brigittsche schrieb: Man liest, hört oder sieht ja öfter mal Reportagen, wo über das Ende von Dorfkneipe xy berichtet wird. Und meinem Eindruck nach geht es meistens darum, dass die Inhaber mehr oder weniger alles selbst gemacht haben (Mann hinter der Theke, Frau in der Küche und Tochter als Bedienung) und dann aus Altersgründen aufhören. Bezahltes Personal ist aber nicht machbar, weil der Betrieb nicht genug abwirft.
Das trifft auch auf kleine Betriebe etc. zu. Das geht nun seit dem Mindestlohn nicht mehr - Mr Mary ist ja im Gastro-Eventbereich. Da hat sich der Chef von mehreren Leuten getrennt (trotz Personalmangel, weil er Ihnen jetzt 12€ auf die Stunde bezahlen muss, die aber häufiger krankfeiern etc. und sich das betriebswirtschaftlich nicht mehr gelohnt hat). Das ist auch sowas, was richtig teuer geworden ist: Leute einstellen ... wir hatten versuchsweise eine Putzfrau auf 520€ Basis eingestellt, ich fand das aber auch richtig teuer. Wenn sie ordentlich putzt, bin ich gerne bereit, auch über dem Mindestlohn zu bezahlen. Da war es aber auch so: Arbeitsqualität na ja ... Zuverlässigkeit auch ... und auch häufig krank mit Anspruch auf Lohnfortzahlung. Als Privathaushalt kamen wir auf exorbitante Stundenlöhne ... Daher lassen wir das jetzt.
brigittsche schrieb:Ich denke mal, das werden viele Leute so sehen. Allerdings muss man auch dazusagen, dass es sich in den letzten Jahren nach meinem Eindruck eingebürgert hat, dass man sich zumindest in den Großstädten nicht mehr unbedingt zu Hause mit seinen Freunden trifft und sie bewirtet, sondern eben in ein Restaurant/Café/Kneipe geht.
Ja, das stimmt. Bei uns auf dem Dorf wäre das auch so, wenn es genug Angebote hätte - trotz Platz. Ich glaube, das liegt auch einfach daran, dass man anders eingebunden ist ... meine Mutter war früher jahrezehntelang "nur Hausfrau" und dann teilzeitbeschäftigt. Der Haushalt war immer tiptop (darüber definierte sie sich) und sie hatte Spaß daran, aufwändig zu kochen und vorzubereiten. Heute hat man, wenn man 40 Stunden die Woche arbeitet, gar keine Energie mehr. Dann will man ja noch das Bad einmal durchputzen, etc. .... und schon steckt man stundenlang in der Vorbereitung. Da ist es einfacher, die Leute in ein Café zu bestellen, dann kann man auch den zeitlichen Rahmen kontrollieren. Wer hatte das noch nicht - die Gäste, die sich festsetzen und nicht mehr gehen.
Mir fällt bei meinen Kindern auf, dass sie durchaus auch bereit sind, ihr sauer verdientes Nebenjobgeld in die Gastro zu investieren. In der Stadt gibt es ein niedliches veganes Café, da geht meine Tochter oft mit ihrem Freund zum Frühstücken, obwohl es für die beiden dann fast 30€ kostet - und dann sind wir wieder beim Thema: Wenn der Markt da ist, warum sollte die Gastro dann nicht Frühstück für 15€ die Nase verkaufen?
brigittsche schrieb: Was auch mit den hohen Mieten und den daraus resultierenden kleinen Wohnungen zu tun haben dürfte.
Ja, und der fehlenden Zeit und Energie, was vorzubereiten. Zudem ist es echt stressig ... bei mir kommen morgen Abend ein paar Leute: eine Veganerin, eine Nussallergikerin, eine Lakoseintolerante .... das wird echt schwer .... da reicht nicht eine Sache, ich muss Zeug recherchieren und dann zubereiten, meine Standardsachen ziehen da nicht.