bgeoweh schrieb:Weil das "bisschen mehr Geld" halt mal locker dem Jahresnetto eines angestellten Handwerksmeisters entsprechen kann, wir reden hier nicht von zwei Currywürsten ohne Pommes. Was jucken dich ein paar Urlaubstage weniger wenn du dafür zehn Jahre früher in den Ruhestand gehen kannst. Das man das mit eigener Arbeit erreichen kann kennt der Deutsche ja schon gar nicht mehr...
Da gebe ich dir Recht.
Aber das wird jetzt zu einer anderen Debatte, die nichts mehr mit dem Thema zu tun hat.
Ich wollte nur Gründe liefern, wieso man ins Ausland geht oder gehen kann.
Aktuell wohne ich in einer sozial sehr gemischten Gegend. Und ich sehe wie meine Nachbarn leiden. Vor kurzem war ich im Supermarkt und bin Richtung Fleischtheke gegangen, dort stand mein Nachbar, welcher bei der der Stadt als 360° Genie arbeitet. Als er die Preise gesehen hat, ist er umgedreht, zum Kühlregal und hat dort die billige Wurst genommen. Früher musste er das nicht.
Da ist in den letzten Jahren wirklich viel falsch gelaufen.
Ich kann mich noch an mein Studium zurück erinnern. Das waren damals goldene Zeiten, unbeschwert und halli galli, das war 2007 bis 2009.
Allerdings begann 2007 die Sub-Prime Krise in den USA. Alle möglichen, selbst für Spezialisten unverständliche, Finanzprodukte offenbaren plötzlich ein gigantisches Risiko. Die Dominosteine der Weltwirtschaft beginnen zu fallen. Die Exposition der Banken erreicht 2008, ein Jahr vor meinem Studienende, seinen Höhepunkt. Lehmann Brothers geht Pleite und viele Großbanken müssen mit Milliarden weltweit gestützt werden.
1) -> Das Geld kommt durch Hilfspakete, welche der Steuerzahler trägt und hintenrum refinanziert.
2007, erster negativ Effekt.Bereits 2 Jahre nach dem großen Crash von 2008 sind die Geldinstitute deutlich höher exponiert als damals. Alleine Goldman Sachs bewegt damals 200 Mio. USD pro Tag, ein nie dagewesener Wert. Der Finanzmarkt beträgt zu diesem Zeitpunkt gut das 200-fache der Realwirtschaft.
Gleichzeitig verschulden sich, insbesondere die EU-Neuzugänge Portugal, Spanien, Griechenland, Zypern etc. um ein vielfaches ihres GDP und hoffen auf EU Milliarden. Das Herabstufen der Bonität der Länder sorgt dafür, dass diese sich nur sehr teuer am Kapitalmarkt refinanzieren können. Der Euro wertet drastisch ab und steht zeitweilig kurz vor dem Aus. Die EU kontert mit einer Senkung des Leitzins um die Refinanzierung der, in Schieflage geratenen, Länder zu garantieren. Allerdings führt das Senken des Leitzins nicht nur zu billigem Geld für die Staaten, sondern auch für Firmen und Haushalte. So werden Maschinen und Anlagen sowie Autos und Fernseher gekauft, die man sich eigentlich nicht leisten könnte/sollte. Haushalte, welche vorher Probleme hatten ihre Miete zu stemmen, können plötzlich kleine Eigenheime finanzieren. Zinssatz variable und nur 10 Jahre Zinsgebunden ... was kann schon schiefgehen? Die Krise hält ca. 3 Jahre an.
2) Das Geld, welches durch die günstigen Zinsen kommt, zahlt der Steuerzahler durch kalte Progression zurück.
2010, zweiter negativ Effekt.Nach einem Jahr durchschnaufen für Wirtschaft und Haushalte kommt es 2015 durch zur Flüchtlingskrise, hauptsächlich ausgelöst durch den syrischen Bürgerkrieg. Millionen von Menschen bewegen sich Richtung Europa, eine signifikante Anzahl landet in Deutschland. Das Handelsblatt hat für das Jahr 2018 eine Summe von 23 Milliarden errechnet. Die Krise hält mehrere Jahre an und Kosten können bis heute nicht korrekt erfasst werden, dürften aber zwischen 50 und 100 Mrd. Euro betragen.
3) Kosten für Flüchtlinge werden durch hauptsächlich durch Umschichtung der Budget-Töpfe (Steuergeld bzw. weniger für Rüstung, Infrastruktur, Breitbandausbau, Bildung, Kunst, Sport etc.) und durch die Kommunen (Erhöhung der Abgaben wie Müll, (Ab-)Wasser)) getragen. ->
2015, dritter negativ Effekt.Nach ca. drei Jahren Flüchtlingskrise konnte sich die Finanz- und Realwirtschaft langsam erholen. Günstiges Geld hat einen immensen, wenn auch künstlichen, Aufschwung beschwert und hat es erlaubt, aktuelle Krisen wegzulächeln und zu verdrängen. Politiker wurden für das Krisenmanagement hochgelobt, ungeachtet dessen, dass die Probleme bis auf weiteres nur verschoben und nicht gelöst wurden. Die Löcher im lecken Schiff wurden mit (Steuer-)Geldscheinen gestopft und nicht repariert.
Nach einigen Jahren der relativen Stabilität kommt 2020 Corona.
-> Die Wirtschaft wird per Dekret zum erliegen gebracht
-> Wirtschaftliche Hilfen in nie dagewesener Milliardenhöhe werden in den Markt gepumpt
-> Lieferketten sind auf Jahre behindert
Die Gesamtkosten der Coronakrise, samt kosten für Tests, Impfungen, Hilfen, Subventionen und anderer Stimuli wird, nur für Deutschland, auf 1.5 Billionen Euro geschätzt. Das sind 1.500.000.000.000 €. Oder das 3-fache des Bundeshaushalts (Soziales, Gesundheit, Finanzen, Verteidigung, Verkehr, etc.) von 2022.
2020, vierter negativer EffektNur zwei Jahre später marschieren die Russen in der Ukraine ein. Ohne Corona hätte es sicherlich keine so gravierenden Auswirken gehabt. Ja, die Energie wäre teurere geworden, nur die Milch, die Nudeln und das Shampoo haben damit wenig zu tun. Jedoch treiben die hohen Energiekosten die Inflation in Deutschland vor sich her. Der Euro wertet zum Dollar auf fast 1:1 ab, Einfuhren aus den US (Chips, Hi-Tech, Services) werden dadurch deutlich teurer, ganz zu schweigen von Produkten die in USD gehandelt werden (Öl, Gas).
2022, fünfter negativer EffektDer Status quo ist, das durch jahrzehntelange Niedrigzinspolitik, hat dazu geführt, dass viele Staaten, Firmen und Privathaushalte bis über den Hals verschuldet sind.
Die Coronakrise konnte daher nicht mehr mit niedrigen Zinsen abgedämpft werden, da diese ja defacto bei 0 waren. Also gab es nur die Flucht nach vorne und Geld zu drucken.
Letzteres führt nun zur Inflation und ein probates Mittel wäre es jetzt, unter anderem, den Leitzins zu erhöhen. Aber das geht nicht, da die Staaten, Firmen und Haushalte extrem exponiert und verschuldet sind.
In weniger als 15 Jahren haben wir 5 signifikante negative Effekte auf die deutsche Wirtschaft hinnehmen müssen. Der Werkzeugkoffer ist leer.
Einen Tod werden wir sterben müssen. Entweder das ein oder andere aus dem Inflationsportfolio (Lohn-Preis-Spirale, etc.) oder Firmenpleiten und Privatinsolvenzen weil die Zinsen steigen. Wohl eine Mischung aus beidem.
Zahlen dürfen es die Steuerzahler und hiervon hauptsächlich die, welche am wenigsten haben.
Das verleitet mich übrigens zu der Aussage: Wer jetzt noch nach dem 4. Booster und kostenlosen Tests schreit, der wird nicht an Corona sterben, sondern verhungern bzw. im Winter erfrieren. Was die Impfungen an den 1.5 Billionen ausmachen, das weiß man nicht, die Verträge sind geheim bzw. wurden geschwärzt. Egal. Die Rechnung muss gezahlt werden. Zahlen müssen es wir.
Da aber andere Länder auch in ähnlicher Situation sind, die sich das Spiel noch weniger leisten können, die Zinsen nicht mehr gesenkt und kein Geld mehr in den Markt gepumpt werden kann, bleibt nur noch eines:
Die Transferunion.
Und dann gehen wir alle mit 70 in Rente, oder, wer Glück hat, stirbt vorher.