Andante schrieb:Na ja, hinterher ist man immer schlauer und hat gut reden...
Es gibt Staaten bzw. genauer gesagt Staatsregierungen, die besser und die schlechter auf die Pandemie reagiert haben. Da kann man nicht alle über einen Kamm scheren. Brasilien zum Beispiel, aber auch die USA unter Trump, hätten nicht so viele Corona-Tote zu beklagen gehabt, wenn sich die Entscheider klüger und verantwortlicher verhalten hätten. Verglichen damit sind die Europäer, selbst Briten und Franzosen, am Ende noch recht gut durch die Pandemie gekommen. Was nicht heißt, dass es nicht viel besser hätte laufen können, zB die desaströse Impfstoffbestellung durch die EU.
Allerdings nützen alle staatlichen Maßnahmen nichts, wenn sich die Bürger nicht dran halten. Insofern kann man nicht allein den Regierenden die Verantwortung zuschieben. Abstand rinhalten, Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen etc. muss schon jeder einzelne von uns selber beachten.
Mahnende Stimmen gab es die ganze Zeit über, von Beginn an. Aber richtig, es wurde dann schnell und reflexartig mit dem Finger auf Staaten gezeigt, in denen es noch schlechter läuft. Cui bono.
Im Umkehrschluss hat man medial auch häufig das Beispiel des lockdownfreien Schweden bemüht, bis klar wurde, dass dies ein riesiger Fehler war, der viele Menschenleben kostete. Die tatsächlichen Positivbeispiele aus Vietnam, Neuseeland, Südkorea etc. wurden dagegen schnell abgetan als "nicht machbar". #NoCovid Strategien wurden hier nie versucht, ebenso gibt es einen himmelweiten Unterschied zwischen dem deutschen "Lockdown", der stets nur eine Kontaktbeschränkung war und ist (fragt mal Italiener, Franzosen oder Spanier, was ein Lockdown ist!) und die Leidenslegende der Nichtaushaltenden bemüht auch jetzt noch regelmäßig die Mär vom "deutschen Lockdown", während vielerorts nicht einmal die Schulen wirklich lange geschlossen wurden. Bereits im ersten "Lockdown" schrie man bereits rund um Ostern nach Wiederöffnung der Schulen, "man könne Kinder nicht so lange unbeobachtet lassen! etc..." - Wohl gemerkt nach einem Zeitraum (4 Wochen!), der zu diesem Zeitpunkt nicht einmal dem zeitlichen Umfang der Sommerferien in Deutschland (6 Wochen!) entsprach. Nur, dass sich während den Sommerferien bisher noch nie irgendjemand Sorgen über zu dieser Zeit nicht zu beobachtenden Kinder machte und auch sicher in Zukunft nicht machen wird. Alleine daran wird schon vielerorts die Halbgarheit und auch Heuchelei der Öffnungslobby sichtbar. Die Exekutive hätte und muss noch viel härter gegen Maskenverweigerer, Querdenker etc. vorgehen, schlicht sie tut es nicht, ergo versagt.
Es wird dann die Indiziensammlung des Herrn Wiesendangers medial zerpflückt und ihm seine Qualifikation diesbezüglich abgesprochen, während zeitgleich, aufs Datum genau (18. Februar 2021) eine Studie von US-Ökonomen (!) bzgl. der Harmlosigkeit von Schulöffnungen unkritisiert durchgewunken wird und als Beleg der Öffnungslobby dient. Cui bono.
Es geht also vielmehr explizit genau darum, dass wir alle, nahezu ausnahmslos jeder Staat in dieser Krise in sehr vielen zentralen Bereichen massiv versagte(n), der Umgang der Exekutive und das Gewährenlassen der Querdenker gehört dazu, wie auch die permanente Tolerierung und Förderung des medialen Gejammers einzelner Betroffener oder Gruppen, von Friseuren über Schauspieler und Tourismusindustrie, so als ob wir nicht alle unter dieser Krise zu leiden hätten. Schade, dass die vielen Toten nichts mehr sagen können, aber, Tenor zu Beginn der Krise von vielen, vielen Verantwortlichen: "Die wären ja eh demnächst gestorben!" Mich hat schon damals der schlagartig menschenverachtende Ton regelrecht schockiert, ich wähnte mich in Zeiten zurückversetzt, wo "Humanismus" noch ein lateinisches Fremdwort war. Und was jucken die jetzt noch lebenden Menschen schon die nichtgesagten Meinungen der vielen Toten, Mallorca Urlaub hat einfach Priorität.
Der Skandal ist nicht beendet, er läuft noch, vor unser aller Augen. Nachfolgende Generationen werden, zu recht, sehr hart mit uns ins Gericht gehen.