Edengefühle schrieb:Es gibt kein Sein. Sein ist eine ungültige Abstraktion des Werdens.
Meinen herzlichen Dank für diesen Gedanken. Dass es "das Sein" nicht gäbe, da wär ich nie drauf gekommen,
aber die "ungültige Abstraktion" catcht mich.
Edengefühle schrieb:Alles evolviert unablässig –
Dem muss ich allerdings widersprechen, formal.
Da es ja auch den Tod, das Ende, bzw. den Abbau von etwas gibt; einen Kreislauf, keine "reine" Weiterentwicklung.
(Wobei ich davon ausgehe, dass dieser Kreislauf evolviert - aber das ist ne Annahme, eigentlich, dieses "vorwärts".)
FlamingO schrieb:panta rhei.
Alles fließt - und vieles versickert.
Ich mag da grad keine Aussage über die Beschaffenheit "des Flussbettes" machen.
(Also ob es im Kreis fließt oder immer, immer weiter - oder ganz "irdisch" von Flüssen ins Meer in Wolken,
als Regen auf den Boden und von da wieder in die Flüsse...
Ein Kreis von Kreisläufen - das wär "mein Ding". Mit ner "Mitte" für Sinn u/o Orientierung.)
In dem "formalen Widerspruch" steckt auch, zumindest für mich, die Frage nach der "Sinnhaftigkeit" von Nihil- oder Fatalismus:
dieser Umgang mit der Sterblichkeit führt, so denke ich, dazu, dass es sich anfühlt, als müsse man nicht nur einmal,
an einem einzigen Tag, sterben, sondern dauernd, jeden Tag.
Dabei stirbt man ja nur ein einziges Mal - ganz zum Schluss. Auch wenn man sich jeden Moment darauf zu bewegt.
Ptoliporthos schrieb:das sind in meinen Augen zwei unterschiedliche Kategorien.
Ich sehe zwei Kategorien (vorbestimmt oder nicht) auf die man
beide aktiv oder passiv reagieren kann. Der Glaube an eine Vorbestimmung macht diese ja nicht real, bzw. gäbe es diese (ich glaub nicht richtig dran), würde mein Unglauben dies zwar auch nicht ändern können, ich hätte aber immer noch beide Optionen (aktiv oder passiv zu reagieren.)
Ich wunder mich schon mein Leben lang über diese Frage - vorbestimmt oder "freier Wille" - was soll das Oder?
Ich habe immer angenommen, dass man sich selber "determiniert", also die eigenen Handlungen bestimmen, wie es (für mich) weiter geht. Und auch wenn ich nicht so leicht "wollen kann, was ich will", so kann ich doch meinen Glauben reflektieren.
An diese Stellschraube glaube ich, lach, das ist die "Parierstange" am Griff meines Schwertes.
Ich muss nicht täglich sterben, aber ich kann immer "den Standpunkt" wechseln.
paranomal schrieb am 28.10.2022:Je freier also das Urteil eines Menschen in Beziehung auf einen bestimmten Fragepunkt ist, mit desto größerer Notwendigkeit wird der Inhalt dieses Urteils bestimmt sein; während die auf Unkenntnis beruhende Unsicherheit, die zwischen vielen verschiednen und widersprechenden Entscheidungsmöglichkeiten scheinbar willkürlich wählt, eben dadurch ihre Unfreiheit beweist, ihr Beherrschtsein von dem Gegenstande, den sie grade beherrschen sollte.
Die in der ersten Satzhälfte angedeutete Optimierung gilt nur für den Entscheidenden, qualifiziert sich insofern nicht ganz als Antwort auf
@Ptoliporthos , eigentlich. Es beschreibt das Wesen der Verantwortung, aber bezieht nur einen einzigen Standpunkt ein, den des "Freien", des Entscheiders, eines "Souverän". Aber erst wenn dieser "frei", also objektiv ist und
auch die Belange der von seiner Entscheidung betroffenen einbezieht, ist das Dilemma gelöst. Deren mögliche Standpunkte, zumindest die "notwendigen".
Und das ist nicht unmöglich, es zu ignorieren macht ja auch Arbeit - wir müssten es nur zulassen können.
Nacheinander zum Beispiel.
(O.K., das Nur gehört eigentlich in Anführungszeichen. Aber "meine" Philosophie ist da mechanistisch:
die Arbeit, diese Interessen zu ignorieren ist echt immens, zumindest in meiner Wahrnehmung.)
Wir haben es ja auch geschafft, den Reißverschluss zu erfinden.
Ich schätze, die eigentliche "Zweischneidigkeit" liegt im Unterschied zwischen der "Freiheit des Geistes"
und der Determinierung, die aus jeder Handlung folgt.
Das ist aber, in meinen Augen, die Kategorie "Macht", also was machen, nicht was denken.
Das "Denken" hat ganz andere Regeln als andere "Handlungen"; ein anderes "nacheinander", was Verantwortung angeht,
bzw. was Fantasie und mögliche Möglichkeiten betrifft.
Eigentlich.
"Die sicherste Möglichkeit zu scheitern, ist zu beginnen." Homer Simpson.
(Bin nicht ganz sicher, was das Zitat betrifft, aber es passt grad so schön.)
Aus der Möglichkeit des Scheiterns kann man nicht wirklich eine Unverantwortlichkeit (oder nicht-Notwendigkeit)
seiner Handlungen ableiten - nur weil es generell notwendig ist, die Realität zuzulassen?
Andererseits ist es schön, die mannigfaltigen Möglichkeiten des Scheiterns in Ruhe betrachten zu können
und sich selber nicht allzu ernst nehmen zu müssen.
Das wäre aber eine "Haltung", die Vorstufe zur Handlung.
Der Teil, in dem die Freiheit, die Souveränität des Einzelnen, steckt - wenn sie da ist.
(Die Fesseln auch, aber das ist wohl Psychologie, nicht Philosophie.)
Nochmal schönen Dank für "das Werden"!
@Edengefühle