Negev schrieb:Ich hoffe auch auf AI. Aber nur weil ich glaube, das Prozesse, die ohnehin schon laufen, derart beschleunigt werden, dass die Ungerechtigkeit so klar erkennbar wird. Nur das man dieses Mal nicht wieder den Migranten als Projektionsfläche heranziehen können wird.
Die AI wird sicher berechenbare Ungerechtigkeiten aufdecken. Die Frage ist, ob sie auch rationalere Entscheidingen möglich machen wird. Im Prinzip löst AI aber keine politisch-philosophischen Prozesse auf und hilft vielleicht nur wenig dabei, die Entscheidungsprozesse zu vereinfachen, oder? Zum Beispiel solche, die sich auf John Rawls Scheier des Unwissens beziehen, oder?
Was meint ihr?
Der Schleier des Nichtwissens (veil of ignorance) ist ein wichtiger Bestandteil der Gerechtigkeitstheorie (A Theory of Justice) des US-amerikanischen Philosophen John Rawls (1921–2002), der den Zustand der Menschen in einer fiktiven Entscheidungssituation bezeichnet, in dem sie zwar über die zukünftige Gesellschaftsordnung entscheiden können, aber selbst nicht wissen, an welcher Stelle dieser Ordnung sie sich später befinden werden, also unter einem „Schleier des Nichtwissens“ stehen.
Quelle:
Wikipedia: Schleier des Nichtwissens&ved=2ahUKEwiwhZ3QnriHAxXNiv0HHQv0AOYQFnoECCAQAQ&usg=AOvVaw16dq33GIb-jfJbb4nJyhhdDie Frage, die sich stellt, ob das Wissen uns helfen würde, gerechtere Entscheidungen für andere Geschlechter, Rassen und sonstige Gruppen und Identitäten zu treffen oder ob eine AI da ein Rational Choice vorlegen würde.
Das interessante ist, das AI theorerisch diesen Schleier des Nicht-Wissens beseitigen würde, wenn alle Menschen gleiches Mitspracherecht hätten. Aber das ist in der Demokratie ja nicht mal so, dass alle diversen Parteien gleiches Recht haben, sondern es geht um Verhältnisse und Mehrheiten.
Nur führt das auch nach John Rawls nur zu Gerechtigkeit, wenn man anstelle jedes denkbaren Gesellschaftsmitglied im gleichen Interesse entscheidet.
Was das Interesse eines jeden ist, kann eine AI berechen. Mehrheiten oder Verhältnisse in parlamentarischen Demokratie begünstigen immer die gewonnen habende Partei/Fraktion/Koalition/Abgeordneten/sonstigen Vertreter.
taren schrieb:Ich bleib dabei, einzig eine AI unterstützte Zivilisation kann die Demokratie noch toppen. Weil in der Demokratie ist nach wie vor der Mensch die größte Schwachstelle.
Es ist mein Bedenken, ob die Entscheidungen der AI überhaupt das Problem lösen, dass Mehrheiten und Verhältnisse nicht dann doch wieder im Interesse der Wahlsieger das eigentlich entschleierte Wissen über Ungerechtigkeit überstimmen. Die emotionale Kompetenz der Menschen in der Demokratie würde umso mehr Empathie und Mitleid erfordern, um die restliche nicht von AI berechneten Interessen nicht im Eigeninteresse ausarten zu lassen.
behind_eyes schrieb:Wäre mal interessant zu wissen wie eine AI Migrationsprobleme löst, welche Schlüss
Na, da müsste die AI ja alle Interessen einbeziehen. Aber nationale Interessen von Herkunftsländern und Asylaufnahmeländern von Flüchtlingen, sind nicht die gleichen in den jeweiligen Regierungen. Andererseits ist das Interesse unverschleiert von Einheimischen nicht das Interesse, Geld und Leistungen an Asylsuchende, die dafür im Asylland nicht arbeiten, zu verschenken.
Trotzdem hat die BRD Regierung Bürgergeld bedingungslos zum Teil "verschenkt" an Ukrainer. Denn ohne Geld könnten sie auch nicht in einem geflüchten kapitalistischen Land wie Deutschland, wo man Geld zur Existenz benötigt, leben.
Das könnte eine AI auch nicht verschleiern. Deswegen löst AI nicht das Problem, das John Rawls hätte, dass Bürger nicht im Interesse von für sie Fremden entscheiden würden, deswegen tat es die deutsche Regierung trotzdem.
Es ist ja polit-philosophisch immer so, dass man nur im eigenen Interesse entscheiden würde ( oder könnte ohne AI), weswegen man versuchen sollte, die Interessen aller für eine gerechte Gesellschaft einzubeziehen. Eine AI könnte da helfen, aber löst Rawls Paradoxon nicht, da man im Unwissen oder Wissen so oder so nicht gerecht sein würde, wenn Parteiinteressen, überstimmende Mehrheiten oder gegen Minderheiteninteressen nur regieren könnten.
So würden Demokratien ungerechter ohne AI nur sein, wenn sie es nicht trotzdem versuchen würden, das Allgemeininteresse, dass eine AI berechnen kann, für jeden Bürger einzubeziehen. Eine AI könnte das zwar berechnen, aber erst Recht in Demokratien wie auch in sonst jedem politischen System müssen dass die Herrschenden auch wollen. Genau das nimmt uns AI nur ab, wenn wir ohnehin Mitleid und Empathie für alle in unserem Staat wollen. Nur das zu wollen, liegt dann immer noch an uns!
Negev schrieb:AI wird nix lösen.
Die AI nimmt uns nicht Mitleid und Verständnis für Menschen, an deren Stelle wir nicht sind, ab. Auch in einer denkbar von AI gesteuerten Demokratie kann sie nicht voraussehen, ob Minderheiten nicht doch umgangen werden, wenn es von den Herrschenden gewollt ist.