@Tussinelda Allein dieser Umstand, dass wir durch die Anwendung der Todesstrafe (im Namen des Volkes) andere zu Henkern machen, empfinde ich bereits als komplett inhuman. (Es gibt übrigens eine ganze Reihe von Berichten ehemaliger Henker, die, mehr oder weniger schwer traumatisiert, heute vehement gegen die Todesstrafe protestieren. Im Gegensatz dazu findet sich kaum ein amtierender Henker, der kaltschnäuzig genug wäre, von sich zu behaupten, er würde lediglich der Gerechtigkeit Genüge tun - ich spreche von den US-Scharfrichtern)
Es ist ja immer mal wieder die Rede von der Unmöglichkeit, ein vollstrecktes Todesurteil rückgängig machen zu können - also dem fatalen Fall von Justizirrtum.
Ich gehe davon aus, dass einige hier den Fall Oskar Pistorius
(hier eine kurze Chronologie) in Südafrika mitverfolgt haben.
Nehmen wir mal an, das Ganze wäre in Dallas/Texas passiert und verhandelt worden und nehmen wir weiter an, Pistorius wäre kein weißer, äußerlich smarter und erfolgreicher Sportler sondern ein schwarzer Rapper gewesen - ansonsten alles wie gehabt...was meint ihr - hätten ihn die 12 Geschworenen zum Tode verurteilt? Und wäre das dann ein Justizirrtum gewesen? Immerhin wurde er in Südafrika vom Mordvorwurf freigesprochen (schuldig der fahrlässigen Tötung).
Auf was ich hinaus will: Es ist irrelevant über Justizirrtümer zu sprechen, da es nicht die Justiz ist, die ein Urteil fällt! Das sind wir alle! Wir haben demokratisch Gesetze beschlossen und wir(das Volk, also der Souverän) haben auch die Macht, diese Gesetze zu ändern.
Das Gesetz, welches bei der Todesstrafe zur Anwendung kommt, kann irrtümlich zur Anwendung kommen - richtig...aber das wussten wir bereits, als wir dieses Gesetz beschlossen haben. Wir haben den Irrtum wissentlich miteinkalkuliert weil es gar nicht anders geht: Wir wissen, dass wir nicht unfehlbar sind! Und genau das ist die Crux an der Geschichte: Bei der Frage über Leben oder Tod darf es aber keinen Irrtum geben. Daher ist ein Gesetz, welches das Töten von Menschen bei
'Erfüllung verschiedener Straftatbestände' 'erlaubt', vollkommen irrational, weil wir unmöglich zweifelsfrei beurteilen können, ob diese Straftatbestände tatsächlich korrekt im Sinne des Gesetzes erfüllt wurden (das kann, wenn überhaupt, nur ein einziger Mensch: Der Täter selbst.)
Das Gesetz, welches das Töten eines Menschen erlaubt ist also bereits der Irrtum. Es sei denn wir wären unfehlbar.
Grundsätzlich vertrete ich persönlich jedoch die Ansicht, dass die Todesstrafe uns Menschen unserer Würde beraubt - es geht nicht nur um Unfehlbarkeit...es geht um unsere Würde. Solange wir damit einverstanden sind, dass andere in unserem Namen hingerichtet werden, haben wir schlicht ein Glaubwürdigkeitsproblem, was unsere Menschlichkeit und unsere Menschenwürde betrifft.