@Frau.N.Zimmer Ich sag ja nix gegen Wärmepumpen, die sind eine Alternative unter Vielen; aber jetzt mit massiven Aufbauprogrammen und praktisch Gewinngarantie für die Industrie in die Wirtschafts- und Bauteilkrise reinzuoperieren ist doch Irrsinn. Ich meine:
Beim Wärmepumpengipfel vereinbarten Bundesregierung und Verbände, gemeinsam die Voraussetzungen zu schaffen, dass ab 2024 mindestens 500.000 Wärmepumpen jährlich neu installiert werden können.
Auf gemeinsame Einladung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesbauministerin Klara Geywitz hat der digitale Wärmepumpengipfel stattgefunden. Um die Produktion und Installation von Wärmepumpen voranzutreiben, trafen sie sich virtuell mit 26 Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen und Verbänden der Wärmewirtschaft, des Handwerks, der Gewerkschaften und der Verbraucherschutzverbände. „Wir brauchen eine konzertierte Aktion von Politik, Industrie, Fachhandwerk, Netzbetreibern und den Sozialpartnern“, heißt es in einer veröffentlichten Absichtserklärung
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Um das Ziel einer halben Million neuer Wärmepumpen pro Jahr zu erreichen, müssten alle Beteiligten in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich entsprechende Umsetzungsschritte unternehmen. So will das Bundeswirtschaftsministerium ein Aufbauprogramm Wärmepumpe starten, Weiterbildungsmaßnahmen unterstützen und infrastrukturelle und regulatorische Hemmnisse abbauen. Das Bundesbauministerium soll quartiersbezogene Wärmeplanungen unterstützen und die Hersteller wollen ihre Produktionskapazitäten ausbauen. Die Handwerksverbände und die Verbraucherzentralen beabsichtigen, ihre Qualifizierungs- und Beratungsangebote zu erweitern. Stromnetzbetreiber und -versorger schließlich sehen sich in der Verantwortung, ihre Netze zu stabilisieren.
Quelle:
https://www.geb-info.de/erneuerbare-energien/waermepumpengipfel-verabschiedet-absichtserklaerungDas klingt alles voll toll und so - aber im letzten Absatz steckt die Realität:
Zur Einordnung
Im vergangenen Jahr wurden 154.000 Wärmepumpen installiert, 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit wurde erstmals die Marke von einer Million insgesamt in Deutschland installierten Wärmepumpen überschritten. Ihr Anteil an den neu installierten Heizungen betrug jedoch nur 17 Prozent. Von insgesamt über 900.000 neuen Heizungen heizen 70 Prozent mit Gas. Um das Ziel von mindestens 500.000 neu installierten Wärmepumpen im Jahr 2024 zu erreichen, muss sich der Markthochlauf also dramatisch beschleunigen.
Quelle: gleiche
Man hat also bis jetzt
insgesamt eine Million Geräte verbaut, will aber in anderthalb Jahren bereits
jährlich eine halbe Million einbauen, dazu muss sich der jährliche Einbau jetzt jedes Jahr fast verdoppeln, und das obwohl schon die aktuellen ~30% Zuwachs von den Märkten schon kaum getragen werden können, dass auf dem ganzen Sektor aktuell massiver Bauteil- und Grundstoffmangel herrscht setze ich mal als bekannt vorraus. Da ist doch das Scheitern fast schon vorprogrammiert, das kommt mir irgendwie wie eine Neuauflage der krachend gescheiterten Wohnungsbauinitiative vor.
Wer zum Problemfeld ein paar Zahlen braucht:
Doch wie in vielen anderen Industrien fehlen wegen vergangener und aktueller Lockdowns Komponenten, vor allem Halbleiter aus Ostasien, aber auch Stahl, Kupfer und Kunststoffe. In einer Umfrage des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima ZVSHK gaben 92 Prozent der Betriebe an, Lieferschwierigkeiten ausgesetzt zu sein. Engpässe seien das nicht, sagt Viessmann-Sprecher Rogatty, aber es führe zu längeren Wartezeiten.
Henning Schulz von Stiebel Eltron geht von einer Wartezeit zwischen zwei Wochen und sechs Monaten aus, je nachdem, welche Anforderungen man an die Elektronik hat. Beliebtere Produkte werden eher mit den raren Halbleitern versorgt als weniger oft nachgefragte. Bei den Produzenten finde zudem aktuell ein Umdenken statt: Bislang habe es als verschwenderisch gegolten, Bauteile auf Lager zu halten. Jetzt bauen die Firmen wieder Bestände auf, wo sie können. Außerdem investieren alle Wärmepumpenhersteller Millionen in neue Produktionskapazitäten.
Neben den fehlenden Vorprodukten hakt der Wärmepumpen-Ausbau in Deutschland an einem Mangel an Heizungsinstallateur*innen. Durchschnittlich 13 Wochen warte man aktuell auf eine*n Handwerker*in, sagt Frederic Leers vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie. Dazu komme, dass eine Wärmepumpe einzubauen etwa doppelt so lang dauert, wie einen Gaskessel zu installieren. Je mehr Erfahrung die Handwerker*innen sammeln, desto schneller dürfte die Installation aber vonstattengehen.
Wirtschaftsministerium setzt auf ausländische Fachkräfte
Außerdem arbeiten die Wärmepumpenhersteller daran, die Installation zu vereinfachen. Trotzdem, sagt Leers, müsse die Politik die Attraktivität des Berufs bewerben: „Wenn man Ausbauziele ausruft, muss man auch beantworten, wie man das schaffen will.“ Der ZVSHK fordert deshalb, dass die Bundesregierung ein „Kompetenzzentrum Stärkung klimaschutzrelevante Handwerke“ einrichtet, das Weiterbildungen, Umschulungen und die Vermittlung von Jugendlichen an Handwerksbetriebe koordinieren und fördern soll.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima setzt als kurzfristige Lösung des Fachkräftemangels auf Einwanderung. Es fördere Pilotprojekte zur Rekrutierung von ausländischen Fachkräften, außerdem gebe es bereits ein Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung, das ähnliche Aufgaben wie das vom ZVSHK vorgeschlagene Zentrum hat, nur eben ohne Klimafokus. Mit Blick auf „Vernetzung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ modernisiere das Ministerium ferner die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen.
Quelle:
https://taz.de/Grosse-Nachfrage-nach-Waermepumpen/!5846879/