Dusk schrieb:Aber was heisst das? Würde das nicht bedeuten, man müsste die Infizierten mit leichten bzw. keinen Symptomen (doch) behandeln?
Das kommt auf die Symptome an. Lungengeräusche, Brennen beim Atmen, häufiges Husten usw. würde ich immer behandeln bzw. beobachten, da die Gefahr einer Verschleppung und Verschlechterung gegeben ist, die sich dann in Bronchien und Lunge festsetzen und das Herz belasten kann. Die Autopsien haben gezeigt, dass es wichtig ist, die übermäßige Schleimproduktion in den Lungen in den Griff zu bekommen. Unterstützend können geeignete Schleimlöser und Absaugen sein. Da lohnt es sich aber, bereits früher im Rachen und an der Nasenschleimhaut anzusetzen, wo sich die Viren vermehren.
Vomü62 schrieb:Da denkt der Herr Kekule aber anders drüber: https://www.deutschlandfunk.de/lungenkrankheit-covid-19-virologe-kekule-nur-bundesweite.2850.de.html?drn:news_id=1107200 (Archiv-Version vom 04.03.2020)
Er sagte im Deutschlandfunk, alle Schulen und Kindergärten müssten für diese Zeit schließen. Sämtliche Großveranstaltungen müssten abgesagt und innerdeutsche Reisen auf ein Minimum reduziert werden. Die Hoffnung sei, dass man dann möglichst viele, nicht entdeckte Herde identifiziere und die Patienten isoliere und in Quarantäne schicke. Wenn, dann müsse das alles sofort geschehen.
In dem von
@ToPaMe verlinkten Info-Beiträgen des NDR
https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html (Archiv-Version vom 04.03.2020) sagt Prof. Drosten im Podcast "Wir brauchen pragmatische Lösungen" z. B. dass er derzeit nichts davon hält, weil es erst ein paar hundert Fälle gibt. Dieses Mittel sollte man sich für eine Zeit aufbewahren, in der die Infektionsrate rapide steigt. Er argumentiert es damit, dass es schwer würde, so eine Maßnahme zweimal durchzuführen.
Er ruft dazu auf, zu improvisieren wo immer es geht und Angehörige medizinischer Berufe, die Umgang mit Patienten haben, täglich durch einen Abstrich zu kontrollieren. So könnte man schnell herausfinden, ob dort ein neuer Herd entsteht und die Kontakte sofort herausfinden. Die Argumente kann ich alle nachvollziehen, auch das von Prof. Kekulé. Anders als Prof. Drosten geht er auch nicht von einer Infektionsrate von 60 Prozent und einer Sterberate von 1 Prozent (das wären 500.000 Bundesbürger) aus, wie deinem verlinkten Artikel zu entnehmen ist.
Beide sind gute Virologen mit einer individuellen Meinung, die teilweise in unterschiedlichen Annahmen über das wahrscheinliche Szenario begründet liegen. In so einem Fall muss man auch auf sein Bauchgefühl hören. Wir wissen alle nicht, in welche Richtung es läuft, wollen uns aber gut vorbereiten. Sicher wäre es nützlich, wenn alle eine Richtung einschlagen. Die Möglichkeit, dass diese falsch ist, ist trotzdem gegeben. Daher ist die Verteilung von Risiken durch unterschiedliche Ansätze gar nicht so verkehrt. Man sollte regional auf den Einzelfall schauen und entscheiden. In Heinsberg werden andere Maßnahmen getroffen als in Hückelhoven, obwohl die Orte nur 10 km auseinander liegen.
Improvisation ist ein guter Ansatz, mit dem aber nicht jeder klar kommt. Wir sind es gewohnt, Anweisungen zu befolgen. Außerdem begibt man sich rechtlich schnell in eine Grauzone, wenn man den Vorgaben des RKI usw. nicht nachkommt. Aber wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, die es hergeben sollte Ausnahmeregeln zu schaffen. Da sehe ich in erster Linie die Politik, Gesundheitsämter... gefragt. Das sollte doch machbar sein. Dann schaffen wir die rechtliche Grundlage, improvisieren zu dürfen und können voneinander noch viel mehr lernen.