azazeel schrieb:Ja, die kommen hinzu - und wenn es Prozentwerte sind, sind sie auch absolut höher als damals. Aber auch diese Kosten gab es damals und auch hier spielt die Inflation und die Verzinsung die selbe Rolle.
Es wäre nur anders, wenn neue Erwerbsnebenkosten hinzugekommen wären oder wenn diese überproportional gestiegen wären.
Es muss aber Gründe geben, weshalb beim Wohneigentum in der EU auf dem letzten Platz steht.
Zwar steigt die Eigentumsquote leicht, jedoch eigentlich auch nur bei der älteren Generation. Die Jüngeren stehen nicht so gut da.
https://www.freiheit.org/de/deutschland/aus-der-traumazazeel schrieb:Also ich koche viel und sehr gut (ich bin nicht allzu bescheiden, ein Charakterfehler) - und ich mag einen offenen Koch-, Wohn- und Essbereich. Weil es schön ist, kommunikativ zu kochen. Kochen mit Familie und Freunden ist ein Erlebnis.
Und wenn man nicht gerade die Milch anbrennen lässt, sind Küchengerüche im Wohnbereich doch kein Problem? Zumindest mit der Erfindung der Dunstabzugshaube und/oder der Fenster, ist das doch kein reales Problem?
Gerade weil man Milch anbrennen lassen kann oder auch deftig kocht, ist eine separate Küche vorteilhafter. Ich habe schon einige Neubauwohnungen gesehen bei Bekannten oder auch selbst besichtigt und die Küchenzeilen standen oft nichtmal direkt am Fenster. Ist zwar Offtopic jetzt, aber es ist auf das Gesamte gesehen hier doch eher eine nachteilige Entwicklung. Es entsteht für den Bewohner kein Vorteil durch die entfallene Küche, weil der Markt nicht durch den gewonnenen Platz nicht mit mehr freien Wohnungen geflutet wird oder Wohnungen nun in der Regel einen Raum mehr haben.
azazeel schrieb:Aber Fortschritt gibt es doch nicht umsonst. Wenn ich besser leben möchte, als vor 100 Jahren, muss das halt irgendwie bezahlt werden.
Das stimmt. Aber wird haben die meisten Schritte weg vom Leben vor 100 Jahren bereits hinter uns. Nun grenzen wir uns merklich von dem ab, was vor 50 Jahren noch Standard war. Energetische Sanierungen sind eher gesetzlich gesteuert, Wegfall von Bestandsschutz in z.B. Elektrik ebenso. Das ist nichts, was der Bürger einfach so fordert und deswegen seine Kosten explodieren lässt. Was all diese Sachen so teuer macht sind unzählige Normen und Bauvorschriften. Dazu gibt es auch gute Dokus.
azazeel schrieb:Das bestreitet niemand. Aber viele Menschen wollen das nicht und damit steigen die durchschnittlichen Baukosten.
Naja... Also ein Nachkriegsbau unterscheidet sich eigentlich kaum bis garnicht zum heutigen modernen Bau, wenn man ihn bisschen aufhübscht. Bei der Raumaufteilung gibt es kaum auffällige Unterschiede. Ich habe einen Nachbar, der hat seine Nachkriegswohnung so grundlegend saniert, dass man meinen könnte, man würde in einem Neubau leben. Musst halt nur richtig sanieren und dann hast du bis zu deinem hohen Alter Ruhe.
azazeel schrieb:Die Scheidungsrate beträgt 40%. Gerade wenn man als Paar die Finanzierung gemeinsam stemmt, ist es ein Risiko. Es sei denn, beide verdienen so gut, das jeweils auch alleine zahlen zu können und den anderen auslösen zu können.
Männer werden in Deutschland im Durchschnitt 78 Jahre alt, Frauen 83 Jahre alt. Trotzdem gehen wir bei unseren Rechnungen zur Rente immer von höherem Alter aus und so positiv müssen wir auch bei Ehen rechnen. Grundsätzlich vom Optimalfall ausgehen. Der Mensch wird 85 bis 90 Jahre alt und die Ehe hält bis dahin. In dem Szenario wäre dem Ehepaar die Eigentumswohnung eine gute Stütze gewesen.
Meine Nachbarin, 90 Jahre alt, denkt gerade nach ins Altersheim zu ziehen. Rücklagen hat sie nicht mehr viele bis auf die Wohnung. Die Wohnung könnte ihr noch viele Jahre im Altersheim finanzieren. Da haben wir schon ein gutes Beispiel.
azazeel schrieb:Ja. Und wer macht die dann?
Es muss ja neben den Minijobbern und Influencern jemanden geben, der das macht.
Ja, jemand muss das machen. Das werden entweder diejenigen machen, die es müssen, weil es keine Sozialhilfe mehr gibt und die Menschen sich um die Jobs reißen oder das werden im anderen Szenario diejenigen machen, die es unbedingt wollen, weil die Jobs aufgrund Arbeitnehmermangel so attraktiv bezahlt sind, dass man sie für das Geld gerne macht.
Eines der beiden Szenarien wird eintreffen und nur eines davon ist positiv für die Bürger.
azazeel schrieb:Das entscheidet der Verbraucher. Wenn man eine solche Maschine für 300 EUR kauft, muss der Hersteller irgendwo das Geld herbekommen.
Das Geld bekommt der Hersteller vom Käufer. Ob eine Waschmaschine mit billigem Lager, welches zum Lagerschaden und vorzeitigem Neukauf einer Waschmaschine nun 300€ kostet oder sie mit vernünftigem und langlebigem Lager 310€ kostet, wird dem Kunden am Ende auch egal sein.
Es ist ja schwer überhaupt Produkte zu finden, bei denen man sich sicher sein kann, dass der Hersteller keinen Murks verbaut.
azazeel schrieb:Ja, das ist eine Frage der Mentalität. Eine einfache Maschine kann ich reparieren und wenn ich keine Gewährleistung eben muss, kann ich es auch einfach mal probieren. Die Frage ist: Wäre das in Summe besser? So was funktioniert eigentlich nur in kleinen Gruppen, wo man sich kennt und wo man auf andere Weise für seine Leistungen einstehen muss.
Klar macht es das besser. Wenn du als Werkstatt bei deinen Reparaturen stets scheiterst, spricht sich das rum und deine Kundschaft kommt nicht mehr.
azazeel schrieb:Nur sind die Verlockungen groß und viele können dem nicht widerstehen. Was ist der Grund dafür?
Es ist eigentlich wirklich die Mentalität. Das merke ich persönlich. In der Heimat meiner Eltern spürt man die Mentalität des damaligen Sozialismus noch immer und da werden noch viele Reparaturversuche unternommen und weggeworfen wird eher weniger. Das hat auch auf mich abgefärbt, denn auf der Arbeit (Werkstatt) bin ich eher so der Messie in manchen Augen. Was die einen wegschmeißen, lege ich beiseite. Während die einen bei schwacher Auftragslage die Werkstatt kehren, nehme ich die kaputten Ersatzteile und repariere sie. Während die einen für Sonderprojekte, in denen wir mal irgendwas bauen oder umbauen, ständig nur Neuteile bestellen, nehme ich liebend gerne das gute Zeug, das eigentlich im Müll gelandet wäre und ich beiseite lege und verwende es.
Kosten sind mir egal, ich kriege ja eh mein Geld am Ende des Monats egal ob ich alles wegschmeiße oder nicht. Es ist nur das, was sich im Kopf abspielt. Die Mentalität nunmal. Muss natürlich nicht immer von sozialistisch geprägten Menschen kommen, aber bei mir war es eindeutig dieser Einfluss, weil ich in meiner Kindheit viel Improvisation gesehen habe.
In reichen Ländern wie Deutschland muss man den Automatismus des Wegwerfens abschalten. Man muss in den Dingen, die man hat, einen Wert sehen. Nicht den finanziellen Restwert, sondern den Nutzen, den man in dem Objekt noch hat.
Dwarf schrieb:Natürlich kann man davon leben, ich denke das bestreitet keiner. Aber unter gut leben verstehe ich etwas anderes.
Es ist ja auch nicht so, als hätte man diesen Betrag quasi als Taschengeld monatlich zur Verfügung. Nein, man muss davon alle monatlichen Ausgaben wie Lebensmittel, Getränke, Versicherungen, Internet, Handy, ggf. Deutschlandticket, Medikamente usw. bezahlen. Da werden schnell aus 563 Euro nur noch 100 Euro oder noch weniger.
Die Krankenversicherung wird vom Amt bezahlt. Welche weiteren Versicherungen findest du notwendig, die man dann noch selbst bezahlen muss?
Mein Handyvertrag kostet mich mit allem drum und dran 22€ monatlich für 30GB.
Alternativ denkbar wäre auch ein Vertrag mit 5GB für 12€ und zusätzlich zu Hause 300GB für 40€. Wären in dem Szenario
52€. Zwar nutze ich nie so viel Datenvolumen, aber ich rechne jetzt einfach mal mehr.
Deutschlandticket
49€.
Sind noch
462€ für Lebensmittel und Getränke, die man im Alltag braucht und für Güter wie Kleidung oder Elektronikgeräte, die man eher seltener kauft sowie Eintritte wie zB Kino und Museum. Man lebt nicht wie die Made im Speck, aber das reicht trotzdem vollkommen zum Leben für einen einzelnen Erwachsenen. Ich selbst zahle jetzt schon nicht unwesentlich mehr.
Medikamente hast du genannt. Aber das ist jetzt etwas, was nicht pauschal dazugerechnet werden kann. Sonst müssten wir noch Zigaretten, Alkohol und Glücksspiele in die Rechnung aufnehmen, weil manche Menschen auch ohne sowas nicht mehr können. Das sind aber alles Ausgaben, die von der Einzelperson abhängig sind. Medikamente werden häufig sogar größtenteils von der Krankenkasse übernommen.
Wie oben schon vorgerechnet, bleiben weiterhin die Optionen für Minijobs, um mit dem wenigen Aufwand 100€ oder 214€ zusätzlich zu verdienen.
Ich sehe einfach, dass die Jugend sich Gedanken macht und abwägt, was für sie sinnvoller ist. Ich mache ihr überhaupt keinen Vorwurf, wenn sie sich vom klassischen Arbeitsmodell verabschiedet und angenehmere Wege versucht einzuschlagen. Ob es nun der Influencer, der Hartzer oder so der klassische Job, aber mit besseren Bedingungen ist, ist eigentlich egal. Sie sind keine neue Welle an ausbeutbaren Arbeitnehmern für den Arbeitsmarkt. Sie verkaufen sich teuer und Arbeitgeber müssen sich nicht mehr nur attraktiver präsentieren, sondern auch tatsächlich attraktiver sein. Das spüren nämlich auch alle bestehenden Arbeitnehmer. Ich arbeite nun auch schon bald 15 Jahre und die meisten Verbesserungen spürte ich in den vergangenen wenigen Jahren. Gehaltsverhandlungen macht man ja nach wie vor, aber es gibt immer mehr kleine Annehmlichkeiten. Die größte ist erstmal Geld. Azubis verdienen das Dreifache, was ich damals bekommen habe. Gönne ich ihnen! Ansonsten wird der Arbeitsalltag angenehmer gestaltet. Ganzes Jahr über kostenloses Wasser, kostenlos nutzbare Kaffeeautomaten (Kaffee, Cappuccino, Kakao, Tee), regelmäßig frisches Obst, Vorgesetzt scheißen einen nicht mehr so an wie zuvor üblich, Wände wurden nach Jahrzehnten endlich gestrichen für ein schöneres Umfeld, Ventilatoren werden ohne Diskussion auf Wunsch gestellt, Klimaanlagen werden nach Möglichkeit verbaut, und noch mehr.
Das ist nicht der vielfach belächelte monatliche Obstkorb oder abgezählte Schokonikolaus, über den auch ich mich sonst lustig mache. Diese Annehmlichkeiten sind so gut spürbar, dass sie massive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Psyche haben. Das ist mehr wert als 100€ netto mehr auf dem Konto, denn eine gesunde Psyche kann ich mir nicht erkaufen. Das alles hat man nicht, wenn der Arbeitsmarkt übersättigt ist mit willigen Lohnsklaven. Daher: Danke an die junge Generation, die eigentlich nur Influencer werden will!
:Y:Syndrom schrieb:Insbesondere Strom und Warmwasser ist auch nicht dabei!
Strom, pauschal 50€.
Wasser, pauschal 15€.
Nochmal die Rechnung von oben:
563€ Bürgergeld
Abzüglich Internet und Handyvertrag (52€), Deutschlandticket (49€), Strom (50€), Wasser (15€) bleiben
397€ für alles Weitere. Wem das nicht genügt, der hat durch einen Minijob entweder
497€ oder
611€.
Also mal ehrlich, selbst mit Minijob kann man mehr als 600€ haben für regelmäßige Ausgaben wie Essen und Trinken sowie Sozialleben. 20€ am Tag, grob 140€ pro Woche. Ohne Minijob wären das immerhin noch 12€ am Tag und etwas weniger als 100€ pro Woche.
Wenn man es geschickt anstellt, verdient man als Influencer nur so viel wie im Minijob.