Ozeanwind schrieb:Das Eigenartige daran ist, dass ich am wütendsten werde, wenn es um andere Menschen geht, wenn ich mitbekomme, dass sie schlecht behandelt werden. Ich habe mich früher in der Schule z.B. immer vor meine Mitschülerinnen gestellt, wenn sie angegriffen wurden und oft ihre Kämpfe geführt und sie verteidigt.
Das mache ich immer noch, auch bei Wildfremden. Hab's ja eh schon öfter erzählt. Ich musste aber noch nie zuschlagen in so einer Situation - ich hätte es getan, wenn es anders nicht gegangen wäre (also um die angegriffene Person zu schützen). Bis jetzt hat es immer gereicht, einfach nur was zu sagen und dabei entschlossen zu wirken.
Ozeanwind schrieb:Ganz schlimm auch, wenn jemand Tiere quält, da muss ich mich auch zusammen reißen.
Da geht es mir genauso. Erwischen darf ich so jemanden nicht dabei.
Ray. schrieb:Das Problem ist doch bei so etwas, dass es ein schmaler Grad ist zwischen vorstellen und durchführen.
Das kommt darauf an, wie gut man sich im Griff hat, denke ich. Nachdem ich ein sehr analytischer und rationeller Mensch bin, gewinnen meine Emotionen selten die Überhand bei mir, zumindest heute. Als Kind oder Teenager konnte ich mich noch nicht so gut kontrollieren, da sah es zum Teil anders aus. Aber jetzt bin ich in so ziemlich jeder Situation wachsam, aber kühl kalkulierend und in meinem Kopf läuft quasi eine Risikoanalyse ab: was könnte schlimmstenfalls passieren, wenn ich jetzt handle?
Es ist immer so, als liefe alles in Zeitlupe ab und jeden Schritt, den ich dann mache, mache ich bewusst. Das bedeutet aber auch, dass ich bewusst das Risiko eingehe, dass ich angegriffen, geschlagen, verletzt... werde. Das schreckt mich aber irgendwie nicht ab. Angst ist auch eines der Gefühle, die ich nur minimal empfinde.
Ray. schrieb:Hemmschwelle gibt es nicht wirklich wenn man so ist. Da gibt es höchstens diesen einen kleinen Moment den es zu nutzen gilt. Wenn dann, wie bei vielen, die Vernunft einsetzt dann passiert auch nichts.
Die Vernunft läuft in meinem Kopf irgendwie immer mit. Oder eigentlich weniger die Vernunft, als eben eine Risikoanalyse - ich wüsste nicht, wie ich das besser beschreiben soll. Mein Kopf kalkuliert immer mit, was passieren könnte. Mein Kopf sagt mir dann eben, dass es das Beste ist, wenn es bei Worten bleibt - aber ich kann natürlich nicht wissen, was mein Gegenüber tun wird. Ich kann es an Blicken, seiner Körpersprache vielleicht erraten und entsprechend reagieren, mehr aber auch nicht.
devil075 schrieb:Ich kenn natürlich Wut und Zorn aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemanden schlagen könnte (als Selbstverteidigung ist natürlich ausgenommen, wenn auch das noch nie vorkam)
Ich bin mir ganz sicher, dass ich auch jemanden töten könnte, wenn es nicht anders geht. Ich wünsche mir aber, dass ich nie in eine solche Situation komme, denn man muss mit seinen Handlungen dann ja für sein gesamtes Leben auch leben können. Den Tot eines Lebewesens zu verursachen ist etwas, das garantiert nicht leicht zu verarbeiten ist bzw. mit dem man nicht so einfach leben kann - selbst, wenn es unbestritten nötig war.
pattimay schrieb:Aber ich habe das auch im Praktikum gesehen, wie häufig es Meldungen gab von häuslicher Gewalt. Denn immer wenn bei Fällen von häuslicher Gewalt Kinder im Haushalt leben bzw eine betroffene Person Kinder hat, wird das Jugendamt informiert. Und diese Meldungen waren sehr häufig und schätzungsweise 95% der Fälle waren Frauen die Opfer.
Das ist schrecklich und meist passiert Gewalt innerhalb der eigenen Familie.
pattimay schrieb:Also...ich bin ja schon erschrocken wieviele hier in ihrer Kindheit physische Gewalt erfahren haben.
Und ich bin so froh, dass das heute nicht mehr normal ist und sich unsere Gesellschaft dahingehend deutlich gewandelt hat. Auch kennen Kinder heute ihre Rechte!
Für manche Menschen ist es das heute immer noch, leider. Sämtliche Verbote haben da nichts bewirkt. Selbst wenn Kinder ihre Rechte kennen, was können sie ausrichten? Sie können ihre Eltern anzeigen oder beim Jugendamt melden - aber da ist es schon zu spät, da ist die Gewalt schon passiert. Abgesehen davon lieben Kinder ihre Eltern und wollen ihnen nicht schaden bzw. sind sie ja auch von ihnen abhängig.
Ozeanwind schrieb:Das ist wirklich schlimm und es erschreckt mich, wie viele Menschen, insbesondere Männer, nach Macht über andere streben, denn darum geht es doch meistens.
Das ist kein Wunder - auch bei uns in Mittel- und Nordeuropa ist die Gesellschaftsform nach wie vor ein Patriarchat. Was soll dabei anderes herauskommen? Ein Patriarchat steht doch für die Dominanz von Männern über alle anderen und Dominanz ist ohne Macht und Unterdrückung eben nicht zu erreichen.
Solange Männer dazu erzogen werden, dominant und durchsetzungsstark zu sein und Frauen, lieb, fügsam und gefällig, wird sich daran auch nichts ändern und das ist nach wie vor so. Da kann sich jeder an die eigene Nase fassen, wie sehr diese Bilder im Unterbewusstsein eines Jeden von uns noch verankert sind.
nairobi schrieb:Gestern berichtete mir ein junger Kollege von folgendem Fall: ein Mann Anfang 60, seit Jahrzehnten "Kunde" bei uns, befand sich mit seinem Rollstuhl in einem Stadtbus. Darin weinte ein Kind, und irgendwann brüllte der Beschuldigte, dass das Kind leise sein solle und so.
Der BS. kriegte sich gar nicht ein. Eine mitfahrende Frau hat ihn dann versucht, zu beruhigen, das wäre doch ein kleines Kind. Der wollte sich aber nicht beruhigen, stand vom Rollstuhl auf und riss diese Teile ab, wo man die Füße drauf stellt. Damit begann er, auf die Frau einzuschlagen (gefährliche Körperverletzung ist das). Eine weitere Frau schaltete sich ein, diese wurde ebenfalls angegriffen. Der Busfahrer kam nun hinzu und auch er wurde geschlagen. Zum Schluss kam dann eine Streife und machte dem ein Ende.
BusfahrerIn ist kein leichter Job, diese werden gar nicht selten auch von Fahrgästen angegangen, meist auch verbal, beleidigt, bedroht, bespuckt usw.
Eine sehr unschöne Situation. Da hilft wohl nur, den Mann aus dem Bus zu schieben und draußen stehen zu lassen. Aber wenn der Mann es schafft, aus dem Rollstuhl aufzustehen, ist das natürlich schwierig.
nairobi schrieb:Ich bekomme diese Dinge ja auch mit und würde von meinem Gefühl her sagen, dass die nichtdeutschen Tatverdächtigen da relativ stark vertreten sein dürften.
Ich denke, dass das ein Irrglaube ist. Es gibt eine Kriminalstatistik in Österreich, die besagt, dass Afghanen in der Kriminalstatistik überrepräsentiert seien, das ist aber auch nicht ganz unkritisch zu sehen:
Afghanische Staatsbürger sind bei Delikten wie beispielsweise Vergewaltigung und Mord überrepräsentiert, wie Kriminalstatistiken aus den Jahren 2019 und 2020 zeigen. Bestimmte Faktoren beeinflussen aber Studien und Experten zufolge die Statistiken - wie groß dieser Einfluss ist, lässt sich nicht sagen. Zu diesen Faktoren gehören eine andere Anzeigebereitschaft von Gewaltopfern bei Fremden, die Alters- und Geschlechtszusammensetzung von afghanischen Staatsbürgern und eine mögliche statistische Unschärfe bei der Ermittlung der Kriminalitätsbelastung. Signifikante Zusammenhänge zwischen der afghanischen Staatsbürgerschaft und bestimmten Delikten lassen sich nicht feststellen.
Betrachtet man die reinen Zahlen, so wurden im Jahr 2020 insgesamt 867 Menschen in Österreich der Vergewaltigung verdächtigt. Darunter waren 499 Inländer und 47 Afghanen. Letztere machten also 5,4 Prozent der Tatverdächtigen aus und Inländer 57,6 Prozent. Dadurch dass Afghanen aber nur rund 0,5 Prozent (6) der in Österreich lebenden Bevölkerung ausmachen, zeigt sich, dass diese in dem Bereich überrepräsentiert sind. Ein ähnliches Ergebnis trifft auf das Jahr 2019 zu: Insgesamt gab es bei Vergewaltigungen 874 Tatverdächtige, 521 davon waren Inländer, 59 Afghanen. Afghanische Staatsbürger machten 6,8 Prozent der Tatverdächtigen aus, Inländer 60 Prozent.
Beim Tatbestand Mord gab es 2020 insgesamt 47 Tatverdächtige. 31 davon waren Inländer und vier Afghanen, teilte das Innenministerium auf Anfrage mit. Afghanische Staatsbürger machten also bei Morden 8,5 Prozent aller Tatverdächtigen aus, Inländer 66 Prozent. Es zeigt sich also auch hier, dass sie erheblich überrepräsentiert sind. So auch 2019: Insgesamt gab es 77 Tatverdächtige, 30 davon waren Inländer und sechs Afghanen. Afghanen waren mit 7,8 Prozent vertreten und Österreicher mit 39 Prozent.
Quelle:
https://apa.at/faktencheck/afghanen-in-kriminalstatistik-ueberrepraesentiert/Die Gewalttaten, die die sogenannten "Einheimischen" begehen, werden nur weniger oft angezeigt, weil eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Da sind wir wieder beim Patriarchat, der männlichen Dominanz und den männlichen Seilschaften, die einander helfen.
Da passiert erst dann was, wenn es zu spät ist.