Lehrer oder Manager

Moin Leute,

Ich stehe vor einer Wahl, die mir zugegeben sehr schwer fällt. Anfang des Jahres hab ich ein Fernstudium aufgenommen. Ich bin gelernter Krankenpfleger und arbeite jetzt schon einige Jahre in dem Beruf. Durch Rückenprobleme gehe ich aber davon aus, dass ich den Job nicht bis zur Rente machen kann. Das und weil mir intellektuell langweilig wurde führten zu dem Studium.
Ich hatte für mich zunächst Pflegepädagogik gewählt, mit dem Ziel Berufsschullehrer für Pflegeberufe zu werden. Kann ich mir gut vorstellen. Nach ein paar Monaten und dem Eindruck, dass das läuft und so machbar ist, hab ich mit meiner Chefin gesprochen und sie über das Studium unterrichtet.
Ich hab einen sehr guten Draht zu ihr und fand das nur fair. Überraschender Weise bot sie mir einen Leitungsjob an, wenn ich das Studium zu Pflegemanagement wechsle.
Jetzt bin ich etwas ratlos, was ich tun soll und vielleicht hilft es, wenn ich noch ein paar neutrale Meinungen höre. Hier mal die Pros/Cons soweit ich die für mich erkennen kann.

Pro Lehrer:

• Ist ein Job der zu mir passt. Ich erkläre gerne und kann das auch recht gut
• Ist ein gefragter Job, bei dem ich immer irgendwie unterkommen kann
• Ich hätte die Chance einen Job dichter am Wohnort zu finden
• Wäre was völlig Neues und ich hab immer Freude daran mich völlig neu zu erfinden

Con Lehrer:

• Wird vergleichsweise schlecht gezahlt, wahrscheinlich kann ich da gerade die Studienkosten reinholen.
• Da ich das noch nie gemacht habe, besteht die Gefahr zu scheitern
• Es ist fraglich, ob ich mit dem Bachelor einen Job finde. Mit Pech muss ich noch einen Master dranhängen, der auch wieder finanziert werden muss und Zeit kostet.

Pro Manager:

• Ich könnte weiter in einem Betrieb arbeiten, den ich sehr mag, mit Kollegen die ich schätze
• Ich würde mehr verdienen, als als Lehrer
• Der Job ist praktisch sicher, so mein Betrieb nicht plötzlich pleite geht oder ähnliches.
• Meine Chefin würde mich in alles praktisch einarbeiten.

Con Manager

• Ich sehe mich einfach überhaupt nicht als Führungsperson
• Ich bin kein Fan von Bürojobs. Kann ich schon, aber ist nicht unbedingt mein Favorit
• Es hängt alles an meiner Chefin. Sollte der Frau irgendwas passieren, ist der ganze Plan vor den Poppes. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen in einer anderen Einrichtung in dieser Position anzufangen

Knifflig, oder? Wie würdet ihr entscheiden? Woran würdet ihr eure Entscheidung festmachen? Im Moment habe ich mir erstmal Bedenkzeit ausgebeten, allerdings will ich mich im nächsten Monat entscheiden. Bin für alle Anregungen dankbar.

paxito schrieb:Ich sehe mich einfach überhaupt nicht als Führungsperson
Ich bin kein Fan von Bürojobs. Kann ich schon, aber ist nicht unbedingt mein Favorit

Alleine diese zwei Punkte erscheinen mir wesentlich bei Deiner Entscheidung, die Du treffen willst.

paxito schrieb:Ist ein Job der zu mir passt. Ich erkläre gerne und kann das auch recht gut
Ist ein gefragter Job, bei dem ich immer irgendwie unterkommen kann
Ich hätte die Chance einen Job dichter am Wohnort zu finden
Wäre was völlig Neues und ich hab immer Freude daran mich völlig neu zu erfinden

Was überlegst Du noch?🤓

paxito schrieb:Ich sehe mich einfach überhaupt nicht als Führungsperson
Ich bin kein Fan von Bürojobs. Kann ich schon, aber ist nicht unbedingt mein Favorit

Ich kann da jetzt nur für mich reden, aber mir geht es bei diesen beiden Punkten genauso wie dir. Aus eben diesem Grunde habe ich schon häufiger mit einem Quereinstieg in den Lehrerberuf geliebäugelt. Ich habe zwar einen Bürojob, bin aber nicht wirklich glücklich damit, und ich kann gut nachvollziehen, wieso du das nicht dauerhaft gern machen möchtest.

Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass Du als Lehrer glücklicher werden würdest, aber natürlich kann ich das als Außenstehender nicht wirklich beurteilen.

Auch wenn es mich graust mir dich als Lehrer für Pflegekräfte vorzustellen (Bei deinem doch recht....ähmm... deutlichen Hang zur Esoterik) würde ich hier für den Lehrerjob plädieren.
Man sollte immer den Job wählen der einem am besten liegt und in dem man sich voraussichtlich am wohlsten fühlt.
Als Lehrer hättest du gewiss auch noch genug Zeit um deinen Vorlieben zu frönen. :)

@paxito

Wenn Du von Dir sagst, dass Du keine Führungsperson bist, dann lass die Finger vom Management.

Denk' dran:

Wer etwas kann, verdient damit sein Geld. Wer dazu zu blöd ist, der unterrichtet es. Wer selbst dazu zu blöd ist, der verwaltet es.

Heide_witzka schrieb:Auch wenn es mich graust mir dich als Lehrer für Pflegekräfte vorzustellen (Bei deinem doch recht....ähmm... deutlichen Hang zur Esoterik) würde ich hier für den Lehrerjob plädieren.

Du wirst lachen, in irgendeinem unserer vielen Streitgespräche hattest du angedeutet wie fatal es wäre, wenn meine Einstellung bei Pflegern Schule machen würde. Das war ein nicht unwesentlicher Impuls. Allerdings spiele ich schon deutlich länger mit dem Gedanken, du bist also nur teilweise Schuld, wenn ich die nächste Generation Esopfleger ausbilde 😝

@martenot
@Bundesferkel
Das was dem im Wege steht, ist eben die Frage ob ich mit dem Bachelor überhaupt einen Job finde. Das Studium finanziere ich über einen Kredit (KfW) und das muss eben auch refinanziert werden. Nach der neuen Berufsordnung für Pflegekräfte, sollen Lehrer über einen Masterabschluss verfügen. Den müsste ich dann auch noch machen und finanzieren (oder Glück haben und einen Arbeitgeber finden, der mir bei der Finanzierung hilft und mich bereits mit Bachelor einstellt).

Bei der anderen Variante, hätte ich den Job mit Abschluss des Studiums in der Tasche. Diese Sicherheit ist da echt viel wert, da alles planbarer wird, ich bin ja nebenbei auch noch Papa von kleinen Kindern (sonst wär mir das weniger wichtig).
Und auch, dass ich mit dem Team weiterarbeiten könnte, ist viel wert. Erstaunlicher Weise sind meine Kollegen der Meinung, ich wäre für den Job bestens geeignet und eine tolle Führungskraft. Was mich echt fragen lässt, was mit meiner Selbstwahrnehmung nicht stimmt. Verschätze ich mich vielleicht, wenn ich mich selbst nicht in der Rolle sehe?

Doors schrieb:Wer etwas kann, verdient damit sein Geld. Wer dazu zu blöd ist, der unterrichtet es. Wer selbst dazu zu blöd ist, der verwaltet es.

Und wer Rückenschmerzen hat, der lässt es gleich ;)

Wenn Du Dich für Lehrer entscheiden solltest, geh bitt vorher hin und mach 1/2 - 1 Jahr Praktirum VOR einer Schulklasse. Dann wirst Du herausfinden, ob es Dir (immer noch) gefällt.


Denn nichts sit schlimmer, als ein demotivierter Lehrer, der zusieht, dass seine Stunden vergehen...

Gucky.

Gucky87 schrieb:Wenn Du Dich für Lehrer entscheiden solltest, geh bitt vorher hin und mach 1/2 - 1 Jahr Praktirum VOR einer Schulklasse. Dann wirst Du herausfinden, ob es Dir (immer noch) gefällt.

Ich muss so oder so im Studium praktischen Unterricht geben, allerdings kein halbes Jahr lang. Das wäre auch überhaupt nicht möglich, ich arbeite Vollzeit und hab Familie, da kann ich nicht einfach mal ein halbes Jahr als Praktikant rumeumeln.

Und schalten Sie auch morgen wieder ein wenn sie Lehrer Paxito sagen hören wollen "Besser ein Homöopathikum als gar kein Zucker".

Ich weiss ja nicht wie alt du bist und wie lange du vorhast noch zu arbeiten.
Wäre die Lehrerstelle bei einem öffentlichen Träger oder in einer privaten Einrichtung?

Heide_witzka schrieb:Ich weiss ja nicht wie alt du bist und wie lange du vorhast noch zu arbeiten.

Arbeiten… hm, bis ich umkippe? Ich arbeite gerne ☺️

Heide_witzka schrieb:Und schalten Sie auch morgen wieder ein wenn sie Lehrer Paxito sagen hören wollen "Besser ein Homöopathikum als gar kein Zucker".

Auch spirituelles Geistermanagment wird Pflichtkurs.

Heide_witzka schrieb:Wäre die Lehrerstelle bei einem öffentlichen Träger oder in einer privaten Einrichtung?

Die müsste ich überhaupt erstmal finden. Lehrer für Pflegeberufe sind aber Mangelware, also sollte sich was finden lassen. Kleine, private Einrichtungen würde ich glaube ich präferieren.

Ich hab mal gehört Beruf kommt von Berufung. Für mich hört es sich so an, als ob die Entscheidung innerlich schon gefallen ist. Werd Lehrer, wenn die sowieso Mangelware sind gibt es bestimmt einen Job für dich vielleicht verbessert sich das Gehalt ja auch noch.

War es bei Erzieher*innen nicht auch so, dass es zu wenige gab weil die Bezahlung nicht stimmte?

paxito schrieb:Erstaunlicher Weise sind meine Kollegen der Meinung, ich wäre für den Job bestens geeignet und eine tolle Führungskraft. Was mich echt fragen lässt, was mit meiner Selbstwahrnehmung nicht stimmt. Verschätze ich mich vielleicht, wenn ich mich selbst nicht in der Rolle sehe?

Wahrscheinlich. Wenn du gerne und gut erklärst, bist du kommunikationsstark. Das ist das A und O in einer Führungsrolle. Wenn dich deine Kollegen gerne als Führungskraft sehen würden, bedeutet das, dass du kein Arschloch bist. Auch das ist immens wichtig für eine gute Führungskraft.

Ich würde diese überraschend aufgetretene Chance nutzen und es mit der Rolle als Führungskraft versuchen.

Auweia schrieb:War es bei Erzieher*innen nicht auch so, dass es zu wenige gab weil die Bezahlung nicht stimmte?

Die Bezahlung ist immer noch nicht toll. Bei ErzieherInnen ist das Problem auch, dass es eine schulische Ausbildung ist, also nicht bezahlt und das ganze geht fünf Jahre (im letzten Jahr gibt es ein bisschen Gehalt, weil Anerkennungsjahr).

Zum Topic:

Hör auf dein Gefühl. Ich vermute auch, dass du als Lehrer glücklicher wärst aber das musst alleine du entscheiden.

paxito schrieb:Ich sehe mich einfach überhaupt nicht als Führungsperson

Und das soll ein Argument pro Berufsschule sein? Kann ich jetzt nicht wirklich nachvollziehen.

Und da die Pflegemanagement Stelle ja in deiner Einrichtung wäre, geht es ja nicht um "Führung",
sondern eher um "Richtung" - und wenn du mit der einverstanden bist, würde ich an deiner Stelle das mehr an Geld dort nehmen
und es notfalls für das andere Studium sparen...

paxito schrieb:Was mich echt fragen lässt, was mit meiner Selbstwahrnehmung nicht stimmt. Verschätze ich mich vielleicht, wenn ich mich selbst nicht in der Rolle sehe?

Du bist halt nicht "auroritär", sondern weißt, was eine Autorität ausmacht.
(Das kannste dir als Kompliment verbuchen.)
--------------
Was müsstest du denn machen, um vom Pflegemanager (später) noch auf die Berufsschule zu wechseln?
(Wenn ich mich nicht entscheiden kann, weil zu viel für beides spricht, dann schau ich, ob nicht beides gehen könnte.)
Müsstest du dann noch mal neu anfangen oder wäre es irgendwie auch "nen Schritt weiter", bzw. halt in die gleiche Richtung?

paxito schrieb:Erstaunlicher Weise sind meine Kollegen der Meinung, ich wäre für den Job bestens geeignet und eine tolle Führungskraft.

Momentan bist du der lütte Paxito aus dem "PflegerInnenhaufen".
Als Führungskraft, je nach Aufgabenbereich und befugnis, musst du vielleicht auch mal unangenehme Massnahmen anordnen. Da kann die Stimmung auch mal kippen. In der Schule bist du auf jeden Fall der A....
Das hat was Stabiles auf das man bauen kann. :D

@paxito
In den Lehrer-Job musst Du erstmal jede Menge Ressourcen (mental und wirtschaftlich) reinbuttern ... bis Du in einigen Jahren erstmal nur in die Nähe Deiner Zielvorstellungen kommst. Negativ kommt noch hinzu, dass der Verdienst nicht prickelnd ist und Du wiederum Jahre brauchen wirst, um Deine Aufwendungen wieder rauszuholen. Das alles hat auch das Potential einem einen Job, den man mag ... zu vermiesen.

In einen Manager-Job kann man reinwachsen und umso höher Du steigst, umso mehr kannst Du unliebsame Aufgaben verteilen. Wirtschaftlich gut gebettet zu sein, hat auch seine Vorteile, die man bei einer möglichen Familienplanung nicht außer Acht lassen sollte.

@paxito

Wenn für dich das Gehalt keine große Rolle* spielt, würde ich den Lehrberuf nehmen.

paxito schrieb:Pro Lehrer:
Ist ein Job der zu mir passt. Ich erkläre gerne und kann das auch recht gut
Ist ein gefragter Job, bei dem ich immer irgendwie unterkommen kann
Ich hätte die Chance einen Job dichter am Wohnort zu finden
Wäre was völlig Neues und ich hab immer Freude daran mich völlig neu zu erfinden

*Damit meine ich, dass du dir den Lebensstandard finanzieren kannst.

@paxito
Was du auch noch berücksichtigen kannst in deiner Entscheidungsfindung, ist die Work-Life- Balance, meine damit die Arbeitszeiten und die möglichen Überstunden. (Jedes Wochenende frei zu haben oder Feiertage mit der Familie verbringen zu können, würde z.B. für den Lehrberuf sprechen und gegen Management).

Vielleicht hilft dir auch, dich durch paar Stellenangebote der beiden Berufe zu klicken und zu lesen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was so gefordert wird (auch an Soft-Skills) bzw. geboten wird.

paxito schrieb:Es ist fraglich, ob ich mit dem Bachelor einen Job finde. Mit Pech muss ich noch einen Master dranhängen, der auch wieder finanziert werden muss und Zeit kostet.

Auch wenn ich mir bei Berufsschule nicht 100%ig sicher bin und es zwischen den Ländern Unterschiede geben kann, aber nur Bachelor reicht nicht, du brauchst auf jeden Fall den Master und dann halt noch das Referendariat.

Als großen Vorteil beim Lehrerberuf sehe ich aber auch noch die Chance auf Verbeamtung. Und so schlecht verdienen Lehrer doch gar nicht wie es hier dargestellt wird? Ach ja und die Ferien sind natürlich noch ein weiterer großer Vorteil. :D

@paxito
Gibt es in deinem Studiengang nicht noch eine Fachrichtung, die sowohl Management als auch Bildung abdeckt?