passepartout schrieb:Aber Rollenklischee?
passepartout schrieb:Ich finde das Bild voyeuristisch, und da es sich um ein 12 oder 13 Jahre altes Mädchen handelt, lehne ich es ab.
Gemeint war das viktorianische Rollenklischee, das in diesem Bild exemplarisch gezeigt wird: Die Frau gibt sich entweder passiv hin, oder sie lockt den Mann ins Verderben.
"Jungfrau oder Hure", gewissermaßen.
passepartout schrieb:wenn ein Regisseur wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde, werde ich keinen seiner Filme mehr anschauen.
passepartout schrieb:FF schrieb:
Muss man ein künstlerisches Werk aufgrund der Biografie des Künstlers be- und vielleicht sogar verurteilen?
Müssen? Nö. Wodurch sollte man dazu verpflichtet sein?
Die Frage ist: Zeigt man es, und wenn man es zeigt: Kommetarlos (wie es ja bei vielen Bildern in Museen ist, so wie bei dem Balthus-Bild), oder im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung?
Atrox schrieb: Das Gemälde ist definitiv Kunst. Es abzuhängen dient meiner Einschätzung nach rein der Provokation einer Empörungssituation. Da tue ich mich schwer es als Kunst zu sehen. Vielleicht liegen sogar reine Marketingzwecke zu Grunde, die man mit einem konstruierten künstlerischen Anspruch maskieren möchte.
Die (umfassendere) Kunstaktion, im Rahmen derer das Bild abgehängt wurde, wird ab März gezeigt.
;)Kunst hat aber immer auch provoziert, mit Tabubrüchen und auch mit der Kritik an anderer Kunst.
Macht sie das weniger künstlerisch?
KFB schrieb: Kunst muss alles dürfen. Der Künstler darf nicht alles dürfen.
Dann bleibt aber eingeschränkt, was wo gezeigt wird und wie.
Es gibt ja auch pornografische Kunst, die man z.B. nicht Kindern zeigen möchte.
RitterCumallot schrieb:Was ist daran vernünftig, der künstlerischen Freiheit keinen Einhalt zu gebieten? Gebietet man absolut keinen Einhalt, kann man jegliches Schaffen unter den Deckmantel der Kunst stellen. Hannibal Lecter lässt grüßen.
Das ist auch ein wichtiger Punkt: In Berlin wurde eine Kunstaktion sehr kritisiert, bei der eine tote
Kuh von einem Hubschrauber abgeworfen wurde.
Hätte sie noch gelebt, wäre es natürlich nicht genehmigt worden wegen Tierschutzgesetz und noch mehreren Gesetzen. Der Kunst sind also durch andere Gesetze schon Grenzen gesetzt.
RitterCumallot schrieb:Bei sowas frage ich mich, wer braucht solche Bilder mit Pädophilie, wer hat einen Nutzen dadurch? Was bringt Provokation ohne ein Klären danach?
Da muss man wohl die Frage stellen, was der Künstler damit ausdrücken wollte.
Im Museum gab es dazu jedoch keinen Begleittext, da hing das Bild kommentarlos - was die Petititon ausgelöst hat, in der das Abhängen
oder ein Begleittext (das hat die Presse einfach ausgelassen, auch das Museum in der Presseerklärung dazu) gefordert wurde.
RitterCumallot schrieb:Perversionen als Dramaturgie ok. Da dient sie der Geschichte eines Buches. Im Film genauso. Aber wozu Bilder, die sich Leute an die Wände hängen?
Balthus´ Bilder werden unter "Symbolismus" eingeordnet, es gibt also eine Bedeutung über das Dekorative hinaus. Nur kann man die Mädchenbilder eben auch ohne tiefere Bedeutung als pädophile Kunst betrachten, denn eine tiefere Bedeutung wird einem nicht aufgezwungen.
RitterCumallot schrieb:Wie gesagt, sowas dient der Dramaturgie einer Geschichte. Ungeachtet ob diese Geschichte nun Sinnvoll ist, oder nicht. Mir gehts um Bilder, Werke die aus sich selbst sprechen, ohne eine dazugehörige gelieferte Geschichte, in der sie einen zweckmäßigen Sinn entfaltet. Welche auch gemacht werden und sich Menschen kaufen.
Hmmmm... in der Literatur funktioniert einiges aber auch nur durch Symbole und Bezüge, Umdeutungen, Überspitzungen, .... auch ohne dass in einer Fußnote steht, was gemeint ist.
gruselich schrieb:Meine Meinung nach hat der Künstler hier clever gewisse Wirkungen und Gefühle des Betrachters eingesetzt, um eine Spannung zu erzeugen, die letztendlich dem Bild ihren Wert auf dem Kunstmarkt gegeben haben.
Nunja... das tut Kunst nunmal.
;)Und das auch ganz unabhängig davon, ob sie eher dekorativ oder mit tieferer Bedeutung daher kommt, denn auch ein dekoratives Bild löst Gefühle aus, sonst fände man es nicht schön.
gruselich schrieb:"Weil die eigenen Bilder und Vorstellungen von Sex nicht zu Kindern passen und passen dürfen, betrachten wir sie oft als asexuelle Wesen. Kindliche Sexualität ist ein solches Tabu, dass viele nicht einmal von ihr wissen, geschweige denn ahnen, wie ein gesunder Umgang mit ihr aussieht."
Das "Unwohlsein" beim Betrachten der Balthus-Bilder kommt wohl daher, dass er den Betrachter die Mädchen durch seine Augen sehen lässt. Es gibt keine Distanz - das Kind wird als hoch erotisch gezeigt, nichts anderes interessiert den Maler.
Die Sexualität von Kindern hat für sie aber noch die gleiche Bedeutung wie Essen, Schlafen, Spielen: Sie ist nicht emotional aufgeladen, richtet sich nicht auf andere und wird darum als so "unschuldig" empfunden.
Ich frage mich dann immer, was die Maler eigentlich denken, was mit dem Mädchen passiert, wenn sie sich ihrer Sexualität bewusst wird, dass sie dann nicht mehr "unschuldig" wäre.
Da zeigt sich eine Vorstellung, dass Sex nicht ohne Schuld und Schuldgefühle denkbar ist, so wie viele Freud verstehen... und es zeigt sich in der Vergötterung junger Mädchen ein sehr merkwürdiges Verhältnis zu Frauen.
shionoro schrieb:Früher war die Kunst ein Selbstzweck oder hatte einen rituellen Zweck, heute ist ihr Zweck ein Produktdasein.
Das ist aber schon seeeeehr lange so.
:)