@matraze106 Ich sehe das ein wenig anders, denn ich habe, zwar in einem anderen Zusammenhang aber trotzdem, hautnah erfahren, wozu eine starke Bürgerbewegung in der Lage ist und schließlich erlebt, wie sich ein ganzer Regierungsbezirk (also seine Bürger) erfolgreich gewehrt hat.
Es geht hier nicht um das Kreieren eines Images, sondern es geht darum, dass sich Menschen zusammenschließen, um für ihre Rechte zuz kämpfen. Sicher ist eine Behinderung nur ein Aspekt eines Menschen und ich stimme dir auch darin zu, dass diese Menschen einfach nur wie die normalen Menschen behandelt werden möchten, die sie sind. Ich habe lange hauptberuflich mit Menschen mit Behinderung aller Art, also sowohl körperlichen, wie auch geistigen und psychischen Handicap gearbeitet und ich habe ganz bestimmt nicht den ganzen Tag zu ihnen gesagt: du armer Behinderter und vergiss ja nicht, dass du behindert bist, ganz im Gegenteil, oft war ich diejenige, die von ihnen gelernt hat und in manchen von ihnen Vorbilder gefunden hat.
Es geht hier nicht um ein Zugehörigkeitsgefühl, das eher hemmt, sondern es geht darum, dass man zusammen einfach mehr bewegen kann, wobei wir wieder beim Wort Bewegung sind, das mir persönlich sehr gut gefällt, aber ich glaube, da sind wir einfach verschieden gestrickt.
Man kann der Behindetenbewegung vorwerfen, dass sie die Menschen auf einen Aspekt ihres Seins reduziere, aber das ist nicht unbedingt so. Nehmen wir mal einen Menschen mit körperlicher Behinderung und Migrationshintergrund, der außerdem Homosexuell ist und ein ausgesprochender Tierfreund. Er setzt sich für die Rechte Behinderter ein. In diesem Moment fokussiert er sein Tun auf Behinderung, aber nicht alleine auf seine eigene. Jedoch bringt er sich da mit seiner ganzen Persönlichkeit ein. Wenn er sich nun auch für eine bessere Integration einsetzt, tut er dasselbe wieder, genauso, wenn er sich einer Schwulen/Lesbenbewegung oder einer Tierschutzbewegung anschließt. Es wird kaum eine Bewegung Behinderter Homosexueller mit Migrationshintergrund und Tierschutzgedanken geben. In einer Bewegung geht es immer explizit umd eine Sache und das muss so sein, sonst würde sie sich verzetteln und wäre nicht mehr handlungsfähig.
Gut, sagen wir mal, er schließt sich lediglich einer Behindertenbewegung an, dann hat er die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, kann mit Menschen sprechen, die ihn verstehen, weil sie das Gleiche vielleicht schon mitgemacht haben und von deren Erfahrungen profitieren, oder aber auch umgekehrt. Das hat nichts mit vorzementieren von Lebenserfahrungen zu tun. Je nachdem wie er sich einbringt, kann er der Bewegung mehr oder weniger sein Gesicht geben, so wie er es möchte.
Letztendlich halte ich Menschen mit Behinderung zur Fähig, selber zu entscheiden, ob sie sich einer Bewegung anschließen oder diese Gründen möchten, oder nicht und genau das sollten sie tun und nicht wir für sie. Denn das ist lange genug passiert, dass Nichtbehinderte entscheiden, was für Behinderte gut und richtig ist. Auch möchte nicht ich entscheiden, wie notwendig welche Bewegung ist, sondern das haben immer die Betroffenen zu entscheiden.
Aber eines weiß ich, es ist immer besser, sich für Veränderungen und Rechte einzusetzen, als über die Umstände und das Unrecht zu jammern.