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Lehrer oder Manager

57 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Beruf, Entscheidung, Berufswahl ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Lehrer oder Manager

15.08.2021 um 21:48
Manager, Du kannst mehr verdienen wenn Du Dich schlau anstellst und Glück hast. Der Erfolgsdruck ist nur entsprechend hoch.
Lehrer: Habe ich viele kennen gelernt, alle pervers. Ist schon seltsam...
Natürlich ist nicht jeder Lehrer pervers, aber es ist schon ein wenig auffällig wie viele merkwürdige Kollegen Du in Zukunft hättest. ;)


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Lehrer oder Manager

16.08.2021 um 08:28
Zitat von yongyong schrieb:Manager, Du kannst mehr verdienen wenn Du Dich schlau anstellst und Glück hast.
(Mehr) Geld ist nicht alles.

Schon erschreckend, wie viele Menschen nur wegen dem Geld wegen einen bestimmten Beruf ausüben wollen würden. Klar ist Geld nicht unwichtig, aber echtes Interesse an einem Beruf dem Beruf wegen sollte genauso wichtig sein. Nein für mich ist das sogar noch wichtiger.

Lieber habe ich monatlich etwas weniger Geld zur Verfügung, gehe dafür aber einer Arbeit nach die mir Spaß macht. Erst recht Menschen, die wirklich die freie Wahl haben, sollten so agieren, denn kein Geld/Gehalt der Welt tröstet über einen Beruf oder eine berufliche Position hinweg, die man nur ungern ausführt, weil entweder grundsätzlich kein Interessse an dem Bereich oder Mann oder Frau in dem jeweiligen Bereich wegen Leistungsdruck ständig überfordert ist oder wo auch keine Zeit mehr fürs Privatleben bleiben würde.

Ps.
Bei so einer Einstellung wundert es mich überhaupt nicht, dass Studiengänge wie BWL oder auch Jura regelrecht überlaufen sind.
Gut, Jura interessiert mich persönlich auch sehr, aber garantiert nicht wegen eines späteren vermeintlichen Verdienstes, sondern nur wegen der reinen Thematik und ihrer Anwendung.


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Lehrer oder Manager

16.08.2021 um 08:41
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Bei so einer Einstellung wundert es mich überhaupt nicht, dass Studiengänge wie BWL oder auch Jura regelrecht überlaufen sind.
Die hohe freiwillige Abbrecher und auch die unfreiwillge Durchfallqoute sagen mir übrigens auch, dass sich vor Studienbeginn wohl nicht ausreichend genug mit beiden Studiengängen beschäftigt wurde: Was erwartet mich und ist das überhaupt das richtige für mich? Hätte ich auch wirklich Interesse und/oder sogar Freude daran?


Und auch bei denen, die es schaffen, würde mich mal interessieren, wie viele davon erst mal nach dem Studium Taxifahren müssen, weil sie nicht gleich einen Job finden. Immerhin ist die Konkurrenz groß und insbesondere nur aufs Mittelmaß oder noch schlechter wartet niemand.

Tja, wer Hauptsächlich nur wegen den späteren Verdienst- oder Karrieremöglichkeiten einen Studiengang wählt, muss sich echt nicht wundern.


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16.08.2021 um 09:27
@rhapsody3004

Wie kommst du darauf, dass es nur ums Geld geht?
Für den TE kommen ausdrücklich beide Möglichkeiten in Betracht.

Und ja, natürlich ist Geld ein Argument.

Es entschädigt für manche Schwierigkeiten im Job und macht tatsächlich das Leben leichter.

Es steht nicht zur Auswahl einen geliebten Job mit wenig
Geld gegen einen verhassten Job mit viel Geld.
Sondern der TE kann sich nicht entscheiden und sucht Argumente, wobei natürlich das Geld eines ist.


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16.08.2021 um 10:13
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Schon erschreckend, wie viele Menschen nur wegen dem Geld wegen einen bestimmten Beruf ausüben wollen würden.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Und ja, natürlich ist Geld ein Argument.
Es entschädigt für manche Schwierigkeiten im Job und macht tatsächlich das Leben leichter.
An den Gesichtern solcher Menschen sieht man, wiiiie glücklich die sein müssen.
Was bringen Dir Millionen, wenn Du (TE) einfach einen Spaß an Deiner Arbeit hast, weil die Umgebung, die Kollegen oder was auch immer nicht passt?

Ich hatte gestern zufällig ein ganz ähniches Gespräch. Ein Freund fragte, ob er nun eher Lehrer werden soll oder "was Besseres". Er will alternativ so etwas wie Archäologe machen. Nach längerem Hin und Her fragte ich ihn, ob er denn schon mal ein Praktikum oder so an einer Schule, also vor Schülern gemacht habe, was er verneinte.
Ich riet ihm, genu das mal zu machen, damit er spürt, wie sich Lehrer "anfühlt".
Was bringt der beste Lehrer, wenn er demotiviert oder schon morgens "angepisst" ist, was aufgrund der Schüler und der oft marode Zustand der Schulen, bzw. des Schulsystems fast schon vorprogrammiert ist?
Lehrer werden verheizt, das sagte schon jemand weiter oben, und so ist es. Gleichzeitig werden wie wegrationalisiert. In meiner Gegend z.B. ist 1 Rektor für 5 Schulen verantwortlich. Einige Lehrer pendeln mehrfach am Tag zwischen diesen hin und her, weil eben überall Lehrkräfte eingespart werden.

De Schüler profitieren davon eher weniger, wie man sich vorstellen kann...

Ich muss zugeben, ich würde heute nicht Lehrer werden wollen, was nicht auch zuletzt daran liegt, dass der Lehrer nicht mehr respektiert wird. Möchte ich mrorgens mit den Worten "Ey, geh bai Hause, alte Schaise." begrüßt werden? Sicher nicht. Gut, das trifft sicher nicht auf alle Schulen/Schüler zu, aber auf viele.


Gucky.


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16.08.2021 um 10:18
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:An den Gesichtern solcher Menschen
Du kennst mein Gesicht?


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16.08.2021 um 11:33
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Ich hatte gestern zufällig ein ganz ähniches Gespräch. Ein Freund fragte, ob er nun eher Lehrer werden soll oder "was Besseres". Er will alternativ so etwas wie Archäologe machen.
Kann so oder so in die Hose gehen. Ein P. hat Archäologie studiert bis zum Doktor und anschliessend keine Stelle gefunden.
Jetzt schult er um auf Krankenpfleger.


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16.08.2021 um 14:01
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich wurde schon häufig gebissen, gekratzt, geschlagen und aufs übelste beschimpft, musste öfter mal die Polizei rufen und hab mich in Sachen DialogOrientierte Körperliche Intervention (DOKI) weitergebildet. Also Klammergriff und freundlich bleiben. Ich vermute, dass diese Erfahrungen mich zumindest auf den Umgang mit "normalen" Schülern etwas vorbereitet, schlimmer als gewalttätige Psychotiker werden die hoffentlich nicht sein.
Der Unterschied ist aber, dass diese Patienten in dieser Situation nicht Herr ihrer Sinne sind und dich in "normalem" Zustand sicher nicht angreifen würden. Schüler dagegen könnten es bewusst darauf anlegen, dich fertigzumachen und stolz sein, falls es ihnen irgendwann gelingt. Ich kann mich noch gut an meine Schulzeit vor mehr als 30 Jahren erinnern, wo das vielen Referandaren so ging. Zumindest bei unserer Klasse. Die haben mir immer sehr leid getan.

Heute ist das (für das Lehrpersonal) sicher nicht besser geworden. Natürlich wäre es denkbar, dass das an einer Berufsschule für Pflegepersonal nicht so ist.


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17.08.2021 um 11:46
Zitat von paxitopaxito schrieb: Vielen Dank für deinen Beitrag @MissMary , auch wenn es da sicher Unterschiede zwischen Berufsschule und allgemeiner Schule gibt. Kenne ja beides aus der Schülerperspektive.
Bestimmt gibt es da Unterschiede, wobei die Schüler, die bei uns im Juli gehen, die Berufsschüler vom September sind. Ich kann mir aber vorstellen (bzw. hoffe es), dass für die Pflege nochmals gesiebt wird.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ansonsten erkenne ich da so einige Parallelen mit der Pflege, in der ich jetzt arbeite. Schlechte Ausstattung, schwierige Klientel, Personalmangel und anstrengende Angehörige (bei mir sind es eher die Kinder, bei dir die Eltern)? Kommt mir dann doch sehr bekannt vor.
Vermutlich gibt es da Parallelen. Die Eltern (bei dir die Kinder) sehen eben nur das eigene Kind, haben oft sehr unrealistische Vorstellungen, was Schule leisten kann und was ihr eigenes Engagement betrifft. Dadurch entsteht auch eine Anspruchhaltung, die sehr massiv durchgedrückt wird.
Zitat von paxitopaxito schrieb: Da ich über die Jahre in der Arbeit mit psychische kranken Menschen und zwischenzeitlich mit Menschen mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen Erfahrung sammeln durfte, tippe ich - ohne es sicher sagen zu können - das mich da nicht mehr viel schocken kann. Ich wurde schon häufig gebissen, gekratzt, geschlagen und aufs übelste beschimpft, musste öfter mal die Polizei rufen und hab mich in Sachen DialogOrientierte Körperliche Intervention (DOKI) weitergebildet. Also Klammergriff und freundlich bleiben. Ich vermute, dass diese Erfahrungen mich zumindest auf den Umgang mit "normalen" Schülern etwas vorbereitet, schlimmer als gewalttätige Psychotiker werden die hoffentlich nicht sein.
Du musst dich als Lehrer emotional oft zurückziehen, sonst reibt dich der Job zu sehr auf. Mitunter hast du wirklich Schülerschicksale, die dir sehr unter die Haut gehen und du kannst nichts machen. Was bei mir das Problem ist ist das "Ich sollte noch ...". Auch aufgrund der schlechten Ausstattung etc. dauern bei uns Dinge einfach ewig. Ich fahre oft am Samstag nach meiner Unterrichtsvorbereitung in die Schule (früher bin ich Samstagabend gefahren, wenn die Kinder im Bett waren und ich 100% allein, allerdings mal auf einen Einbrechertrupp getroffen, aber das ist eine andere Geschichte) ...

Das Problem ist, du hast meistens eine "To do Liste" mit 20 Punkten. Die klingen alle easy. Bis du anfängst. Z.B. Möchtest du Frau X darauf aufmerksam machen, dass die Entschuldigung vom letzten Dienstag fehlt. Du hast schon 3x angerufen. Frau X ruft aber nicht zurück. Da das Kind aber insgesamt Zeichen der Vernachlässigung zeigt, möchte dein Chef, dass du ein persönliches Gespräch führst - den interessiert auch nicht, dass du schon 3x die Mailbox vollgequakt hast und dass sie nicht zurückruft). Du hast also immer noch im Hinterkopf, dass du Frau X noch anrufen musst. Endlich erreichst du sie. Sie erzählt dir 45 Minuten, wie schwierig ihre häusliche Situation ist. Das ist alles Arbeitszeit. Und eigentlich ist nun schon fast 21 Uhr und du wolltest auch noch gemütlich die Füße für die Stunde hochlegen ... sie bittet um ein persönliches Gespräch. Dringend. Kann aber nur nach 20 Uhr. Du sagst zu, dich in der kommenden Woche um 20 Uhr an der Schule mit ihr zu treffen. Du fährst hin. Sie kommt nicht. Ist telefonisch nicht zu erreichen. Immerhin kann man den Fall nun an Chef/ Sozialpädagogen abgeben. Dafür fängst du dir in der Pause Kind X ab und fragst, was denn da los ist. Dann schreibst du einen Bericht. Insgesamter Zeitaufwand: 120 Minuten. Oder: Mobilnummer hat sich geändert. Du fährst kurz vorbei und wirst eine Notiz in den Briefkasten.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Was ich mir noch überhaupt nicht vorstellen kann, ist Vorbereitungen zu Hause. Unentgeltlich. Sowas gibt es in meinem Job einfach nicht. Muss man wohl erlebt und gemacht haben, um zu wissen, was das heißt. Die Arbeitszeiten hören sich sogar richtig gemütlich an, im Vergleich zu den 10 Stunden Nachtschichten, Teildiensten (4 Stunden Morgens, 4 Stunden Abends) oder gar Doppelschichten (5:45 - 20:15) die ich so von der Arbeit gewohnt bin.
Das hat Vor- und Nachteile. Vorteil: Du bist zeitlich flexibel. Nachteil: Du bist zeitlich flexibel. Bei mir ist es so, dass ich oft gegen 14 Uhr heimkomme. Dann esse ich was, höre, was meine Kinder zu erzählen haben. Dann ist es 15 Uhr und ich setze mich an den Schreibtisch. Oft bis 18 Uhr. Manchmal steht aber mittags was an ... dann eben bis 19 Uhr. Dann klingelt um 20 Uhr das Telefon und es ist doch noch ein Elternteil dran. Oft ist es 21 Uhr, bis alles erledigt ist. Du hast das Gefühl, dass du die ganze Zeit arbeitest.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Jup, so siehts auch in der Pflege aus. Also bleibt alles beim Alten wenn ich Lehrer werd :D
Oder zumindest einiges, es ist weiter ein sozialer Job, dessen Fokus in der Arbeit am und mit dem Menschen liegt. Das finde ich eigentlich sehr sympathisch. Noch mal danke für deine Ausführungen!
Ich glaube - wie in der Pflege auch, wird ganz viel sehr "verkompliziert". Du musst alles dokumentieren. Mit Unterschriften. Ganz viel Papier ist einfach geduldig. Damit Eltern dann nicht kommen können "habe ich alles nicht gewusst" - bist du ständig dabei, Unterschriften einzusammeln: 5x Hausaufgaben nicht gemacht, 3x Buch vergessen, 3x 6 im Vokabeltest. Manche Eltern unterschreiben einfach nicht. Das ist dann immer eine riesige und sehr nerv- und zeittötende Diskussion (und völlig sinnlos).
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Ich hatte gestern zufällig ein ganz ähniches Gespräch. Ein Freund fragte, ob er nun eher Lehrer werden soll oder "was Besseres". Er will alternativ so etwas wie Archäologe machen. Nach längerem Hin und Her fragte ich ihn, ob er denn schon mal ein Praktikum oder so an einer Schule, also vor Schülern gemacht habe, was er verneinte.
Ich riet ihm, genu das mal zu machen, damit er spürt, wie sich Lehrer "anfühlt".
Was bringt der beste Lehrer, wenn er demotiviert oder schon morgens "angepisst" ist, was aufgrund der Schüler und der oft marode Zustand der Schulen, bzw. des Schulsystems fast schon vorprogrammiert ist?
Lehrer haben ein ganz seltsames Image. Ich versuche auch zu vermeiden zu sagen, dass ich Lehrerin bin und weiß von Kollegen, dass die z.B. auf Partys oder im Urlaub einfach einen anderen Job angeben. Als Lehrer hast du immer das Image "arbeitet nichts für viel Geld". Gleichzeitig möchte eigentlich niemand mehr Lehrer werden. Das Unterrichten ist wie gesagt gar kein Problem. Und es gibt sicher auch große Unterschiede - zwischen Schularten und Gegenden. Es ist das aufgeblähte Andere, was so viel Zeit und Energie kostet.
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Lehrer werden verheizt, das sagte schon jemand weiter oben, und so ist es. Gleichzeitig werden wie wegrationalisiert. In meiner Gegend z.B. ist 1 Rektor für 5 Schulen verantwortlich. Einige Lehrer pendeln mehrfach am Tag zwischen diesen hin und her, weil eben überall Lehrkräfte eingespart werden.
Es möchte niemand mehr Konrektor oder Rektor werden - und das aus gutem Grund. Du arbeitest z.B. mit Lehrern, die der Staat einstellt und dir schickt und du musst eben klar kommen. Genauso mit den Gegebenheiten vor Ort. Da gibt es überall andere Besonderheiten. Bei uns: Kleinere Stadt in der Nähe mit sehr vielen Gymnasien, die durchaus auch bereit sind, freundliche und fleißige Schüler, die leicht überfordert sind (klassische Realschüler) bis zum Abi mit durchzuziehen. Dann gibt es noch eine sehr gute Privatschule mit herausragendem Ruf. Dann gibt es auf dem platten Land noch eine gute Realschule. D.h. in der Stadt, in der ich arbeite, kommen gar keine "normalen" Realschüler auf der Realschule an, weil es viel attraktivere Möglichkeiten gibt.

Als Rektor kämpfst du an allen Fronten: Mit dem Schulträger, dass dein Gebäude einigermaßen in Schuss ist (und das ist bei der Finanzlage einiger Gemeinden ein Kampf gegen Windmühlen), mit dem Schulamt, dass du genug Leute bekommst, mit den Eltern, mit dem Ruf deiner Schule... In großen Kollegien gibt es immer einige sehr schwierige Kollegen.
Zitat von Gucky87Gucky87 schrieb:Ich muss zugeben, ich würde heute nicht Lehrer werden wollen, was nicht auch zuletzt daran liegt, dass der Lehrer nicht mehr respektiert wird. Möchte ich mrorgens mit den Worten "Ey, geh bai Hause, alte Schaise." begrüßt werden? Sicher nicht. Gut, das trifft sicher nicht auf alle Schulen/Schüler zu, aber auf viele.
Das Problem ist, dass schon ein hochproblematischer Schüler reicht, um eine Klasse zu "zerschießen". Da hängen sich dann auch sofort Sympathisanten an. Respekt ist ein Problemfeld. Aber auch Sorgfalt und Zuverlässigkeit. Wir sind früher, wenn es geschneit hat, einen Bus früher gefahren, einfach, dass, wir pünktlich sind. Das gibt es heute nicht mehr. Pünktlichkeit, Hausaufgaben, Struktur, Materialien sind alles Themen, die problematisch sind.


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Lehrer oder Manager

19.08.2021 um 21:48
Hier einige Hinweise von jemand der Berufsschullehrer ist (und auch mit der Lehrerausbildung zu tun hatte):

- In den meisten Bundesländern ist für das Lehramt an Berusschulen der Abschluss als Master erforderlich (plus zweijähriger Vorbereitungsdienst mit zweiter Staatsprüfung für das Lehramt an beruflichen Schulen). Nur in einem Teil der Bundesländer kannst du als Bachelor an einer staatlichen Berufsschule eingestellt werden (meines Wissens z. B. in Thüringen). In den anderen Ländern kannst du damit nur an einer Schule für Pflegeberufe in privater oder kirchlicher Trägerschaft eingestellt werden (und verdienst dann tatsächlich weniger). Du musst also mit einem Zeitraum von insgesamt 6 Jahren für die gesamte Ausbildung rechnen (8 Semster Studium, zwei Jahre Vorbereitungsdienst). Ich würde mich an deiner Stelle in jedem Fall nach den Bedingungen in dem Bundesland deiner Wahl erkundigen!

- Gerade die letzte Phase der Ausbildung ist sehr arbeitsaufwendig (auch der Vorbereitungsdienst). Die Familie (soweit vorhanden) muss das mittragen.

- Da nicht jede Berufsschule alle Fachrichtungen anbieten kann (es gibt über 360 staatlich geregelte Ausbildungsberufe) kannst du an einer Berufsschule arbeiten, die einschlägie Berufe anbietet, vorausgesetzt, dass die betreffende Schule eine Stelle für dich hat. Ansonsten ist ein Ortswechsel erforderlich.

- Der Bedarf an Berufsschullehrern der Fachrichtung "Gesundheit und Pflege" ist hoch, da diese in mehreren Ausbildungsberufen unterrichten können (z. B. Physiotherapie, Krankenpflege, Medizinische Fachangestellte usw.). Die Einstellungschancen sind, bei einem ordentlichen Examen, sehr gut.

- Die Tätigkeit eines Berufsschullehrers ist arbeitsintensiv, da der Unterricht an der Berufspraxis gemessen wird, die die Schüler täglich erleben. Man erhält schnell eine Rückmeldung, wenn etwas fachlich nicht aktuell ist. Faule Lehrer werden von den Schülern sehr ruppig behandelt. Es ist auch kein Habtagsjob, da der Unterricht auch am Nachmittag stattfindet,

Die meisten Menschen, die sich für den Lehrerberuf interessieren sind meiner Erfahrung nach dafür grundsätzlich geeignet. Man sollte aber Fleiß, eine gewisse Leidenschaft und nervliche Belastbarkeit für den Beruf mitbringen. Das Gehalt ist nach den Maßstäben des Öffentlichen Dienstes übrigens nicht so schlecht (bedingt durch den langen Ausbildungsweg, der zusätzlich zum Studium eine mindestens einjährige Berufspraxis oder eine abgeschlossene einschlägige Berufsausbildung erfordert).

Die Entscheidung für oder gegen den Lehrerberuf kann dir keiner abnehmen. In jedem Fall wünsche ich dir viel Glück!

Gruß
K. Gersen


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20.08.2021 um 14:04
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 17.08.2021:Wir sind früher, wenn es geschneit hat, einen Bus früher gefahren, ...
Wir sind gelaufen und waren auch nicht zu spät.
Heute stehen morgens (kein Witz!) die SUVs in 2. UND manchal 3, Reihe vor den Schulen und Kindergärten.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 17.08.2021:Das Problem ist, dass schon ein hochproblematischer Schüler reicht, um eine Klasse zu "zerschießen"
Da stimme ich zu. Dazu kommt, die Lehrer dürfen heute "nichts" mehr. Nachsitzen passt z.B. nicht ins "Zeitmanagement" der Eltern. Dann sollen sie halt dafür sorgen, dass ihre Bengel sich benehmen.
Ich musste damals nachsitzen, wenn ich Mist gebaut habe. Getorben bin ich nicht daran.
M.M.n. werden die Kids heute "verweichlicht". Sie werden überall hin gefahren, weil sie könnten sich sonst erkälten, etc. pp.

Gucky.


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Lehrer oder Manager

20.08.2021 um 20:28
Zitat von paxitopaxito schrieb am 15.08.2021:Was ich mir noch überhaupt nicht vorstellen kann, ist Vorbereitungen zu Hause. Unentgeltlich. Sowas gibt es in meinem Job einfach nicht. Muss man wohl erlebt und gemacht haben, um zu wissen, was das heißt. Die Arbeitszeiten hören sich sogar richtig gemütlich an, im Vergleich zu den 10 Stunden Nachtschichten, Teildiensten (4 Stunden Morgens, 4 Stunden Abends) oder gar Doppelschichten (5:45 - 20:15) die ich so von der Arbeit gewohnt bin.
Was die Arbeitszeiten als Berufsschullehrer angeht, muss ich dich leider enttäuschen Gerade in den ersten Jahren nach dem Referendariat ist eine 50-60 Stundenwoche die Norm, wenn du einigermaßen gut sein willst. Auch später reichen 40 Stunden die Woche nicht aus, wenn du Vollzeit arbeitest. Als Berufsschullehrer hast du aufgrund des Teilzeitunterrichtes etwa 2,5mal so viel Schüler wie ein Lehrer mit Vollzeitunterricht, mit dem entsprechenden Verwaltungsaufwand. Im Schnitt hat bei uns jeder 3 Klassenleitungen.

Der Arbeitsaufwand lässt sich auch ganz gut an der Zahl der Leistungsnachweise darstellen, die man (in normalen Zeiten) mindestens vorbereiten und korrigieren muss. Ein Vollzeitlehrer an der Berufsschule (24 Wochenstunden) muss ca 15 Schulaufgaben im Jahr halten, hinzu kommen noch über 30 Stegreifaufgaben (+ Korrekturen bei den Abschlussprüfungen der Kammern).

Was die Arbeitszeiten angeht, würde ich vermuten, dass weniger Ferien übrigbleiben, als bei anderen Lehrämtern, wenn man die während des Jahres geleisteten Überstunden umrechnet. Trotzdem bleiben durch die Ferien mehr Urlaubstage übrig, als bei anderen Berufen. Diese Erholungszeit braucht man aber auch, wenn man gesund bleiben will.

Damit will ich nicht sagen, dass der Berufsschullehrer ein schlechter Beruf ist::


Der Lehrstoff ist interessant und praxisbezogen. Man muss als Lehrer am Ball bleiben. Wer das aber tut, wird von den meisten
Schülern geschätzt. Es herrscht auch eine andere Atmosphäre, weil die Schüler älter sind in der Berufspraxis stehen. Das Alter Schüler variiert von 16 bis Ende 40

Die Schüler sind interessant (meistens). Es kommt vor, dass in der gleichen Klasse Förderschüler, Mittelschüler, Realschüler und Schüler mit Hochschulreife sitzen, die alle den gleichen Beruf lernen. .

Eltern, die sich einmischen, kommen an der Berufsschule so gut wie gar nicht vor. Gelegentlich hat man kritische Ausbildungsbetriebe (sehr selten, wenn man seine Arbeit gut macht).

Es gibt natürlich auch renitente und verhaltensgestörte Schüler. In dem Fall kann man auch den Arbeitgeber anrufen und die Schüler auch mal in den Betrieb schicken. Das ist zumindest eine Alternative, wenngleich damit keineswegs alle Probleme gelöst werden können..

Die Einstellungschancen sind in den meisten Fachrichtungen sehr gut. Die Beamtenlaufbahn ist die gleiche wie bei Gymnasiallehrern.


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Lehrer oder Manager

21.08.2021 um 10:09
@paxito

Die Leute berichteten, wie schwer es ist, Lehrer zu sein. Das denke ich nämlich auch. Die Führungsposition liegt Dir wieder weniger, aber dafür hättest Du mehr Geld.

Was denkst Du, wäre für den Rücken am besten? Ich würde so entscheiden, was das Wichtigste für meine Gesundheit ist!


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Lehrer oder Manager

28.08.2021 um 00:17
So Leute, der Monat ist fast rum und ich hab meine Entscheidung getroffen.
Nochmal danke an alle, vor allem an die (Berufsschul)Lehrer und Leute in Führungspositionen die Einblicke in ihren Beruf gaben. Ich hab mich lange gequält und am Ende fiel mir die Entscheidung dann doch recht einfach. Echt mache erstmal das Pflegepädagogikstudium zu Ende. Warum?
Nun aus zwei Gründen. Erstens haben mir innerhalb dieses Monats zwei von mir sehr geschätzte Kollegen mitgeteilt, dass sie die Einrichtung verlassen. Das gab mir zu denken, schließlich ist es ja gerade das Team, das mich hier hält. Wie wird das wohl in 6 Jahren aussehen? Will ich dann überhaupt noch hier arbeiten? Diese Unsicherheit, die mir durch den Abschied von den Kollegen nochmal richtig bewusst wurde war die eine Seite.
Die andere war der Hinweis ob man nicht beides verbinden könnte. Nach ein wenig Recherche wurde mir klar: ja kann man. Pflegepädagogik und Pflegemanagement sind doch enger verbunden als man vielleicht auf Anhieb denkt. Denn ich kann - nach dem Bachelor in Pflegepädagogik - relativ problemlos einen Master in Pflegemanagement machen. Gedanke ist also folgender, wenn ich nach 6 Jahren Studium immer noch hier arbeiten will und meine Chefin immer noch der Meinung ist, ich könnte bei ihr einsteigen und "den Laden übernehmen" kann ich dann auch noch problemlos den Master machen, auch dann berufsbegleitend.
Klingt vernünftig oder?


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Lehrer oder Manager

28.08.2021 um 09:46
Zitat von paxitopaxito schrieb:Klingt vernünftig oder?
Sehr!
Klingt nach dem Freiraum, letztendlich wirklich das Umzusetzen, was du machen möchtest.

Glückwunsch!

(Ha, gehört zwar eigentlich in einen anderen Faden: aber es zeigt auch schön, wie man mit einer "sauberen Differenzierung"
weniger dazu gezwungen ist, was zu "diskriminieren", das man eigentlich vielleicht doch mögen würde.)


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28.08.2021 um 09:48
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich hab mich lange gequält und am Ende fiel mir die Entscheidung dann doch recht einfach.
Dann ist es sicher die richtige Entscheidung. Herzlichen Glückwunsch!


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Lehrer oder Manager

28.08.2021 um 10:07
Paxito schrieb:
Die andere war der Hinweis ob man nicht beides verbinden könnte. Nach ein wenig Recherche wurde mir klar: ja kann man. Pflegepädagogik und Pflegemanagement sind doch enger verbunden als man vielleicht auf Anhieb denkt. Denn ich kann - nach dem Bachelor in Pflegepädagogik - relativ problemlos einen Master in Pflegemanagement machen. Gedanke ist also folgender, wenn ich nach 6 Jahren Studium immer noch hier arbeiten will und meine Chefin immer noch der Meinung ist, ich könnte bei ihr einsteigen und "den Laden übernehmen" kann ich dann auch noch problemlos den Master machen, auch dann berufsbegleitend.
Klingt vernünftig oder?
Quelle: siehe oben

Um noch etwas Klarheit zu schaffen: Mit einem abgeschlossenen Pflegepädagogik-Studium (Bachelor) kannst du eine Art "Fachlehrer" werden. Diese arbeiten vor allem in Berufsfachschulen für Pflegeberufe (Krankenhaus oder private) und unterrichten nur "Gesundheitsfächer", da ein zusätzliches Zweitfach in der Ausbildung fehlt. Eine Einstellung in den staatlichen Schuldienst an Berufsschulen ist nicht in allen Bundesländern möglich. Der Bedarf an "Fachlehrern" ist begrenzt, da diese - wie gesagt - nur die Gesundheitsfächer unterrichten dürfen.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Die andere war der Hinweis ob man nicht beides verbinden könnte. Nach ein wenig Recherche wurde mir klar: ja kann man. Pflegepädagogik und Pflegemanagement sind doch enger verbunden als man vielleicht auf Anhieb denkt. Denn ich kann - nach dem Bachelor in Pflegepädagogik - relativ problemlos einen Master in Pflegemanagement machen
"Jein". Mit einem Master in Pflegemanagement kann man sicher in dieser Stellung arbeiten oder alternativ als Fachlehrer für Pflegepädagogik. Der Master in Pflegemanagement bringt für das Höhere Lehramt nichts und wird auch nicht dafür anerkannt.

Viel Glück!

kgersen


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