Kephalopyr schrieb am 09.07.2022:Ich bin keine Philosophin, aber ich philosophiere so penetrant vor mich hin.
Manchmal kommt es mir so vor, als wäre die Philosophie gefährlich,
weil man sich darin so verlieren kann, als würde man nicht mehr hinausfinden.
Kephalopyr schrieb am 18.07.2022:Es ist "schlimm", wenn man einfach so ist und nicht anders kann als nachzudenken und herumzugrübeln.
Dauergrübeln KANN Ausdruck einer psychischen Imbalance oder Störung sein. Medikamente wie SSRI können eventuell, wenn der Leidensdruck entsprechend hoch ist, dabei helfen, das einzugrenzen.
Es gibt auch Persönlichkeitstypen die auf hohen Dauer-Stress mit der zwanghaften Suche nach "Wahrheit" reagieren. Meine ich irgenwann mal in einem Auswertungbogen des GOP (golden Profiler of personality) gelesen zu haben.
Es scheint bei dir außerdem Angst im Spiel zu sein. Ohne weitere Anhaltspunkte dafür zu haben werfe ich mal Asperger in den Raum, das oft mit vergrößerter Amygdala (Angstzentrum) einher geht. Die sitzt sitzt am Hypothalamus, weshalb Langzeiterinnerungen auch Angstverseucht sein können (bilde ich mir ein). Das hohe Dauerangstlevel fällt kaum auf, weil schon von frühkindlicher Zeit so. Diese Angst kann Trigger für das Bewusstein (dauerhaftes Denken) sein, das sonst nur unter bestimmten Bedingungen zeitweise aktiv ist (mehr dazu weiter unten).
Kephalopyr schrieb am 09.07.2022:Bisher konnte doch keine der Kernfragen über das Leben und das Universum beantwortet werden
Das mag wohl auch deswegen so sein, weil die meisten Fragen, die wir zu beantworten suchen, auf mentalen, abstrakten Begriffen menschlicher Kongnition basieren. Wir bilden Begriffe aus Sinnesreizen (Erfahrungen) aus denen wir Konzepte und Vorstellungen (Wirklichkeit, Innenwelt) abstrahieren und versuchen dann, auf deren Basis, Antworten über das Außen (Realität, Außenwelt) zu finden. Das kann nur eingeschränkt funktionieren. Und selbst wenn Menschen mit sehr hoher Kognitionsfähigkeit Antorten auf komplexe Fragen erdenken, erscheint es unwahrscheinlich, dass solche auch von andern in gleicher Qualität nachvollzogen werden können.
Kephalopyr schrieb am 09.07.2022:und das würde ich gern nachvollziehen können,
wie man so hinterfragend, nachdenklich, antwortsuchend und doch glücklich zugleich sein kann,
Philo- = Wortbildungselement mit der Bedeutung »Freund, Verehrer (von etwas), Liebhaber, Anhänger; Liebe, Verehrung, Neigung (zu etwas)
-sophie: von Sophismus = kluger Gedanke, listig Erfundenes, logischer Kunstgriff, geschickter Trugschluss
Der Philosoph ist also ein Liebaher der klugen Gedanken. Das genügt ihm zum glücklich sein.
Nach anderer Deutung aber auch der Freund geschickter Trügschlüsse 😉
Kephalopyr schrieb am 09.07.2022:Ich glaube manchmal, die Menschheit steht sich dabei selbst im Weg, sich zu etwas friedlicherem zu entwickeln, zu einer Welt in der viele Probleme gelöst werden könnten, weil man erkennt und dazu steht, dass gewisse Dinge nicht richtig sind.
"friedlich", "richtig" sind subjektiv und damit kaum als etwas anderes zu gebrauchen, als der Suche nach einem abstrakten (weil nie vollständig gedachten) subjektiven Zweck.
Zarathustra gibt uns ein gutes Korrektiv zu diesem moralaffinen Dogma. Freud sagt uns, dass der Zwang zur Friedlichkeit Auslöser psychischer Störungen ist (das Unbehagen in der Kultur). Vielleicht ist es die Moral, die uns den klaren (und wertungsfreien) Blick auf das verwehrt, was der Mensch im Kern wirklich ist. Da viele das nicht ertragen, brauchen sie nach Marx den Opiumersatz Religion.
Zuletzt: das Bewusstsein, und damit das ICH, ist primär ein Problemlöser. Gäbe es Bewusstsein in einer Welt ohne Probleme, Konflikte und Wiedersprüche (und ganz primär ohne die Angst vor dem Tod)? Oder wäre es obsolet und würde (wieder) verschwinden?
Kephalopyr schrieb am 11.07.2022:Ich bin eh der Meinung, Religion ist nur entstanden um sich als Mensch nicht in dieser Welt zu verlieren. Man setzt sich selbst einen Schöpfer vor, etwas erhabeneres und intelligenteres, nach dem man sich richten kann, obwohl all das was wir jenen Gottheiten zuschreiben, aus unseren eigenen Gedanken entstanden ist.
Religion ist hoch komplex. Es geht um Aspekte wie Konzeption der arbeitsteiligen Gesellschaft, Geldsystem, Psychoanalyse, predictive Programming und insbesondere auch Kalender (Jesus, der über das Wasser läft, ist - in manchem Kontext - die Sonne). Im Prinzip geht es um all die Dinge, die für den vernunft- und intellektbasierten Übergang vom Jäger und Sammler zur arbeitsteiligen Kulturgesellschaft notwendig sind. Das heist allerdings nicht, dass Religion bewusst aus dieser Intention heraus entstanden sein muss. Jedenfalls aber finden sich viele charakteristische Allegorien in dieser Hinsicht.
Darüber hinaus ist der Erkenntnisapparat des Menschen darauf ausgerichtet Urachen-Wirkungs-Beziehungen zu ergründen. Für mich wenig verwunderlich, dass das Konzept Gott als das abstrakte Konzept der - zum jeweiligen Erkenntnisstand - unergründlich letzen Ursache in vielen Kulturen in gleicher Weise- quasi a priori - auftritt.
nocheinPoet schrieb am 11.07.2022:mehr verwundert, wie die meisten Menschen so durch das Leben schreiten, oder das Wunder der eigen Existenz überhaupt erkennen zu können. Wie kann man jeden Tag das Licht der Sonne hinnehmen und nutzen, ohne sich zu fragen, wo ist das Teil und wie funktioniert es?
Das Gehirn will Energie sparen, daher laufen Menschen meist im "Automodus (Wie beim Autofahren, wenn man sich fragt "Wie bin ich hier her gekommen??"). Bewusstsein wird primär dann aktiv, wenn das Gehirn auf Wiedersprüche zu seinen Erwartungshaltungen stößt. Es können aber auch andere Auslöser Grund für eine - teils ab"normale" - (Dauer-)Aktivität des Bewusstseins sein. Also die meisten denken schlicht nicht die ganze Zeit über alles und jedes (ohne Wertung).
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Soweit die Gedanken eines Dauergrüblers ohne jede wirkliche Ahnung 😉
Ich vermische gerne Bewusstsein, ICH und Verstand , das ist meinen Gedanken noch nicht voll ausdifferenziert. Daher kann es sein, das ich oben manchmal unpräzise, falsche Begriffe verwende.
Edengefühle schrieb am 30.11.2022:Derzeit glaube ich, dass das, was wir hier erleben und dem wir viele Namen geben, zuvorderst Kreativität ist.
Einfach ein unglaublich schöner, tiefsinniger Gedanke! ❤