RachelCreedII. schrieb: Wer das als Mann bezweifelt, kann ja gerne mal den Selbsttest machen und sich mit lackierten Nägeln und 'nem Lidstrich nacheinander zu einer zufällig ausgewählten Gruppe Männer und einer Gruppe Frauen dazu gesellen. Die Erfahrungen dürften Bände sprechen.
Ganz ehrlich? Auch wenn ich mich gleich sehr unbeliebt mache: Bei mir sitzt morgens im Zug oft eine Frau, die offensichtlich einmal ein Mann war: Sie fällt sofort auf (stark geschminkt, Haare blondiert, Bonbonklamotten). Sie betont ihre Femininität, obwohl sie sehr viele maskuline Elemente hat. Ich finde es sehr befremdlich, welches optische Gesamtbild sie da abgibt - das fände ich aber auch, wenn sie das Geschlecht nicht gewechselt hat, weil das, was sie tut, einfach nicht zu ihrem Typ passt.
Es ist vielleicht auch erst mal ein "Urinstinkt", Sachen abzulehnen, die einem seltsam oder ungewöhnlich vorkommen. Dazu kommt noch, ob man die Person vielleicht anders kannte - ich finde ehrlich, man hat auch erst mal das Recht, etwas irritiert zu sein.
nasenstüber schrieb:Wie oft ist mir schon vorgeworfen worden, dass ich ständig "Mansplaining" betreibe. Dabei klugscheiße ich nicht nur bei Frauen sondern generell, weil ich es oft einfach besser weiß. Sollen besser zuhören und lernen, statt mir irgendeinen Unsinn vorzuwerfen, um ihre Bildungslücken zu kaschieren, oder? ;)
Mir tun Männer da leid. Es gibt durchaus auch Frauen, die in epischer Länge irgendetwas berichten ... Ich habe auch eine Kollegin, die abends nicht weg kann, weil der Mann angeblich das Kind nicht ins Bett bringen kann und sie -als Mutter- braucht. Das ist glaube ich das Äquivalent davon, nur, weil das Geschlecht ein anderes ist, wird es nicht so negativ konnotiert.
Interested schrieb:Also ich bin auch mit unterschiedlichsten Leuten beim Grillen. Alle Schichten durch die Bank weg - ich habe soetwas noch nie erlebt. Und ich kenne auch keine Personen, die berichtet haben, dass Männer am Grill "Uggahh, Uggahh - habe Feuer gemacht" Sprüche über Homosexuelle oder Transpersonen ablassen.
Ich erlebe im Alltag eigentlich gar nie, dass Sexualität jemals thematisiert wird. Ich habe einen Kollegen, der ziemlich sicher homosexuell ist, das aber nicht thematisiert. Da spricht einfach niemand darüber ... warum auch? Er lebt mit jemandem zusammen - wir denken, es ist ein Mann, aber es fragt niemand nach. Das ist sein privater Bereich, solange er nichts sagt, wird das auch nicht besprochen. Ich erkläre ja auch nicht, dass ich Hetro bin oder cis, wie das nun so Neudeutsch heißt.
Tussinelda schrieb:Ich finde man muss Männern nur mal so beim Fussballgucken zuhören oder die "Scherze" die Männer gerne mal so untereinander machen.....also so vollkommen diskriminierungsfrei ist das oftmals nicht, wird natürlich unter "Humor" abgelegt. Da lachen dann auch gerne alle mit, auch wenn es sie womöglich treffen sollte oder sie eigentlich ganz anders ticken
Provokativ gefragt: Warum sollen sie das in einer Kleingruppe nicht tun dürfen? Sie diskriminieren ja in dem Fall niemanden.
RachelCreedII. schrieb:Aber der Kontakt mit anderen queeren Personen hat mir diesbezüglich echt die Augen geöffnet.
Wobei sich mitunter manche Leute auch echt selbst zur Zielscheibe machen. Wir hatten kürzlich den Fall, der dann in unserer Dorfgruppe landete: Transfrau arbeitet zwei Tage beim Bäcker Probe als Verkäuferin - und bekommt die Stelle nicht. Gleich ein Aufruf, diesen Bäcker nun als "transfeindlich" zu boykottieren - einige Leute merkten an, dass er, wenn er transfeindlich wäre, ihr ja gar nicht die Chance gegeben hätte, probezuarbeiten - dieser Einwurf verhallte fast ungehört. Was wird also passieren, falls sich nochmals jemand bei diesem Bäcker bewirbt, der trans ist? Der erinnert sich an den Shitstorm und wird vermutlich gar keinem Probearbeiten mehr zustimmen.
Tussinelda schrieb:also ich würde es mal so sagen......da Frauen sehr viel öfter aufs Frausein, Aussehen, Klamotten, Frisur, Alter usw reduziert werden, weil dies offenbar die bemerkenswertesten Attribute sind, sie somit generell weniger ernst genommen werden insgesamt und das auch längst nicht überwunden ist, sehe ich persönlich eher das Problem darin, dass Dir etwas vorgeworfen wird, was DU einfach abtust aber gleichzeitig doch bitte bemerkt haben möchtest, dass Du mit solchen Äußerungen diskriminiert wurdest.
Frauen reduzieren sich aber häufig auch selbst darauf. Ich folge einigen meiner SuS bei Instagram - die Mädchen sind oft damit beschäftigt, sich in irgendeine Pose zu stellen, zu stylen und dann Komplimente dafür zu bekommen "krass hübsch" - das machen die Jungs nicht.
Interested schrieb:"Na, will die Kasse nicht, einfach mal gegenhauen oder so". Hat sie sich sofort angepisst gefühlt und ihn bei mir als Mansplainer umschrieben.
Es gibt inzwischen Leute, die -so kommt es mir vor- berufsempört sind und überall Gründe sehen, sich diskriminiert zu fühlen.
Eine Freundin von mir hat sich auf eine Führungsposition beworben: Mit ihr im Rennen: zwei Männer. Sie bekam die Stelle, ist aber auch total gut qualifiziert dafür. Sie hat mehrfach den Spruch gehört "man musste dich ja nehmen - warst die einzige Frau" - v.a. von Frauen. Da wird schon auch ganz ordentlich diskriminiert.
RachelCreedII. schrieb:Auf ihre Nachfrage meinte er wohl, dass es für ihn selbst am sichersten sei, damit nicht irgendwelche komischen Vorwürfe kommen.
Es ist wirklich so, dass Männer das überlegen. Ich bin in meiner Schule oft bei Lehrer-Schülerinnengesprächen dabei, nur, dass die Schülerin nachher nicht behaupten kann, es wäre was gewesen. Auch, wenn Klassenarbeiten nachgeschrieben werden - es gibt keinen Kollegen mehr, der mittags z.B. Anna einbestellt und sich mit ihr in ein leeres Klassenzimmer setzt und mit 5m Abstand korrigiert, während Anna die Arbeit nachschreibt.
RachelCreedII. schrieb:Ich finde das irgendwie sehr gruselig, dass sich Männer, die einfach nur mit Kindern arbeiten möchten, einem Generalverdacht ausgesetzt sehen.
Mein Mann war ja mit unseren Kindern tagsüber daheim - unsere Tochter hatte viele Freundinnen, die nur kommen durften, wenn ich an dem Mittag auch da war.
RachelCreedII. schrieb:Leider gibt es auch weibliche Arschlöcher...
Sowas regt mich tatsächlich wahnsinnig auf.
Denken solche "Mütter" vor lauter Hass auf den Ex nicht mal mehr an das Wohl ihres eigenen Kindes?
Beide Seiten instrumentalisieren Kinder gerne, das erlebe ich täglich bei der Arbeit.
Abahatschi schrieb:Ich kenne das aus persönlicher Erfahrung: in USA hat man mir empfohlen die Tür zu meinem Einzelbüro offen zu lassen und die Jalousien immer oben zu lassen. Ich war im technischen Büro auch die Schnittstelle zu Produktmanagement, HR und Marketing, sehr viele Frauen die vorbei kamen. Aus DE war ich gewohnt dass wenn spätestens HR vorbei kommt, man das hinter verschlossener Tür bespricht.
Ja, diese aktuelle Debatte hat durchaus auch sehr beängstigende Elemente.