shionoro schrieb:Zu deinem Beispiel: Wie wurde das Bewerbungsgespräch denn gemacht?
Die Stelle wurde noch nicht ausgeschrieben, da die derzeitige Kollegin erst im August in Rente geht. Da bei uns Vorstellungsgespräche immer nach Schema F ablaufen und ich innerhalb des Systems schon ein paar hinter mich gebracht habe (weil man sich bei uns auf jede Elternzeitvertretung, unbefristete Stelle, wenn man gerade Elternzeitvertretung ist, etc. immer wieder neu bewerben muss und dann das ganze Prozedere durchläuft), kann ich aber etwas zum allgemeinen Ablauf sagen.
Die Stelle hat eine eher niedrige Eingruppierung, geschaffen für Menschen, die in meinem Arbeitsbereich keine Fachkraft sind, aber anderweitige artverwandte Ausbildungen haben z.B. Bankkaufleute, Verwaltungsfachleute, Buchhändler:innen etc. Da es im System einige Leute mit solchen Abschlüssen gibt, wird die Stelle erst einmal intern ausgeschrieben. Das ist in meiner Stadt so üblich. Nur wenn sich innerhalb der Stadtverwaltung niemand findet, wird die Stelle erneut ausgeschrieben, dann extern.
Da ich eine zeitlang Springerin war und auch schon in anderen Zweigstellen gearbeitet habe, kenne ich einige Kolleginnen, die Interesse an der Stelle haben könnten und habe sie jetzt schon mal informiert, dass das bald was frei wird. Das ist natürlich ein Vorteil, den man normalerweise nicht hat, aber bei uns ist es durchaus üblich, sich sogar bei extern ausgeschriebenen Stellen vorab beim bisherigen Arbeitgeber über die Bewerber zu informieren. Da hier Stellenwechsel häufig innerhalb der Region erfolgen und die Vorgesetzten gut untereinander vernetzt sind, hat da eigentlich jeder die Telefonnummer vom anderen.
Während des Vorstellungsgesprächs, bei dem neben zig Personen, die einfach da sein müssen, z.B. jemand vom Personalrat, jemand von der Personalstelle, die Gleichstellungsbeauftragte etc. auch immer die Leitung der jeweiligen Zweigstelle sitzt, werden bei uns durchaus stets gewisse Standardfragen gestellt, angepasst auf das jeweilige Stellenniveau.
Eine typische Frage für die jetzt frei werdende Stelle wäre z.B.: "Vor Ihnen steht ein Kunde, weiter hinten im Raum ruft ein weiterer Kunde nach Ihnen und jetzt fängt auch noch das Telefon an zu klingeln. Wie reagieren Sie?" Diese Frage wurde mir einmal gestellt und eigentlich ist die richtige Antwort ziemlich simpel. Meint man.
Ich habe aber schon Vorstellungsgespräche mitbekommen, da fiel die Antwort denkbar ungünstig aus. Statt sowas wie "Ich rufe der Person hinten zu, dass ich Sie bemerkt habe und ihr als nächstes helfen werde, kümmere mich dann um den Kunden direkt vor mir und wenn ich dann eine ruhige Minute habe, rufe ich bei der Person, die es eben am Telefon versucht hat, zurück." kam dann sowas wie "Wenn die Person da hinten was von mir will, soll sie halt zu mir kommen und wenn das Anliegen des Anrufenden so wichtig ist, dann ruft er auch noch mal an." Äh ja, und das bei einer Stelle, bei der es vor allem um Kundenservice geht. Danke, aber wir haben uns leider für einen anderen Bewerber entschieden.
Wie gesagt, bei uns ist das eine Situation, in der man mit Leuten in einem Raum sitzt, für die man häufig bereits arbeitet und mit denen man aufgrund der Jobstruktur auch im Berufsalltag immer wieder zu tun hat. Solche Äußerungen fallen da (nicht allein) aufgrund von Nervosität.
Bei den Ausbildungsplätzen, die zu vergeben sind, ist das natürlich alles noch einmal anders. Allerdings werden bei uns gerne Auszubildende genommen, die bereits Ü30 sind und in der Regel bereits eine andere Ausbildung absolviert oder sogar einen Studienabschluss haben. Das war bisher auch immer eine gute Entscheidung, es ist aber sicherlich nicht verkehrt, im Vorstellungsgespräch heraus zu kitzeln, warum jemand mit einem (Studien-)Abschluss noch mal eine Ausbildung bei uns beginnen will, damit man nicht doch an den Typus "ewiger Student" gerät. Bei uns wartet nämlich mittlerweile auf jede fertig ausgebildete Person eine Stelle, die dringend besetzt werden möchte.