Menschen
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Lehrer oder Manager

57 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Beruf, Entscheidung, Berufswahl ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
XAE ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 18:56
Ist mit "Manager" denn wirklich die richtige Bezeichnung gewählt?

Wenn es um eine Führungsrolle geht, besteht die an sich erstmal im Anleiten, Fördern und gelegentlich auch Kontrollieren von anderen, also ziemlich ähnlich zu dem, was Dir an der "Lehrer-Rolle" vielleicht gefallen würde. Oder musst Du auch einen erheblichen Teil an Verwaltungsaufgaben erledigen (oder ist das nur eine Vorstellung)?

Außerdem wirst Du als Führungskraft mehr Möglichkeiten in der weiteren Karriere haben. Die Chance dazu ist voraussichtlich eher selten und Deinem persönlichen Verhältnis zu Deiner aktuellen Vorgesetzten und dem guten Ruf, den Du Dir bei ihr offensichtlich erarbeitet hast, geschuldet.

Ich würde es davon abhängig machen, ob Dir eine Führungsrolle tatsächlich nicht liegt. Aber das erstmal in Frage stellen. Was genau glaubst Du, tut man als Führungskraft? Ich zum Beispiel habe mit direkten Mitarbeitern erst zweimal in meinem Leben ein unangenehmes Gespräch führen müssen. Den Rest der Zeit verbringe im ich sinnvollen Verteilen von Aufgaben, Fördern von Karrieren und Fördern des Teamzusammenhaltes. Das ist eigentlich ziemlich toll, man kann dabei seine eigenen Vorstellungen umsetzen. Wenn Du meinst, dass Mitarbeiter mehr Förderung brauchen, machst Du es ganz einfach, anstatt Dich zu ärgern weil es nicht passiert. Wenn Du ein Projekt wichtig findest, dann setzte Du es als Abteilungsziel. Verantwortung bedeutet ja erstmal ausschließlich etwas Gutes.


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 21:24
Zitat von AuweiaAuweia schrieb:War es bei Erzieher*innen nicht auch so, dass es zu wenige gab weil die Bezahlung nicht stimmte?
Einige Branchen bzw. Berufe haben immer mehr mit Nachwuchsmangel zu kämpfen: Erzieher, Lehrer, die Handwerksbranche (je nach Fachgebiet mal mehr oder weniger) und die Pflegebranche. Gibt bestimmt noch mehr, aber diese Bereiche sind wohl am schwersten betroffen.

Geringes Gehalt sehe ich übrigens nicht immer als einen Grund bzw. ist nur ein Grund von mehreren Gründen.
Der Trend ist nämlich so, dass es auch bei besserer Bezahlung immer mehr Menschen per Ausbildung nur ins gemütliche Büro zieht oder sie studieren gehen und dann auch noch Studiengänge wählen, die überlaufen sind und der spätere Markt mit solchen akademischen Fachkräften schon längst gesättigt ist.
Wir steuern auf ein massives Ungleichgewicht hin und unter den Folgen wird jeder früher oder später zu leiden haben.


Im Falle des TE ist es aber mehr als nachvollziehbar, da man sich bei Rückenproblemen notgedrungen umorientieren muss. Kritik wirst er also meinerseits diesmal nicht hören.
Zudem zieht es den TE ja auch mehr in einen Bereich, wo Fachkräftemangel herrscht. Lehrer werden auf jeden Fall dringender als Manager benötigt. Der zukünftige Nachwuchs dürfte für die unterschiedlichsten Managements mehr als gesichert sein, schaut man sich die Zahl der Studierenden in den dafür relevanten Studiengängen an.












@paxito



Geld ist nicht alles, so lange man auch mit weniger über die Runden kommen würde. Mache bzw. studiere das was dir wirklich Spaß machen und zu deinen Fähigkeiten besser passen würde.

Viel Glück


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 21:34
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich sehe mich einfach überhaupt nicht als Führungsperson
Ich bin kein Fan von Bürojobs. Kann ich schon, aber ist nicht unbedingt mein Favorit
Das sind aber Beides auch Dinge, die du (in wechselndem Umfang) auch im Ausbilder- bzw. Berufsschullehrerberuf tun musst, gerade den Papierkram unterschätzt man doch sehr. Und je nachdem, wie sich deine Berufsschulklasse zusammensetzt kann es auch nötig sein, da richtig Führungsqualitäten zu zeigen.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Es hängt alles an meiner Chefin. Sollte der Frau irgendwas passieren, ist der ganze Plan vor den Poppes. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen in einer anderen Einrichtung in dieser Position anzufangen
Ist es nicht möglich, sowas als Betriebsvereinbarung oder sonst irgendwie vertraglich oder wenigstens schriftlich abzusichern? Ist vielleicht sowieso mal eine ganz gute Idee, wenn du z.B. jetzt schon weißt dass du mal wegen Prüfungen oder Abschlussarbeit(en) zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Menge Urlaub oder Freistellung oder sonstwas in die Richtung brauchst.


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 21:46
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Der Trend ist nämlich so, dass es auch bei besserer Bezahlung immer mehr Menschen per Ausbildung nur ins gemütliche Büro zieht oder sie studieren gehen und dann auch noch Studiengänge wählen, die überlaufen sind und der spätere Markt mit solchen akademischen Fachkräften schon längst gesättigt ist.
Wir steuern auf ein massives Ungleichgewicht hin und unter den Folgen wird jeder früher oder später zu leiden haben.
Das sehe ich genau so. Ich arbeite bei einem Elektroinstallateur und der Nachwuchs ist gleich null bzw. schaffen es die Azubis nicht. Dort wird durch Smarthome etc. Alles immer komplexer.


melden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 21:53
So erstmal danke für die vielen Rückmeldungen. :)

Wenn ich die Sachen hier hin und her drehe, heißt das nicht, das ich das was ihr schreibt nicht ernst nehme oder so. Ich drehe das halt immer wieder und versuche irgendwie selbst einen Punkt zu finden.
Das ich mich zum Beispiel im Grunde schon entschieden hätte, stimmt so leider nicht. Es ist echt Tagesform abhängig, mal steh ich auf und denke mir: mach es so wie immer und tue wonach dir von Anfang an der Sinn stand. Schließlich geistert die Idee mit dem Lehrerberuf schon seit über 10 Jahren in meinem Hinterstübchen. Also eigentlich klar.
Und am nächsten Tag steh ich auf und denk mir: Ich wäre doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn ich so ein Angebot verstreichen ließe! Wer wird denn von seinem Chef gefragt ob er selbst Chef werden will? Also eigentlich auch klar.
Das geht jetzt schon seit zwei Monaten so und ich bin immer noch unfähig eine Entscheidung zu treffen. Was mir sonst echt nicht schwer fällt, meist mach ich das einfach aus dem Bauch heraus. Aber hier gibt es eben kein klares "Bauchgefühl", ich find beide Optionen gut, aber aus völlig anderen Gründen. Am Ende werde ich aber im nächsten Monat so oder so eine Entscheidung treffen müssen, entweder im Studiengang bleiben oder eben wechseln. Länger kann ich es also nicht schieben - und wenn ich sie getroffen habe, sag ich euch Bescheid ;)
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Was müsstest du denn machen, um vom Pflegemanager (später) noch auf die Berufsschule zu wechseln?
Zitat von Cherokee.RoseCherokee.Rose schrieb:Gibt es in deinem Studiengang nicht noch eine Fachrichtung, die sowohl Management als auch Bildung abdeckt?
Nein, leider lässt sich das nicht verbinden. Es gibt einige Kurse die sich überschneiden, ich habe jetzt bewusst/zufällig die ersten Kurse so gewählt, dass ich sie auch bei Pflegemanagement anrechnen lassen könnte.
Aber gerade in den späteren Semestern unterscheiden sich die beiden Richtungen doch erheblich, Pflegemanagement hat einen großen "BWL" Anteil, Pflegepädagogik - naja eben Pädagogik und medizinisch/pflegerisches Wissen.
Das ich dann erst das eine und später das andere mache ist grundsätzlich sicher möglich - aber zwecks Zeit- und Geldaufwand doch eher unrealistisch.
Zitat von XAEXAE schrieb:Ist mit "Manager" denn wirklich die richtige Bezeichnung gewählt?
So heißt der Studiengang. Konkret geht es um die Leitung eines sehr kleinen Altenheims, mit nicht ganz 40 Betten und über den Daumen gepeilt auch ungefähr so vielen Angestellten.
Zitat von XAEXAE schrieb:Wenn es um eine Führungsrolle geht, besteht die an sich erstmal im Anleiten, Fördern und gelegentlich auch Kontrollieren von anderen, also ziemlich ähnlich zu dem, was Dir an der "Lehrer-Rolle" vielleicht gefallen würde. Oder musst Du auch einen erheblichen Teil an Verwaltungsaufgaben erledigen (oder ist das nur eine Vorstellung)?
Im Grunde wäre ich - genau wie meine Chefin heute - das Mädchen für alles. In so einem kleinen Haus gestaltet sich die Verwaltung übersichtlich im Moment umfasst sie exakt eine Person, eben Chefin. Und weil sich die Verwaltung auf eine Person konzentriert, hatte meine Chefin seit knapp 10 Jahren auch keinen Tag Urlaub. Was ein Grund für das Angebot sein könnte. Zusätzlich will sie noch eine Wohngruppe für Demenzkranke aufbauen, so das ich dann das Heim leiten würde, während sie sich auf den Aufbau der Wohngruppe konzentriert.
Darum passt auch das nicht:
Zitat von SophiaPetrilloSophiaPetrillo schrieb:In einen Manager-Job kann man reinwachsen und umso höher Du steigst, umso mehr kannst Du unliebsame Aufgaben verteilen.
Da ist niemanden an den ich viel verteilen könnte. Von der Bestellung und Farbwahl der Vorhänge, der Bettenbelegung, Einstellung des Personals, Lieferantenverträge und so weiter, eben alles was in einem Altenheim an Verwaltung anfällt - am Ende klebt das dann alles irgendwann an mir. Am Anfang würde mich meine Chefin ja wie gesagt anlernen und vielleicht kann man sich da bestimmte Aufgaben teilen. Aber das war es dann auch.
Zitat von M1ndCon7rolM1ndCon7rol schrieb:Auch wenn ich mir bei Berufsschule nicht 100%ig sicher bin und es zwischen den Ländern Unterschiede geben kann, aber nur Bachelor reicht nicht, du brauchst auf jeden Fall den Master und dann halt noch das Referendariat.
Ja, man braucht dann wenn ich fertig bin schon einen Master, zumindest von den Regelungen her. Die Frage ist halt, ob es dann genügend Pflegelehrer gibt die diese Anforderung erfüllen. Mutmaßlich: eher nicht. Im Moment arbeiten dort noch viele ohne jeden akademischen Grad, da Berufsschullehrer für Pflege lange Zeit eine Weiterbildung für gelernte Pfleger war. Hat sich in den letzten Jahren alles geändert.
Zitat von M1ndCon7rolM1ndCon7rol schrieb:Als großen Vorteil beim Lehrerberuf sehe ich aber auch noch die Chance auf Verbeamtung.
Gibt es da nicht.
Zitat von M1ndCon7rolM1ndCon7rol schrieb:Und so schlecht verdienen Lehrer doch gar nicht wie es hier dargestellt wird? Ach ja und die Ferien sind natürlich noch ein weiterer großer Vorteil.
Gibt es da auch nicht ^^ Zumindest nicht das ich wüsste. Die Berufsschulen für Krankenpflege sind i.d.R. an Krankenhäuser angegliedert, bzw. an Träger der Wohlfahrt wie das DRK. Mit Verbeamtung sieht es also schlecht aus. Da der Unterricht berufsbegleitend läuft, gibt es auch keine Ferien wie an allgemeinbildenden Schulen.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Das sind aber Beides auch Dinge, die du (in wechselndem Umfang) auch im Ausbilder- bzw. Berufsschullehrerberuf tun musst, gerade den Papierkram unterschätzt man doch sehr. Und je nachdem, wie sich deine Berufsschulklasse zusammensetzt kann es auch nötig sein, da richtig Führungsqualitäten zu zeigen.
Stimmt. Was mich am Lehrerberuf reizt, ist eben das Lehren. Aber klar, da wird sicher auch ein großer Teil Bürotätigkeit sein und Führung im weitesten Sinne. Trotzdem ein guter Einwurf. Im Grunde sind beide Jobs sich gar nicht so unähnlich, nur hat man hier Schüler und da Angestellte ;)
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ist es nicht möglich, sowas als Betriebsvereinbarung oder sonst irgendwie vertraglich oder wenigstens schriftlich abzusichern?
Bestimmt. Aber bevor ich so etwas von meiner Chefin fordere und haben will, müsste ich ja erstmal selbst wissen, was ich will. Und auch dann würde alles weiter an ihr hängen. Ist halt ihr Heim, ihr Unternehmen. Wenn Chefin schwer erkranken sollte o.ä., dann war es das mit dem Unternehmen.


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 21:57
Zitat von paxitopaxito schrieb:Bestimmt. Aber bevor ich so etwas von meiner Chefin fordere und haben will, müsste ich ja erstmal selbst wissen, was ich will. Und auch dann würde alles weiter an ihr hängen. Ist halt ihr Heim, ihr Unternehmen. Wenn Chefin schwer erkranken sollte o.ä., dann war es das mit dem Unternehmen.
Ich würde dir mal empfehlen, dich mit deinem Gewerkschaftsvertreter, oder dem Betriebsrat oder sonst irgendwas in der Art zusammenzusetzen und einfach mal unverbindlich drüber zu reden, was man da machen kann. Muss ja garnicht spruchreif sein, aber du bist sicher nicht der Erste, der eine solche Situation hat. Es zahlt sich erfahrungsgemäß aus, sowas zumindest als Absichtserklärung festzuhalten, bevor es zu Problemen kommt, das kann später vieles erleichtern. Es kann ja auch was passieren, was noch keiner auf dem Schirm hat, eine längere Vertretung oder sowas.


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:03
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ich würde dir mal empfehlen, dich mit deinem Gewerkschaftsvertreter, oder dem Betriebsrat oder sonst irgendwas in der Art zusammenzusetzen und einfach mal unverbindlich drüber zu reden, was man da machen kann.
Gibt es alles nicht. Wir reden von einem winzigen Altenheim. Ich glaube wir könnten einen Betriebsrat gründen, von der Größe her, dürfte aber knapp werden. Und der einzige der Mitglied in einer Gewerkschaft ist, bin ich :D
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Es zahlt sich erfahrungsgemäß aus, sowas zumindest als Absichtserklärung festzuhalten, bevor es zu Problemen kommt, das kann später vieles erleichtern. Es kann ja auch was passieren, was noch keiner auf dem Schirm hat, eine längere Vertretung oder sowas.
Ja das ist es eben. Meine Chefin ist nicht nur "Leitung" des Unternehmens, sondern auch Eigentümerin. Sollte da irgendwas passieren, was ich natürlich absolut nicht hoffe, dann ist es mehr als fraglich, wie es mit diesem Heim weitergeht. Auch das dürfte einer der Gründe sein, warum sie mir dieses Angebot gemacht hat.
Grundsätzlich könnte ich von ihr wahrscheinlich alles schriftlich bekommen, was ich da gerne haben möchte. Müsste aber selbst erstmal wissen, was da genau Sinn macht. Aber daran würde es sicher nicht scheitern. Behebt aber das Problem nicht, dass das Unternehmen einfach am Ende wäre, sobald ihr was passiert.


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:05
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und der einzige der Mitglied in einer Gewerkschaft ist, bin ich :D
Ja gut, aber die Gewerkschaft wird dich ja irgendwie mit irgendwem zusammenbringen können, der da Ahnung hat und mal zumindest mit dir spricht ohne gleich ein paar hundert Euro auf die Rechnung zu setzen :D
Zitat von paxitopaxito schrieb:Behebt aber das Problem nicht, dass das Unternehmen einfach am Ende wäre, sobald ihr was passiert.
Ja gut, das ist dann aber auch kein lösbares Problem in der Zeit, um die es hier geht :D


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:09
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ja gut, aber die Gewerkschaft wird dich ja irgendwie mit irgendwem zusammenbringen können, der da Ahnung hat und mal zumindest mit dir spricht ohne gleich ein paar hundert Euro auf die Rechnung zu setzen :D
Meinst ich sollte mal bei Verdi anfragen, ob die mir da Rat geben können, wie man sowas sattelfest macht? Hm, wäre das erste mal, das die mir tatsächlich bei irgendwas helfen könnten ^^
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ja gut, das ist dann aber auch kein lösbares Problem in der Zeit, um die es hier geht
Nein ist einfach ein Risiko dabei. Genau wie beim Lehrerjob, wo ich ja noch überhaupt nicht weiß, ob ich am Ende auch eine Stelle finde. Manche Risiken lassen sich eben nicht vermeiden. Ich versuche halt nur alles gegeneinander abzuwägen und die Vorstellung als Pflegemanager irgendwann bei so einem riesigen Pflegekonzern oder einer Krankenhauskette zu landen, tja, das ist schon eher gruselig. Mir gefällt ja grundsätzlich gerade dieses kleine, familiäre Ambiente mit sehr flachen Hierarchien.


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:10
Zitat von paxitopaxito schrieb:Meinst ich sollte mal bei Verdi anfragen, ob die mir da Rat geben können, wie man sowas sattelfest macht? Hm, wäre das erste mal, das die mir tatsächlich bei irgendwas helfen könnten ^^
Ich weiß nicht wie es bei Verdi ist, aber normalerweise ist genau die Sorte Rechtsberatung im Mitgliedsbeitrag inkludiert, ist zumindest bei meiner Gewerkschaft so :D


melden
XAE ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:16
Wie viele Mitarbeiter hat dieses Altenheim genau?


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:21
Zitat von XAEXAE schrieb:Wie viele Mitarbeiter hat dieses Altenheim genau?
Zur Zeit 20 Pflegekräfte (das schwankt aber naturgemäß immer etwas), 1 Azubi, 3 Betreuungskräfte, 1 Hausmeister und eine mir nicht genau bekannte Zahl an Reinigungs-, Küchen- und Hauswirtschaftskräften. Sorry die meisten kenne ich da als Nachtwache nur den Namen nach, dürften aber auch so um und bei 15 Personen sein.
Wobei die meisten keine Vollzeitstellen sind, sondern Teilzeit oder geringfügig.


melden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:29
@paxito

Vielleicht hilft es dir, wenn du dir einmal aufschreibst, was du in dem jeweiligen Job vielleicht nicht mögen oder extrem schwierig finden könntest. Also die Nachteile nicht nur allgemein, sondern evtl. auch im späteren Berufsalltag.

Als Lehrer könnten das unter Umständen schwierige Schüler sein, die das gar nicht wirklich werden wollen und im Unterricht stören und bewusst deine Autorität herausfordern. Oder Schüler, die trotz guten Willens unfähig sind, dass du ihnen nach ein paar Wochen nahelegen oder gar mit dafür sorgen musst, dass sie die Ausbildung abbrechen. Ich könnte mir vorstellen, dass das ziemlich belastend sein kann.

Als Chef kennst du deine Leute. Sie wechseln seltener als die Schüler und wenn, dann nicht alle auf einmal. Das kann ein Vorteil sein, wenn ihr eine positive Beziehung habt. Wenn deine Kollegen aber alle sehr dafür sind, dass du irgendwann ihr Chef wirst, könnte das auch bedeuten, dass sie (oder zumindest ein Teil von ihnen) hoffen, dass sie dann deine Gutmütigkeit mehr ausnützen können als jetzt bei der Chefin. Außerdem bist du als Chef sowieso hin und wieder der Böse, über den man sich ärgert und auf den man schimpft.


Was würde es denn überhaupt bedeuten, wenn du den Posten deiner Chefin übernimmst? Wirst du dann Heimleiter, hast also Verantwortung für alle Bewohner und die gesamte Belegschaft? Und eventuell auch dafür, dass das Haus sich wirtschaftlich halten kann? Oder geht es nur um die Leitung einer bestimmten Station im Haus? Dann bist du zwar wieder jemandem über dir Rechenschaft schuldig, hast aber nicht die gesamte Verantwortung. Aber vielleicht würde dich das ja sogar reizen.



Nahtrag: Entschuldigung. Ich sehe gerade, dass du die Fragen zum Haus schon beantwortet hast.

Und: Warum will deine Chefin, dass du bald ihren Posten übernimmst? Wird sie bald in Rente gehen? Oder hofft sie etwa auf eine Gelegenheit, dem Haus endlich den Rücken kehren zu können, und wenn ja, warum? Oder würde sie einfach nur an eine andere Stelle im Haus wechseln, könnte dir also notfalls weiter als Beraterin zur Verfügung stehen?


Das alles sind Punkte, über dir ebenfalls Gedanken machen solltest. Und all die kannst du dir nur selbst beantworten.
Stell dir also zum Beispiel schwierige Situationen wie unwillige Schüler vor. Oder im andren Fall einen Tag, wo gleich mehrere Kollegen ausfallen und die Arbeit für die übrigen fast nicht zu schaffen ist. Womit würdest du besser klarkommen?


2x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:51
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Und: Warum will deine Chefin, dass du bald ihren Posten übernimmst?
Naja, zunächst will sie - denke ich - einfach Hilfe in der Verwaltung. Das Haus ist über die Jahre rentabler geworden, so dass sie es sich jetzt einfach leisten kann noch jemanden in der Verwaltung einzustellen. Dann könnte sie tatsächlich mal Urlaub machen, wäre doch schon was.
Das andere sind ihre langfristigen Pläne, sie will eine Wohngruppe aufbauen und dafür hat sie im Moment einfach nicht die Zeit. Und ja auch das Alter dürfte eine Rolle spielen, ich weiß nicht genau wie alt sie ist, aber ~50 schätze ich. Da kann man schon mal darüber nachdenken wer da langfristig die Leitung übernehmen soll.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Oder würde sie einfach nur an eine andere Stelle im Haus wechseln, könnte dir also notfalls weiter als Beraterin zur Verfügung stehen?
Sie würde anfangs so oder so Heimleitung bleiben und mir alles beibringen, was ich wissen muss und im Studium nicht lernen kann. Was ich schon mal sehr gut finde. Langfristig will sie sich dann wie gesagt rausziehen, würde mir aber immer als Beraterin zur Seite stehen. Das Haus ist ja ihr "Baby", ihr Lebenswerk.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Stell dir also zum Beispiel schwierige Situationen wie unwillige Schüler vor. Oder im andren Fall einen Tag, wo gleich mehrere Kollegen ausfallen und die Arbeit für die übrigen fast nicht zu schaffen ist.
Da muss ich echt drüber nachdenken, ist adhoc nicht so einfach zu beantworten.


1x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

12.08.2021 um 22:58
Zitat von paxitopaxito schrieb:Da muss ich echt drüber nachdenken, ist adhoc nicht so einfach zu beantworten.
Das solltest du auf jeden Fall tun, denn solche Situationen würden höchstwahrscheinlich auf dich zukommen.


melden

Lehrer oder Manager

13.08.2021 um 02:13
Ich werde dir jetzt inhaltlich nicht weiter helfen können. Wahrscheinlich sind wir grundverschiedene Menschen und mein "Leitmotiv" taugt für dich in keiner weise. Wenn ich mich zwischen zwei Dingen nicht entscheiden kann, nehme ich keine der vorhandenen Optionen. Bis ich beruflich angekommen bin gab es solche Entscheidungen immer mal wieder. Aus meiner Sicht -gerade Beruflich- brauche ich eine Überzeugung, Feuer und Lust auf das was ich mache, alles andere macht mich nicht glücklich.


melden

Lehrer oder Manager

13.08.2021 um 07:40
Es ist immer schwer, jemanden, den man gar nicht kennt, einen Lebensratschlag zu geben.

Trotzdem will ich eine Sache zu bedenken geben: Lehrer, gerade in Berufsschulen, werden häufig verheizt. Desinteressierte Klassen, desinteressiertes Kollegium. Muss nicht immer so sein, ist aber oft so.

Das muss man sich gut überlegen, ob man damit umgehen kann, weil oft die Schulen anders aussehen als noch vor zehn Jahren, als man auf einer war.

Darum: Auch wenn du nicht glaubst, für das management gemacht zu sein, würde ich überlegen, ob das nicht doch ein sowohl lukrativerer als auch einfacherer und angenehmer Job wäre.

Und ich sag mal so: In deiner jetzigen Einrichtung hast du Anbindung. Du kennst du da aus, auch in einer anderen Position wirst du dich da weiter auskennen. Sobald du eingearbeitet bist, selbst wenn deine Chefin irgendwann weg ist, wirst du da wohl auch nicht einfach so rausgeworfen.

Selbst bei Stress im job ist das ein gutes Auffangnetz, was du als Lehrer so wohl nicht haben wirst.

Meine red flag hier ist dass für dich die Freude daran, dich neu zu erfinden und zu unterrichten ein ausschlaggebender punkt ist. Da würde ich mir die Frage stellen, ob sich ein studium ggf. mit Master für dich immer noch lohnen würde, wenn du merkst, dass das eine Schülerschaft und ein Kollegium ist, die da überhaupt nicht mitgehen und du mal 1, 2 Jahre gegen Windmühlen gelaufen bist mit deinem Enthusiasmus. Ich weiß, das klingt schwarzmalerisch, aber ich kenne viele Lehrer verschiedener Arten und vielen von denen geht das so.

Klar, der Job ist näher an dir dran, aber was bringt das, wenn du gestresst und demotiviert nach Hause kommst?


1x zitiertmelden
MrsK ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Lehrer oder Manager

13.08.2021 um 08:07
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Als Lehrer könnten das unter Umständen schwierige Schüler sein, die das gar nicht wirklich werden wollen und im Unterricht stören und bewusst deine Autorität herausfordern. Oder Schüler, die trotz guten Willens unfähig sind, dass du ihnen nach ein paar Wochen nahelegen oder gar mit dafür sorgen musst, dass sie die Ausbildung abbrechen. Ich könnte mir vorstellen, dass das ziemlich belastend sein kann.
@paxito
Den Punkt würde ich nicht so eng sehen:
1, bist du da in der Erwachsenenbildung
2, Die meisten Auszubildenden haben sich bewusst für die Ausbildung entschieden
3, Jemand, der zweifel hat, ob überhaupt der pflegerische Beruf etwas für ihn ist, entscheidet sich eher gegen die Ausbildung.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Lehrer, gerade in Berufsschulen, werden häufig verheizt.
Bedenke bitte, dass Pflege außerhalb regulärer, staatlicher Berufsschulen gelehrt wird. Private und kirchliche Träger gibt es genügend.


melden

Lehrer oder Manager

15.08.2021 um 18:46
Ich bin Lehrerin, allerdings an einer großen allgemeinbildenden Schule mit schwierigen Klientel. Im Berufschulbereich kenne ich mich also nicht aus. Lehrer sein wird jedes Jahr etwas schwieriger. Das ist sicher auch unserem speziellen "Schülerklientel" geschuldet.

Erst das Positive: Ich erkläre auch gerne und manche Stunden laufen wirklich gut und du denkst hinterher "YES", das war gut. Das klappt aber nicht mehr in allen Klassen. Zu manchen Schülern baust du ein tolles Verhältnis auf und die bringst sie wirklich weiter. Es freut dich, wenn du sie Jahre später wieder triffst und sie haben Familie, eine abgeschlossene Ausbildung und es passt alles in ihrem Leben, weil die Umstände oft nicht gut sind.

Die Nachteile: Bei uns wird der Unterricht immer mehr zur Nebensache. Die Struktur stimmt nicht (Gebäude baufällig, viele Schüler nicht motiviert und von familiären Problemen belastet).

Stichwort Struktur: Einiges an Arbeitszeit geht dafür drauf, dass wir Konferenzen haben, wo Außerunterrichtliches besprochen wird, z.B. wie man die Gemeinde dazu bekommt, einer Sanierung zuzustimmen. Unser Gebäude heizt sich in heißen Sommermonaten schon mal auf über 30°C auf - es gibt keine Klimaanlage. Im Winter ist es in manchen Zimmer so kühl, dass die Schüler die Jacke anbehalten. Von Corona und dem Dauerlüften mal gar nicht zu reden.

Täglich ärgerst du dich über fehlende technische Ausstattung - was soweit geht, dass sich einige Kollegen nun selbst einen Beamer gekauft haben. Unsere "Dienstlaptops" trafen im Juni ein - nachdem wir über ein Jahr unser gesamtes privates Geraffel für Onlineunterricht genutzt haben. Das ist aber gegen die geltenden Regelungen, weil du darfst keine Schülerdaten auf deinem privaten Rechner haben. Gesellschaftlichen Rückhalt hast du nicht, da kommt dann ein Spruch "ihr verdient doch so viel, da wirst du auch mal 1000€ in einen zweiten Rechner investieren können" - was viele tatsächlich gemacht haben. Elterngespräche laufen über deine private Telefonnummer, weil es im Lehrerzimmer ein einziges Telefon gibt, du kaufst irgendwann viel Material und lagerst es bei dir zuhause, weshalb viele Kollegen wirklich einen großen Raum als Arbeitszimmer haben. Und wenn Anna nicht mit auf den Schulausflug darf, weil ihr Vater mal wieder keinen Unterhalt zahlt und deshalb bitterlich weint, zahlst du ihr halt den Umzug, weil du Annas Kosten nicht umlegen darfst und der Elternvertreter mit Argusaugen alle Quittungen in Augenschein nimmt "ich bin auch allein erziehend und bekomme es auf die Reihe. Annas Mutter soll nicht so viel rauchen!")

Stichwort Schüler: Bei uns ist es so, dass wir viele Schüler haben, die aus problematischen Elternhäusern kommen und diese Probleme mit in die Schule bringen. Vandalismus ist bei uns ein großes Problem, du kannst auch nichts irgendwo stehen oder liegen lassen, es ist nachher weg - auch wenn es nicht von Wert ist/war. Soziale und Verhaltensschwierigkeiten eine andere. Ressourcen sind eher selten. Da muss es schon zu massiven Übergriffen kommen, bis ein Schüler der Schule verwiesen wird. Der Umgangston unter den Schülern ist sehr rau "Fick deine Mutter" oder "Alte, regen Sie sich doch nicht auf, chillen Sie mal"... Es kommt täglich zu (gewalttäigen/verbalen) Konflikten. Die Schüler sind auch sehr laut - was mit mehreren Schuljahren auch eine Belastung darstellt, weil du dich aus diesem Lärmpegel gerade in der Pause nicht zurückziehen kannst.

Dementsprechend ist auch die Arbeitsweise der Schüler. Ich erstelle in der letzten Ferienwoche eine Materialliste für alle Fächer, maile den Stundenplan für den ersten Tag - und 2/3 der Schüler sitzen ohne Montags alles da "habt ihr die Materialliste am Mittwoch nicht bekommen?" "Doch, keine Zeit/ Lust/ Energie/Geld gehabt"- völlig übermüdet, weil sie sich in den Ferien einen völlig anderen Tag- Nachtrhythmus angewöhnt haben und haben die Einstellung "Schule ist eh Scheiße". Da ist nichts mit motiviert ins neue Schuljahr starten, alles Neue ist erst mal anstrengend, doof, die Paraklasse macht das einfacher und das wird auch entsprechend kommuniziert.
Ohne gutes persönliches Verhältnis zu den Schülern geht bei uns wenig. Manche Kollegen werden nicht gemocht und die Schüler zeigen das sehr deutlich. Es gibt durchaus mal Schüler, die in ihrer Freizeit eine Hassinstaseite erstellen oder einen Kollegen als schwul outen (ob er nun schwul ist oder nicht).

Stichwort: Kollegen. Bei uns ist es so, dass die Lehrerversorgung nie 100% hat. Im Laufe des Schuljahres (da große Schule) werden immer Kollegen schwanger, erkranken ernst ... Wir sind eine riesige Schule mit sehr vielen Kollegen. Bei manchen musst du überlegen, wie sie mit Vornamen heißen. Mit anderen gehst du auch mal Kaffee trinken, allerdings gibt es auch Grüppchen, die dich dann nicht aufnehmen. Ständig kommen neue Kollegen, ständig gehen alte. Damit wir in der Schulstatistik nicht als Schule dastehen, wo besonders viel ausfällt, gibt es oft die "Mitversehung", d.h. du hast zwei Klassen parallel, für eine, auch mal zwei Unterrichtstunden. Du rennst dann hin und her und das, was du im Unterricht machen wolltest, ist ohnehin dahin - du improvisierst.

Stichwort: Eltern (das wäre kein großes Problem in "deiner" Altersklasse). Die meisten Eltern kümmern sich nicht um den Orgarahmen, die schulischen Abläufe oder die Erziehung haben aber große Ansprüche. Das Kind soll möglichst Vorstandsvorsitzender einer DAX AG werden. Dass es z.B. nicht hilft, wenn sie in drei Schuljahren fünfmal umziehen und das Kind jedes Mal die Schule wechselt, etc. sehen sie nicht. Ich hatte im Homeschooling zahlreiche Elternanrufe Freitagabends um 21 Uhr (nach Spätschicht), Sonntagnachmittags (wir schauen gerade die Schulsachen durch) - du als Lehrer wirst als Dienstleister wahrgenommen, der 24 Stunden erreichbar sein muss. Der Kinderwille zählt. D.h., wenn du ins Theater willst, das Kind aber nicht - Pech gehabt. Wenn du in Berlin den Bundestag anschauen willst, deine Schüler aber die Mall of Berlin, dann diskutierst du schon mal mit einigen Eltern "wir bezahlen das ja schließlich auch alles".

Stichwort: Zeit. Bei uns beginnt die erste Schulstunde gegen 7.30h. Anwesenheitspflicht beginnt um 7.15 Uhr. Die fehlende Ausstattung beginnt schon beim zickigen Kopierer: Montagmorgen vor der ersten Stunde kannst du nur kopieren, wenn du vor 7 Uhr da bist. Oder du kommst am Wochenende (mache ich oft). Unterrichtsende gegen 13 Uhr. Es gibt Tage, da komme ich nicht aufs Klo. Ich nehme seit Jahren kein Vesperbrot mehr mit (komme ich eh nicht dazu, das zu essen) und trinke auch nichts (außer im superheißen Sommer), weil ich weiß, dass es keine Pause gibt. Die "Pausen" sind mit Aufsichten, "kannst du mal kurz ... Gesprächen", etc. gefüllt. Oder ein Schüler hat ein Problem, durch die häusliche Situation haben sie das fast immer. Oder ein Schüler will nochmal was erklärt haben. Oder ein Schüler hat den Schrieb eines Amtes dabei, den niemand daheim versteht. Oder ...

Mein Morgen sieht so aus, dass ich ab 7 Uhr da bin, aber schon alles kopiert habe. Ich setze mich ab 7.10 ins Klassenzimmer (wird ja kontrolliert) oder gehe zu meiner ersten Aufsicht. Ich gehe gedanklich den Tag nochmal durch, weil alles muss sitzen und überprüfe meine Materialien. Dann ist es wie eine Welle - 7.20h kommen die ersten Schüler an und bis 13.00h kannst du oft nicht mal durchatmen. Du verlässt die Schule gegen 13.15h. Ich fahre mit dem Rad - durch den Wald und mitunter muss ich erst ein paar Minuten auf eine Bank sitzen und mich an die Ruhe daheim gewöhnen.

Daheim: Unterrichtsstunden müssen ja auch vorbereitet sein. Bei unseren Schülern kann man auch nicht "ausnahmsweise" 45 Minuten Frontalunterricht machen - sie können sich nicht so lange konzentrieren. Das kostet auch viel Zeit. Genauso die ganzen Konferenzen: Es gibt Absprachen in der Stufe, pädagogische Konferenzen, Fachkonferenzen, Gesamtlehrerkonferenzen ... Für jede pädagogische Maßnahme muss eine Klassenkonferenz durchgeführt werden. Die dauert manchmal nur ein paar Minuten, findet aber Mittags nach dem regulären Schulschluss statt.

Du kannst deine Zeit selbst einteilen. Das ist gut und schlecht. Es zieht sich oft massiv. Z.B. Du hast gegen 16 Uhr den Unterricht für den nächsten Tag vorbereitet. Dann hast du vier Leute auf der Liste, die das Zeugnis auch in der zweiten Schulwoche noch nicht abgegeben haben. Du rufst also an. Zwei erreichst du (einer hat es trotzdem am nächsten Tag nicht dabei), bei einem geht der AB dran, beim einen kommt die Mutter erst um 20 Uhr von der Arbeit. Um 20 Uhr rufst du da nochmal an und hast das im Hinterkopf. Und wenn du schon dabei bist, rufst du bei Schüler C auch nochmal an. Du führst auch ständig to do Listen, die du verzweifelt versuchst, abzuarbeiten. Und rennst immer der Zeit hinterher. Da musst du noch einen pädagogischen Bericht schreiben - da anrufen, weil das Kind eine 5 in Mathe geschrieben hat - da fehlt eine Entschuldigung ....

Der ganze "Rest" Korrektur etc. muss irgendwann passieren. Bei mir ist das oft Freitagnachmittag oder Samstagmorgen. Dann schaue ich mir an, was Montag im Unterricht so los ist, oft fahre ich noch in die Schule und kopiere. Da wir viele Eltern von Montag-Freitag nicht erreichen, rufe sie dann direkt aus der Schule noch an. Oft ist es Samstag 18 Uhr und ich bin fertig - für die Woche. Mitunter bin ich am Sonntag dann so brötchenfertig, dass ich echt nur auf dem Sofa liege.

Es ist ein schöner Job, aber weder gesellschaftlich angesehen noch "easy". Und alle glauben, du hast von 8 bis 12 Schule und chillst den ganzen Tag in der Hängematte - wenn du nicht eh Ferien hast. :-)


2x zitiertmelden

Lehrer oder Manager

15.08.2021 um 21:02
Vielen Dank für deinen Beitrag @MissMary , auch wenn es da sicher Unterschiede zwischen Berufsschule und allgemeiner Schule gibt. Kenne ja beides aus der Schülerperspektive.
Ansonsten erkenne ich da so einige Parallelen mit der Pflege, in der ich jetzt arbeite. Schlechte Ausstattung, schwierige Klientel, Personalmangel und anstrengende Angehörige (bei mir sind es eher die Kinder, bei dir die Eltern)? Kommt mir dann doch sehr bekannt vor.
Da ich über die Jahre in der Arbeit mit psychische kranken Menschen und zwischenzeitlich mit Menschen mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen Erfahrung sammeln durfte, tippe ich - ohne es sicher sagen zu können - das mich da nicht mehr viel schocken kann.
Ich wurde schon häufig gebissen, gekratzt, geschlagen und aufs übelste beschimpft, musste öfter mal die Polizei rufen und hab mich in Sachen DialogOrientierte Körperliche Intervention (DOKI) weitergebildet. Also Klammergriff und freundlich bleiben. Ich vermute, dass diese Erfahrungen mich zumindest auf den Umgang mit "normalen" Schülern etwas vorbereitet, schlimmer als gewalttätige Psychotiker werden die hoffentlich nicht sein.
Was ich mir noch überhaupt nicht vorstellen kann, ist Vorbereitungen zu Hause. Unentgeltlich. Sowas gibt es in meinem Job einfach nicht. Muss man wohl erlebt und gemacht haben, um zu wissen, was das heißt. Die Arbeitszeiten hören sich sogar richtig gemütlich an, im Vergleich zu den 10 Stunden Nachtschichten, Teildiensten (4 Stunden Morgens, 4 Stunden Abends) oder gar Doppelschichten (5:45 - 20:15) die ich so von der Arbeit gewohnt bin.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Es ist ein schöner Job, aber weder gesellschaftlich angesehen noch "easy".
Jup, so siehts auch in der Pflege aus. Also bleibt alles beim Alten wenn ich Lehrer werd :D
Oder zumindest einiges, es ist weiter ein sozialer Job, dessen Fokus in der Arbeit am und mit dem Menschen liegt. Das finde ich eigentlich sehr sympathisch. Noch mal danke für deine Ausführungen!


3x zitiertmelden