sicher nicht sagen konnte.
Oder siehst Du das anders?
Aus meiner Sicht ist naheliegend, dass die Westmächte von vornherein nicht die Absicht hatten, die Ansprüche der UdSSR auch aus ihren Zonen zu befriedigen und danach die erste Gelegenheit nutzten, um gänzlich aus der Vereinbarung auszusteigen.
Weshalb sie sich überhaupt zunächst auf diese widerspruchsvollen Formulierungen eingelassen hatten, wird hier m. E. nachvollziehbar begründet:
Diese Festlegungen der Potsdamer Konferenz waren das Ergebnis zäher Verhandlungen. Das betraf
hauptsächlich die Reparationsleistungen zugunsten der Sowjetunion. Die Delegationen der USA und
Großbritanniens gaben schließlich ihre Zustimmung, da sie die Umsetzung der sowjetischen
Verpflichtung, drei Monate nach dem Ende des Krieges in Europa in den Krieg gegen Japan einzutreten,
nicht aufs Spiel setzen wollten.
http://www.die-linke-burgenland.de/fileadmin/Burgenlandkreis/Dokumente/Reparationen_und_die_beiden_deutschen_Staaten.pdf (Archiv-Version vom 04.04.2016)


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27.06.2016 um 14:40
[...]
Oder siehst Du das anders?[...]
Nun, was ich hier vor allem sehe, ist ein Abkommen, das Herr Dschugaschwili eigenhändig unterschrieben hat, und mit dem er sich daher wohl auch einverstanden erklärt hatte.


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Wie war die DDR?

27.06.2016 um 14:40
P.S.
Und angesichts der enormen Schäden, die der faschistische Vernichtungskrieg auf sowjetischem Territorium hinterlassen hatte, wäre es doch wohl nur anständig gewesen, zumindest bzw. sogar zuerst die ohne Gegenleistung vereinbarten 10% zu erbringen. Ist denn da irgendwas gelaufen? Zahlen habe ich zumindest nicht gefunden.


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Wie war die DDR?

27.06.2016 um 14:55
@Sidonie29
Keine Ahnung. Ich war nicht dabei bzw. damals noch nicht auf der Welt, ja nicht einmal grob in der Planung. ;)

Wie gesagt, es war eine multilaterale Vereinbarung, die Herr Dschughaschwili sehr wahrscheinlich freiwillig unterzeichnet haben dürfte.
Zumindest sind mir keine Überlieferungen bekannt, wonach der Herr Trumann, oder der Herr Churchill oder beide zusammen Herrn Dschughaschwili mit der Waffe in der Hand zur Unterschrift gezwungen hätten.


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Wie war die DDR?

27.06.2016 um 16:02
Nachtrag:
Aber da Herr Dschugaschwili ja nur mit seinem "Künstlernamen" unterschrieb, könnte man die Rechtmäßigkeit des Abkommens natürlich anzweifeln...

[Wer in dieser Äußerung Ironie findet, darf sie behalten]


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Wie war die DDR?

27.06.2016 um 16:31
Nachdem ich wegen meiner Allmystery-Aktivitäten nun erstmals seit 18 Jahren die Texte unserer Bücher wieder lese, staune ich erneut über die Vielfalt der Wege unserer Autoren und ihres Daseins/Wirkens in der DDR.
Aber die Angehörigen meiner Generation und noch Ältere waren lebenslang durch ihre Erfahrungen in Krieg/Nachkrieg geprägt und von dem gemeinsamen Willen beseelt, eine neue fortschrittliche Gesellschaft aufzubauen, die Krieg und Faschismus nie wieder zulassen würde.
Auch Hans-Jürgen Meyer (Jahrgang 1918 oder 1919)
musste viel erleben und erleiden, bevor ihm endlich die Rückkehr in das heimatliche Ballenstedt der Nachkriegszeit gelang.

Er hatte der Besatzung eines von den Alliierten torpedierten U-Bootes angehört
Der Kommandant und zehn weitere Männer fielen. Einundvierzig wurden gerettet. Mich zogen Matrosen der britischen Fregatte „Spey“ bewußtlos an Bord.
The war was over.
Danach folgten schwere Jahre in englischer bzw. amerkanischer und erneut englischer Kriegsgefangenschaft mit unvergessllichen Erlebnissen.
So sammelte ich die ersten Erfahrungen mit der amerikanischen „Ellbogengesellschaft“, sah die Nutznießer, sah die Opfer. Diese Erlebnisse führten bei mir zu einigen bleibenden Einstellungen und Verhaltensweisen. Dazu gehört die Ablehnung dessen, was man „Amerikanism“ nennt.
Erneut als britischer POW, erhielt er seine ersten Lehrstunden in Demokratie. Man übte anhand von "Wahlveranstaltungen" und er hatte ausgerechnet die KPD(!) zu vertreten.
Bei mir tauchten Fragen auf: Muß man den Sozialismus studieren? Warum sagt man den Jüngsten keine Zukunft? Keine anglo-amerikanische, keine russische, sondern eine deutsche? Müssen Atheisten und Christen sich bekämpfen? Können sie nicht gemeinsam eine friedliche Zukunft meistern?

Was ihn danach in Ballenstädt erwartete, sollte im Text von Hans-Jürgen Meyer nachgelesen werden: Persönliches Glück ebenso wie schwere Schickalsschläge, wechselnde und oft unbefriedigende berufliche Aufgaben, teilweise noch chaotische Verwaltungstrukturen und eine ihm unverständliche Bequemlichkeit/Unfähigkeit/Verantwortungslosigkeit/menschliche Kälte bei manchem Zuständigen.
Vor allem deshalb wurde aus dem unangepassten, kritischen Hans-Jügen Meyer, der von seiner Schulzeit grad noch wusste, mit welchem Ende des Bleistiftes man schreiben musste, sehr schnell ein "Volkskorrespondent" sowohl des "Neuen Deutschland" als auch der Lokalpresse.
Dies ist vor allem deshalb erwähnenswert, weil es damals viele tausende davon in der SBZ und später auch in der DDR gab, deren kritische Hinweise unverzichtbar waren und meist auch sehr ernst genommen wurden. Wie überhaupt Kritik und Selbstkritik in jenen Jahren als "unverzichtbare Triebkräfte" der gesellschaftlichen Entwicklung galten, und dies mit vollem Recht. Kritik wurde überall eingefordert und wer sie unterdrückte oder um sich einen Kreis von willfährigen Hofschranzen aufzubauen versuchte, öffentlich zur Rechenschaft gezogen. Wie mein Chef Werner Eggerath, seinerzeit Ministerpräsident von Thüringen (1950). Oder sogar seiner Ämter enthoben wie Ernst Lohagen, 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden (1952).
Es gab noch weitere vielfältige Möglichkeiten, sich für die Beseitigung von Missständen einzusetzen. Sie wurden beispielsweise in den Volkskontrollausschüssen vor allem in den Anfangsjahren von vielen Tausenden Bürgern wahrgenommen, und auch die später gegründete Arbeiter- und Bauerninspektion fand regen Zuspruch.

Bitte besucht mein Blog oder lest unter
http://www.spurensicherung.org/texte/Band1/meyer.htm#top

PK
Da mein Zeitlimit heute begrenzt ist, muss ich den Forsetzungskommentar zum sehr interessanten Bericht von Hans-Jürgen Meyer ("Leben in der DDR") leider verschieben.


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