@Mr.Palooza Mr.Palooza schrieb:Ja weil die Schlüsse die man selbst zieht, bei anderen nicht unbedingt als relevant anerkannt werden. Deswegen muss man aus psychologischen Gründen immer mit "ich habe gehört, dass..." oder "mir ist aufgefallen, dass..." oder auch "ich habe die Erfahrung gemacht, dass..." argumentieren
Du behauptest dinge vom Hörensagen her.
Ich habe in einer psychiatrischen Einrichtung gearbeitet, die Arbeitsweise der Ärzte und pfleger hinter den Kulissen gesehen und eingehenden kontakt mit vielen psychisch kranken gehabt.
Das ignorierst du, willst mir aber sagen, deine Erfahrung sei schließlich eindeutig.
Großartig.
Mr.Palooza schrieb:Welchen Rang hattest du da? Praktikant, Angestellter, leitende Funktionen?
Wie auch immer.
Hilfspfleger.
Das hört sich sicher nicht nach viel an, es bedeutet aber, dass man konstant sowohl bei der Übernahme dabei ist, bei persönlichen Gesprächen zwischen den pflegern und auch zwischen den Ärzten und täglich 11 stunden lang kontakt mit den Patienten hat.
Mr.Palooza schrieb:Das Problem warum deine Aussagen mich z.B. nicht unbedingt überzeugen, hängt einfach mit deiner Darstellung der Prozesse zusammen. Die Leute beschreiben den Umstand, dass deren Angehörige oder sogar sie selbst mit Medikamenten voll gestopft wurden mit unangenehmen Nebenwirkungen und das eigentliche Problem wurde dabei nicht beseitigt. Du dagegen drehst das einfach um 180° um und sagst, Überdosierung, falsche Diagnosen, das gibt es nicht oder nur in ganz seltenen Fällen, aber sonst weiß man dort was man tut. Oder anders gesagt, bei dir hört es sich nach einer Imageverteidigung an. Aber wenn du sagst Überdosierung, das gibt es so nicht, dann wie kommen die Leute zu dieser Meinung? Einbildung? Urteilsvermögen durch Medikamente beeinträchtigt?
In meinem Umkreis gibt es zwar keine richtig psychisch Geschädigte, aber Berichte über die Verschreibung von Medikamenten, wo die Leute meinten, lange kann man das Zeug nicht einnehmen wie vorgegeben, da die Nebenwirkungen viel zu stark sind.
Was aber faktisch nunmal so nicht stimmt.
Man wird nicht 'vollgestopft mit medikamenten', man darf auch niemanden zur medikamenteneinnahme zwingen.
Fakt ist dass Medikamente Nebenwirkungen haben, teils sehr unangenehme.
Wenn du ne volle Ladung Tavor bekommst bist du teilweise nichtmal mehr in der lage richtig zu sprechen.
Gerade dieses Medikament wird aber nur anfangs sehr stark angewandt um einen gewissen Grundzustand herbeizuführen und dann sofort stark in der Dosis gemindert, weil es abhängig machen kann.
im Klartext, wenn ich dir längerfristig dosen verabreiche, die eventuell gar nicht reichen und immer weiter hoch gehe ist die Chance, dass du abhängig wirst, viel höher, als wenn ich dir kurzzeitig eine hohe Dosis gebe und dann schnell immer weiter runter gehe wenn die Behandlung anschlägt.
Gewisse Krankheiten sind außerdem leider notwendigerweise mit ner menge Medikamente zu behandeln.
Wenn es mit weniger halt nicht geht und der betreffende Halluzinationen bekommt, die manie wieder ausbricht oder er wieder in Dissoziationen abdriftet, dann muss es eben sein, ansonsten könnte man gar nicht behandeln und die Ergebnisse sind duchweg verdammt beschissen wenn man das nicht tut.
Ich hab so oft Patienten gesehen, die ihre Dosis selbstständig herabgesetzt haben weil sie dachten das passt doch und ne Woche drauf wieder in der KLappse aufgeschlagen sind, weil sie nicht mehr klarkamen.
Dass es nicht schön ist ständig Medikamente zu brauchen ist richtig, aber dabei verschweigt man oft, dass die alternative schlechter ist.
Du würdest keinem Arzt vorwerfen, wenn er Leuten Macumar verschreibt, die es benötigen, auch wenn die Nebenwirkungen eher ungeil sind
Mr.Palooza schrieb:So und wenn du überzeugen möchtest, dann müsstest du von deiner Position aus die Erfolge von Behandlungen von Psychosen durch Medikamente irgendwie statistisch oder ähnlichem belegen. Dann weiß ich zumindest, dass die z.B. hier vorgetragenen Berichte hauptsächlich von derjenigen Minderheit stammt, bei denen die Behandlungen nicht funktioniert haben.
Ach, ich weiß ja, du hälst die Medizin für eine Pseudowissenschaft, in der man den erfolg von Medikamenten nicht belegen muss um sie auf den markt zu bringen...
Versuch mal, einfach wasser als krebsheilmittel industriell zu verkaufen, und schau wie schnell dein laden dicht gemacht wird.
Jedes einzelne medikament, Psychopharmaka oder nicht, muss bevor es zugelassen wird seine Wirkung vorweisen.
Ärzte können sich dann die einzelnen Studien dazu durchlesen und entscheiden, welches medikament für welchen Patienten am besten ist.
Da ich kein Arzt bin habe ich nicht zu jedem einzelnen medikament die entsprechende Studie dazu parat, aber wie gesagt, versuch das mal mit dem wasser.
Oder behaupte, dass Antibiotika nicht bei bakteriellen Erkrankungen helfe.
Oder behaupte, dass ne Chemotherapie keinen Sinn macht, weil de Erfolgsquote nicht so hoch ist und sie extreme Nebenwirkungen haben.
Würdest du alles nicht tun.
Du würdest auch, (hoffe ich) nicht wie all die impfgegner behaupten, Impfungen brächten nichts.
Weil dir klar ist, dass all diese dinge sehr wohl überprüft werden und bevor eine Behandlung oder ein medikament angewandt wird es getestet wird.
Aber in diesem Fall scheinst du das nicht einsehen zu wollen.
Du müsstest mir wenn überhaupt schon sagen, zu welchem Medikament du eine Wirksamkeitsstudie haben willst.
Mr.Palooza schrieb:Nur ich habe eine gewisse Skepsis bezüglich der selbst gemachten Beobachtungen, sage ich jetzt mal, im Vergleich zu einzelnen Aussagen "irgendwelcher" Personen im Internet, wo ich nun mal Widersprüche sehe.
Welchen Widerspruch?
Der Widerspruch den du siehst ist, dass es einige Leute gibt deren Therapie nicht angeschlagen ist oder die Inkompetente Ärzte oder inkompetentes Pflegepersonal hatten.
Das streitet keiner ab, dass sowas vorkommt.
Mr.Palooza schrieb:Schizophrenie, aber es beseitigt in keinster Weise den Zweifel an dem eventuell noch zu geringem Fortschritt bezüglich dem Verständnis über die menschliche Psyche. Es gibt nun mal Leute, die davon ausgehen, dass man die seelischen Probleme der Menschen ausnutzt um sie mit Drogen ruhig zu stellen, um sich am Ende durch den Medikamentenverkauf zu bereichern. Gut ist zwar eine Verschwörungstheorie, welcher ich nicht unbedingt folgen würde, aber es reicht nun mal nicht aus zu sagen, stimmt doch alles gar nicht, die wissen was sie da machen. Frage, und wie kann ich mir da sicher sein, besonders als Laie?
Du kannst dir als Laie über nichts sicher sein, darum beschäftigen sich auch Experten mit sowas.
Du kannst dir als Laie ohne je in einem Wahllokal beim auszählen gewesen zu sein auch nicht sicher sein, dass die richtig zählen, aber du gehst davon aus.
Und das mit gutem Grund, weil du weißt, dass das meist irgendwelche normalen beamten sind die da auszählen.
In der psychiatrie kannst du mit gutem grund davon ausgehen, dass der normale 0815 Arzt kein Interesse daran hat täglich in seinem beruf das leben von anderen menschen zu zerstören, genausowenig wie die pfleger, die durch ihre Ausbildung entsprechend nicht wenig Ahnung davon haben, was da wem verabreicht wird.
Du musst die menschliche Psyche nicht verstehen um zu wissen, welches medikament bei welchen Symptomen hilft.
das ist der unterschied zwischen Psychologie und Psychiatrie.
Du musst alles relevante wissen, um zu wissen, wie du der betreffenden Person am besten helfen kannst.
Dazu können weiterführende Gesprächstherapien, Ergotherapien usw. ein mittel sein (die in der psychiatrie auch angewandt werden), aber für gewöhnlich sind die leute, die stationär in einer psychiatrie sind, zu sowas gar nicht in der lage und müssen erst wiede rin diese versetzt werden.
Du kannst nicht über ihre Lebensprobleme reden mit einer Frau, die denkt du wolltest ihr den arm abschneiden und ihr alle würdet euch auf einem boot befinden was in die hölle fährt und einzelne Personen für Dämonen hält.
Das ist einfach nicht drin, und die braucht dann halluzinationshemmende Medikamente, oder entsprechend anderes, je nachdem was der patient hat.
Auch bei schweren Depressionen macht eine Gesprächstherapie und sonstiges gar keinen sinn, weil du so jemanden nicht mit reden oder sogar Sport und Aktivität kommen kannst
(und eine schwere Depression ist nicht 'einfach traurig sein', sondern nichtmal mehr in der lage sein mehr als kurze worte zu sprechen oder aufzustehen).
Mr.Palooza schrieb:Wenn sich die Leute selbst nicht unter Kontrolle haben, dann sehe ich auch keine andere Möglichkeit außer der Chemie. Aber interessant sind Fälle, wo Leute aufgrund dem Erlebten irgendwelche Sachen verschrieben bekommen, wo sie hinterher sagen, nach der Einnahme dieser werden die Farben irgendwie bunter aber die Probleme nicht weniger
Wie gesagt lösen Psychopharmaka keine Probleme, sie erleichtern es aber sehr oft, mit diesen Problemen umzugehen.
Bis ein Trauma verschwindet sind oft jahre an Therapie nötig, davon ist die medikamentöse Behandlung nur ein aspekt oder eine Episode
Es ist auch keiner verpflichtet die Medikamente einzunehmen.
Du kannst jederzeit gehen, wenn du nicht eigen oder fremdgefährdend bist, oder eine ambulante Therapie machen.
Wenn du dem entsprechenden Arzt sagst das medikament bringt nix und hilft nix wird er es dir im Normalfall auch nich weiter verschreiben.
Mr.Palooza schrieb:Naja aber dir muss schon klar sein, dass wenn die Leute Probleme haben, dass es nicht ganz einfach ist einfach zum Arzt zu gehen und zu sagen, ich habe Probleme, helfen sie mir. Da gibt es gewisse kulturelle und gesellschaftliche Barrieren.
Das ist mir schon klar.
Dennoch spielt das ganze eine große rolle darin, dass viele Patienten die eindeutig krank sind und nicht mehr ohne Medikamente wieder klar zu kriegen sind ein sehr großes grundmisstrauen haben zu eben diesen.
Und zwingen darf man, entgegen der landläufigen Meinung, niemanden, außer er ist kurz vorm Exitus.
Mr.Palooza schrieb:Hä???
Was ist mit Ursache und Wirkung?
Nochmal: Wenn ich mir ne Lungenentzündung hole weil ich in's kalte wasser gefallen bin, dann heißt das nicht, dass sie weggeht, nur weil ich in's warme komme.
Wenn ich wirklich wegen einem Trauma krank werde, dann ist es sicher gut, dieses Trauma zu verarbeiten, aber je nachdem wie krank ich bin bin ich dazu einfach nicht mehr in der lage und man muss erstmal die Symptome so weit bekämpfen wie es möglich ist.
Eventuell kann man ein Trauma niemals auflösen, kann aber mit Medikamenten dennoch mit seinen Ängsten oder flashback umgehen oder hat sie gar nicht mehr.
Außerdem ist längst nicht jede Krankheit durch ein Trauma begründet.
Erbliche Ursachen oder Drogen spielen da eine sehr große Rolle.
Mr.Palooza schrieb:Moment, die Krebsforschung ist eine Wissenschaft, alleine schon wegen dem Wort "Forschung". Was keine Wissenschaft ist, ist die Krebsbehandlung, Stichwort: Homöopathie.
Aber hier plädierst du quasi gerade für die Homöopathie und entgegen der Forschung.
Wie gesagt ist traumabewältigung und ähnliches etwas, was nach der Behandlung erfolgen kann, aber dafür muss erstmal eine Behandlung durchgeführt werden.
Wer in die ambulante psychiatrie kommt, der hat schon die Möglichkeiten ausgeschöpft die es davor gab, sei es Gesprächstherapien oder ambulant medikamentöse Behandlung, oder er ist per zwang dort.
Da die psychiatrie oft platzmangel hat ist man froh über jeden Patienten der nicht da ist.
Da züchtet man sich wohl kaum drogensüchtige heran die lange da bleiben und schnell wiederkommen.
Mr.Palooza schrieb:Naja und was die Psychiatrie angeht, alleine schon das Konzept der Behandlungsmethode, Medikamente verabreichen bis der Arzt (immer wieder) kommt, bietet sich an um ordentlich Abzocke zu betreiben. Und die Erfahrungen der Patienten, es wurde schlimmer, weisen auf gewisse Tendenzen hin.
Du verwechselst hier aber etwas.
Niemand streitet ab, dass es ärztepfusch und geldmache gibt.
In der psychiatrie hast du aber Stationsärzte die da für ein festgehalte angestellt sind und sehr oft mit den Patienten kontakt haben in offenen diskussiosnrunden und auch in einzelgesprächen.
Die verdienen nichts daran, mehr Medikamente zu verschreiben, und sie haben auch nichts davon, sich dann entsprechend beschimpfen zu lassen (denn gerad eleute die unter zwang da sind haben da logischerweise wenig Hemmungen).
Du verabreichst nicht 'Medikamente bis der Arzt kommt'.
Medikamente sind teuer und du willst die leute nicht abhängig machen, was bei hohen dosen über längere zeit eben der fall ist.
Wenn es wirklich um's Geld ginge könnte man das ganz einfach machen.
Ich geb jedem erst geringe dosen tavor und sage denen, da sist gut für dich, dann lass ich die ein bisschen höher werden wenn die leute sich daran gewöhnt haben, und dann schick ich sie nach hause wenn sie süchtig sind.
Und dann kommen mindestens 10% von denen wieder, weil sie wieder tavor haben wollen.
Das ist gerade bei Obdachlosen Patienten, suizidgefährdeten oder ohnehin schon drogensüchtigen oder sozial isolierten sehr einfach.
Bei uns war immer die erste Weisung, vor dem entlassen tavor rausschleichen, möglichst niedrige dosen anwenden und nur anfangs einmal viel damit man schnell absetzen kann.
Warum macht man das wohl, wenn es nur um die kohle geht?
Ich hätte doch die aller besten vorraussetzungen dazu.
Fakt ist aber, je mehr Medikamente ich rausschleudere desto teure wird das für die Klinik, der Arzt hat davon rein gar nichts der die Sachen verschreibt und weder Ärzte noch Pflegepersonal haben bock darauf, nurnoch Junkies zu behandeln die versuchen sich da ihre pillen zu erschleichen.