@Orbiter... Orbiter... schrieb:Man ist ein Faktor in einer BWL Berechnung von jemand der dreimal mehr verdient als Du.
Damit hast du Dir schon selbst die Anwtort gegeben. Wenn du dein Glück davon abhängig machst, was andere haben, wirst du nicht glücklich.
Ist gut zu erklären mit dieser Geschichte von dem Angestellten X, der von seinem Chef kurz vor Weihnachten eine Prämie von 800 € bekommen soll. Er muss es nur geheim halten und den Kollegen nichts erzählen. X ist stolz wie Oskar, freut sich diebisch über seinen Gewinn, träumt des nachts davon und malt sich aus was er sich alles kaufen könnte. Am nächsten Morgen kommt er in die Firma, und alles tuschelt. Er mischt sich ein "Was ist passiert?" - Dem ersten platzt es raus "Ich bekomm eine Prämie von 1600 €" Der nächste stimmt ein, und so weiter. X versteht die Welt nicht mehr, wieso bekommen alle das doppelte..Ist er wenige wert? Wie ungerecht! Der Chef kann sich seine verdammten 800€ in die Haare schmieren..X nimmt sie doch, ist aber unzufrieden und hadert mit sich und der Welt.
Orbiter... schrieb:Oder willst Du den Beruf des Geländevermessers oder Geologen mit dem des Bäckers gelcihsetzten?
Glaubst du ein Landvermesser ist glücklicher als ein Bäcker? Lol. Schonmal "Das Schloss" von Franz Kafka gelesen? Davon abgesehen, geht es nicht um Vergleiche. Jeder nach seinem Talent und seinen Fähigkeiten. Dazu gehört nicht nur das höchst mögliche, sondern das, was ein Mensch an Leistung erbringen kann, ohne sich selbst zu verlieren.
@Dr.Manhattan Dr.Manhattan schrieb: "erst wenn wir alles verloren haben , haben wir die Freiheit , alles zu tun"
Palaniuk spielt ja glaube ich darauf an, dass sich "Norton"/Tyler Durden seiner Dinge entledigt weil sie ihn an die Konsumgesellschaft fesseln. Er spürt instinktiv, dass er sich durch das Streben nach diesen Gütern abhängig macht. Palaniuk zeigt aber auch, dass eine völlige Abkehr aus diesem System die Selbstzerstörung zur Folge hat. Erst erblüht die Person wie in einem zweiten Frühling, nach ihrem Kampf und der Erkenntnis muss sie allerdings abtreten. Es ist aber für den Protagonist der einzig legitime Weg. Im Film ist das ganz schön gelöst, weil dort nicht nur der Protagonist versteht und stirbt, sondern auch die Welt mit ihm untergeht und stirbt.
Der Protagonist hat etwas zu geben, nämlich die Organisation eines Wettkampfes, Gehirnzerfressende Botschaften und Sprengstoff, ein letztes sexuelles Abenteuer. Es ist aber auch klar dass man dieses Verhältniss von Geben und Nehmen wesentlich gemäßigter umsetzen kann. Ähnlich wie bei Trainspotting,
"Sag ja zum Leben, sag ja zum Job, sag ja zur Karriere, sag ja zur Familie. Sag ja zu einem pervers großen Fernseher. Sag ja zu Waschmaschinen, Autos, CD-Playern und elektrischen Dosenöffnern. Sag ja zur Gesundheit, niedrigem Cholesterinspiegel und Zahnzusatzversicherung. Sag ja zur Bausparkasse, sag ja zur ersten Eigentumswohnung, sag ja zu den richtigen Freunden. Sag ja zur Freizeitkleidung mit passenden Koffern, sag ja zum dreiteiligen Anzug auf Ratenzahlung in hunderten von Scheiß-Stoffen. Sag ja zu Do-it-yourself und dazu, auf Deiner Couch zu hocken und Dir hirnlähmende Gameshows reinzuziehen, und Dich dabei mit Scheiß Junk-Frass vollzustopfen. Sag ja dazu, am Schluss vor Dich hinzuverwesen, Dich in einer elenden Bruchbude vollzupissen und den missratenen Ego-Ratten von Kindern, die Du gezeugt hast, damit sie Dich ersetzen, nur noch peinlich zu sein. Sag ja zur Zukunft, sag ja zum Leben. Aber warum sollte ich das machen? Ich habe zum ja sagen nein gesagt. Die Gründe? Es gibt keine Gründe. Wer braucht Gründe, wenn man Heroin hat?"suchen die Protagonisten quasi einen Gegenpol zum Wahnsinn der Konsumgesellschaft. Die ultimative Anderswelt, eigentlich suchen sie einen Grund um zu fliehen. Namentlich "Eskapismus".
Die Sache ist ja, sie suchen einen gegensätzlichen Standpunkt zu einer Gesellschaft, die sie sich aussuchen. Denn mit ihrem Gegenentwurf wir ja gleichzeitig auch klar, dass andere Gesellschaften möglich sind, innerhalb/ bzw. parallel zu der Gesellschaft die sie kritisieren. Auch den Figuren von Trainspotting ergeht es schlecht. Jeder von ihnen geht den Gang nach Canossa, der da heisst "Gutes normales Leben". In "La Haine" wiederholt der Darsteller "Bis hierher lief's noch ganz gut" und das ist wieder eine Variation ein und der selben Sache. Wir können das "normale" nicht dauerhaft spielen, weil wir ( ich spreche nicht für alle, aber sicher für viele ) nach authetizität dürsten. Das ist der Grund, warum Familienväter sich scheiden lassen, Kinder zu Weihnachten nicht mehr zu ihren Eltern gehen, Angestellte plötzlich "chronisch" krank werden.. gute Schüler mit sportlichem Talent anfangen Partys zu feiern und dabei alles aufs Spiel setzen.
Das Glück rauszufordern..ganz genau, wie du sagst..Denn der Erfolg ist nur etwas wert, wenn er auf die harte Probe gestellt wird. Wenn wir die Grenzen auch erkennen, hinter denen wir uns bewegen, und sie schätzen lernen. Deswegen war Siddharta in seinem Leben auch, Schreiber/Gelehrter/Dichter, Ein reicher Kaufmann, und ein armer Bettelmönch..