azazeel schrieb:Das ist wohl eher ein Gerücht.
Zwar waren die Preise vor z.B. 30 Jahren für Immobilien viel geringer - aber das muss man inflationsbereinigt betrachten. Und man muss die Zinssituation betrachten.
Da hast du deine Quelle aber nicht zu Ende betrachtet. Dass man Preise inflationsbereinigt betrachten muss, ist ja selbstverständlich. Zinsen sind niedriger, korrekt. Aber mit dem Kauf muss man noch viel mehr Eigenkapital mitbringen. Zum Kaufpreis kommen nicht nur die Renovierung hinzu, sondern auch Nebenkosten. Notar und Grunderwerbssteuer kommen hinzu. Ist ein Makler dabei, kommen seine Gebühren hinzu.
Ich nehme ein aktuelles Beispiel, weil ich vor zwei Monaten erst kurz vor dem Wohnungskauf stand und dann doch abgebrochen habe, weil das einfach absurd teuer für mich war, auch wenn der Quadratmeterpreis der Gegend entsprach. Deutsche Großstadt.
60m²
220.000 € Kaufpreis
+3.300 € für Notar und Grundbuch
+11.000 € Grunderwerbssteuer
Da sind wir jetzt bei 234.300 €. Je nach Höhe des Eigenkapitals, Vorhandensein eines Bausparvertrages und dessen angesparter Summe und Höhe des nötigen Restkredites kommt man durchaus auf bis zu 250.000 € nur dafür, dass einem diese Immobilie gehört und zwar in dem Zustand, in dem sie die Vorbesitzer hinterlassen haben.
Es sind Dinge zu machen, die nicht unbedingt Luxus sind, sondern gesetzlich vorgeschrieben oder sinnvoll im Blick auf Energieverbrauch und Schallschutz.
Elektrik ist ein großes und teures Thema. Bestandsschutz gilt nicht mehr für die alten Zuleitungen. Musst also bei Veränderungen gleich noch die Leitung vom Zähler bis in die Wohnung erneuern, falls der Zähler sich außerhalb befindet. Da bist du einfach nur für die Elektrik locker 10.000 € los und siehst am Ende nichts mehr davon, aber dafür entspricht sie unseren heutigen Anforderungen, was schon alleine die Küchenausstattung angeht. Die alten Holzfenster, die im Winter die Heizkosten steigen lassen und den immer lauter werdenden Verkehr bis ins Schlafzimmer brummen lassen, sollten neu. Da kann man insgesamt mit etwa 5.000 € rechnen.
Sehr häufig sind Küchen völlig veraltet, heruntergekommen oder der Vorbesitzer hat sie einfach mitgenommen. Nochmal 8.000 € und das ist dann auch noch unterer Standard.
Diese zusätzlichen Kosten für Sanierungen würde ich nicht unter Luxus verbuchen und meinen, dass man sowas damals doch auch nicht gebraucht hat. Solche Sachen sind zum einen teilweise vorgeschrieben, zum anderen entsprechen sie auch einfach dem Stand der Technik. Wir leben in 2024 und nicht in 1974 oder 1924. Es ist mehr als peinlich, wenn man sich in einem reichen Land wie Deutschland an veralteten Standards orientiert und damit ein rückständiges Leben in Wohnungen rechtfertigt.
Ich rede auch nicht von sowas wie Automatisierung durch Smart Home oder Ähnlichem. Vier Wände, Elektrik auf dem neuesten Stand, Küche ist annehmbar.
Eine deutliche Verschlechterung zu damals fällt auch kaum noch auf. In der heutigen Zeit klaut man uns einen Raum: Die Küche! Diese wird in Neubauten gerne mal mit ins Wohnzimmer gepackt, aber einen Raum mehr gibts dafür nicht. Wer sich hin und wieder eine Pizza in den Ofen schiebt oder Spiegelei macht, der kann damit leben. Aber nicht diejenigen, die viel und gut kochen.
azazeel schrieb:Und natürlich auch die Wohnqualität. Was in den 80ern und davor Stand der Technik war, gilt heute eher als untere Kategorie. Heute möchte doch kaum noch jemand in kleinen Zimmern mit kleinen Fenstern wohnen. Sondern offen und luftig mit guter Wärmedämmung und gutem Schallschutz.
Was spricht gegen diese Ansprüche? Das Geld für Heizkosten fällt nicht vom Himmel und der Gesetzgeber hat auch ein Auge auf dieses Thema. Wärmedämmung ist ein Muss! Schallschutz ist ein positiver Nebeneffekt, der mit wärmedämmenden Fenstern einhergeht. Zumal der Aufpreis dafür so absurd minimal ist auf die Gesamtkosten gesehen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man auch in einem Nachkriegsbau noch wunder voll und modern leben kann. Es braucht nicht viel, um ihn so zu ertüchtigen, dass er lebenswerter wird für die heutige Zeit. Probleme dabei sind nur immer mehr werdende Normen und Regeln. Ansonsten ist schon echt viel getan, wenn man die Wände neu streicht, den Boden neu macht und die Türen erneuert. Dann ist wieder 20 Jahre und mehr Ruhe.
azazeel schrieb:Ich würde sagen, ein Haus abseits begehrter Ballungsgebiete mit einem Anspruch von damals an die Wohnqualität, dürfte genau so erschwinglich oder nicht erschwinglich sein, wie damals.
Das Problem an solchen Häusern und Wohnungen ist, dass dann der Weg zur Arbeit komplizierter wird. Man wird schon fast dazu gedrängt solche Wohngebiete zu beziehen und gleichzeitig dazu genötigt, nicht mit dem Auto zu pendeln. Wie man es macht, man macht es falsch. Später im Alter sind solche abgelegenen Wohngebiete sehr schlecht, weil die Versorgung schlecht ist. Hauptsächlich gehts um Geschäfte und Ärzte.
azazeel schrieb:Die Frage ist nur, ob es klug ist (oder damals war). Eine Immobilie über den Großteil seines Arbeitslebens abzubezahlen, ist ein immenses Klumpenrisiko. Wenn da nicht alles weitgehend glatt läuft, ist die Rendite schnell dahin. Aber klar, wenn es klappt, kann es super sein.
Das Risiko wird geringer, je mehr Faktoren zur Sesshaftigkeit beitragen. Ein kinderloser Single, der durch das Studium in eine fremde Stadt zog und alle zwei Jahre den Arbeitgeber wechselt, ist für Eigentum ungeeignet. Zwei Ehepartner mit Kindern, Famile vor Ort und einer attraktiven Festanstellung werden eher kaum den Ort verlassen. Sollte es doch zu einem Jobwechsel kommen, ist der neue Job weiterhin in der Nähe. Schließlich hat man doch seinen Ehepartner und seine Kinder noch da.
azazeel schrieb:In meinen Augen scheitert diese Diskussion immer daran, dass es (bis wir passende Maschinen dafür haben) einfach zu erledigende Arbeit gibt. Und viel davon ist Arbeit, die nicht unbedingt von sich aus erfüllend ist.
Solche einfach zu erledigende Arbeit wird es auch nachher noch geben. Erfüllende Arbeit ist außerdem eher die Ausnahme und nicht die Regel. Selbst dann, wenn man sein Hobby zum Beruf macht, ist man auch immer mal angefressen und dann wieder gut gelaunt. Man muss sich bewusst sein, dass es nach wie vor Arbeit ist. Man erledigt etwas für jemanden und erhält dafür Geld. Es wäre super, wenn alle das machen könnten, was ihnen gefällt, aber das ist in einer so großen Gruppe Menschen unmöglich. Darum wird Sozialhilfe wie Bürgergeld als attraktive Alternative gesehen. Berufsbilder wie Influencer sind das, wonach sich die junge Generation sehnt.
azazeel schrieb:Ich bin bei Dir, dass wir mit viel weniger Ressourcen leben sollten (ja: müssen). Ich finde es toll, wenn Du mit klaren Budgets arbeitest und das gut kontrollierst. Die Frage ist nur: Wie kommen wir vom jetzigen Zustand auf einen Punkt, der weniger Ressourcen verbraucht? Wo nicht viele eine Unmenge Zeug kaufen, das irgendwo hergestellt werden muss.
Das hängt von jedem Einzelnen ab.
Typisch sind so Sachen wie Haushaltsgeräte, Klamotten, Lebensmittel.
Man gewöhnt sich schnell daran, dass die Waschmaschine nur drei bis vier Jahre hält und schmeißt sie dann weg. Diese Masche ist machbar, weil sich die Mehrheit nicht daran stört und es sie nicht interessiert. Die Mehrheit ist gleichgültig geworden. Mein jetziges Smartphone ist fünf Jahre alt und der USB-Anschluss ist am Sterben. 70 € würde mich die Reparatur kosten. Die Arbeitszeit dahinter muss bezahlt werden und das verstehe ich vollkommen. Ich würde das aber gerne selbst machen und das geht nicht ohne Weiteres. Geräte wie das Fairphone sind die Lösung, aber sie haben schrottige Kameras. Blöde Situation. Während ich noch überlege, haben andere das Smartphone schon vor drei Jahren ersetzt gehabt.
Meinem Vater ging letzten Monat der Anlasser am Auto kaputt. Deutschlands Werkstätten: "Neuer Anlasser rein." Seine Werkstatt auf dem Balkan: "Der Anlasser braucht nur neue Kohlen."
Da setzten wieder die Mentalität und geltende Gesetze ein. Die Deutschen schmeißen von Natur aus alles weg und die Werkstätten müssen Garantie geben. Demnach kommt ein neuer Anlasser rein, denn da ist die Werkstatt rein raus, wenn der Anlasser wieder kaputt ist.
Klamotten. Ja, was kauft man denn so viel Klamotten? Warum braucht man überhaupt Neue? Braucht man Neue, weil die Alte außer Mode gekommen ist oder weil sie kaputt ist? Braucht man unbedingt einen dreitürigen Kleiderschrank voll mit Kleidung für nur eine einzige Person? Vielleicht liegts auch wieder nur daran, dass ich ein Mann bin, aber ich habe in einem Umzugskarton alle meine Kleidung (Jacken und Schuhen ausgenommen) verstauen können. Mein Kleiderschrank steht da auch nur alibimäßig. In einer Tür sind Werkzeug und Konserven verstaut.
:DLebensmittel. Das Thema hatten wir ja. Wenn man sich für die kommende Woche überlegt, was man so alles kochen möchte, kann man Zutaten kombinieren und manchmal größere Packungsgrößen kaufen. Eine vernünftige Lagerhaltung zu Hause ermöglicht meist aus den Resten einfach so plötzlich eine vollwertige Mahlzeit.
Ich belasse es mal dabei. Vieles hängt von den eigenen Gewohnheiten und der eigenen Mentalität ab. Man muss sich beim Kauf von Dingen immer fragen, wie lange man sie nutzen möchte und überlegen, ob es nicht Sinn macht, das Produkt für eine noch längere Nutzung zu kaufen. 2018 musste ich für eine Weiterbildung einen Laptop kaufen, der nur vier Jahre halten musste. Eigentlich bin ich ein PC-Mensch, aber für Unterwegs ist so ein Laptop sehr nützlich. Also ein bisschen besser ausgestattetes Modell für die Schnapszahl von 444€ neu gekauft und nun bin ich im Jahr 6 der Nutzung. Zehn Jahre wird er ganz sicher durchmachen.
Man könnte natürlich auch für diese vier Jahre ein noch billigeres Modell kaufen, aber wenn man dann bemerkt, dass er einem abseits der angedachten Tätigkeit viel Nutzen bringt, muss man kurz danach wieder einen kaufen. Wer billig kauft, kauft zwei Mal.
Wir müssen unser Zeug länger nutzen WOLLEN.
Cleo13 schrieb:Jo. Und da freue ich mich heut schon drauf, wenn diese Generation in Rente kommt - ne, halt: "Rente" is da ja nicht. Also: wenn sie zu alt dafür sind, dass sich noch jemand von ihnen "influencen" lässt.
Influencer sind eine kleine Randgruppe und man kann diejenigen in Deutschland, die sich über viele Jahre alleine von dieser Tätigkeit ihr Leben finanzieren, ganz sicher an zwei Händen abzählen. Normalerweise sterben solche Accounts irgendwann aus. Sah man auch schon auf YouTube ganz gut. Viele bekannte YouTuber des letzten Jahrzehnts sind einfach weg.
So wird es auch mit den Influencern sein. Aber die Jahre, in denen man als Influencer erfolgreich sind, nimmt man doch gerne mit.