Der Dyatlov-Pass-Vorfall
21.07.2020 um 13:41latif_936 schrieb:Ein aufgeschnittenes Zelt bietet wenig Schutz davor und die Stelle ist nicht unbedingt windgeschützt.Die Wanderergruppe, deren Fallwindthese hier eingestellt wurde (finde den Link gerade nicht), berichtete ja auch beispielshaft von einer anderen Gruppe, die mitten in einer ursprünglich wanderfreudigen Wetterlage von einem Sturm mit heftigem Schneefall überrascht wurde. Die Temperaturen sanken rasend schnell ins Bodenlose.
Bis auf einen fanden alle Wanderer Unterschlupf in einem Unterstand.
Jetzt kommt aber das Perplexe: die Leute im Unterstand sind alle erfroren, obwohl sie Wind und Schnee geschützt in einem verschließbaren Raum waren, weil sie sich nicht bewegen und so warm hatten konnten, der Unterstand bot dazu zu wenig Platz.
Hingegen der eine, der nicht rein kam, überlebte, zwar mit einigen abgefrorenen Gliedern, aber er überlebte. Er musste zwar draußen bleiben, bewegte sich dabei aber permanent. Er hatte ja genügend Platz.
Das Zelt der Leute am Dyatlov-Pass bot aber auch eine Möglichkeiten, sich genügend zu bewegen. Wer da drin einfach hocken bleibt, bei eisigen Temperaturen, starken, noch weiter abkühlenden Winden, und ohne Ofen, hat genauso wenig Chancen wie die oben erwähnte Leute, die immerhin in einem Unterschlupf aus Holz Zuflucht fanden.
Das war kein besonders gut isoliertes Zelt, es war eigentlich überhaupt nicht gegen Kälte isoliert.
latif_936 schrieb:denn bei einer Lawine vor der man fliehen kann und die das Zelt nicht vollständig zerstört hätte man sicher nicht bis komplett ins Tal laufen müssen,Lässt sich nicht so pauschal sagen, da Lawinen ja unterschiedlich breit sein können.
Ebenso wäre es ja möglich, dass die Gruppe aus Angst vor einer solchen Gefahr flieht (und zurück zu kommen gedachte - in dem Fall kann man schon mal auf Schuhe für kurze Zeit verzichten).
Abgesehen davon ist ja auch eine Schnee-Bedrohung aller Art nur eine weitere Möglichkeit, die gewissen Dinge klären könnte. Dieser Ausdruck ist mir auch lieber als Lawine, da er mehr Variationen bietet.
Ziemlich wahrscheinlich ist wohl eine Kombination aus mehreren Problemen (schlechte Sicht, dichter Schneefall, Sturmböen, Kälte, Angst).
bergfreund schrieb:die jedoch vom Wind verfrachteten Schneemassen dürften da beträchtlich grösser gewesen sein und natürlich ideal zur beschriebenen Schneewechtenbildung geeignet.Eben. Auch falls das letzte Foto nicht vom Unglückstag wäre, so zeigt es doch die angewandte Methode, das Zelt in einer kleinen Versenkung aufzustellen. Was ja auch Sinn macht. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich dort dann sehr wohl durch Schneeverwehungen Schneemassen ansammeln und eben den Eingang, zusätzlich zu starkem Wind, verrammeln.
Wie gesagt, eine Möglichkeit, über die sich aufzuregen es wirklich keinen Grund gibt.
Zur Demonstration eine persönliche Anekdote: Ich wohnte einmal in einer Gegend, die für ihre plötzlichen Kälteeinbrüche berüchtigt war. Eines Morgens im April will ich aus dem Haus gehen und konnte nicht mehr, denn vor meiner Nase und der Haustür türmte sich eine fast 2 m undurchdringliche hohe Schneewand.
Der Wind hatte einfach die ganze Nacht hindurch erneut einsetzenden Schneefall, noch nicht einmal heftig und auch ohne Sturm, dort aufgehäuft.
Das Haus lag noch nicht einmal in einer Grube, aber offenbar günstig zur Windrichtung.