Was sollte zählen?

Ich hab noch ein schönes Beispiel zum Topic: In Israel ist es verpönt, Wagner aufzuführen. Eben weil er Antisemit war.

@AlteTante

Absolut richtig. Deswegen werden unfreundliche Menschen im Allgemeinen auch nicht angeklagt und gegebenenfalls verurteilt. Menschen, die Kinder missbrauchen, im Allgemeinen schon.

@stereotyp

Aus Sicht der Israelis verständlich. Aber wird es seiner Musik gerecht?

Den hätte ich in meinem Post beinahe angeführt, hab mich aber dann doch für Beethoven entschieden, der nicht ganz so übel drauf war. Außerdem gefällt mir dessen Musik am Ende doch besser... :D

Aber es gibt noch eine ganze Menge Künstler, bei denen es schwer ist, abzuschätzen, was in der Beurteilung des Menschen mehr wiegen sollte.

Hemmingway is auch so ein Beispiel. Der war durch und durch Rassist. Und dessen Bücher wurden sogar umgeschrieben / entschärft. @Blues666

@stereotyp

Sieh mal an, den hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Das mit dem Rassismus wusste ich nicht, dachte eigentlich immer, er wäre eher ein Linker. Okay, auch ein Linker kann Rassist sein...

PStanisLove schrieb:Natürlich sind hier alle ,,Künstler“ gemeint von Musikern und Musikerinnen über Filmschaffenden bis hin zu Malern und Malerinnen und Bildhauern und Bildhauerinnen u.s.w.

du hattest die Filmschaffendinnen nicht erwähnt!

ganz grosse Panne!

@PStanisLove

Interessanter Thread auf jeden Fall. Ich würde da auch von Fall zu Fall für mich persönlich entscheiden.

Dabei möchte ich zu bedenken geben, dass man Künstler natürlich auch -wie jeden anderen- vor dem Hintergrund seiner Zeit betrachten muss. Was 1969 noch völlig ok war, ist es heute vielleicht nicht mehr.

Ich habe die Serie 'Roseanne' immer geliebt und schaue sie immer noch gerne, selbst wenn die Hauptdarstellerin sich mal rassistisch geäußert hat.

Immerhin sind an der Produktion einer Fernsehserie mehrere Hundert Personen beteiligt, die ich jetzt nicht rückwirkend unter irgendeinen Gesinnungsbann stellen würde.

Im Bereich der Rock Musik wäre es aus meiner Sicht völlig albern, nun alle Musiker zu verbannen, denen man in irgendeiner Form Sexismus unterstellen kann. Sexismus war Markenkern der Band KISS, dafür wurde die Band bewundert. Da kann sich jetzt niemand hinstellen und sagen: Nein, sexistisch, das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Pfui.

Bei Kevin Spacey sehe ich die Sache noch anders. Die Serienproduktion hat ihn fallenlassen, obwohl noch nichts ermittelt war. Es gab lediglich Anwürfe. Für Filmschaffende scheint die Unschuldsvermutung wohl nicht mehr zu gelten, tschüss Rechtsgrundlagen.

Weiterhin würde ich mal die Frage in den Raum stellen, ob Künstler nicht sehr oft für etwas extreme Verhaltensweisen oder Ansichten bekannt sind. Ein Klaus Kinski wäre heute wohl so nicht mehr vorstellbar. Aber wollen wir jetzt nur noch Kunstschaffende akzeptieren, die stille, vegane, zurückgezogene Kreissparkassenmitarbeiter sind? Will das dann noch jemand sehen?

Im Umkehrschluss würde ich kein Geld für einen Film ausgeben, dessen Hauptdarsteller wegen Mordes oder Vergewaltigung rechtskräftig verurteilt wurde.

Ich unterscheide schon zwischen dem Werk und seinem Schöpfer. Kunst ist immer Geschmackssache. Ich höre mir ein Musikstück an, will aber nicht mit dem Künstler zusammen leben, ich gucke mir ein Bild an, muss aber den Maler nicht heiraten.

Ich unterscheide natürlich auch ganz stark zwischen durchgeknallten starallüren und dinge wie sex mit einer minderjährigen person vor allem wenn die person es nicht will.

Jeder von uns hat seine dunklen seiten und auch ich bin nicht auf alles stolz was ich gemacht hab, ist halt nur der Unterschied wie groß das vergehen ist.

Dass man das was die Person im Beruf gemacht hat oder in der Kunst gemacht hat anders deshalb bewertet ist in meinen Augen nicht richtig, da sich die Qualität dessen nicht durch die Taten des Menschen verändert.

Dass man das was die person gemacht hat anders betrachtet ist völlig legitim und ist auch nachvollziehbar.

R. Kelly's Urteil gesprochen wurde stellt sich mir erneut wie man mit seinem Werk umgehen sollte. Soll es für immer in den Mülleimer der Geschichte Wandern? Hätte das schon längst geschehen sollen?

Kann man sich R. Kelly's Musik überhaupt geben wenn man weiß, daß die Vermutung nicht fern ist, daß seine Sexuellen Lieder zumindest bus zu einem gewissen Grad von wahren Geschehnissen Inspiriert sind? Was soll man zum Beispiel mit dem von ihm Produzierten Debüt Album von Aalyah machen das,, Age ain't nothing but a number" heißt, also Alter ist nichts als eine Zahl? In wie weit wirft das alles Schatten auf den kompletten 90 er und 2000 er R&B den R. Kelly mitgeprägt hat? In wiefern kann man R. Kelly noch als King of R&B betrachten wenn sein Werk auf einigen anderen Ebenen überholt wirkt?

Das sind Fragen die mir grad so kommen.

find ich absolut irre aber das sind die meisten Menschen nun einmal. Es gibt nie nur eine Perspektive alles hat seinen Grund und auch wieder nicht, der Mensch neigt in der Regel alles aus einer Perspektive zu sehen "das ist gut, das ist schlecht" Schwarz/weiß Denken eben. Man muss aber sehen dass nichts wirklich gut oder schlecht ist. Es ist nur eine Perspektive und wir Menschen werten das eben nur so, durch unsere Auffassung und Emotionen.
Ich habe vor einigen Jahren eine einschneidende Erfahrung gemacht und habe dabei einen sogenannten "Egotod" erlebt, unter einer Droge durch Überdosierung und die Erfahrung war schrecklich anfänglich aber warum auch immer sind Folgen geblieben und mein Denken hat sich seit dem extrem verändert. Meine schweren Depressionen sind verschwunden und ich habe vieles verstanden aber ich habe auch schäden davon getragen, ich kann leider nicht mehr meditieren wie früher, ich habe jahrelang vipassana- also Achtsamkeitsmeditationen durchgeführt vor diesem Erlebniss um zu verstehen aber ich bin nun seit einiger Zeit in diesem ständigen Zustand, ich habe Verständniss und verstehe aber ich kann leider keine persönliche Distanz mehr zu irgend etwas aufbauen und bin seit dem psychisch schwer behindert und zu keinem normalen Leben mehr fähig. Ich muss auch ständig Medikamente nehmen um überhaupt noch etwas normal denken zu können. Einerseits ist es gut dass man versteht aber wenn man keine Distanz mehr hat obwohl ich das selbst merke kann ich das nicht ändern durch diese Störung im Gehirn.
Zurrück zum Thema es ist also nichts was zählen sollte, niemand sollte sich ein Urteil über irgendjemanden erlauben, in der westlichen Kultur ist es Brauch alles und jeden in Schubladen zu stecken, z.b. Links Rechts Oben Unten Gut Schlecht Nützlich Unbrauchbar Weise Dumm etc durch dieses Denken behindert man eine freie, unvoreingenommene Umgangsweise, ich werde später vielleicht dazu mehr schreiben.