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Nur noch Influencer werden?

124 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Beruf, Karriere ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Nur noch Influencer werden?

05.08.2024 um 18:17
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Hast Du außer Miete und Rundfunkbeitrag ansonsten keine lästigen Kosten im Monat?
Nein, ich habe nur nützliche Kosten. Was sind denn "lästige" Kosten?
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Und deshalb bleibe ich dabei das 563 Euro nicht besonders viel Geld ist.
Na ja, ohne Gegenleistung ist das zusammen mit den anderen Leistungen schon viel.


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Nur noch Influencer werden?

05.08.2024 um 18:22
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Nein, ich habe nur nützliche Kosten. Was sind denn "lästige" Kosten?
Das waren Deine Worte. Schon vergessen?
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Das ist nach Abzug aller lästigen Kosten wie Wohnen oder Versicherungen, man zahlt nicht mal Rundfunkbeitrag.
Auf dem Niveau möchte ich aber auch nicht weiter diskutieren.


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Nur noch Influencer werden?

05.08.2024 um 18:44
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Tut mir leid aber ich kann nicht glauben, dass das für viele Menschen wirklich so verlockend sein soll. Was sind denn bitte 563 Euro im Monat, oder auch meinetwegen 663 Euro?
Natürlich kann man davon leben, ich denke das bestreitet keiner. Aber unter gut leben verstehe ich etwas anderes.
Es ist ja auch nicht so, als hätte man diesen Betrag quasi als Taschengeld monatlich zur Verfügung. Nein, man muss davon alle monatlichen Ausgaben wie Lebensmittel, Getränke, Versicherungen, Internet, Handy, ggf. Deutschlandticket, Medikamente usw. bezahlen. Da werden schnell aus 563 Euro nur noch 100 Euro oder noch weniger.
Sehe ich auch so.
Ich kann damit auskommen (war auch schon deutlich weniger). Halte mich auch (nachwievor, mit solidem Einkommen) für eher sparsam, vieles wie im Beitrag von "Ford" beschrieben, z.B. auch als Frau wenig Kleidung (mein Mann und ich teilen uns einen Kleiderschrank der für eine Person gedacht ist), viel reparieren, lieber etwas teurer aber wertiger und dafür lange nutzbar kaufen, Haarschnitt mache ich selber, und an Kosmetik nutze ich die grundlegenden Dinge um sauber zu sein aber keine z.B. Schminke, Haarfärbemittel oder Maniküredienstleistungen. Handy ist Gebrauchtgerät und mit Prepaid. Kein Streaming, keine Computer-/Konsolenspiele, kein Fernseher. Wäsche trocknet bei uns auf dem Wäscheständer, nicht im Wäschetrockner. Kein Auto (da hier keines nötig). Zudem: kein Alkohol, keine Zigaretten (auch keine sonstigen Drogen). Mag kein "Weggehen" im Sinne von Kneipe, Club etc.

Dennoch: Nach Aufwachsen bei meist arbeitslosen Eltern, Ausbildungsvergütung angerechnet da Bedarfsgemeinschaft (Eltern Hartz-IV-Bezieher), 2. Bildungsweg und Studium komplett selbst durch Arbeit finanziert...
bin ich sowas (!) von froh darüber, heutzutage ein solides Einkommen zur Verfügung zu haben. Für z.B.:

Wohnung:
Früher musste es das sein was zu kriegen war - auch wenn Mängel/ Probleme bei der Wohnungsbesichtigung offensichtlich waren. Da wurde es dann auch mal trotz starker Lärmempfindlichkeit die Wohnung neben der Autobahn, keine Lärmschutzwand, die Wohnung mit Müllcontainern unterm Fenster und so weiter. Heutzutage ist es gar keine Frage, ob wir die ruhiger gelegenere Wohnung mit großem Balkon oder Garten(mitbenutzung) für 100 Euro mehr im Monat nehmen. Früher waren die 100 Euro so viel dass der offensichliche Mehrwehrt an Lebensqualität nicht überwog.

Brille:
Ja, es gibt die Billigbrillen vom "Wenigmann". Bei geringer Sehstärke sollen die zumindest als Ersatzbrille gar nicht mal schlecht sein. Bei einer wirklich hohen Sehstärke fällt man aber (selbst wenn man sie nur als Ersatzbrille möchte) aus dem Bereich in dem die "Nulltarifbrille" angefertigt wird raus. Eine Brille meiner Sehstärke kostet gut 1000 - 1200 Euro, da Gläser teuer - ich bin nun wirklich niemand der auf Gucci & Co. fürs Gestell steht. Eine neue Brille brauche ich ca. alle fünf Jahre wenn meine Sehstärke stabil ist (bis dann sind die Gläser trotz sehr pfleglichem Umgang zu stark verkratzt), kann aber auch alle ein bis zwei Jahre sein.

Gesundheitskosten:
Ich nutze nur schulmedizinische Behandlungen. Trotzdem fallen Kosten an, z.B. Physiotherapieausrüstung für zu Hause (braucht man sowas wie eine Sprossenwand wird's schon teurer), teurere Varianten normaler Alltagsgegenstände (z.B. Stehschreibtisch für zu Hause wenn man nicht lange sitzen kann), auch mal Fahrten zu einem Spezialisten in einem anderen Bundesland, mal Anschaffungen für eine Reha (weil man evl. Schlafanzug, Hallenturnschuhe, Gymnastikmatte, Schwimmsachen... ansonsten nicht nutzen würde). Ein krankes Familienmitglied häufiger besuchen können, anstatt aufgrund der Fahrtkosten Abstriche machen zu müssen gehört auch dazu. (Ich war selbst als Jugendliche mal mehrere Monate in einem Krankenhaus in einem anderen Bundesland. Mitpatienten bekamen typischerweise jedes Wochenende Besuch, ich alle zwei Wochenenden - die Fahrtkosten waren für meine Eltern kaum zu stemmen.)

Defekt:
Igendwann ist die berühmt-berüchtigte Waschmaschine wirklich mal kaputt. Heutzutage nehme ich auch noch gerne ein Gebrauchtmodell - muss aber nicht.

spontan um Umstände zu erleichtern:
Denke hier an Fälle in denen ich doch mal auf eine Dienstleistung zurückgreife weil etwas, gerade mit einer Behinderung, beschwerlicher ist.
U.a. der letzte Umzug: Für die Tage in denen wir ausgeräumt haben ein einfaches Zimmer mit Kochgelegenheit genommen (um immer eine normal nutzbare Unterkunft zu haben), am Schluss noch eine Reinigungskraft da gehabt (und diese selbstverständlich nicht knauserig bezahlt).
Früher haben wir das alleine gewuppt, mein Mann (gesund) natürlich mehr übernommen als ich, aber dennoch, mir ging's danach körperlich längere Zeit besch...eiden.

Oendrein, sich mal was gönnen:
Sind bei mir keine immensen Ausgaben. Bedeuten aber auch z.B.: Buch kaufen können, auch wenn nicht gebraucht erhältlich. Interessante Malfarben kaufen können, einfach fürs Hobby. Ein Haustier haben können, auch mit dem Hintergedanken einem Tier geholfen zu haben. Museumsbesuch auch dann wenn nicht einer der seltenen eintrittsfreien Tage ist.
Obendrein: Anderen etwas gönnen, spenden können. Kann mich an Zeiten erinnern in denen ich echt gerne etwas gegeben hätte, aber es ging nicht oder nur ein Mini-Betrag (mal 5 Euro).

Finde ich alles durchaus relevant. Da wäre, trotz grundsätzlicher Bescheidenheit und z.B. "alle Jahre ein neues Handy", "jedes Jahr neu mit Kleidung eindecken", Streaming, Pay-TV... gar nicht wollen Bürgergeld & Co. gar keine Option. Sondern nur eine Lösung für den Notfall (gut dass sie existiert). Freiwillig möchte ich das so wie in meinen ersten drei Lebensjahrzehnten nicht mehr.
Zudem: Keinen Ämtern Rechenschaft schuldig. Keine Generalverdächtigungen (Kürzungen weil man Termine nicht wahrgenommen hat, diese aber gar nicht wahrnehmen konnte weil der Brief mit der Ankündigung zu spät ankam*, "sind was Feines").

* Manche werden es evl. nicht glauben und wieder a la "G'schichten ausm Paulaner Garten" antworten. Solche Briefe kommen aber immer wieder zu spät an. Auch ich nahm solche verspäteten Briefe schon direkt vom Briefträger an.


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06.08.2024 um 00:39
Zitat von TanneTanne schrieb:Minimaler Aufwand
Laut einiger Aussagen einiger YouTuber ist der benötigte Aufwand doch nicht so "minimal".

Dazu sollte man auch entsprechend Ahnung haben bezüglich Selbstständigkeit, also Dinge wie zum Beispiel Steuern oder Krankenkasse. Andernfalls kann das auch mal böse nach hinten los gehen.


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06.08.2024 um 00:41
Zitat von kaumeisterbobkaumeisterbob schrieb:Dazu sollte man auch entsprechend Ahnung haben bezüglich Selbstständigkeit, also Dinge wie zum Beispiel Steuern oder Krankenkasse. Andernfalls kann das auch mal böse nach hinten los gehen.
Das ist mir bewusst, danke. Ich hatte mit meinem Beitrag auf etwas anderes abgezielt, vielleicht kommste ja noch drauf.


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06.08.2024 um 13:27
Zitat von kittykakittyka schrieb:Überall werden ja Fachkräfte gesucht. Also vor allem fähiges Personal.
Gleichzeitig wird beklagt, dass überall immer weniger Bewerbungen eingehen, die Menschen nicht mehr so "belastbar" seien.
Liegts daran, dass heute viele nur noch Influencer werden wollen?
Mein Neffe ist ja auch wegen der Arbeit von der Schweiz nach Deutschland gezogen. In der Schweiz ist der Arbeitsmarkt gesättigt, denn in der Schweiz wird der Berufsweg mehr gefördert. Entsprechend ist der Anteil der Studenten geringer als in Deutschland. In Deutschland ist außerdem der Kündigungsschutz besser als in der Schweiz.


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07.08.2024 um 00:30
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Ja, die kommen hinzu - und wenn es Prozentwerte sind, sind sie auch absolut höher als damals. Aber auch diese Kosten gab es damals und auch hier spielt die Inflation und die Verzinsung die selbe Rolle.
Es wäre nur anders, wenn neue Erwerbsnebenkosten hinzugekommen wären oder wenn diese überproportional gestiegen wären.
Es muss aber Gründe geben, weshalb beim Wohneigentum in der EU auf dem letzten Platz steht.
Zwar steigt die Eigentumsquote leicht, jedoch eigentlich auch nur bei der älteren Generation. Die Jüngeren stehen nicht so gut da.
https://www.freiheit.org/de/deutschland/aus-der-traum
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Also ich koche viel und sehr gut (ich bin nicht allzu bescheiden, ein Charakterfehler) - und ich mag einen offenen Koch-, Wohn- und Essbereich. Weil es schön ist, kommunikativ zu kochen. Kochen mit Familie und Freunden ist ein Erlebnis.
Und wenn man nicht gerade die Milch anbrennen lässt, sind Küchengerüche im Wohnbereich doch kein Problem? Zumindest mit der Erfindung der Dunstabzugshaube und/oder der Fenster, ist das doch kein reales Problem?
Gerade weil man Milch anbrennen lassen kann oder auch deftig kocht, ist eine separate Küche vorteilhafter. Ich habe schon einige Neubauwohnungen gesehen bei Bekannten oder auch selbst besichtigt und die Küchenzeilen standen oft nichtmal direkt am Fenster. Ist zwar Offtopic jetzt, aber es ist auf das Gesamte gesehen hier doch eher eine nachteilige Entwicklung. Es entsteht für den Bewohner kein Vorteil durch die entfallene Küche, weil der Markt nicht durch den gewonnenen Platz nicht mit mehr freien Wohnungen geflutet wird oder Wohnungen nun in der Regel einen Raum mehr haben.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Aber Fortschritt gibt es doch nicht umsonst. Wenn ich besser leben möchte, als vor 100 Jahren, muss das halt irgendwie bezahlt werden.
Das stimmt. Aber wird haben die meisten Schritte weg vom Leben vor 100 Jahren bereits hinter uns. Nun grenzen wir uns merklich von dem ab, was vor 50 Jahren noch Standard war. Energetische Sanierungen sind eher gesetzlich gesteuert, Wegfall von Bestandsschutz in z.B. Elektrik ebenso. Das ist nichts, was der Bürger einfach so fordert und deswegen seine Kosten explodieren lässt. Was all diese Sachen so teuer macht sind unzählige Normen und Bauvorschriften. Dazu gibt es auch gute Dokus.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Das bestreitet niemand. Aber viele Menschen wollen das nicht und damit steigen die durchschnittlichen Baukosten.
Naja... Also ein Nachkriegsbau unterscheidet sich eigentlich kaum bis garnicht zum heutigen modernen Bau, wenn man ihn bisschen aufhübscht. Bei der Raumaufteilung gibt es kaum auffällige Unterschiede. Ich habe einen Nachbar, der hat seine Nachkriegswohnung so grundlegend saniert, dass man meinen könnte, man würde in einem Neubau leben. Musst halt nur richtig sanieren und dann hast du bis zu deinem hohen Alter Ruhe.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Die Scheidungsrate beträgt 40%. Gerade wenn man als Paar die Finanzierung gemeinsam stemmt, ist es ein Risiko. Es sei denn, beide verdienen so gut, das jeweils auch alleine zahlen zu können und den anderen auslösen zu können.
Männer werden in Deutschland im Durchschnitt 78 Jahre alt, Frauen 83 Jahre alt. Trotzdem gehen wir bei unseren Rechnungen zur Rente immer von höherem Alter aus und so positiv müssen wir auch bei Ehen rechnen. Grundsätzlich vom Optimalfall ausgehen. Der Mensch wird 85 bis 90 Jahre alt und die Ehe hält bis dahin. In dem Szenario wäre dem Ehepaar die Eigentumswohnung eine gute Stütze gewesen.
Meine Nachbarin, 90 Jahre alt, denkt gerade nach ins Altersheim zu ziehen. Rücklagen hat sie nicht mehr viele bis auf die Wohnung. Die Wohnung könnte ihr noch viele Jahre im Altersheim finanzieren. Da haben wir schon ein gutes Beispiel.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Ja. Und wer macht die dann?
Es muss ja neben den Minijobbern und Influencern jemanden geben, der das macht.
Ja, jemand muss das machen. Das werden entweder diejenigen machen, die es müssen, weil es keine Sozialhilfe mehr gibt und die Menschen sich um die Jobs reißen oder das werden im anderen Szenario diejenigen machen, die es unbedingt wollen, weil die Jobs aufgrund Arbeitnehmermangel so attraktiv bezahlt sind, dass man sie für das Geld gerne macht.
Eines der beiden Szenarien wird eintreffen und nur eines davon ist positiv für die Bürger.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Das entscheidet der Verbraucher. Wenn man eine solche Maschine für 300 EUR kauft, muss der Hersteller irgendwo das Geld herbekommen.
Das Geld bekommt der Hersteller vom Käufer. Ob eine Waschmaschine mit billigem Lager, welches zum Lagerschaden und vorzeitigem Neukauf einer Waschmaschine nun 300€ kostet oder sie mit vernünftigem und langlebigem Lager 310€ kostet, wird dem Kunden am Ende auch egal sein.
Es ist ja schwer überhaupt Produkte zu finden, bei denen man sich sicher sein kann, dass der Hersteller keinen Murks verbaut.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Ja, das ist eine Frage der Mentalität. Eine einfache Maschine kann ich reparieren und wenn ich keine Gewährleistung eben muss, kann ich es auch einfach mal probieren. Die Frage ist: Wäre das in Summe besser? So was funktioniert eigentlich nur in kleinen Gruppen, wo man sich kennt und wo man auf andere Weise für seine Leistungen einstehen muss.
Klar macht es das besser. Wenn du als Werkstatt bei deinen Reparaturen stets scheiterst, spricht sich das rum und deine Kundschaft kommt nicht mehr.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Nur sind die Verlockungen groß und viele können dem nicht widerstehen. Was ist der Grund dafür?
Es ist eigentlich wirklich die Mentalität. Das merke ich persönlich. In der Heimat meiner Eltern spürt man die Mentalität des damaligen Sozialismus noch immer und da werden noch viele Reparaturversuche unternommen und weggeworfen wird eher weniger. Das hat auch auf mich abgefärbt, denn auf der Arbeit (Werkstatt) bin ich eher so der Messie in manchen Augen. Was die einen wegschmeißen, lege ich beiseite. Während die einen bei schwacher Auftragslage die Werkstatt kehren, nehme ich die kaputten Ersatzteile und repariere sie. Während die einen für Sonderprojekte, in denen wir mal irgendwas bauen oder umbauen, ständig nur Neuteile bestellen, nehme ich liebend gerne das gute Zeug, das eigentlich im Müll gelandet wäre und ich beiseite lege und verwende es.
Kosten sind mir egal, ich kriege ja eh mein Geld am Ende des Monats egal ob ich alles wegschmeiße oder nicht. Es ist nur das, was sich im Kopf abspielt. Die Mentalität nunmal. Muss natürlich nicht immer von sozialistisch geprägten Menschen kommen, aber bei mir war es eindeutig dieser Einfluss, weil ich in meiner Kindheit viel Improvisation gesehen habe.

In reichen Ländern wie Deutschland muss man den Automatismus des Wegwerfens abschalten. Man muss in den Dingen, die man hat, einen Wert sehen. Nicht den finanziellen Restwert, sondern den Nutzen, den man in dem Objekt noch hat.
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Natürlich kann man davon leben, ich denke das bestreitet keiner. Aber unter gut leben verstehe ich etwas anderes.
Es ist ja auch nicht so, als hätte man diesen Betrag quasi als Taschengeld monatlich zur Verfügung. Nein, man muss davon alle monatlichen Ausgaben wie Lebensmittel, Getränke, Versicherungen, Internet, Handy, ggf. Deutschlandticket, Medikamente usw. bezahlen. Da werden schnell aus 563 Euro nur noch 100 Euro oder noch weniger.
Die Krankenversicherung wird vom Amt bezahlt. Welche weiteren Versicherungen findest du notwendig, die man dann noch selbst bezahlen muss?
Mein Handyvertrag kostet mich mit allem drum und dran 22€ monatlich für 30GB.
Alternativ denkbar wäre auch ein Vertrag mit 5GB für 12€ und zusätzlich zu Hause 300GB für 40€. Wären in dem Szenario 52€. Zwar nutze ich nie so viel Datenvolumen, aber ich rechne jetzt einfach mal mehr.
Deutschlandticket 49€.

Sind noch 462€ für Lebensmittel und Getränke, die man im Alltag braucht und für Güter wie Kleidung oder Elektronikgeräte, die man eher seltener kauft sowie Eintritte wie zB Kino und Museum. Man lebt nicht wie die Made im Speck, aber das reicht trotzdem vollkommen zum Leben für einen einzelnen Erwachsenen. Ich selbst zahle jetzt schon nicht unwesentlich mehr.
Medikamente hast du genannt. Aber das ist jetzt etwas, was nicht pauschal dazugerechnet werden kann. Sonst müssten wir noch Zigaretten, Alkohol und Glücksspiele in die Rechnung aufnehmen, weil manche Menschen auch ohne sowas nicht mehr können. Das sind aber alles Ausgaben, die von der Einzelperson abhängig sind. Medikamente werden häufig sogar größtenteils von der Krankenkasse übernommen.

Wie oben schon vorgerechnet, bleiben weiterhin die Optionen für Minijobs, um mit dem wenigen Aufwand 100€ oder 214€ zusätzlich zu verdienen.


Ich sehe einfach, dass die Jugend sich Gedanken macht und abwägt, was für sie sinnvoller ist. Ich mache ihr überhaupt keinen Vorwurf, wenn sie sich vom klassischen Arbeitsmodell verabschiedet und angenehmere Wege versucht einzuschlagen. Ob es nun der Influencer, der Hartzer oder so der klassische Job, aber mit besseren Bedingungen ist, ist eigentlich egal. Sie sind keine neue Welle an ausbeutbaren Arbeitnehmern für den Arbeitsmarkt. Sie verkaufen sich teuer und Arbeitgeber müssen sich nicht mehr nur attraktiver präsentieren, sondern auch tatsächlich attraktiver sein. Das spüren nämlich auch alle bestehenden Arbeitnehmer. Ich arbeite nun auch schon bald 15 Jahre und die meisten Verbesserungen spürte ich in den vergangenen wenigen Jahren. Gehaltsverhandlungen macht man ja nach wie vor, aber es gibt immer mehr kleine Annehmlichkeiten. Die größte ist erstmal Geld. Azubis verdienen das Dreifache, was ich damals bekommen habe. Gönne ich ihnen! Ansonsten wird der Arbeitsalltag angenehmer gestaltet. Ganzes Jahr über kostenloses Wasser, kostenlos nutzbare Kaffeeautomaten (Kaffee, Cappuccino, Kakao, Tee), regelmäßig frisches Obst, Vorgesetzt scheißen einen nicht mehr so an wie zuvor üblich, Wände wurden nach Jahrzehnten endlich gestrichen für ein schöneres Umfeld, Ventilatoren werden ohne Diskussion auf Wunsch gestellt, Klimaanlagen werden nach Möglichkeit verbaut, und noch mehr.
Das ist nicht der vielfach belächelte monatliche Obstkorb oder abgezählte Schokonikolaus, über den auch ich mich sonst lustig mache. Diese Annehmlichkeiten sind so gut spürbar, dass sie massive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Psyche haben. Das ist mehr wert als 100€ netto mehr auf dem Konto, denn eine gesunde Psyche kann ich mir nicht erkaufen. Das alles hat man nicht, wenn der Arbeitsmarkt übersättigt ist mit willigen Lohnsklaven. Daher: Danke an die junge Generation, die eigentlich nur Influencer werden will! :Y:
Zitat von SyndromSyndrom schrieb:Insbesondere Strom und Warmwasser ist auch nicht dabei!
Strom, pauschal 50€.
Wasser, pauschal 15€.

Nochmal die Rechnung von oben:
563€ Bürgergeld
Abzüglich Internet und Handyvertrag (52€), Deutschlandticket (49€), Strom (50€), Wasser (15€) bleiben 397€ für alles Weitere. Wem das nicht genügt, der hat durch einen Minijob entweder 497€ oder 611€.

Also mal ehrlich, selbst mit Minijob kann man mehr als 600€ haben für regelmäßige Ausgaben wie Essen und Trinken sowie Sozialleben. 20€ am Tag, grob 140€ pro Woche. Ohne Minijob wären das immerhin noch 12€ am Tag und etwas weniger als 100€ pro Woche.

Wenn man es geschickt anstellt, verdient man als Influencer nur so viel wie im Minijob.


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07.08.2024 um 00:36
Zitat von FordFord schrieb:Wenn man es geschickt anstellt, verdient man als Influencer nur so viel wie im Minijob.
Ja... Da hat die Editierzeit nicht mehr ausgereicht. Das fiel mir zum Schluss noch ein.
Also wenn man es geschickt anstellt, verdient man als Influencer nur so viel wie im Minijob. Kriegst also Bürgergeld, lebst den Traum als Influencer und verdienst maximal so viel, wie es die Grenze erlaubt.


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07.08.2024 um 04:35
Ist der sogenannte "Drachenlord" auch ein Influencer?
Es scheint ihm aber mehr Probleme als Nutzen zu bringen.


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07.08.2024 um 06:05
Zitat von FordFord schrieb:Also ganz ehrlich, bei der Aussicht, die ein junger Mensch heutzutage hat, kann man sich wirklich nicht wundern, wenn er keinen Bock mehr auf 9-to-5
Sorry aber das ist Unsinn.
Was sind denn die Aussichten?

Eine Bekannte von mir hat nen Hauptschulabschluss und hatte 3-4 Jahre geharzt.
Dann hat sie eine Ausbildung gemacht.

Mittlerweile hat sie ein Jahreseinkommen von 53.000 Euro brutto.

Jeder, egal mit welchem Abschluss hat die Möglichkeit etwas aus sich zu machen.
Die Person muss nur Motiviert sein und sich privat auch mal damit beschäftigen Fähigkeiten auszubauen.

Die Diskussion mit dem Eigenheim verstehe ich auch nicht so ganz.
Es ist nicht mehr so, dass die jungen Menschen alle ein Eigenheim besitzen wollen.

Man arbeitet nicht nur für Geld. Man arbeitet auch weil es ein guter Ausgleich ist und man etwas leisten möchte. Für sich und andere.

Das meine ich nicht abwertend aber so Sätze wie „Mittelfinger an die Politik“ klingen sehr danach als wärst du verbittert @Ford
Zitat von FordFord schrieb:Nö, überhaupt nicht. Für Menschen, die nicht ihr Geld zum Fenster hinauswerfen, sind Bürgergeld und die Grundsicherung vollkommen ausreichend.
Naja wenn die Menschen die so leben mit sich im reinen sind, wenn sie auf dem Sterbebett liegen dann ok.. jeder ist seines Glückes Schmied

Finde es nur irgendwie lächerlich dass du von Mittelfinger an die Politik schreibst und dass die meisten Arbeitnehmer ausgebeutet werden, im Gegenzug dazu Leute aber auf Sozialleistungen leben welche durch die ausgebeuteten Arbeitnehmer finanziert werden.

Mir persönlich ist es relativ egal ob Leute bewusst auf den Nacken des Staates leben und ich so viele Abgaben habe.
Es provoziert mich auch nicht weil ich nicht denke, dass bewusste und überzeugte Harzer Glücklich sind.
Finde es eher traurig, dass manche Leute keinen Anspruch an sich selbst haben und mit knapp 600 Euro über die Runden kommen wollen.

Ich gehe weiterhin arbeiten, bin sehr glücklich darüber und stehe jeden Morgen motiviert im Büro und kann mir ein schönes Leben ermöglichen.

Normales arbeiten lohnt sich definitiv und ich sehe, dass die Jugend nicht alle Social Media Influencer werden wollen.
Bin da also recht optimistisch


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07.08.2024 um 12:00
Zitat von FordFord schrieb:Es muss aber Gründe geben, weshalb beim Wohneigentum in der EU auf dem letzten Platz steht.
Und die Schweiz liegt nochmal dahinter. Nicht gerade ein Land, das für kleine Löhne und kleine Vermögen und günstige Preise steht. Es wird also andere Gründe geben, warum in einem Land Menschen Wohneigentum eher wollen. Meist sind es traditionelle Gründe - aber in Summe ist es eine Mischung vieler verschiedener Gründe.
Zitat von FordFord schrieb:Gerade weil man Milch anbrennen lassen kann oder auch deftig kocht, ist eine separate Küche vorteilhafter.
Überhaupt nicht. Milch brennt weniger häufig an, wenn man nicht die Küche verlässt (ehrlich gesagt ist mir in den letzten 20 Jahren keine Milch angebrannt), um mit den Gästen zu reden. Und klar, wenn man Küchengerüche nicht im Wohnbereich mag, ist ein separates Zimmer besser. Aber ich mag es. Ich mag die Geselligkeit und wenn es lecker riecht, mögen das auch die Gäste. Das ist einfach so, wie jemand es mag. Man kann ja trotzdem eine Wohnung oder ein Haus mit separatem Zimmer bauen. Der Platz fehlt dann halt woanders.
So etwas ist halt ein Trend. Mal ist es so und mal anders. Aber es ist nicht per se schlechter.
Zitat von FordFord schrieb:Was all diese Sachen so teuer macht sind unzählige Normen und Bauvorschriften.
Das stimmt. Aber nicht nur. Es ist auch ein höheres Bedürfnis für Komfort, für Design und für mehr Wohnfläche.
Zitat von FordFord schrieb:Also ein Nachkriegsbau unterscheidet sich eigentlich kaum bis garnicht zum heutigen modernen Bau
Ich finde schon. Dickere Wände, bessere Fenster, kein Teppichboden ... Da gibt es einiges. Und "aufhübschen" kostet ja auch.
Zitat von FordFord schrieb:und so positiv müssen wir auch bei Ehen rechnen
Im Gegenteil. Wenn Du ein Klumpenrisiko hast und eine signifikante Verschlechterung der Tilgung liegt bei fast 40% ist das ein enormes Risiko. Bei so teuren und existenzbedrohenden Dingen auf das Beste zu hoffen, ist in meinen Augen ziemlich fahrlässig. Aber jeder wie er will.
Zitat von FordFord schrieb:Da haben wir schon ein gutes Beispiel.
Anekdoten sind halt nichts wert. Mal klappt es und mal nicht. Es geht um Ausfallwahrscheinlichkeiten. Man kann es ja nicht rückblickend betrachten, sondern muss in jungen Jahren eine Prognose erstellen. Und da ist "Augen zu und durch" zumindest eine Option, die man gründlich hinterfragen sollte.
Es gibt nämlich sehr viele Beispiele, in denen ein Hauskauf die Beteiligten ruiniert hat. Scheidung, Jobverlust, Baumängel, unvorhergesehene Schäden durch Umwelteinflüsse (nicht alles ist versicherbar). Und alles ist weg.
Zitat von FordFord schrieb:weil die Jobs aufgrund Arbeitnehmermangel so attraktiv bezahlt sind, dass man sie für das Geld gerne macht.
Dann steigen in gleichem Maß die Preise dafür. Dann können nur noch Reiche ins Altersheim oder bekommen medizinische Versorgung ....
Zitat von FordFord schrieb:Das Geld bekommt der Hersteller vom Käufer.
Ja, aber einmal 300 EUR in drei Jahren - wenn es schnell kaputt geht. Hielte es 20 Jahre, wäre der Jahresertrag viel schlechter.
Also billig und kurzlebig oder teuer und langlebig (teuer und kurzlebig geht natürlich auch, ist aber wie billig und langlebig auf Dauer eher nicht geschäftsfördernd).
Zitat von FordFord schrieb:Klar macht es das besser. Wenn du als Werkstatt bei deinen Reparaturen stets scheiterst, spricht sich das rum und deine Kundschaft kommt nicht mehr.
Das funktioniert eben nur in kleinen Gruppen. Sonst wäre es hier ja auch so der Fall. In großen Gruppen ist das alles viel anonymer.
Zitat von FordFord schrieb:In reichen Ländern wie Deutschland muss man den Automatismus des Wegwerfens abschalten. Man muss in den Dingen, die man hat, einen Wert sehen. Nicht den finanziellen Restwert, sondern den Nutzen, den man in dem Objekt noch hat.
Absolut richtig.
Das geht aber nur über den Geldbeutel. Wenn neu kaufen zu billig ist, wird eben neu gekauft. Und neu kaufen ist deswegen zu billig, weil die Kosten für z.B. Umweltverschmutzung nicht ausreichend eingepreist sind.


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07.08.2024 um 16:52
Zitat von FordFord schrieb:Energetische Sanierungen sind eher gesetzlich gesteuert, Wegfall von Bestandsschutz in z.B. Elektrik ebenso.
Energetische Sanierungen sind freiwillig und wo gibt es einen Wegfall des Bestandsschutzes bei elektrischen Anlagen?
Zitat von KangarooKangaroo schrieb:Finde es eher traurig, dass manche Leute keinen Anspruch an sich selbst haben und mit knapp 600 Euro über die Runden kommen wollen.
Ich komme mit deutlich unter 400€ über den Monat, auch wenn mein Einkommen bei einem Vielfachen davon liegt. Ich kann auch nich wirklich einen besonderen Anspruch an mich selbst ableiten, nur weil ich mehr konsumierte.
Wenn du mehr Konsum für deine eigene Zufriedenheit benötigst is das natürlich absolut ok für mich, allerdings solltest du keinen Anspruch für andere daraus ableiten.

mfg
kuno


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07.08.2024 um 18:12
@kuno7
Es gibt immer Sonderfälle.
Wenn du mit deutlich unter 400 Euro über den Monat kommst dann ist das für dich ok.
Es ist für die Masse aber eher weniger erstrebenswert.

Der laute Teil der Bezieher von Sozialleistungen kritisiert, dass das Geld zu gering sei.
Einige von ihnen gehen zusätzlich zur Tafel.

Wenn manche Leute ein Leben wie eine Kirchenmaus fristen und damit Glücklich sind ok, ich find es trotzdem traurig und kann nicht nachvollziehen warum man da resigniert und dies dann noch als Mittelfinger an die Politik darstellen möchte.
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:allerdings solltest du keinen Anspruch für andere daraus ableiten.
Tue ich nicht.
Ich klassifiziere es als Traurig weil es meine subjektive und legitime Sicht dazu ist.


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07.08.2024 um 19:52
Zitat von KangarooKangaroo schrieb:Wenn manche Leute ein Leben wie eine Kirchenmaus fristen und damit Glücklich sind ok, ich find es trotzdem traurig und kann nicht nachvollziehen warum man da resigniert und dies dann noch als Mittelfinger an die Politik darstellen möchte.
Was Menschen glücklich macht is ohnehin selten mit Geld zu bezahlen. Ich hab was ich brauche und mehr wär mir zu viel. Das mit dem Mittelfinger an die Politik kann ich allerdings auch nich nachvollziehen.

mfg
kuno


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10.08.2024 um 22:32
Zitat von kaumeisterbobkaumeisterbob schrieb am 06.08.2024: Laut einiger Aussagen einiger YouTuber ist der benötigte Aufwand doch nicht so "minimal".
Youtube ist ein hartes Geschäft. Du musst ja ständig Content produzieren, den deine Zielgruppe auch sehen willst, denn du brauchst ja ständig Klicks. Das ist dann auch eine Inszenierung. Dann sind das nicht alles nette Leute, die dein Content anschauen und es kann dann schon sein, dass die schauen, wo du wohnst, etc. Du erfindest für dich eine Rolle und spielst die eben und richtest dich nach deinen Zuschauern. Dass alles nicht immer so happy ist, musst du tunlichst verstecken.
Zitat von FordFord schrieb am 07.08.2024:Es muss aber Gründe geben, weshalb beim Wohneigentum in der EU auf dem letzten Platz steht. Zwar steigt die Eigentumsquote leicht, jedoch eigentlich auch nur bei der älteren Generation. Die Jüngeren stehen nicht so gut da.
Häuser und Wohnungen sind inzwischen "scheißteuer" und sie binden dich auch. In der Kleinstadt in der Nähe werden gerade Eigentumswohnungen hochgezogen, da kostet die 4-Zimmer-Wohnung fast 500.000€. Wie soll man das abbezahlen, gerade, wenn man kleine Kinder hat. Damit bist du dann räumlich auch gebunden. Hatte das im Bekanntenkreis, gerade ein Haus gekauft und hergerichtet gehabt, dann bekam er ein cooles Jobangebot: Erst USA, dann Norddeutschland. Die Großväter, die ein halbes Jahr renoviert und den Garten angelegt hatten, waren wenig begeistert, finanzieller Verlust (Grunderwerbssteuer, alle anderen Nebenkosten, Strafe bei der Bank, Spekulationssteuern) waren enorm.

Noch zum Thema Studium: Kind #2 möchte studieren ... es gibt leider sehr wenig Infos bezüglich der Studiengänge von den Unis, man muss alles irgendwie zusammenklauben. Das ist doof. Dann hat man oft wenig Mitspracherecht, wo man eigentlich studiert (was auch abschreckt, ist schon ein Unterschied, ob man nach Greifswald oder Heidelberg kommt).

Kind #1 studiert und das Studium ist teilweise erschreckend unorganisiert. In einem Jahr wurden einfach irgendwelche Kompaktkurse in die Semesterferien gepackt, verpflichtende Praktika finden da auch statt. Ergo: Es gab nicht mal zusammenhängend 14 Tage, wo man sich erholen konnte (jeder Arbeitnehmer hat 26 Urlaubstage, das war da nicht gegeben). Nebenher arbeiten ist auch nicht ... das ist wie ein riesiges Hamsterrad, das sich unerbittlich dreht. Da sind schon einige der Kommilitonen so an der Belastungsgrenze, dass einige wieder hinschmeißen - was ich echt verstehen kann. Das Kind einer Freundin hat letztes Jahr im Nachrückverfahren einen Studienplatz in Heidelberg bekommen - eigentlich super, aber die Zimmersuche war natürlich ein absoluter Albtraum. Das Studium begann also in einem Zelt auf dem Campingplatz: Dann sollst du voll ins Studium einsteigen, rufst täglich noch bei Zimmerangeboten an, die alle keine "Erstis" wollen, hangelst dich von einem AirBnB zum nächsten ...


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10.08.2024 um 23:01
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Youtube ist ein hartes Geschäft. Du musst ja ständig Content produzieren, den deine Zielgruppe auch sehen willst, denn du brauchst ja ständig Klicks. Das ist dann auch eine Inszenierung.
Die wenigsten Influencer können davon leben, aber es kann zu einer hübschen Nebeneinnahme werden. Zusammen mit anderen Projekten und Aufträgen kann es reichen, um davon zu leben. Man muss schon der Typ dafür sein.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Häuser und Wohnungen sind inzwischen "scheißteuer" und sie binden dich auch.
Ja, sehe ich auch so. Wenn ich das Geld hätte, würde ich mir das gut überlegen, wahrscheinlich nein. Aber diese Option habe ich nicht. :D
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das Studium begann also in einem Zelt auf dem Campingplatz: Dann sollst du voll ins Studium einsteigen, rufst täglich noch bei Zimmerangeboten an, die alle keine "Erstis" wollen, hangelst dich von einem AirBnB zum nächsten ...
Ist auf jeden Fall sehr pragmatisch und flexibel, so ein Studium zu beginnen. Auch eine wertvolle Erfahrung, die jemanden stärken kann.


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Nur noch Influencer werden?

11.08.2024 um 11:53
Zitat von azazeelazazeel schrieb am 05.08.2024:Eine Immobilie über den Großteil seines Arbeitslebens abzubezahlen, ist ein immenses Klumpenrisiko. Wenn da nicht alles weitgehend glatt läuft, ist die Rendite schnell dahin.
Gegenrechnung. Miete zahlst du ausschließlich an den Vermieter. Dein Leben lang. Von dem Kredit zahlst du die Zinsen an die Bank, die Tilgung an dich selbst.
Mieten steigen. Die Zinsen kannst du auf 10-15 Jahre fixieren, die Tilgung ist eh deines.
Risiko Zahlungsausfall. Du fliegst sowohl aus der Mietwohnung als auch aus dem Eigentum. Das Eigentum wird wenn alles schief läuft zwangsversteigert und die Differenz zum Kaufpreis mit den ganzen Kosten drum rum, sagen wir 20% vom Kaufpreis oben drauf, sind deine Verluste.
Andersrum, ist das Eigentum nach 30 Jahren abbezahlt hast du nur noch Erhaltungskosten für das Eigentum, die zahlst du in der Miete mit, aber nicht mehr den Aufschlag für den Vermieter.
Ich hab das so erlebt, Eigentum gekauft. Nach 5 Jahren war Tilgung, Zinsen, Rücklage gleich dem Mietpreis des Objektes. Zuvor war es höher. So nach 7-8 Jahren war der Satz tiefer als Miete. Da fängt das Plus schon an. Nach ca 23 Jahren Umzug in eine andere Region. Verkaufswert des Eigentums war in Euro höher als damals in DM. Den Ganzen Kostenkruscht abgezogen kann ich sagen, 23 Jahre Mietfrei im Eigentum gelebt und noch etwas Plus gemacht. Ok, wurde natürlich ne neue Immobilie am neuen Ort gekauft und komplett abbezahlt. Lebe heute Mietfrei.
Schaust du auf die Änderungen im Mietspiegel und in den Wertänderungrn vom Eigentum, das wird so weitergehen. Eigentum lohnt sich. Natürlich nicht spitz auf Knopf. Die Rechnung, was kann ich monatlich zahlen ohne das ich pleite gehe wenn das Auto in die Reparatur muss, die sollte man beachten. Und meistens, wenn es schiefgeht, liegt der Wurm hierdrin


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Nur noch Influencer werden?

11.08.2024 um 15:08
Zitat von CachalotCachalot schrieb: Gegenrechnung. Miete zahlst du ausschließlich an den Vermieter. Dein Leben lang. Von dem Kredit zahlst du die Zinsen an die Bank, die Tilgung an dich selbst.
Wenn du "sesshaft" bist, dann ja. Blöd ist es, wie bei Freunden von uns - gerade ein (ziemlich überteuertes) Haus gekauft, renoviert, eingezogen, da wurde der Vater betriebsbedingt gekündigt. Hat erst in der nächsten Großstadt was gefunden - jetzt ist der Mo - Do dort, Freitag im Homeoffice. Verkaufen würde sich absolut nicht rechnen.

Ich persönlich verstehe aber die Abneigung gegen Besitz auch nicht ganz. Wir haben jahrelang im Haus eines Verwandten gewohnt, der sich nicht entscheiden konnte, was aus dem Haus werden sollte. Vermieten wollte er nicht (Angst vor Mietnomaden), verkaufen nicht, weil zu viele Erinnerung und selbst nutzen wollte er es auch nicht, da er ein weiteres Haus besaß. So wohnten wir fast zwei Jahrzehnte dort, bis sich seine persönlichen Umstände änderten ... Da mussten wir schnell raus, es war praktisch Eigenbedarf und es war kein schönes Gefühl. Wir haben dann glücklicherweise ein Haus gefunden + gekauft. Was ich auch total schätze ist, dass ich praktisch bei der Bank zu Miete wohne und solange ich pünktlich zahle, nur jedes Jahr eine automatisch generierte Weihnachtskarte von meinem Kreditbetreuer bekomme. Wir konnten Wände versetzen, das Bad der Kinder komplett neu renovieren und wenn Kind #2 mal wieder die Wand in seiner Lieblingsfarbe streicht und dabei den Laminat trifft ... so what. Ich lebe seither viel, viel entspannter.

Für junge Leute ist es heute echt schwer geworden, bzw. es sind andere Sachen schwer als in unserer Jugend.


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Nur noch Influencer werden?

11.08.2024 um 15:18
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Wenn du "sesshaft" bist, dann ja. Blöd ist es, wie bei Freunden von uns - gerade ein (ziemlich überteuertes) Haus gekauft, renoviert, eingezogen, da wurde der Vater betriebsbedingt gekündigt. Hat erst in der nächsten Großstadt was gefunden - jetzt ist der Mo - Do dort, Freitag im Homeoffice. Verkaufen würde sich absolut nicht rechnen.
Jup. Kauf ist nicht automatisch eine Gewinnsituation. Ist wie immer eine Risikobetrachtung.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Da mussten wir schnell raus, es war praktisch Eigenbedarf und es war kein schönes Gefühl.
Miete ist halt auch ne Risikobetrachtung
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Für junge Leute ist es heute echt schwer geworden, bzw. es sind andere Sachen schwer als in unserer Jugend.
Seh ich nicht so. Bzw. das hab ich vor 30 Jahren auch schon gehört. Und werd es in 30 Jahren, Ok, altersbedingt verkürze ich mal auf 15 Jahre, wieder hören


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11.08.2024 um 15:37
Zitat von CachalotCachalot schrieb: Seh ich nicht so. Bzw. das hab ich vor 30 Jahren auch schon gehört. Und werd es in 30 Jahren, Ok, altersbedingt verkürze ich mal auf 15 Jahre, wieder hören
Ein paar Sachen sind schon anders. Als ich im Alter meiner Kinder war, gab es keine Arbeitsstellen - es gab einfach genug Leute. Heute werden potentielle Lehrlinge fast schon mit dem Lasso eingefangen, wegen Fachkräftemangel.

Dafür sind die materiellen Ansprüche extrem gestiegen. Ich staune immer wieder, wenn ich die Instagramprofile der Freunde meiner Kinder so sehe. Der eine flog nach dem Abi erst mal für eine Weile nach Asien und postete von irgendwelchen Roof Top Hotel Pools wo man dachte: (1) was kostet das? und (2) hatte nach dem Abi noch nichts geleistet im Leben.

Andererseits setzt die Jugend schon ziemlich unter Druck: Aussehen, Freizeit, Job, ... alles muss ständig optimiert werden. Vegan essen gehört bei jungen Frauen schon fast zum guten Ton. In Kleidergröße 36 passen auch. Morgens vor der Uni joggen gehen, dann ein selbstgemachtes Müsli mit Biofrüchten, ... das Leben scheint so generisch zu sein. Das macht viel Druck.


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