Gleicht die Philosophie einem zweischneidigen Schwert?
10.11.2022 um 11:19Kephalopyr schrieb am 09.07.2022:Ich bereue nichts so sehr wie jenen Tag, an dem ich anfing die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.Solche Menschen mit Hang zum Philosophieren nennt man öfter Melancholiker. Ich gehöre auch dazu, habe aber mit den Jahren versucht, daraus für mich sinnvolle Lösungen zu finden, die mir im Leben helfen, denn auch ich merkte, wie kontraproduktiv es sein kann, im Philosophieren stecken zu bleiben, wenn das keine Veränderung und Handlung im Leben herbeiführt.
Da passiert so vieles, zu viel. Es ist vollkommen egal, ob es positiv oder negativ ist.
Eigentlich ist alles bedeutungslos, wenn man sich Fragen stellt, die niemand beantworten kann und es bleibt einem nichts übrig,
als sich damit abfinden zu müssen, bis man eben dahinschwindet.
Ich finde das ziemlich verzweifelnd, einsam und unglücklich.
Wieso gibt es jedoch einige die trotz dieser Erkenntnis,
welche eigentlich nicht mal eine ist weil man es nicht beantworten kann,
alles andere als verloren scheinen?
Ich bin keine Philosophin, aber ich philosophiere so penetrant vor mich hin.
Manchmal kommt es mir so vor, als wäre die Philosophie gefährlich,
weil man sich darin so verlieren kann, als würde man nicht mehr hinausfinden.
Bisher konnte doch keine der Kernfragen über das Leben und das Universum beantwortet werden
und dennoch scheint das für einige kein Problem zu sein und das würde ich gern nachvollziehen können,
wie man so hinterfragend, nachdenklich, antwortsuchend und doch glücklich zugleich sein kann,
obwohl man sich dessen bewusst ist, keine Antworten auf jene Fragen zu bekommen, zu keiner Erkenntnis diesbezüglich zu gelangen.
Deshalb sehe ich die Philosophie wie ein zweischneidiges Schwert, oder eher wie die Macht.
Denn etwas müssen wir derzeit akzeptieren: die Tatsache unserer irdischen Endlichkeit (ich persönlich glaube aber an die Weiterexistenz der Seele nach dem Tod). Das müssen wir wohl oder übel akzeptieren. Wenn ich es nicht täte, würde ich mich ausgiebig mit den Überlieferungen von Menschen beschäftigen, die sich dahingehend weiterentwickelt haben auf spiritueller Ebene, um ihr Leben zumindest zu verlängern. Ich würde mich danach ausrichten, möglichst gesund zu leben und darauf achten, warum besonders alte Menschen so alt geworden sind, wie sie wurden.
Da ich jedoch an die Weiterexistenz der Seele nach dem Tod glaube, hege keine Angst vor dem irdischen Tod. Ich möchte jetzt zwar noch ausreichend lange leben, um meine Lebensziele zu erreichen und ein gutes Fortkommen meiner Familie ohne mich zu gewährleisten, aber eigentlich möchte ich nicht all die künftigen Katastrophen auf Erden miterleben. In vielerlei Hinsicht habe ich genug erlebt und brauche nicht eine unendliche Fortsetzung desselben.
Meine philosophische Heimat sind die Stoiker der Antike geworden. Wie oft planen wir Tage, Wochen und Monate im Voraus. Dabei sind es oftmals Minuten oder gar Sekunden, die über unser Leben entscheiden. Das erinnert mich wiederum an die ergreifende Rede des römischen Stoikers Seneca zur ZEIT, die mich sehr berührt hat. Seneca hat nämlich eine andere Sichtweise zur Kürze der Zeit. Das ist relativ. Es liegt auch daran, wie jemand seine Zeit nutzt. Wer seine Zeit zu nutzen versteht, habe genug Zeit, findet Seneca.
Zu Glück, Schmerz, Seelenruhe von Lucius Annaeus Seneca
Vom Glück, vom Schmerz und von der Seelenruhe von Lucius Annaeus Seneca
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