Rhetorik? Oder gibt es die allgemeine Wahrheit?

Hallo,

kurz vorgestellt: mein Nutzername ist „Intellektuell“, was auch meine Person beschreibt; ich interessiere mich vor allem für Philosophie, Ethik, Politik & Gesellschaft, weniger für Religion, Wissenschaft, Technologie & Verschwörungen, was aber nicht heißen wird, dass ich mich von diesen Bereichen gänzlich fernhalten werde. Kommen wir nun zum Thema des Beitrags zu sprechen:

Rhetorik; oder Gibt es die allgemeine Wahrheit?

laut Friedrich Nietzsche: „ Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, daß sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen, in Betracht kommen. “ ( Quelle: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne, 1873 )

laut René Descartes ist zunächst einmal alles, was wir in Betracht ziehen können als Trugbild zu sehen - bis auf eine fundamentale Wahrheit: „cogito ergo sum - ich denke, also bin ich“.

ist das die einzige allgemeine Wahrheit; und wenn Ja, was hat heißt das für die Basis unserer Werte? Ist es richtig trotz fehlender Beweise einer allgemeinen Wahrheit allgemeine Werte zu etablieren, die auf diese basieren?

Ich denke ja, denn was bereits Nietzsche erwähnt ist, dass Rhetorik etwas mit der Erschaffung von Wahrheit zu tun hat. Als Kunst wurde Rhetorik so verstanden, dass es nicht darauf ankäme was man verkündet, sondern nur wie man es verkündet. Die Rhetorik basiert nicht auf ihre Aussagen, sondern auf der Kunst inhaltslose Aussagen durch Abschweifen, Gleichsetzen, Deutung usw. richtig erscheinen zu lassen. Rhetorik ist sozusagen der Schlüssel zur Etablierung von Werten, die für unsere Realität vom Vorteil sind. Was meint ihr? Was ist dann noch der Sinn des Konzeptes Wahrheit?

Intellektuell schrieb:Die Rhetorik basiert nicht auf ihre Aussagen, sondern auf der Kunst inhaltslose Aussagen durch Abschweifen, Gleichsetzen, Deutung usw. richtig erscheinen zu lassen.

Das ist schon falsch. Rhetorik ist dazu da, Informationen zu transportieren. Das kann die Unwahrheit sein, aber auch die Wahrheit.
Wenn ich einer Person dazu motivieren möchte, einer aus meiner Sicht wichtigen und wahrhaftigen Sache zuzustimmen, ist das kein Verbreiten von Unwahrheit durch Worthülsen. Es ist der Versuch durch bestimmte Merkmale der anderen Person meine Wahrheit näher zu bringen. Nichts weiter.

Innerhalb eines Systems, dass funtionieren soll, bestehen Gesetzmäßigkeiten, die man als
Wahrheiten, Werte usw betrachten kann.
Wasser ist bei uns flüssig und somit ist es physikalischen Gesetzmäßigkeiten unterlegen.
Wir leben nicht in einer Singularität, auch nicht gesellschaftlich.

Und ja diese Urweisheiten werden derzeit immer wieder missachtet, aber
es muss Leute geben, die diese Wahrheiten, Weisheiten weitergeben.

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die einfachen Leute die besten Argumente
haben um gewisse Weisheiten rüber zubringen.

Ehm.. die Rhetorik ist nur ein Mittel um etwas exakt beschreiben zu können, oder ?
Kommt natürlich darauf an, wie man sieanwendet.
Die Absicht dahinter muss wahrhaftig sein...

@Intellektuell


Allgemeine Wahrheiten gibt es wie Sand am Meer. Die Wahrheit gibt es aber nur in der Wahrheit und die ist weder allgemein, noch kann sie zur einer Lüge mutieren. :)

@Intellektuell
Sicher gibts die Warheit, nur manch ein Mensch hat das Problem die zu erkennen.

@Intellektuell

Intellektuell schrieb: Als Kunst wurde Rhetorik so verstanden, dass es nicht darauf ankäme was man verkündet, sondern nur wie man es verkündet.

Nicht wie man sie verkündet, eher wie man sie erkennt, der Verkünder kann sich auf dem Kopf stellen wie er will wenn das von Zuhöhrer nicht erkannt wird was der Verkünder verkündet.

Für Nietzsche ist also scheinbar die allgemeine Wahrheit dadurch entstanden, dass über Erdachtes so lange geredet wurde, bis niemand mehr dazu eine skeptische Frage stellt.

Das lässt eine stete Wandlung der allgemeinen Wahrheit und also auch zugleich von allgemeinen Werten zu; sobald das bestehende Konzept seine Kritiker findet.

Descartes hingegen sagte, das unsere Existenz die einzige allgemeine Wahrheit sei, weil wir sie erschaffen, indem wir sie/uns erdenken und alles andere bleibe ein Trugschluss.

Nichtdestotrotz erleben wir diesen Trugschluss als eine von Werten und allgemeinen Wahrheiten geprägte Welt, indem wir diese rhetorisch mit(-einander) teilen.

Das Konzept Wahrheit würde also in beiderlei Varianten darum verfolgt sein wollen, weil es die Kraft und die Quelle der Rhetorik ist, die sich daran versucht, Werte zu etablieren.


@Intellektuell