Auf Vorstellungsgespräche verzichten?

Hallo,

mich würde mal interessieren, wie eure Meinung dazu ist, wenn man auf Vorstellungsgespräche verzichtet?

Aus meiner Sicht klare Vorteile:

- Zeitersparnis
- gut für introvertierte Menschen, die sich nicht gut präsentieren können
- Nutzenfaktor um ungeeignete Leute herauszufiltern nicht klar. Es gibt auch mit Bewerberinterviews teilweise ne hohe Fluktation (siehe Pflegebranche)
Bei Ausbildungen beträgt die Abbrecherquote bis zu 30 %

kittyka schrieb:mich würde mal interessieren, wie eure Meinung dazu ist, wenn man auf Vorstellungsgespräche verzichtet?

Aus welcher Sicht ? AN? AG?

Ein Vorstellungsgespräch ist doch nicht dafür da um jemanden auszuhorchen etc sondern es ist dafür da das sich beide Seiten "beschnuppern" können.

Ich habe mich damals einmal beworben bei einem Institut und beim ersten Blick bzw bei den ersten Worten im Vorstellungsgespräch "Oh Gott wo ist der Ausgang"....

Dini1909 schrieb:Ein Vorstellungsgespräch ist doch nicht dafür da um jemanden auszuhorchen etc sondern es ist dafür da das sich beide Seiten "beschnuppern" können.

Für AN zum Beispiel

Für mich zum Beispiel ist es jedoch purer Stress mehreren fremden Leuten gegenüber zu sitzen und dort irgendwas runterzubrechen.

Für andere Sachen gibt es doch extra ne Probezeit.

kittyka schrieb:Für andere Sachen gibt es doch extra ne Probezeit.

Aber dabei entstehen für beide Seiten Kosten, Zeit und Bürokratie allein schon wegen Versicherungsrechtlicher Sicht.... Wenn ich damals bei meinem 100 Bewerbungen immer eine Probearbeit gemacht hätte bzw Probezeit gehabt hätte, wie hätte ich das alles unter einem Hut bringen sollen ...

Klar gibt es immer Menschen die sich nicht präsentieren können, aber ich finde es dennoch Sinnvoll vorher zu wissen was einem auf zukommt....

Man will die Katze ja nicht im Sack kaufen ...

Es gibt auch Leute, die beeindrucken durch intelligent wirkendes Auftreten, taugen aber im Prinzip gar nichts, was man erst später herausfindet.
Das wäre dann die andere Variante, bei der man genauso viel Aufwand hätte, wenn man ihnen wieder kündigt.

@kittyka
Gerade habe ich meine Stelle gewechselt und hatte davor ein Vorstellungsgespräch.
Man rief mich an, ich hatte mich am Tag der Bewerbung auf das Gespräch vorbereitet und konnte so 2h später hingehen.

Wir haben aber keine Liste abgearbeitet. Weder habe ich meine Stärken und Schwächen nennen müssen noch sonst was.
Es war ein zwangloses Gespräch, mein neuer Chef wollte mal sehen wer ich bin. Mit dem Gespräch wurde ihm dann klar das ich in das Team passe, etwas was ein Lebenslauf nicht verraten kann.

So denke ich das man nicht auf ein Gespräch verzichten kann, da man ja auch in einen neuen Mitarbeiter investiert. Wer das ist, sollte man schon vorher abklären dürfen finde ich.

Wie die Gespräche verlaufen hat sich geändert, zum bessren wie ich finde. Wir haben über dies und das geredet und ich habe dann freiwillig Infos über meine Fähigkeiten zu besten gegeben.

Auch wenn ich selten Probleme an Gesprächen habe, vorbeireiten muss ich mich halt gut, damit ich nicht nervös werde.

Bei mir hat sich vorbereiten eher dazu geführt, dass ich noch nervöser würde.
Am Ende hab ich gar nichts mehr gemacht, bin so oder so Durchgerasselt.
Und nein, mit Leuten Bewerbungsgespräche üben hat auch nichts genützt.

Aber wie @Snowman_one schon sagt , die heutigen Gespräche handeln nicht mehr über

"wo sehen sie ihre Stärken/ Schwächen"
"was wissen sie über unser Unternehmen"

Viele Chefs führen Smalltalk aber mehr auch nicht.

Dini1909 schrieb:Viele Chefs führen Smalltalk aber mehr auch nicht.

Für mich bleibt das purer Stress.
Deswegen bin ich auch so froh, dass ich eine Beamtenausbildung gefunden habe, wo man sich nicht diesem Stress aussetzen musste, sondern die nur ein schriftliches Auswahlverfahren durchgeführt haben.

Wenn man später durchrasselt, ist es halt Pech, aber wenigstens nicht diesen Stress eines Vorstellungsgespräch aushalten.
Man muss sich sicherlich noch oft genug in den ersten Wochen vorstellen.

Ich finde auch den Begriff ' Smalltalk' komplett falsch. Smalltalk hat was von spontan, ungezwungen. Das jedoch ist eine künstlich herbeigeführte Situation und somit ist der Begriff hier etwas unglücklich.

Ich finde Vorstellungsgespräche selbstverständlich, wer will denn schon die Katze im Sack kaufen. Selbst wenn ich hier schonmal über Kleinanzeigen Angebote für Arbeiten suche, entscheiden nach einem Blick vor Ort nicht nur die Preise über die Vergabe, sondern auch die Person, die sie durchführen soll.
Und da geht es ja oft nur um kurze Arbeiten. Man stelle sich vor man holt sich jemanden in eine kleine Firma ohne Gespräche vorher.

Jeba schrieb:Man stelle sich vor man holt sich jemanden in eine kleine Firma ohne Gespräche vorher.

Also die Finanzverwaltung in Berlin führt seit einigen Jahren keine mehr durch bei Anwärtern. Man macht halt die schriftlichen Tests und danach wird entschieden. Bis auf den üblichen Abgang den es übrigens überall gibt, klappt das scheinbar auch ohne Interviews.

*Abgang: Leute, die die Ausbildung früher oder später wieder abbrechen (müssen).

Ich hatte mal ein Vorstellungsgespräch für den öffentlichen Dienst. D.h. es war nicht nur ein Gespräch, die ganze Sache dauerte fast einen ganzen Tag. Die Bewerber mussten nicht sich nicht nur in Einzelgesprächen den 3 Vertretern des Arbeitgebers vorstellen, sie mussten auch zu einem vorgegebenen Thema, für das sie ein wenig Vorbereitungszeit bekamen, einen 10minütigen Vortrag in freier Rede halten.

Um die Teamfähigkeit der Leute zu testen, ob sie also zuhören und mit anderen gut umgehen können, mussten die Bewerber dann vor der Vorstellungskommission auch eine Gruppendiskussion zu einem vorgegebenen Thema abhalten.

Uch glaube nicht, dass man all das durch eine Online-Vorstellung hundertprozentig ersetzen kann.

kittyka schrieb:Also die Finanzverwaltung in Berlin führt seit einigen Jahren keine mehr durch bei Anwärtern. Man macht halt die schriftlichen Tests und danach wird entschieden. Bis auf den üblichen Abgang den es übrigens überall gibt, klappt das scheinbar auch ohne Interviews.

Ich denke, das muss man auch tatsächlich nach unterschiedlichen Arbeitsplätzen bewerten. Bei Masseneinstellungen, wo es erstmal um eine mehrjährige Ausbildung geht ist es ja definitiv etwas anderes, als wenn ein Geschäft einen Verkäufer sucht oder ein Handwerksunternehmen einen Mitarbeiter für seine Firma.
So generell lässt sich das also vermutlich gar nicht beantworten, es kommt einfach auf die Branche an.

Kohlhaas schrieb:Um die Teamfähigkeit der Leute zu testen, ob sie also zuhören und mit anderen gut umgehen können, mussten die Bewerber dann vor der Vorstellungskommission auch eine Gruppendiskussion zu einem vorgegebenen Thema abhalten.

Horror.

Gut, bei uns ist es überschaubar, da relativ kleines Team (6).
Das erste Gespräch führten immer die Damen (Team) und nur wenn da der Daumen nach oben ging, kam ich ins Spiel.
Kann nicht so ganz falsch gewesen sein, denn es funktioniert schon viele Jahre wie geschmiert.
Ich (AG) möchte auf ein Vorstellungsgespräch nicht verzichten.

kittyka schrieb:Horror

Naja, das Interessante für mich war dabei, dass das ein Bewerber, der uns anderen brteits durch seine Arroganz und Grossspurigkeit unangenehm aufgefallen war und ständig so tat, als habe er eine der Stellen, um die es ging, schon sicher, trotz guter Zeugnisse am Ende „aussortiert“ wurde. Gerade in der Gruppendiskussion war er dadurch aufgefallen, dass er anderen oft ins Wort fiel und alles besser wusste. Ich bin mir recht sicher, dass das der Grund war, weshalb er nicht eingestellt wurde.

kittyka schrieb:Für mich zum Beispiel ist es jedoch purer Stress mehreren fremden Leuten gegenüber zu sitzen und dort irgendwas runterzubrechen.

Gerade dann sollte man das machen, sonst wird das immer nur noch schlimmer.

Solche "Mag ich nicht"-Situationen darf man auf keinen Fall füttern, weil man selbst am Ende der Angeschmierte ist.

Oder halt alles weiter vermeiden und halt nie mehr arbeiten. Aber ob das so ne tolle Idee ist?
Außerdem lernst du selbst doch die Leute da kennen.
Ich hab mich in den letzten Monaten um einen Ausbildungsplatz im öffentlichen Dienst beworben und wusste beim ersten Vorstellungsgespräch auch nicht, dass mir da gleich 10 Leute vor der Nase sitzen :D. Ging aber trotzdem. Das zweite war dann deutlich besser, weil ich auch wusste, dass mehrere Menschen da sein werden.

Man kann halt nicht alles Unangenehme vermeiden im Leben.

Kohlhaas schrieb:Naja, das Interessante für mich war dabei, dass das ein Bewerber, der uns anderen brteits durch seine Arroganz und Grossspurigkeit unangenehm aufgefallen war und ständig so tat, als habe er eine der Stellen, um die es ging, schon sicher, trotz guter Zeugnisse am Ende „aussortiert“ wurde. Gerade in der Gruppendiskussion war er dadurch aufgefallen, dass er anderen oft ins Wort fiel und alles besser wusste. Ich bin mir recht sicher, dass das der Grund war, weshalb er nicht eingestellt wurde.

Bei mir wäre es eher so, dass ich vor Schreck kein Wort rausbringen würde oder mir irgendwas zusammen nuscheln würde.

Einmal auf schon Jahre her, saß ich 7 (!) Leuten gegenüber. Das Gespräch endet so, dass ich das Gefühl hatte ich muss mich übergeben.
Man sagte dann, tut uns leid, wir beenden das jetzt lieber, wenn ihnen schlecht ist.

kittyka schrieb:Einmal auf schon Jahre her, saß ich 7 (!) Leuten gegenüber. Das Gespräch endet so, dass ich das Gefühl hatte ich muss mich übergeben.

Wenn das so schlimm ist, solltest du dringend was an deinem Selbstbewusstsein tun!

Mein Tipp ist ja immer noch Theaterspielen :D. Aber es gibt sicher auch andere Dinge.

Aber es werden immer Mal Situationen in deinem Leben vorkommen wo du dich @kittyka präsentieren musst.

Vorstellung der Schwiegereltern...
Vorstellung des zukünftigen Kindergarten deines Kindes ...

Präsentationen auf der Arbeit... usw.

Ich habe früh gelernt vor Publikum zu reden, stand mit 7 Jahren schon in der Bütt und habe vor einem vollen Saal die Leute zum lachen gebracht.

Fange an dich selbst zu schätzen und deine Stärken dann kommt der Rest