Groucho schrieb:Hört sich nach der großen Liebe an.
Es war ein großes Stück Pragmatismus dabei - ich bin 100% sicher - die beiden hätten geheiratet, hätte er planmäßig ein gutes zweites Staatsexamen abgeliefert. Als das nicht so war, wurde er ziemlich knallhart ausgetauscht.
Gibt es aber auch bei Männern - wir hatten hier (hatte ich glaube ich schon mal geschrieben) im Dorf ein "Traumpaar" - zwei Kinder, top Karrieren, die hatten nachts einen Ehestreit im Auto und er fuhr gegen einen Baum (man kann nicht mal sagen, ob absichtlich oder abgelenkt). Ihm ist wenig passiert, sie hatte eine Gehirnblutung, war halbseitig gelähmt, war unklar, was alles an Beeinträchtigungen zurück bleibt. Er hat sie auch sofort verlassen - nicht mal die Reha abgewartet. Die Kinder hat er auch gleich "kassiert".
Und ... kein Witz ... wir hatten im Studium mehrere evangelische Pastoren vor oder nach dem Vikariat (heißt das bei Protestanten so?), die an der PH eine geeignete Frau als Pastorengattin suchten und dachten, sie finden im pädagogischen Bereich sicher jemand, der ihm dann später die Kinderkirche und Jungschar schmeißen kann und seinen Glauben teilt.
Groucho schrieb:Hmm, ich glaube so richtig wird das auch bei Frauen nicht akzeptiert, jedenfalls nicht von Arbeitgebern.
Ich glaube, dass Arbeitgeber da schon mehr Verständnis haben.
Groucho schrieb:Ich glaube, auch hier kommt es wieder sehr auf das Umfeld an. Oder anders formuliert: Das gibt es auch heute noch, aber weniger als bspw. vor 20 Jahren - so jedenfalls meine persönlichen Erfahrungen. Ich lebe da, glaube ich, in einer sehr liberalen Blase und bekomme sehr konservative Einstellungen nur aus Foren oder Zeitungen mit.
Ich glaube, es ist schon noch sehr verbreitet, dass der Mann Karriere machen sollte - man bekommt eben sehr viel positiven Zuspruch, wenn es passiert. Aber es gibt eine -wie ich mitbekomme- geschlechterneutrale Gegenbewegung - gerade bei Lehrern war es ja bisher ziemlich leicht, nur 60 oder 70% zum Einstieg zu arbeiten - früher gab es das seltener (zumindest an unserer Schule), da war mehr "hurra, Referendariat ist fertig, jetzt Geld verdienen!) - jetzt haben wir viele, die die ersten fünf Jahre (oder dauerhaft) wenig arbeiten.
Abahatschi schrieb:Habe ich schon erwähnt, Hypergamie ist eine reell existierende Tatsache. Passt auch zum Thema: der Mann wurde wegen seiner hinkenden beruflichen Zukunft gekickt. Der Loser hat zu funktionieren.
Ich glaube tatsächlich, dass das eine Rolle spielt. Auch so eine Dorfgeschichte hier: Wir hatten ein Paar hier im Dorf, das sich sehr jung verlobte (freikirchlicher Hintergrund) - kurz vor der Eheschließung bekam sie kalte Füße und machte Schluss - ohne Mist, er hat am darauffolgenden Samstag im Lotto eine höhere Summe gewonnen (klingt wie ein schlechter Film) - Meinung im Kaff "so ein Pech aber auch ...". Er war so im Liebeskummer, hätte sogar akzeptiert, wenn sie wieder zurückgekommen wäre, sie war aber standhaft genug, das nicht zu machen - trotz dann abbezahltem Haus, etc. Da mussten man sie in Dorfklatschdiskussionen schon verteidigen, da die öffentliche Meinung schon war "ist sie aber doof" .... Ist natürlich ein Einzelfall, die öffentliche Mehrheitsmeinung war aber klar "sie soll zurück gehen, dann ist sie versorgt!".
blueavian schrieb:Ein User hat hier auch mal geschrieben, dass er sich als Reicher ausgegeben hat und die Frauen waren ziemlich an ihm interessiert und es war gut um Frauen generell kennenzulernen. Am Ende hat er dann zugegeben, dass er Hartz 4 bekommt und das Interesse hat abrupt nachgelassen.
Das ist sicher so. Wie gesagt, wir lügen deshalb auch - die Leute haben einfach den Eindruck, dass Mr Mary mit seinem Eventgedöns viel mehr verdient, als es der Fall ist. Ich habe keinen Bock, dass er als Looser angesehen wird, wenn Bemerkungen kommen, lassen wir die Leute einfach im Glauben, dass das so ist.
Es hat aber glaube ich nur eingeschränkt was mit dem Geschlecht zu tun, Leute schmücken sich gerne damit, dass sie reiche oder einflussreiche Bekannte haben.
rhapsody3004 schrieb:Dieser User war zwar nicht ich, aber ich habe ein ganz ähnliches Experiment (allerdings bzgl. des Berufs) auf einer ganz bestimmten Partnerbörse mal ausprobiert und das Ergebnis war auch, dass ich ab diesem Moment sehr interessant für die dortige Damenwelt geworden bin. Ist ja auch soweit logisch, da sich anhand des Berufes so allerlei ableiten oder schlussfolgern lässt.
Das klappt sicher auch anders herum: Als erfolgreicher Mann, der z.B. Familie möchte, würde ich nun keine beruflich sehr erfolgreiche Frau daten, weil es dann zwangsläufig zu Kollisionen kommt. Manchmal muss man halt dahin ziehen, wo der nächste Karriereschritt ist.
rhapsody3004 schrieb:Ja natürlich geht das auch noch auf alte Rollenklischees zurück, in denen gefälligst der Mann die alleinige Vollversorgerrolle zu spielen hat und einer Frau finanzielle- und materielle Sicherheit (auch den Kindern wegen, aber auch ohne) bieten muss, möchte er der Mann ein richtiger und vorzeigbarer und heiratsfähiger Mann sein.
Zugegeben, es ist schon auch praktisch. Ich habe mit drei Kindern fast immer Vollzeit gearbeitet und es gab Tage, da war ich einfach so brötlefertig - ich habe mir manchmal schon auch gewünscht, dass Mr Mary so viel verdient, dass ich einfach auch mal ein Jahr Elternzeit nehmen kann, die Kids morgen in Kiga und Schule stopfen und dann joggen oder in die Sauna gehen. Es hat schon Vorteile. Es ist nicht so, dass sich alle Frauen (wahrscheinlich alle Menschen) darum reißen, dass sie Vollzeit arbeiten gehen können.