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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

15.766 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vorfall, Dyatlov, Dyatlov Pass ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 13:41
Zitat von latif_936latif_936 schrieb:Ein aufgeschnittenes Zelt bietet wenig Schutz davor und die Stelle ist nicht unbedingt windgeschützt.
Die Wanderergruppe, deren Fallwindthese hier eingestellt wurde (finde den Link gerade nicht), berichtete ja auch beispielshaft von einer anderen Gruppe, die mitten in einer ursprünglich wanderfreudigen Wetterlage von einem Sturm mit heftigem Schneefall überrascht wurde. Die Temperaturen sanken rasend schnell ins Bodenlose.
Bis auf einen fanden alle Wanderer Unterschlupf in einem Unterstand.
Jetzt kommt aber das Perplexe: die Leute im Unterstand sind alle erfroren, obwohl sie Wind und Schnee geschützt in einem verschließbaren Raum waren, weil sie sich nicht bewegen und so warm hatten konnten, der Unterstand bot dazu zu wenig Platz.
Hingegen der eine, der nicht rein kam, überlebte, zwar mit einigen abgefrorenen Gliedern, aber er überlebte. Er musste zwar draußen bleiben, bewegte sich dabei aber permanent. Er hatte ja genügend Platz.

Das Zelt der Leute am Dyatlov-Pass bot aber auch eine Möglichkeiten, sich genügend zu bewegen. Wer da drin einfach hocken bleibt, bei eisigen Temperaturen, starken, noch weiter abkühlenden Winden, und ohne Ofen, hat genauso wenig Chancen wie die oben erwähnte Leute, die immerhin in einem Unterschlupf aus Holz Zuflucht fanden.
Das war kein besonders gut isoliertes Zelt, es war eigentlich überhaupt nicht gegen Kälte isoliert.
Zitat von latif_936latif_936 schrieb:denn bei einer Lawine vor der man fliehen kann und die das Zelt nicht vollständig zerstört hätte man sicher nicht bis komplett ins Tal laufen müssen,
Lässt sich nicht so pauschal sagen, da Lawinen ja unterschiedlich breit sein können.
Ebenso wäre es ja möglich, dass die Gruppe aus Angst vor einer solchen Gefahr flieht (und zurück zu kommen gedachte - in dem Fall kann man schon mal auf Schuhe für kurze Zeit verzichten).
Abgesehen davon ist ja auch eine Schnee-Bedrohung aller Art nur eine weitere Möglichkeit, die gewissen Dinge klären könnte. Dieser Ausdruck ist mir auch lieber als Lawine, da er mehr Variationen bietet.
Ziemlich wahrscheinlich ist wohl eine Kombination aus mehreren Problemen (schlechte Sicht, dichter Schneefall, Sturmböen, Kälte, Angst).
Zitat von bergfreundbergfreund schrieb:die jedoch vom Wind verfrachteten Schneemassen dürften da beträchtlich grösser gewesen sein und natürlich ideal zur beschriebenen Schneewechtenbildung geeignet.
Eben. Auch falls das letzte Foto nicht vom Unglückstag wäre, so zeigt es doch die angewandte Methode, das Zelt in einer kleinen Versenkung aufzustellen. Was ja auch Sinn macht. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich dort dann sehr wohl durch Schneeverwehungen Schneemassen ansammeln und eben den Eingang, zusätzlich zu starkem Wind, verrammeln.
Wie gesagt, eine Möglichkeit, über die sich aufzuregen es wirklich keinen Grund gibt.

Zur Demonstration eine persönliche Anekdote: Ich wohnte einmal in einer Gegend, die für ihre plötzlichen Kälteeinbrüche berüchtigt war. Eines Morgens im April will ich aus dem Haus gehen und konnte nicht mehr, denn vor meiner Nase und der Haustür türmte sich eine fast 2 m undurchdringliche hohe Schneewand.
Der Wind hatte einfach die ganze Nacht hindurch erneut einsetzenden Schneefall, noch nicht einmal heftig und auch ohne Sturm, dort aufgehäuft.
Das Haus lag noch nicht einmal in einer Grube, aber offenbar günstig zur Windrichtung.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 13:58
Also, diese letzte Anekdote hat bei mir gerade Erinnerungen wach gerufen, die ich inzwischen glatt vergesen hatte.

Ich rief damals auf meiner Arbeitsstelle an, und erfuhr, dass es einigen anderen Kollegen ebenfalls so ergangen war. Nicht allen, aber doch einigen.

Der Nachbarsort liegt ca 4 km, aber in einer Senke. Damals und in Zeiten in denen noch wirklich Schnee, und der wirklich in Massen, fiel, waren die oft völlig zugeschneit, bis an die Dächer, und von der Außenwelt für ein, zwei Tage komplett abgeschnitten.
Etwas, dass man sich heute nicht mehr so richtig vorstellen kann, auch, dass dazu kein Sturm tosen muss. Windverwehungen genügen völlig.

Ein Problem, dass dabei obendrein auftreten kann, ist, dass so ein vollständig eingeschossenes Haus auch keine Luft mehr reinlassen kann, die dringt nicht durch den Schnee hindurch. Lawinenopfer sterben ja auch nicht ausschließlich nur an ihren Verletzungen, sondern ersticken. Unter einer dichten Schneedecke kann man nämlich nicht mehr atmen.

Von daher finde ich die Idee einer totalen Schneeverwehung am Dyatlov-Pass längst nicht mehr so abwegig wie offenbar einige andere. Sie erklärt sogar zwei Rätsel ausgesprochen gut: die Schnitte im Zelt (um Luft zu erhalten oder/und auszutreten, Panik oder Infraschall etc alleine erklären das bei Weitem nicht so gut, denn man kann auch in Panik durch einen freien Zelteingang raus schlüpfen) und das Nichtmitnehmen notweniger Kleidungsstücke (auch die kann man in Panik beim Vorbeigehen grabschen). MMn sogar besser als lediglich Panik, denn trotz Panik merkt man schnell, dass es ohne Schuhe kalt an den Füßen ist.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 14:00
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Eben. Auch falls das letzte Foto nicht vom Unglückstag wäre, so zeigt es doch die angewandte Methode, das Zelt in einer kleinen Versenkung aufzustellen.
Das kann man so nicht stehenlassen: Es kann nur vom letzten Tag oder aber vom Vortag sein. Dann ist es der verglebliche Versuch, ein Lager zu errichten. An keinem Tag zuvor haben sie außerhalb des Waldes kampiert.
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich dort dann sehr wohl durch Schneeverwehungen Schneemassen ansammeln und eben den Eingang, zusätzlich zu starkem Wind, verrammeln.
Wie gesagt, eine Möglichkeit, über die sich aufzuregen es wirklich keinen Grund gibt.
Das mit dem nicht ausschließen können ist, wie du eigentlich weißt, eine problembehaftete Argumentation ;)
Wenn das denn wenigstens mal in Bezug gesetzt würde zu den Beschreibungen der örtlichen Gegebenheiten. Dazu habe ich ja gerade erst ein paar Essentials gennannt.
Dann würde es gegenüber der Erkenntnis, dass sich dort kein Schnee auftürmt und der Schnee am Boden niedrig ist und aus Eisbrocken besteht, doch stark in den Bereich des Unwahrscheinlichen, der Zusatzannahmen führen. In sofern ist mit Bezug auf den Zeltplatz Januar 1959 auf einem gewissen Bergrücken in Russland jede andere Anekdote ohne Aussagekraft.


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21.07.2020 um 14:05
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:dass dazu kein Sturm tosen muss. Windverwehungen genügen völlig.
Ist das nicht vielleicht sogar die Bedingung? Wie gesagt und in der Grafik gezeigt: Oben auf dem Bergrücken kaum veränderte Schneehöhe, im vergleichsweise ruhigen Tal 6 - 7 m Schnee angehäuft.
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:denn trotz Panik merkt man schnell, dass es ohne Schuhe kalt an den Füßen ist.
Eben nicht. In dem psychischen Aushamewzustand merkt man nicht mehr viel. Für den Zustand reicht sogar schon ein ordentlicher Adrenalinschub. Und dass die Schuhe (über gefrorenes Schuhwerk hatten wir schon ausgiebig gesprochen) nicht das das Kriterium sind, ist auch klar. Die Valenki waren bei trockenen Bedingungen die beste Fußbekleidung außer für Ski-Bindungen. Gibt es ja auch im Video. Kein Problem, in Hüttenschuhen oder mehreren Socken den Abstieg anzugehen. Bei Erfrieren ist es am Ende alles dasselbe.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 14:13
Zitat von NemonNemon schrieb:Ist das nicht vielleicht sogar die Bedingung?
Nein, für eine Schneeverwehung genügt einfacher Wind, der lang genug weht. Steter Tropfen höhlt den Stein und steter Wind baut auch hohe Schneewechten.
Kommt auch auf die Qualität des Schnees an. Von Eskimos sagt man, dass sie hundert Arten unterscheiden können. So viel schaff ich nicht, aber in Zeiten, in denen ich noch Schi waxte, konnte auch ich drei oder vier unterscheiden. Schnee kann von pulvrig, locker und leicht bis zu klatschnass, pappig und sehr schwer werden. Man kann tief in ihm (auch bis über den Kopf) versinken oder gut drauf gehen. Je nach Menge und Konsistenz.
Den leichten, lockeren Schnee kann jedes Lüftchen weit tragen.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 14:41
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Den leichten, lockeren Schnee kann jedes Lüftchen weit tragen.
Das ist hier nicht so relevant, glaube ich. Sie mal im Video ab ca. 00:11:00, was der Sturmwind da so ablagert und wegträgt oben am Dyatlov Pass. Von so etwas ist doch hier die Rede und nicht von Weihnachtsdeko in Ischgl ;)


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 17:21
Zitat von latif_936latif_936 schrieb:Es wird mehrfach behauptet, die Verletzungen würden zu Lawinenverletzungen passen.
Wenn ich mich recht entsinne, fiel die Behauptung auch auf der Pressekonferenz von Herrn Kuryakov, als er seine privaten Schlussfolgerungen aus der staatsanwaltschaftlichen Untersuchung vorgetragen hat. Ich habe den relativ ausführlichen https://dyatlovpass.com/procecutors-investigation?rbid=18461 und einige Google-übersetzte russische Artikel darüber gelesen und mir sind viele Punkte der dort präsentierten Lawinentheorie immer noch "unklar", um es mal vorsichtig auszudrücken.

Die schweren Verletzungen sollen - so viel steht fest - in der Schlucht zustande gekommen sein, allerdings habe ich diesbezüglich (also zu dem Teil der kuryakovschen Lawinen-Theorie) schon die verschiedensten Interpretationen gehört/gelesen: von der zusammenbrechenden Schneehöhle über ihnen, über die Schneebrücke unter ihnen, bis zu von Bäumen fallende Schneebretter.

Hier der grobe Ablauf, so wie ich(!) ihn verstanden habe:

Die Gruppe sitzt gegen 21 Uhr im Zelt, Zolotarev hört eine Lawine herandonnern und warnt die anderen. Sie schneiden sich aus dem Zelt raus (ob die Lawine da schon den hinteren Teil des Zelts verschüttet hat - keine Ahnung), fliehen 50 m und finden dann das Zelt nicht mehr. Sie gehen runter ins Tal und 5 erfrieren dort bzw. auf dem Rückweg zum Zelt. Zolotarev, Dubinina, Thibeaux-Brignolle und Kolevatov bauen eine Grube an der Schlucht und legen dort den Boden mit Ästen aus (="the den"). Es kommt jedoch zu einem erneuten Schneerutsch und die 4 werden ins Flussbett gerissen und mit ca. 3 Metern Schnee bedeckt.
Zitat von LudovicoLudovico schrieb:Es gibt mehrere grundlegende Probleme in diesem Zusammenhang. Der Such – und Rettungstrupp im Jahre 1959 bestand zum Teil aus hochdekorierten Wanderführern der Sowjetunion. Und kein einziger der damals vor Ort Anwesenden, erkannte Anzeichen einer Lawine. Da wir relativ wenige Foto-Aufnahmen vom Zelt haben, muss dieser Einschätzung eine gewichtige Bedeutung beigemessen werden.Hinzu kommt, dass kein „einziger“ Bericht über Lawinen in diesem Gebiet vorliegt, zumal die Hangneigungen das kaum zulassen.
Hier stimme ich dir mal ausnahmsweise zu.


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21.07.2020 um 21:00
Zitat von NemonNemon schrieb:off-peak schrieb:
Den leichten, lockeren Schnee kann jedes Lüftchen weit tragen.

Das ist hier nicht so relevant, glaube ich. Sie mal im Video ab ca. 00:11:00, was der Sturmwind da so ablagert und wegträgt oben am Dyatlov Pass. Von so etwas ist doch hier die Rede und nicht von Weihnachtsdeko in Ischgl ;)
Schaue Dir mal alle Videos von 2013 bis 2015 der Expeditionen von Shura und WAB sowie von anderen Winterexpeditionen genau an. Es stimmt nicht, dass der Wind ständig stark und mit einer Geschwindigkeit von 30 m/s und mehr den Hang hinab weht.

März 2013 siehe 0:30 und 10:43

Februar 2014 siehe 0:05

Januar 2015 siehe 3:30

Hier siehst Du bei 4:22 was eine Schneeverwehung am Hang ist.

Hier kann man übrigens laut @wab s Beschreibung sehen, welche Schneemenge sich innerhalb eines Tages am Zelt ansammeln kann:

Zelt1

Zelt2

Zum entsprechenden Beitrag von @wab > 26.11.2019 um 07:54


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 21:17
@Le_Ciel
Zitat von Le_CielLe_Ciel schrieb:Es stimmt nicht, dass der Wind ständig stark und mit einer Geschwindigkeit von 30 m/s und mehr den Hang hinab weht.
Wo habe ich das jemals behauptet?
Das waren in etwa die Windverhältnisse der Unglücksnacht, wobei es in dieser wahrscheinlich noch zusätzliche Effekte gab. Und im zuerst von mir verlinkten Video wurden auch in etwa die 30 m/s erreicht. Und da bilden sich auf dem Hang keine nennenswerten Schneewechten.

Auch in keinem von dir verlinkten Videos bilden sich Schneewechten, wie sie erforderlich wären, um das Zelt und die Gruppe so in Not zu bringen, dass sie in den sicheren Tod rennen.

Auf den Bildern unten ist auch kein derartiges Ereignis dokumentiert. Die zeigen, wie ein Zelt allein im Sturm in Mitleidenschaft gezogen wird, einsinkt und sich Schnee darauf absetzt. Aber keine Schneemassen, sondern max. irgendwas mit 20 oder 30 cm. Ich kann da kein Katastrophen- oder Notfall-Szenario drin sehen. Im Gegenteil zeigen die Bilder, dass jede Simulation in etwa zu dem Ergebnis führt, das der Suchtrupp auch vorgefunden hat: Irgendwann sieht ein Zelt da oben ganz von selbst so aus. Und immer bleibt der Pfosten stehen. q.e.d.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 21:30
@Le_Ciel

Nehmen wir nur einmal Deinen Hinweis:
Zitat von Le_CielLe_Ciel schrieb:Hier siehst Du bei 4:22 was eine Schneeverwehung am Hang ist.
Das ist ein kleiner Felsen (maximal 10 Meter hoch und maximal 10 m breit) , gegen den der Wind weht. Ich habe ähnliche Bilder von dort gesehen mit ähnlichen Aushöhlungen. Durch den Wind bilden sich Wirbel und tragen den Schnee am Felsen weg. Physikalisch völlig einfach erklärbar.
Das kann man praktisch überall in Schneegebieten sehen, dass Felsen freigelegt werden.
Zitat von Le_CielLe_Ciel schrieb:Hier kann man übrigens laut @wab s Beschreibung sehen, welche Schneemenge sich innerhalb eines Tages am Zelt ansammeln kann:
Auch im unteren Bild sieht man die Freilegung am Hindernis.

"Schneemengen" ? Ich sehe nur Schnee, durch den ein Kleinkind problemlos durchlaufen kann.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 21:41
Ich finde an den Bildern vor allem interessant, dass das Zelt, im zweiten Bild sehr ähnlich zu dem aussieht, was man von den Bildern am Dyatlov Pass kennt. Und hier war ja wohl keine Lawine im Spiel gewesen und es sind wie geschrieben wird nur wenige Tage vergangen. Die Beschädigungen des länger verlassenen Zeltes und die Schneeablagerungen passen also eindeutig zu der wohl dort üblichen Witterung, in Verbindung mit dem oben erwähnten Argument, dass keine Anzeichen einer Lawine von den Suchmannschaften wahrgenommen wurden finde ich die Lawinenthese immer haltloser. Dafür fehlt schlichtweg die Lawine und die von ihr verursachten Schäden.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 21:55
@off-peak
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Eben. Auch falls das letzte Foto nicht vom Unglückstag wäre, so zeigt es doch die angewandte Methode, das Zelt in einer kleinen Versenkung aufzustellen. Was ja auch Sinn macht. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich dort dann sehr wohl durch Schneeverwehungen Schneemassen ansammeln und eben den Eingang, zusätzlich zu starkem Wind, verrammeln.
Wie gesagt, eine Möglichkeit, über die sich aufzuregen es wirklich keinen Grund gibt.
Dazu gibt es wirklich keinen Grund. Finde es auf den ersten Blick sogar weniger weit hergeholt als die Lawine, allerdings bin ich mir nicht so sicher mit den Theorien wo der Schnee hinverschwunden ist. Und glaube ich auch, dass man so etwas in diesem dünnen Zelt früh bemerkt hätte. Man hätte auch mit Hilfe eines Feuers evtl den Schnee zum schmelzen bringen können.
Zitat von NemonNemon schrieb:Auf den Bildern unten ist auch kein derartiges Ereignis dokumentiert. Die zeigen, wie ein Zelt allein im Sturm in Mitleidenschaft gezogen wird, einsinkt und sich Schnee darauf absetzt. Aber keine Schneemassen, sondern max. irgendwas mit 20 oder 30 cm.
Sehe ich tendenziell genauso. Allerdings gilt das für jegliche Theorien die Schnee als Hauptgrund anführen. Es gibt keine Hinweise vor Ort und steht eher sogar im Widerspruch zu einigen wie den Fußspuren und auch können sie die Verletzungen nur indirekt erklären.

Die Geschichte mit den Erfrohrenen, bei denen nur die mit Schutz erfroren sind finde ich sehr interessant. Aber man muss auch bedenken dass hier keine Rede von eiskaltem Wind war und ich glaube der Schutz vor einem solchen schon Priorität haben wird.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 22:14
Zitat von latif_936latif_936 schrieb:Die Geschichte mit den Erfrohrenen, bei denen nur die mit Schutz erfroren sind finde ich sehr interessant. Aber man muss auch bedenken dass hier keine Rede von eiskaltem Wind war und ich glaube der Schutz vor einem solchen schon Priorität haben wird.
Nicht ganz korrekt wiedergegeben.
Auflösung zu Anaris hier:

Beitrag von Nemon (Seite 585)
Zitat von NemonNemon schrieb am 06.01.2020:The Anaris group’s warming equipment stayed in their backpacks which were not reachable due to their numb hands.
The last joining persons that requested shelter together with the other six, repeatedly tried to fix the constantly failing uppermost part of the bivouac, this from the outside - but had to give up. Unable to fit inside the crowded and by snow blocked entrance, they eventually wandered out apathetic in the storm. Only one of them survived since he was in constant movement and was fortunate to be saved by two persons later on - although losing all his extremities.
Zitat stammt von Richard Holgren.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

21.07.2020 um 22:14
@Nemon
@Apple40

Im Kern geht es ja um die These, dass sich keine Schneeansammlungen (Neuschnee, Triebschnee) Nähe Zeltplatz bilden und bei stark einsetzendem Wind eine kritische Schneeverlagerung bewirken können.

In diesem Video sind die für eine Lee-Seite klassischen Triebschneeablagerungen gut zu beobachten. Anhand der Schneeoberflächen erkennt man wie sich Windharsch/Windgangeln mit Triebschneeansammlungen in Gefällstufen während der Wanderung abwechseln.

Ein Beispiel für ein Schneebrett in einer sanften Gefällstufe:

SchneebrettOriginal anzeigen (0,4 MB)
The slope was about 15-meters high and tilted to 20 degrees, a full 10 degrees less than what’s normally considered avalanche terrain.
https://www.stockalpine.com/posts/close-calls-with-avalanches.html

Nun kann man endlos darüber streiten, welche Schneemengen kritisch für die Zeltstabilität sind und wie unbedingt zutreffend die Bedingungen bei WAB s Expeditionen für den 1. Februar sind ;)


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21.07.2020 um 22:21
@Le_Ciel
Da müssen die Fachleute was zu sagen.
Ich darf nur nochmal zu bedenken geben, dass in der gesamten zeitgenössischen Dokumentation kein einziges Wort dazu zu finden ist, dass die Suchmannschaften vor Ort etwas in der Art wahrgenommen hätten. Mansen, Fährtenleser, Bergführer. Kein einziges Wort zu auch nur der geringsten Spur am Zelthang. Auch aus dem Helikopter betrachtet keine Erwähnung dergleichen. Dagegen aber z. B. die Aussage: "They were blown out of the tent."


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21.07.2020 um 22:36
Zitat von Le_CielLe_Ciel schrieb:Im Kern geht es ja um die These, dass sich keine Schneeansammlungen (Neuschnee, Triebschnee) Nähe Zeltplatz bilden und bei stark einsetzendem Wind eine kritische Schneeverlagerung bewirken können.
Nachtrag: Es geht dem einen mehr um dies um dem anderen mehr um das.
Dein Bild ist schon gut, man kann das ja sehr schön transferieren. Nur würde ich dazu sagen: Okay, eine Gruppe mit zwei Bergführern wählt den Zeltplatz exakt dort, wo sie es getan haben. Sie nehmen Unannehmlichkeiten dafür in Kauf, am nächsten Tag oberhalb der Baumgrenze auf schnellem Untergrund den verlorenen Tag aufholen zu können. Die kommen über den Pass, sehen das Gelände vor sich und wählen genau diese Stelle. Es ist ungemütlich aber noch tagsüber und sie können den Hang einschätzen.
Mehr als auf dem Bild kann da auch kaum runtergekommen sein. Und wenn es also gerade mal das Zelt erreicht, können sie sich denken, das das Ding durch ist, weil kein weiteres Lawinenpotenzial auf dem Hang gegeben ist. Wenn sie getroffen wurden, können sie sich das ganz in Ruhe ansehen und brauchen nicht Hals über Kopf in den Tod zu laufen.

Setzen wir aber voraus, dass sie schon in einem fortgeschrittenen Hypothermie-Stadium waren und ...
Zitat von Apple40Apple40 schrieb:F 43.0
... bereits eingetreten war, könnte dies der entscheidende Impuls gewesen sein, zu flüchten. Aaaaber: Dann gilt ja nach wie vor das Gesagte, dass kein Schnee-Ereignis beobachtet wurde bzw. die Spuren davon im gesamten Suchraum etc.


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21.07.2020 um 23:01
Zitat von NemonNemon schrieb:Dann gilt ja nach wie vor das Gesagte, dass kein Schnee-Ereignis beobachtet wurde bzw. die Spuren davon im gesamten Suchraum etc.
Na ja, ich würde jetzt nicht Haus und Hof darauf verwetten, dass die erste Suchmannschaft mit der notwendigen Professionalität agiert hat. Es befand sich kein Geologe oder Glaziologe im Team, die Spuren unmittelbar am Zelt wurden durch die beiden Erstendecker zerstört und stelle Dir mal obere Schneesituation nach drei Wochen physischer Verwitterung durch Wind, Niederschläge und Sublimation vor.

In der Akte wurde übrigens auch eine Neigung von 30° am Zeltplatz angegeben.
Camp site is located on the northeast slope of mountain 1079 (Kholat Syakhl - ed.) at the source of Auspiya river. Camp site site is located 300 meters from the top of the mountain 1079 on a slope of 30°.
https://dyatlovpass.com/case-files-2?rbid=17743


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21.07.2020 um 23:04
@Le_Ciel
Zitat von Le_CielLe_Ciel schrieb:The slope was about 15-meters high and tilted to 20 degrees, a full 10 degrees less than what’s normally considered avalanche terrain.
Ich habe einmal nachgesehen und habe festgestellt, dass Du sehr gute Beitrage zum Thema geliefert hast. Auch diese Beitrage sind informativ.
Die Aussage, dass dieses Schneebrett bei rund 20° abgegangen ist, anstatt bei normalerweise rund 30°, ist sicher interessant.
Am "Kholat" ist der Hang im Sommer nicht mehr als 20 °. Im Winter rund 16°. Jeder kann das mit "Google Earth Pro" nachvollziehen.

Wäre ein Schneebrett in Richtung Zelt abgegangen, muss man bedenken, dass der Schall rund 330 m/s zurück legt. 150 m würden dadurch nur 1/2 Sekunde brauchen. Eine Flucht vorher scheidet also aus.

Was auch immer, jeder Retter damals, hätte eine Abbruchkannte des Schneebrettes bemerkt. Selbst wenn Neuschnee darauf gefallen wäre. Die haben doch bewußt nach einer Lösung des Rätsels gesucht.

Ich stimme @Nemon völlig zu, dass Niemand auch nur ansatzweise das beobachtete.


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21.07.2020 um 23:31
@Le_Ciel
Wir sollten nicht um die Qualifikation der Suchmannschaften schachern. Hier gebe ich nur mal zu bedenken, dass das Leute waren, deren Praxiswissen ggf. sogar eher geeignet war als das von Theoretikern. Wie auch immer. Ich zitiere mal Sergey Sogrin (der war einer der Leiter der Suchmannschaften) aus seinem Buch. Die Online-Quelle weiß ich gerade nicht mehr, das hier ist aus dem von uns maschinell übersetzen Textdokument (Rohfassung, abscheulich, aber im Kern verständlich):
Wir setzten unsere Beobachtungen fort . Das umliegende Gelände , die Schneebedingungen sprachen davon , dass keine Kardinalität - Fuß war keine Explosion . Über dem Zelt befand sich keine Lawinenzone - Sammlung . Steine ragten aus dem Schnee . Die Lawine konnte einfach nirgendwo herkommen .

Am Abend in einem Zelt von Suchmaschinen ( wurde ein großes Armeezelt Zelt mit einem Herd installiert ) , alle Funde und Beobachtungen wurden beim Abendessen besprochen . Jeder konnte offen sprechen . Die Lawine wurde sofort abgelehnt .
Er widmet sich dann noch seitenweise den Gründen, die gegen eine Lawine oder Schneebrett sprechen.


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22.07.2020 um 00:19
@Nermon

Die erste Suchmannschaft zum Zeitpunkt des Zeltfunds bestand hauptsächlich wie Sergey Sogrin aus UPI-Studenten.
https://dyatlovpass.com/rescuers
Ich würde Geologen und Glaziologen auch nicht unbedingt Praxiswissen absprechen.

Aber wie Du selber sagst, lohnt es nicht lang und breit über deren Qualifikationen zu spekulieren. Solche Diskussionen führen selten zu einem Ziel, jeder macht sich ein eigenes Bild.

Allerdings hätte ein Geologe oder Glaziologe gewusst, dass die Zone/Schneeverhältnisse beider Zeitpunkte oberhalb des Zelts nicht zwangsläufig übereinstimmen. Eine Lawine wurde nicht von allen ausgeschlossen. Moses A. Akselrod, ebenfalls UPI Student, Bergwanderer und Teamkamerad von Sogrin hat sich für eine Lawine ausgesprochen. Die Einschätzung von Erstentdecker Boris Slobtsov ist dbzgl ja auch bekannt.


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