RachelCreedII. schrieb: Ja, natürlich. Selber Schuld, diese "Opfer." Da fällt einem echt nichts mehr zu ein.
Meine Liebe, das ist die Realität. Wenn du innerhalb einer Rolle aus der Rolle fällst, ist es einfach so, dass du dich in Kontexten zur Zielscheibe machst. Einer unserer Psychologieprofessoren hat im Studium immer gesagt, er würde liebend gerne geschminkt und im Kostüm mal zu einer Tagung kommen (und das war für über 20 Jahren) - einfach, um zu beobachten, wie Leute auf ihn -außerhalb seiner Anzug + Krawatte Rolle auf ihn reagieren).
Tussinelda schrieb:von dürfen oder nicht dürfen war gar nicht die Rede
Ihr habt das abgewertet - da ist die Frage: Haben diese Männer, die einen "primitiv Bier-Grillabend" machen, kein Recht auf freie Meinungsäußerung? Es ist ja nicht so, dass sie irgendwen verletzten, sie sind in einer Gruppe, in der es Konsens für ihre Meinung gibt.
Tussinelda schrieb:und woran meinst Du liegt das?
Mädchen werden immer für ihr Aussehen gelobt oder sanktioniert. Mein Bruder und ich hatten eine Kindheitsphase, wo wir beide ziemlich moppelig waren - bei meinem Bruder fand man es kuschelig, ich wurde regelmäßig zusammengestaucht, auch, weil ich nicht in die weitergebenen Klamotten meiner Cousie passte und mir wurde schon prophezeit, dass ich mit der Figur mal "keinen Mann" finde. Das ist ein Muster, als Mädchen musst du erst mal hübsch sein.
Tussinelda schrieb:das ist doch schon ein Widerspruch in sich. Also es wird nicht thematisiert, wir sprechen aber darüber, denn sonst wüßten wir ja nicht, dass wir alle denken, dass er homosexuell ist und mit einem Mann zusammenlebt. Was Du meinst, ihr thematisiert es nicht offen, hintenrum ganz offensichtlich schon
Ich arbeite seit über 20 Jahren da - es wird nicht im Lästermodus thematisiert, sondern z.B. wenn ein Kollege privat feiert und andere Kollegen + Partner(in) einlädt, z.B. zu seiner Hochzeit. Da wird dann schon gefragt "ist X mit jemandem zusammen" und es kommt als Antwort "das weiß niemand!". Ich weiß es aber z.B. auch, da wir mal bei Corona für ihn eingekauft haben - da standen zwei Namen an der Klingel - es muss also einen Grund geben, warum er der Frage vehement aus dem Weg geht. Logische Erklärung: Wir sind eine Brennpunktschule, muslimische Jungs lassen sich nicht störungsfrei von schwulen Lehrern unterrichten.
Tussinelda schrieb:Du gehst aber einfach mal davon aus, dass sie es hat.....
Ich weiß das - ich lebe auf dem Land und kenne die Person seit langem, auch als Mann. Sie ist leider niemand von den Menschen, die den optischen Geschlechterswitch jemals hinbekommen werden, da einfach der Körperbau ein anderer ist. Daher werden das auch Menschen, die sie nun neu kennenlernen, sofort sehen.
Groucho schrieb:Kann es sein, dass ihr ein relativ konservatives Umfeld habt?
Ja, ländlich und sehr religiös geprägt. In der Großstadt wäre das vermutlich kein Problem. Vielleicht wäre es heute auch einfacher. Das Kind geht immerhin schon zur Uni.
Groucho schrieb:Ich frage, weil ich auch häufig mit den Kindern allein zu Hause war (Freundinnen durften immer kommen) oder auch immer die Kinder in den Kindergarten gebracht habe, weil ich nur Teilzeit arbeitete und ansonsten Haushalt und Kinder versorgt habe. Ich habe da niemals etwas erlebt, was du zu diesen Themen erlebt hast.
Wir waren schon große Exoten zu dem Thema. Witzigerweise war das bei unseren Söhnen nie ein Problem, nur bei unserer Tochter.
Groucho schrieb: Wenn ein Mann sich kaputt arbeitet, weil er meint ein Mann muss so agieren, ist es toxische Männlichkeit. (Ein Freund von mir hat tatsächlich wortwörtlich mal gesagt "Wenn ich abends nicht total kaputt ins Bett gehe, habe ich das Gefühl ich war mein Geld nicht wert")
Beruflich erfolgreiche Männer kommen bei Frauen weitaus besser an. In meiner StudiWG hat sich z.B. ein Dauerpaar getrennt, weil er Probleme im Referendariat bekam und sie Angst hatte, sie müsse ihn zukünftig "durchfüttern". Bei Frauen wird das akzeptiert, wenn sie sagen "sorry, muss mein Kund um 16 Uhr vom Kindergarten holen, Tschüss ....". Da sind wir wieder beim klassischen Rollenbild.
Hart arbeiten wird beim Mann gleichgesetzt mit "möchte beruflich vorwärts kommen, Karriere machen, seine Familie bestmöglichst versorgen". Bei der Frau als "vernachlässigt Heim und Kind - stimmt da was in der Ehe nicht?".
Abahatschi schrieb: Ich dachte die nennt man Workaholiker, kann krankhaften Züge annehmen und da sollte man zum Arzt. *Was ist wenn das Frauen machen ? Auch toxische Männlichkeit??
Ich glaube, von Frauen wird durchaus auch erwartet, dass sie "fleißig" sind, aber man hat mehr Verständnis, wenn sie einen guten Grund angeben, warum es nicht geht (z.B. muss sich die Frau ums Kind kümmern). Wir haben eine Kollegin, die seit Jahren keinen Schulausflug mitmacht, weil das Kind angeblich nicht vom Mann vom Kindergarten abgeholt werden möchte und er es nicht ins Bett bringen kann - das wird klaglos als Entschuldigung akzeptiert. Anders herum würde das nicht gehen.