Wie ernst sollte man das Leben auf Erden nehmen?

ernst genug um gesund zu bleiben

@kaktuss
Aber was ist eigentlich gesund? Frei von krank? Absolute Gesundheit? Oder ist Gesundheit Zufriedenheit, trotz Krankheit? Wie kann Ernsthaftigkeit zu Gesundheit führen? Oder blockieren verkrampfte Sichtweisen, also ein zu ernstes Denken, sogar Heilungsprozesse im Körper? Ergibt es Sinn, ernst zu sein, um am Ende des Lebens zu erkennen, dass ebendieses nur ein riesengroßer Witz war und man sich lieber um andere Dinge hätte bemühen sollen, statt möglichst gewissenhaft und ernst zu leben, wie es der Nihilismus zu erklären versucht?

Ich persönlich habe sehr lange nur ernst gelebt. Habe keinerlei Freude zugelassen, um mich meinem Umfeld anpassen zu können. Vielleicht habe ich wie die meisten anderen "ernst" mit "bewusst" verwechselt. Jahrzehntelang habe ich mich gefragt: "Warum habe ich immer mehr Probleme, je mehr ich mich bemühe, gewissenhaft das Leben zu führen, das unbewusst von den Menschen der industrialisierten Welt idealisiert wird?" Es steigerte sich immer weiter, bis ich mich davon befreite, zwischen "ernst" und "nicht ernst" zu unterscheiden. Ich lebe einfach. Das nimmt mir keine schwierigen Situationen. Die kommen trotzdem. Aber ich kann sie mit größerer Leichtigkeit hinnehmen. Sie einfach akzeptieren. Auch akzeptieren, dass ich diese Situationen nicht ändern kann. Das nimmt mir die Last, ein "ernsthaftes" Leben führen zu "müssen". Ich bin dadurch nicht befreit vom Leben selbst oder vom Leben, wie es idealisiert wird - egal von welcher Gruppe. Und mir ist klar, dass ich durch dieses Verhalten in dieser Gesellschaft in diesem Land hier nicht mehr lange Bestand haben werde. Aber immerhin habe ich ein ehrliches, authentisches Leben bewusst geführt. Oder ist es das, was man mit "ernst" meint? Vielleicht besteht hier nur eine semantische Irritation?

baronbumsbirne schrieb:Aber was ist eigentlich gesund?

gesund ist für mich, wenn jemand nicht merkt, das er krank ist, ganz einfach

Das Leben hat genau den Sinn, den ich ihm gebe. Sonst keinen.
Es ist kurz, zerbrechlich und flüchtig wie das Glück.
Das Leben ist ziemlich lächerlich, aber nicht besonders lustig.
Und nach einem kurzen Leben sind wir alle sehr, sehr lange tot.

Subjektiv betrachtet hat mein Leben immer den Sinn gehabt, den ich ihm in diesem Moment gab. Das konnten "hohe" politische Ziele sein, berufliche oder persönliche Aufgaben. Liebe, Spass Genuss - oder auch harte, gefährliche Arbeit.
Ob mein Leben, das Leben überhaupt, objektiv betrachtet einen Sinn hat? Wer weiss das schon. Trotzdem lebe ich ausgesprochen gern.

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Doors schrieb:Das Leben ist ziemlich lächerlich, aber nicht besonders lustig.

Das ist ein genialer Satz, finde ich. :-)

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Ich persönlich versuche es mit so viel Humor (und einem Schuss Zynismus) wie möglich zu nehmen. Weil alles Andere sich eh nichts ändern, es indes viel anstrengender würde werden lassen. Sich (und alles Andere) zu ernst (wichtig) zu nehmen, das ist in erster Linie belastend. So empfinde ich es für mich. Auch fällt es leichter Dinge / Situationen / Menschen loszulassen, wenn man weder sich selbst, noch sie, zu bierernst (und alles als vorübergehend) nimmt / betrachtet. Und, darüber hinaus, regt man sich in Diskussionen (rl wie vl) längst nicht mehr so großartig auf; als würde man jeden Sermon als in Stein gemeißelt betrachten. :-)

LG Mina

das was auf wo?

Das Wort Leben hat komplett keine definierte Bedeutung

Es wird in der Gesellschaft so verstanden, dass man zwischen "ich" und "Außenwelt" assoziiert.

Wenn man also Probleme in der Außenwelt sieht, bezieht man diese unterbewusst auf sich.

Wilde hat es wunderbar ausgedrückt:

„Life is far too important a thing ever to talk seriously about.“

Ich versuche das Leben auch nicht allzu ernst zu nehmen.
Und Frage mich, in für mich belastenden Situationen ist es das wirklich Wert diese Situation allzu ernst zu nehmen.
Wie schon vorab erwähnt

Doors schrieb am 16.02.2022:Subjektiv betrachtet hat mein Leben immer den Sinn gehabt, den ich ihm in diesem Moment gab

Genau so ist es.

Natürlich ist es schwierig, sich mit dieser Einstellung gesellschaftlich zu behaupten, da es gefühlt nicht viele so sehen...

Aber durch diesen Blickwinkel öffnen sich einen ganz neuen Welten.

Und ich gebe die Hoffnung auch nicht auf Menschen in meinem näheren Umfeld zu finden, die genauso denken wie ich, auch wenn es schwierig ist.

ZwischenZeiler schrieb:Natürlich ist es schwierig, sich mit dieser Einstellung gesellschaftlich zu behaupten, da es gefühlt nicht viele so sehen

Damit hatte ich eigentlich nie ein Problem. Ich habe stets meine Ziele verfolgt, auch wenn ich dazu manches Mal Umwege einschlagen, Blockaden überwinden oder Kompromisse eingehen musste. Das ist eben so, wenn man unter Menschen lebt und nicht auf einer einsamen Insel.