Freikorps schrieb:Heute morgen habe ich gelesen, dass immer mehr Deutsche auswandern, wohlgemerkt Nettozahler, ansonsten könnten sie das gar nicht umsetzen..im Gegenzug kommen immer mehr Migranten, die ja erstmal in den Bezug kommen, es sei denn sie bringen Kapital, Qualifikation und einen Arbeitsvertrag mit, doch das dürften die wenigsten sein.
Ich kann ja mal einen kleinen Einblick geben.
Ich arbeite bei einem großen, global tätigen Mittelständler im Bereich Glasfaserausbau und bin dort für einen nicht unwesentlichen Teil der Finanzen zuständig.
Mein aktuelles Gehalt sind 120.000 € / Jahr Fixum + 30.000 € Bonus. Dazu das übliche wie Altersvorsorge, aber das ist hier irrelevant.
Damit zahle ich, im besten Fall, ein:
7.900 € / Jahr in die Rentenversicherung
1.015 € / Jahr in die AL Versicherung
4.600 € / Jahr in die KV
1.100 € / Jahr in die Pflege
14.600 € / Jahr Sozialabgaben.
Es bleibt also von meinem Gehalt ca. 80.000 € / Jahr netto übrig. 50.000 € sind Steuern und Abgaben.
Ich werde besteuert wie jemand, der wie ein Thomas Müller 25.000.0000 € pro Jahr verdient.
Aber bin ich Thomas Müller? Habe ich ne Yacht? Ein Pferd für 500.000 €? Fahre ich 3 mal in den Urlaub? Fliege ich Business Class oder gar First? Habe ich eine Villa mit Pool? Gehe ich in die teuersten Restaurants und trinke Champagner?
-> Nein.
Obwohl ich also all das nicht habe, zahle ich, auf dem Papier, die selben relativen Steuern wie ein Thomas Müller.
Hierbei muss man allerdings bedenken, dass faktisch ein Thomas Müller sicherlich weniger Steuern zahlt wie ich. Da er seine Bildrechte auf den Bahamas hat und seine Umsätze sicherlich über eine Firma in der Schweiz laufen.
Das jeder, der weniger verdient jetzt schreit und meckert, dass es immer noch zu viel ist und man noch mehr zahlen müsste, damit die, die weniger verdienen mehr haben, das ist mir bewusst.
Ob es den anderen jedoch bewusst ist, dass oftmals Leute in einer bestimmten Gehaltsgruppe, Dinge können, die andere nicht können, das wird dabei ausgeblendet.
Ich muss mich ständig fortbilden. Von Steuern über Prozesse zu Personalführung. Das ist die ein oder andere Stunde am Wochenende da sitze und ggf. mal im Urlaub erreichbar sein muss, beides inklusive.
Bevor ich dem Unternehmen beigetreten bin, wurde die Stelle 6 Monate gesucht. Mein, ebenfalls neuer, Kollege ist der Firma erst vor ca. einem Monat beigetreten. Diese Position war unbesetzt und es wurde 9 Monate jemand gesucht. Warum? Weil es nun mal nicht viele Leute gibt, die unsere Jobs machen können/wollen.
Dafür, dass wir nun etwas besser können wie andere, werden wir mit irren Steuern und Abgaben belohnt. Motiviert es? Nein. Deprimiert es? Ja.
Das Rad dreht sich allerdings noch weiter.
Unsere Firma zahlt pro Jahr ca. 250 Mio. € Steuern. Dabei werden permanent Steine in den Weg gelegt. Unsere Firma wollte also ein neues Hauptquartier bauen. Gründe waren Platz, energetisches Bauen und ein Gebäude, das etwas hermacht.
Seit 4 Jahren muss die Firma permanent das Bauprojekte verschieben und vertagen wegen neuer Regelungen durch die Regierung was energetisches Bauen angeht. Die Bürokratie dauert ewig. Briefe und Schreiben bleiben wochen- und monatelang unbeantwortet. Seit Monaten geht alles über die Rechtsabteilung, was immens kosten- und zeitaufwändig ist.
Anfang diesen Monats hat der Vorstand, in kleiner Runde, mitgeteilt, dass ab Juli Unternehmensberater im Haus sind.
Die Firma zieht in die Schweiz, da der Vorstand die Schnauze voll hat.
Da ein gewisser Personenkreis, z. B. Entscheidungsträger, mitziehen müssen, gehen diese mit.
Meiner Ebene wurde es freigestellt mit in die Schweiz zu ziehen oder per HomeOffice weiter zu arbeiten.
Ich gehe jetzt auch in die Schweiz.
Das sind Millionen an Steuern, nicht nur vom Unternehmen, auch die Vorstände, welche im Millionenbereich verdienen, alles fehlt.
Aus meiner Ebene gehen ca. 30% mit.
Erinnert ihr euch noch an meine 80.000 € netto pro Jahr?
In der Schweiz wird mein Gehalt auf ca. 250.000 CHF / Jahr angepasst. Ich ziehe in den Kanton Zug.
Jetzt bleiben mir über 180.000 CHF netto pro Jahr (unverheiratet), Wohnungspreise wie in München. Benzin/Diesel gleich teuer. Und so viel Milch, dass es wirklich reinhaut, kann ich nicht trinken. Wir sind übrigens ein- bis zwei Wochen im Jahr im Wallis zum Bergsteigen. Auch dort sind z. B. Hüttenpreise etc. nicht deutlich höher wie in Österreich oder Südtirol.
Jetzt haben wir hier noch eine Inflation von fast 8%, die Schweiz hat 2.5%. Strompreis pro KWh in Deutschland 30 Cent, in der Schweiz um die 20 Cent. Abgaben steigen hier, überall Doppel- und dreifachbelastungen.
Deshalb ziehen Leute weg. Aus meinem Freundeskreis sind bereits 3 in die Schweiz. Eine Doktorin mit ihrem Ingenieurs-Ehemann und ein Koch. Alle sind happy, keiner bereut die Entscheidung.
Ich fühle dazu noch politisch noch sozial mehr in Deutschland beheimatet. Das Angebot war daher Öl ins Feuer für mich und ich musste nicht zwei mal darüber nachdenken.
Und es werden noch viele Folgen. Deutschland kann sich dann bei den Zuwanderern bedienen, ob die allerdings die offenen Stellen besetzen können, ich bezweifle es.