@Gelsonik
Nur noch als Ergänzung zu meiner vorigen Antwort an Dich:
Ich vermute, dass Du ein Mann bist und zumindest ahnst, in welchem Zustand sich Deinesgleichen befinden kann, wenn er über Jahre erzwungener Maßen keinerlei sexuelle Kontakte hatte. Die Ursachen dafür muss ich bei Kriegsgefangenen/KZ-Insassen nicht näher erläutern. Aber selbst der "normale" Sowjetsoldat erhielt über Jahre keinen Heimaturlaub, denn es ging um Tod und Leben - nicht zuletzt für die Seinen, sofern sie noch lebten.
Im Gegensatz dazu gewährten die deutschen Armeen beider Weltkriege ihren Soldaten/Offizieren diesen selbstverständlich. Ich besitze das Foto eines Onkels mütterlicherseits, der sich noch Anfang 1916 daheim neben seiner Familie stolz mit dem EK II ablichten ließ, bevor er wenige Monate danach in den rumänischen Karpaten den "Heldentod" fand. Wo deutsche Soldaten damals eben so wenig zu suchen hatten wie mein Vormund-Onkel väterlicherseits im nächsten Weltkrieg, der regelmäßig Heimaturlaub erhielt. Um danach wieder in seine Schreibstube vor dem jahrelang belagerten Leningrad zurückzukehren, wo in dieser Zeit etwa eine Million Menschen verhungerten und erfroren.
Also, da sehe sogar ich allerhand Unterschiede - aber Männer können das sicher besser beurteilen!
In meinen Erinnerungen habe ich beschrieben, welches Entsetzen mich schon damals befiel, als sich die Kunde von der durch ihren Kommandeur befohlenen Erschießung zweier sowjetischer Soldaten hörte, die sich an deutschen Frauen vergangen hatten. In den 90ern hörte ich, dass es anfänglich vor allem in Ostpreußen zu zahlreichen Übergriffen kam, später war das strikt verboten, keiner durfte sich erwischen lassen, und deshalb war unsere abgelegene Mühle ein idealer Ort für solche Verbrechen. Ob nun meine drei jungen Vergewaltiger nach einer Anzeige auch erschossen worden wären, und dies vielleicht sogar vor meinen Augen, weiß ich nicht. Aber ihr Kommandeur war mutmaßlich mit dem vorgenannten identisch. Der Gedanke an ihr Schicksal und vor allem die Trauer der Hinterbliebenen würde mich jedenfalls heute noch quälen.
Auch das ist doch letzten Endes eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Selbstverständllch waren wir Opfer tief betroffen und litten oft sehr lange sowohl psychisch als auch physisch. Aber die größten Leiden verursachte uns die heute kaum noch vorstellbare moralinsaure Haltung der deutschen Gesellschaft. Wir waren in deren Augen lebenslang entehrt und hätten uns lieber davor oder danach gleich im nächsten Teich ertränken sollen. Mangels Schusswaffe, von der ein SA-Mann und seine besessene Nazigattin am 9.5.45 in unserem Bauernhof Gebrauch machten, um sich umzubringen, bevor die Frau vielleicht in Schande leben musste. Dies hatte sie vorher angekündigt, und ich hätte ihr keine Träne nachgeweint. Aber sie erschossen zuvor auch ihre drei kleinen Töchter, die noch am Abend des 8.5. fröhlich mit einem älteren Sowjetsoldaten gespielt hatten, der ihnen Kunstblumenzweige schenkte.
Das nenne ich ein todeswürdiges Vebrechen, zumal sich die beiden Täter offenkundig keinerlei Gedanken um das weitere Schicksal des Großvaters S. machten, der an einem einzigen Tag seine gesamte Familie verlor.
Aber dies und mehr steht in meinen Erinnerungen, und ich werde garantiert niemandem mehr anworten, der zu bequem war, sie zu lesen.
@interrobangZum Zitieren habe ich jetzt keine Zeit. Mich würde nur mal interessieren, ob Du aus eigener DDR-Erfahrung sprichst.
@Heide_witzkaMit abweichenden Meinungen umgehen kann ich sehr wohl. Allerdings lehne ich es ab, mich mit den Einlassungen von Usern zu befassen, die entweder viel zu jung sind oder überhaupt keine/zu wenig DDR-Erfahrung besitzen, um sich mit unseren Erfahrungen auseinanderzusetzen. Es geht vorläufig immer noch um Krieg/unmitelbaren Nachkrieg. Und da greife ich mir, ehrlich gesagte, bei manchem Posting tatsächlich an den Kopf. Allein auch schon deshalb, weil hier ständig meine geistige Zurechnungsfähigkeit in Frage gestellt wird. Nein, ich bin noch nicht völlig debil und war es im Alter von 69 Jahren, als ich 1998 meine Erinnerungen schrieb, noch weniger. Ebenso wenig wie die übrigen Zeitzeugen aus unserem Buch. Wenn selbst Historiker unsere Zeitzeugen-Berichte als die eigenen Forschungen zwar nur ergänzende, aber dennoch unverzichtbare Quelle anerkennen, sollten einige der hiesigen User wohl besser damit aufhören, sie ständig in einer Art und Weise herabzuwürdigen, die ich nur als arrogant bezeichnen kann.
Wie gesagt, für mich ist diese Art der Diskussion erst mal beendet. Viel wichtiger, als mich ständig gegen alle möglichen und unmöglichen Anwürfe verteidigen zu müssen, ist mir nämlich die Ergänzung meiner Blog-Einträge um weitere Zeitzeugenberichte.