Klaasohm - Brauchtum oder Gewalt gegen Frauen?

behind_eyes schrieb:Die fortschreitende Sensibilisierung wird dazu führen.

Gibt es denn Triggerwarnungen vor dem Besuch von Krampuss-Events? Wie diese, aus Weiden in der Oberpfalz. So wie die 5 min das zeigen, gefällt es mir, geschlagen werden möchte ich allerdings nicht und das auch nicht als Zuschauer erleben.

Rauhnachtslauf Weiden: Hexen, Krampusse, Perchten und Dämonen ziehen durch die historische Altstadt

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Beim internationalen Tanztheater gibt's seit zwei Jahren jede Menge Triggerwarnungen, vor der Nacktheit, vor dem Lärm, vor den Lichtblitzen.

Rein optisch und stimmungsmäßig finde ich so ein Event wie das im obigen Beitrag faszinierend. Müsste doch auch ganz ohne Gewalt gegen Mitmenschen funktionieren.

Pusemuckel schrieb:Müsste doch auch ganz ohne Gewalt gegen Mitmenschen funktionieren.

Tut es ohne jeden Zweifel auch.
Ich sage ja, Deckmantel.

Die einen haben eben einen Kit Kat Club und die anderes sowas.

SuiGeneris schrieb:Die einen haben eben einen Kit Kat Club und die anderes sowas.

Wäre nur schön, wenn keine Unbeteiligten da reingezogen würden, die Gewalt gegen ihren Willen über sich ergehen lassen müssen.

Warnungen vor Lichtblitzen macht Sinn, weil manche Menschen darauf mit epileptischen Anfällen reagieren können.

CharliesEngel schrieb:Gibt es denn Triggerwarnungen vor dem Besuch von Krampuss-Events? Wie diese, aus Weiden in der Oberpfalz. So wie die 5 min das zeigen, gefällt es mir, geschlagen werden möchte ich allerdings nicht und das auch nicht als Zuschauer erleben.

Die Krampusläufe standen schon vor einigen Jahren erheblich in der Kritik. Seitdem wird da genauer hingeschaut und es soll nicht mehr ganz so wild zu gehen.

So, ich habe mir jetzt etliche Beiträge zum Thema angesehen.
Da tut sich ein Abgrund auf.
Unfassbar.

WTF, BORKUM???

behind_eyes schrieb:aber die Story ist noch nicht zuende...da werden tote Tiere getragen, martialisches Auftreten, Identität nicht erkennbar usw... Das alles wird noch kommen in den nächsten Jahren, meine Meinung.

Danke für die Info aus deiner Glaskugel
Nur geht es darum nicht.
Hier geht es um Gewalt gegen Frauen.
Hast du dazu auch eine Haltung?

behind_eyes schrieb:Man kann also nicht pauschal sagen, "ach komm, so ein Schreck der tut doch nichts, körperliche Gewalt ist viel schlimmer"...

Doch, das kann man ganz genau so sagen.
Es sei denn man möchte körperlich Gewalt relativieren.

Das macht mich wirklich sprachlos

Rund 150 bis 200 Frauen haben für den Erhalt des umstrittenen Nikolausbrauchs „Klaasohm“ auf der Nordseeinsel Borkum demonstriert. „Es blieb alles friedlich“, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Frauen sollen durch die Straßen der Gemeinde gelaufen sein und durch Kuhhörner geblasen haben. „Das war ein ganz spontaner Protest“, sagte der Polizeisprecher. Die Beamten auf der Insel hätten vorab nichts von der Demonstration gewusst, die Frauen dann aber begleitet.

Kritik kommt auch aus der niedersächsischen Landesregierung. Die Staatssekretärin im Sozialministerium, Christine Arbogast, betonte den hohen Stellenwert von Brauchtum und Traditionen. Sie seien zu respektieren und zu schützen. „Aber es ist klar, dass alles da sein Ende findet, wo sich Frauen unsicher fühlen und Angst vor körperlicher Züchtigung haben“, sagte Arbogast nach Bekanntwerden der Vorwürfe.
„Wer sich den Hintern mit einem Horn versohlen lassen möchte, darf das tun. Wer das nicht möchte, muss aber auch respektiert werden“, hatte die Staatssekretärin am Freitag erklärt. Es sei nun die Aufgabe vor Ort, eine offene Diskussion über den Brauch zu ermöglichen.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/ostfriesisches-brauchtum-frauen-schlagen-bei-volksfest-polizei-unterbindet-gewalt-12798659.html

*ironieon* Vielleicht kann man das Ganze ja demokratisch lösen? Man lässt die Borkumer Frauen abstimmen, ob sie geschlagen werden wollen und nicht. Oder aber, wer geschlagen werden möchte, der trägt ein grünes Armbändchen und wer nicht, ein gelbes Bändchen. *ironieoff*

Sonst fällt mir zu dieser Entwicklung des Themas wirklich nichts Vernünftiges ein.

emz schrieb:Das macht mich wirklich sprachlos

Warum denn? Paar Frauen demonstrieren für ihr Recht. Was ist daran falsch, falls es darum ging? Wäre es nicht eher falsch, antiemanzipatorisch und antidemokratisch ihnen das zB mit einem Shitstorm, wo ihnen allerhand Widerlichkeiten unterstellt werden, und wo man auf diese Weise unliebsame Meinungen unterdrücken will, wie das heute auch oft gerne in der sog Cancel Culture praktiziert wird, zu vermiesen?

Ich für meinen Teil finde es gut, wenn sich Frauen für ihre Interessen stark machen, mögen sie noch so befremdlich wirken; und völlig ohne Argumente stehen sie ja auch nicht da. Da gibt es handfeste Wirtschaftsinteressen, da geht es um den Erhalt von Gemeinschaftsaktivitäten und Förderung von Kultur, etc.

emz schrieb:Sonst fällt mir zu dieser Entwicklung des Themas wirklich nichts Vernünftiges ein.

Das ist schade. Das Thema hat wirklich viele interessante Facetten, die hier durchaus erwähnenswert und diskutabel sind, und sollte deshalb auch nicht auf ein bloßes "aber da werden Frauen verhauen, das ist Sexismus, also weg damit" reduziert werden.
So einfach ist die moderne zivilisierte Gesellschaft nun mal nicht.

Ohaaa was geht denn da bitte ab?!
Finde den Brauch einfach absolut furchtbar und demütigend. Und wtf was geht mit den Frauen die FÜR den Brauch demonstrieren?
Der Brauch ist mir völlig unbekannt aber das Bildmaterial dazu spricht Bände.

Teegarden schrieb:Die Krampusläufe standen schon vor einigen Jahren erheblich in der Kritik. Seitdem wird da genauer hingeschaut und es soll nicht mehr ganz so wild zu gehen.

Schön wärs...
In Österreich, gerade in der ländlichen Region, eskalieren die Krampus und Perchtenläufe immer extrem. Zig Verletzte, Alkoholexzesse, traumatisierte Kinder.
Meistens brüsten sich die Perchtenvereine damit besonders hart zu sein und bestimmte Läufe sind bekannt für ihre Brutalität.
Ich weiß noch gut wie ich in der Volksschule war und immer die Krampusse (mit dem Nikolo) in die Schule gekommen sind und viele Kinder hatten panische Angst, haben geweint und sich übergeben. Viele wurden direkt von ihren Eltern daheim gelassen, weil sie so traumatisiert waren von den Jahren zuvor.

Ich weiß man sollte das Kulturgut von seinem Land schätzen und wahren aber diese Bräuche, in dem Ausmaß an Brutalität, können gerne verboten werden.

Wenn Brauchtum gewalttätig wird. Bei Krampusumzügen in Österreich erlitten zwei Frauen schwere Handverletzungen. Die Polizei bittet um Hinweise.

Quelle: https://www.merkur.de/welt/brutale-krampus-szenen-in-oesterreich-frau-nach-attacke-im-krankenhaus-93445060.html

Krampuslauf in Tirol eskaliert komplett: Massenschlägerei mit 50 Personen

Quelle: https://www.rosenheim24.de/rosenheim/inntal/tirol-ort29573/krampuslauf-in-tirol-eskaliert-komplett-massenschlaegerei-mit-50-personen-93436161.html

nasenstüber schrieb:Da gibt es handfeste Wirtschaftsinteressen

Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Insel, Stornierungen führten zur Absage für 2024.

Man sehe sich nach einem Shitstorm in den sozialen Medien mit „Urlaubsabsagen konfrontiert“. Überdies würden „Insulanerinnen und Insulaner […] ohne tiefergehende Kenntnisse persönlich angefeindet“. Es sei „von größter Bedeutung, dass Klaasohm nicht zu einem öffentlichen Festival für Außenstehende“ werde – „weder für Kritiker noch für Befürworter“.

Quelle: Wikipedia: Klaasohm


Der Klaasohm soll kein Touri-Event werden - und damit wohl auch kein open-air bdsm Event im Partykalender der Szene.

Trotzdem, bleibt das so, wofür die Frauen demonstriert haben, wird das Image der Insel speziell und wird diese "Befürworter" wohl anziehen.

Diese Mechanismen kennt man in Borkum und wurden schon mal bewusst genutzt:

Schon frühzeitig und im Rahmen des Bäder-Antisemitismus erwarb sich Borkum mit dem Prädikat „judenfrei“ eine besondere Stellung

Quelle: Wikipedia: Borkum

Die ersten deutschen Seebäder wurden bereits vor 1800 eröffnet. Doch zunächst blieben dort der Adel und eine kleine Schar Großbürger wie in anderen Kurbädern unter sich. Erst ab etwa 1870 wurde der Aufenthalt in Erholungsorten auch für das Bürgertum erschwinglich. Der Badeurlaub kam in Mode. Die weniger renommierten Bäder waren auf die Kleinbürger als zahlende Gäste dringend angewiesen. Da gerade unter ihnen antisemitische Ressentiments weit verbreitet waren, versuchten die jeweiligen Orte, sich bei ihnen mit antijüdischer Reklame beliebt zu machen. Unterkünfte warben zum Beispiel mit der Aussage „Unser Hotel ist judenfrei“. Der gesellschaftliche Antisemitismus wurde von den Bäderverwaltungen gezielt eingesetzt, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.

Quelle: Wikipedia: Antisemitismus im Tourismus

nasenstüber schrieb:"aber da werden Frauen verhauen, das ist Sexismus, also weg damit"

Du sprichst konkret mich an und zitierst dann den vorgenannten Satz.
Mir scheint, du unterstellst mir hier etwas, was ich so nie geschrieben habe. Oder wo habe ich etwas von Sexismus geschrieben?
Ich meine, hier ist eine Richtigstellung notwendig.

emz schrieb:Du sprichst konkret mich an und zitierst dann den vorgenannten Satz.
Mir scheint, du unterstellst mir hier etwas, was ich so nie geschrieben habe. Oder wo habe ich etwas von Sexismus geschrieben?
Ich meine, hier ist eine Richtigstellung notwendig.

Ich meinte das ganz allgemein - dein Satz hat mich nur zu diesem Gedanken inspiriert, hatte aber nicht direkt damit zu tun, was ich sagen wollte.

nasenstüber schrieb:Ich meinte das ganz allgemein - dein Satz hat mich nur zu diesem Gedanken inspiriert, hatte aber nicht direkt damit zu tun, was ich sagen wollte.

Es geht mir nicht darum, was du sagen wolltest und wozu du dich inspiriert fühltest, sondern ganz konkret um diesen Satz "aber da werden Frauen verhauen, das ist Sexismus, also weg damit", den du zitiertest, erkennbar an den "Gänsfüßchen", in den du ihn gestellt hast. Wem ordnest du dieses Zitat zu?

emz schrieb:Es geht mir nicht darum, was du sagen wolltest und wozu du dich inspiriert fühltest, sondern ganz konkret um diesen Satz "aber da werden Frauen verhauen, das ist Sexismus, also weg damit", den du zitiertest, erkennbar an den "Gänsfüßchen", in den du ihn gestellt hast. Wem ordnest du dieses Zitat zu?

Du wolltest doch wissen, ob ich ihn dir zuordne, und das hab ich dir auch ordnungsgemäß beantwortet; jetzt willst du wissen wem konkret ich das zuordne, aber wozu? Guck dir doch mal den Kontext an, in dem "dir nichts weiter einfällt", und dann müsste normalerweise schon klar werden, dass ich das ganz allgemein formuliert hatte, um den Grundtenor der Diskussion, so wie ich sie in weiten Teilen wahrnehme, einzufangen. Es geht da um keine spezielle Person.

nasenstüber schrieb:Es geht da um keine spezielle Person.

Du hast also deine Gedanken als Zitat dargestellt, um ihnen ein besonderes Gewicht zu verleihen.

nasenstüber schrieb:Da gibt es handfeste Wirtschaftsinteressen, da geht es um den Erhalt von Gemeinschaftsaktivitäten und Förderung von Kultur, etc.

beim Schlagen von Frauen? Welche Wirtschaftsinteressen? Welche Gemeinschaftsaktivitäten? Welche Förderung der Kultur?

Hier wird immer der Begriff "Schlagen" genutzt, obwohl es eine große "Spannweite" zwischen "Faustschlag ins Gesicht" und einem "Klaps auf den Po" gibt. Wie soll man hier differenziert diskutieren?